Ahmed Ibnol-Chajjath
(gest. 1122)
Weh'n nicht die Winde aus dem hohen Land'
Weh'n nicht die Winde aus dem hohen Land',
Die sonst tragen fort Dir den Verstand,
Hütet Euch vor diesem sanften Winde,
Dass er Euch mit Sehnsucht nicht entzünde,
Meine Freunde, habt Ihr je geliebt,
Wisst Ihr, welche Macht die Liebe übt?
Durch Erwähnung wird erregt Verlangen,
Der Verstand bleibt an der Liebe hangen,
Die verzweifelnde Begier voll Pein
Nach dem nahen, fernen Stelldichein,
In dem Zug' ist ein verliebter Freund,
Der, wann ihm die Liebe nicht erscheint,
Wann vom Wüstenlande weht die Luft,
Bringt sie Krankheit, doch nicht Heilungsduft,
Späh'rumgeben wendet Sie sich ab,
Was mir einen Stich wie Lanzen gab,
Eifersüchtig bin ich in dem Stamme,
Meine, Jeder brennt von Ihrer Flamme.
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Frag' das Schwert der Wimpern, das gezogen,
Ob das Blut die Zähren ausgezogen,
Wer ist's, der ihm beisteht, ihn entschuldigt,
Wann sehnsüchtig er der Liebe huldigt,
Sie, die schlanke Schöne, hat das Schwert
Ihres Blickes gegen uns gekehrt,
Türkin, schadet sie mit Bogenschiessen
Minder als mit Blicken, welche schiessen,
In der Nacht, wo ihrer ich begehrte,
Floh' der Schlaf, die Pein war mein Gefährte,
Furcht vor ihr hat mich zu ihr getrieben,
Vorderste sind oft zurückgeblieben,
Durch den Becher ward sie dann bezwungen,
Nieder hatte sie der Rausch gerungen,
Ihre Rechte übte die Erwarmung
Durch den Kuss und die Umarmung,
Wachend gab sie den Gedanken Raum:
War Sie's wirklich, war es Bild im Traum'?
Wie hat uns're Trennung dann geendet?
Wie sich der Genuss mir zugewendet?
Stolz und schlicht bin ich der Lieb' ergeben,
Hoch und zart ist ihre Schönheit eben.
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