Hebetollah Ibn Telmis
(gest. 1164)
Ich schelte, wenn mich nicht besucht Dein Bild
Ich schelte, wenn mich nicht besucht Dein Bild,
Indem nach Dir die Sehnsucht Schlaf mir raubt;
Es kam im Schlaf und schalt mich aus,
Dass ich zu schlafen mir erlaubt.
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Hebetollah Ibn Telmis,
ein Arzt. Imad-eddin nennt ihn in der Charidet den Sultan der Weisen,
den Hippokrates und Galenus seiner Zeit, der ein langes Leben
erreicht; ein aufgeweckter, fröhlicher Greis von hohem Muth und
innigem Gemüth, durchdringender Denkkraft und vorsichtigem Rathschlag,
das Haupt und der Vorsteher (Rees und Reis) der Christen. (...)
Motemid ol-Mülk Ebul-Feredsch Jahja Ibnet-Telmis war bei dem Tode des
Arztes Ebul-Feredsch, dessen Tochtersohn er war, dessen
Stellvertreter. Er diente lange Zeit Chalifen und Königen als Arzt,
und sein Umgang war sicher wie Gold. Imad-eddin kam mit demselben zu
Ende seines Lebens mehrmal zusammen und wunderte sich, dass er trotz
seines grossen Verstandes nicht Moslim war. (Das er seiner Religion
treu blieb, gilt uns vielmehr als ein Zeichen seines höheren
Verstandes.) Hasiri gibt in seiner Blüthenlese seinet-Dehr, d.i.
Weltschmuck, die folgenden Verse desselben:
O, der abschoss von seinem Bogen
Der Trennung Pfeil, damit ich müsse sterben,
Abwesenheit von Dir ist schon Verbrechen,
Die Strafe folget nach durch mein Verderben.
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Imad-eddin führt in der Charidet die beiden folgenden Distichen als
dem Ibnet-Telmis gehörig an:
Es theilet aus mein Herz nach allen Seiten Liebe,
Wie jeden schönen Jüngling nährt es süsse Triebe,
Es ist der Mittelpunkt, sie sind Peripherie,
Es laufen von mir aus die Radien an Sie.
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Des Arztes Kunst vermag uns schnell zu heilen,
Aus bösem Zustand schnell uns Rettung zu ertheilen,
Er ist die Mumia, wenn einer bricht das Bein,
Und ist der Teriak wider Schlangenbisse Pein.
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