el-Bejadhi
(gest. 1075)
Wie soll die Sehnsucht je vertrocknen
Wie soll die Sehnsucht je vertrocknen,
Da Thränen sie bewässern für und für?
Wenn in der Liebe Freiheit waltet,
Geziemt des Sclaven Kette mir,
Und wenn Almosen gibt die Schönheit,
Stell' ich mich vor als der Fakir.
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Du, dess' Entfernung Trauerkleider heischt,
Womit als krank Besucher ich getäuscht,
Durch langes Wachen so des Schlaf's entwöhnt,
Dass meine Wimper selben nicht mehr kennt,
Durch Jusuf wurden Hände einst zerschnitten,
Doch Du zermalmest Herzen mit den Tritten.
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Du ziehest fort, die Thräne strömet frei,
In Deinem Herzen ist nicht Gleissnerei,
Lass Deiner Wimpern Wasser ströme frei,
Es ist für gift'ge Bisse Arzenei,
Hüt' Dich! der Umgang mit den Tadlern trügt,
Wenn auch ihr Äusseres die Milde lügt,
Die Tage sind verschwunden nicht im Wind',
So lang' noch auf den Ästen Blätter sind,
Wo die Narzissen Augen, Rosen Wangen,
Der Speichel Wein, den Liebende verlangen,
Wo uns die Tage zu Bagdad verstrichen,
Wo alle Märkte voll von Wohlgerüchen;
Ich weine Blut, erinnernd mich daran,
Weil sich dergleichen nimmer finden kann.
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O der Nacht! worin der volle Mond
Ohne Furcht und Hut mir beigewohnt!
Wo sein Wort mir war der Sterne Glanz,
Ihr Gesicht der Mond, der volle ganz,
Wo ich nur für ihre Schönheit wach,
Ohr und Blick dem Zauber zogen nach,
Nacht, der es an Länge nur gefehlt,
Kürz' ist Schändlichkeit in dieser Welt,
Gerne hätte ich gemacht sie länger schwarz,
Mit den Augen und mit des Herzens Schwarz.
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O Nacht! worin der Vollmond lag in meinen Armen,
Um ohne Furcht und Vorsicht d'rinnen zu erwarmen,
Die Worte, die Sie sprach, sie galten mir als Sterne,
Den Glanz des Mondes ich vom Angesichte lerne,
Kein Übel war darin, als dass sie viel zu kurz,
Ist denn die Kürze nicht schon aller Übel Wurz'?
Wie gerne dehnte ich dieselbe in die Länge,
Wenn nicht durch die Geduld das Herz käm' in's Gedränge.
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