en-Nefis
(gest. 1206)
Dem Liebchen sag: hast mich verstoßen
Dem Liebchen sag: hast mich verstoßen
Und meinen Tod dadurch beschlossen?
Willst rauben mir der Liebe Glück,
So gib mein Herz, das Dein, zurück;
Du hast gebrochen das Versprechen
Bei mir im Traume einzusprechen,
Ich aber blieb Dir immer treu,
Wenn Du auch brachst Vertrag entzwei,
Dein Zahn hat mir verbrannt den Mund
Als mir Dein Speichel drang zum Schlund;
Du sprachst, das grausam ich von Sinn,
Indess ich Honigsucher bin,
Wie kann gefallen mir der Ban,
Wenn Deinen Wuchs ich sehe an.
Kann ich nach Äpfeln noch verlangen
Wann ich ansehe Deine Wangen?
Glaubst Du, die Myrte von dem Flaum
Hält vor den Rosen mich in Zaum?
O nein! bei dem, der meine Brust
Zum Sklaven machte Deiner Lust.
O Herz von Ihr, die fein und zart,
Wie bist Du doch so steinern hart?
Denkst Du, dass ohne Liebe Ruh',
Bist wie Dein Vorsatz steinern Du?
Ban: der arabische Name
der Weide
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en-Nefis: der Dichter,
dessen Beiname der Kostbare heisst, lobte den Emir
Schodschaa-eddin Dschildek et-Takawi, den Statthalter von Damiate.
en-Nefis durchreiste viele Länder, und benützte sein Talent um sich
durch die Freigebigkeit von Gönnern zu bereichern. Imad-eddin nennt
ihn in der Charidet als einen Rechtsgelehrten des Ritus Malik, welcher
in der Wissenschaft der Alten und in der Philologie eingeweiht war. Er
starb siebzigjährig.
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