Der Scherif Mortedha
(gest. 1044)
So lang' ich wache wird sie mir nur schwer zu Willen
So lang' ich wache wird sie mir nur schwer zu Willen,
Bereit, sobald ich schlaf', mir meine Lust zu stillen,
Wir heben uns, sie gibt dann meinen Wünschen Raum,
Nichts ist d'ran auszusetzen, als dass es ein Traum;
Da dieses Stelldichein ich nur allnächtlich wage,
So sind die Nächte doch weit besser als die Tage.
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O meine beiden Freunde, Schmuck der Kais,
Die Liebe ist's, die uns muss Sitte lehren,
In Euerer Erinn'rung lasst mich schwelgen,
Und lasst mich trinken aus dem Kelch' dem leeren,
Der Schlaf sei fern von meinen Augenliedern,
Ich will ihn Liebenden als Kleid gewähren.
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Zwischen mir und meiner Liebe Tadlern stechen
Allerorten aufgepflanzte Lanzen,
In der Liebe bin ich nur ein Ketzer,
Nur den Schönen ziemt es Recht zu sprechen.
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Meines Herzens Vollmond in den Nächten,
Zieh mich mit der Hand aus tiefer Fluth.
Deiner Schönheit Wunder sind nie minder
Wie das Meer, von dem zu sprechen gut;
Preis dem Herrn, der formte deine Wangen,
Der dir Macht gab über Herzensblut,
Strecke aus die beiden edlen Hände,
Und befrei' mich von der Liebe Wuth.
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Sag' Ihr, mit vom Blick geritzten Wangen,
Mit den blutigen, erfülle mein Verlangen!
Ihr, die schmachtet, ohne krank zu sein,
Schmäh' nicht, denn ich sterb' in dieser Pein.
Ich begab mich in des See's Gefahren,
Um darauf so oder so zu fahren.
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