Arabische Dichter

Aus der Literaturgeschichte der Araber

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1850-56)



Safir el-Haddad
(gest. 1134)


Hätte er sich an Geduld gehalten


Hätte er sich an Geduld gehalten,
Flössen nicht die Augen sogestalten,

Liebe stürmte heftig auf das Herz,
Bis dasselbe unterging in Schmerz,

Und es liess in seiner Brust die Lieb'
Nur die Lebenskraft, die übrig blieb;

Wer zu leben wünscht in Ruh' und Frieden,
Meide Blicke, schmachtende, hinieden,

Lass Dich nicht betrügen durch das Schmachten,
Blick verwundet, wenn auch süss die Frachten.

O Gaselle, deren Blickespfeile
Tödten Liebenden in aller Eile.

Wer begabt mit Perlen Deinen Mund,
Dessen süsser Duft den Wein gibt kund?

Welcher Speer den Wuchs so aufrecht hält?
Wer hat Deine Blicke so gestählt?

Sachte! dass dem Leib' gescheh' kein Leid,
Denn es reibet ihn rothseid'nes Kleid.

Zauberei Harut's ist hier zu schwach,
Denn sie stehet ihm bei weitem nach,

Ja, bei Gott! wer Dich begann zu lieben,
Ist an Deinem Haare hängen blieben.

Willig Deiner Lieb' die Herzen unterliegen,
Wider Willen brauchst Du nicht zu siegen,

Wann Vergnügen harret an der Thür',
Wird durch Müh' es abgeschrecket schier,

Dich verlangen alle Menschen gleich,
Hohe, Niedrige, wer arm und reich.

_____




 

Aus: Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Zweite Abtheilung
Von dem Regierungsantritte Mosteksi-billah's
bis zum Ende des Chalifates zu Bagdad im Jahre 656 (1258)
Sechster Band
Vom eilften Jahre der Regierung des sechs und zwanzigsten Chalifen Kaimbiemrillah
bis in das achte Jahr der Regierung des ein und dreissigsten Chalifen Moktefi-biemrillah,
d. h. vom Jahre der Hidschret 433 (1041) bis 538 (1143)
Wien 1855
(S. 789-790)

 

zurück

zurück zur Startseite