Suweid Ben Ebi Kahil
(Anfang des 7. Jh.s)
Sie warf mir zu den Strick von dem Kamel
Sie warf mir zu den Strick von dem Kamel,
Ich fasst' ihn in der Länge ohne Fehl;
Ein freies Thier, dess Zähne wohl getrennt,
Wie einzler Sonnenstrahl aus Wolken brennt,
Ich trieb es an mit einem Blüthenreis,
Wie Erak, duftend und wie Silber weiss,
Zum Essen süss und blank wie Wüstendunst,
Der Karawanen lügt des Wassers Gunst.
Mir gab den Zweig das Weib, dess' Antlitz licht
Wie Sonne, die durch Morgenwolken bricht,
Von Blicken schmachtenden und weissgebor'n,
Geschminkten Aug's in dem von Gries kein Korn,
Von langem Haar in Wohlduft reich getaucht,
So, dass daraus der reinste Moschus haucht.
Sehnsucht erregt des Mannes Phantasie,
Doch die Jungfräulichkeit bezähmet sie.
Entfernend sich von uns'rer Karawan',
Hat ihm der Windling in dem Wald nichts an.
[ihm: dem Kamele]
Gibt es wohl einen Menschen in der Welt,
Der widersteht dem Schlaf, der überfällt?
So ist es mit der Lieb', wer ab sie wehrt,
Wenn noch so stark, vergebens sich empört.
Ich lieg' die Nacht hindurch mit wachem Hirn,
Und seh' aufgeh'n ein jegliches Gestirn,
Und wenn ich glaube, dass vorbei die Nacht,
Beginnt von neuem eine and're Wacht.
Die Nacht schleppt hinter sich an ihrem Saum
Die Sterne langsam schleichend durch den Raum,
Es schilt sie wegen ihres Zögerns aus
Der Morgen, wann er steckt die Fahne aus;
Mich fordert noch die Liebe Selma's auf,
Wiewohl schon längst vorbei der Jugend Lauf.
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Suweid Ben Ebi Kahil:
Der Name Ebu Kahil's war Schebib, sein Vorname Ebu Said. Ibn Sellam
setzt ihn in seinen Classen arabischer Dichter in die sechste Classe
mit Antaret el-Absi; er lebte vor dem Islam und im selben. Sein Vater
Ebu Kahil war auch Dichter.
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