Ibn Senaol-Mülk
(gest. 1211)
Und wollte Jemand ihre Zähne zählen
Und wollte Jemand ihre Zähne zählen,
So hielt' er sie für einzige Juwelen;
Meint Einer Bambusrohr sei gleich der Mitten,
So saget ihm, er habe sich geschnitten.
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Zweig und Waldkuh stehen Dir entfernet doch,
Deine Schönheit ist viel grösser noch,
Wenn Du lachst, so wird durch Deiner Zähne Knoten
Knoten der Juwelen überboten!
Tadler sagt mir: hörst Du nicht?
Und ich sag' ihm: siehst Du nicht?
oder auch so:
Zweig und wilde Kuh, sie wehren
Deiner Schönheit, Dich zu mehren,
Wenn Du lachst, die Zähn' erzählen
Von dem Knoten der Juwelen.
Witzbold sagte: hörst Du nicht?
Witzbold! sprach ich, siehst Du nicht?
Nach einer anderen Lesart:
Als Schleier nahmst Du vor den buntgeschmückten Freund,
Und gibst das Leben auf, das tadelswerth Dir scheint.
Dir gleichet nicht das Reh und nicht die Kuh Dschewser,
Denn grösser ist Dein Reiz und Deine Schönheit mehr;
O Du, der, wenn er lacht, nur Perlenknoten zeigt,
Vor dessen Zähnen sieh der Schnee der Perlen neigt.
Der Tadler sprach zu mir! Ei! hörst Du nicht?
Und ich entgegnet ihm: Ei! siehst Du nicht?
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Auf eine blinde Sclavin:
Durch das Haar verdeckt ist meine Sonne,
Nicht verfinstert wird der Augen Wonne,
In der Scheide steckt der Wimpern Schwert,
Dessen Schneide in die Herzen fährt,
In der Waldkuh seh ich für gewiss
Alle Huld vom höchsten Paradies;
Es umfasset sie mein Blick als Ring,
Wie an Jusuf Jakub's Blick einst hing.
oder auch so:
Eine Sonne ohne Licht,
Welche sich verhüllet nicht,
Welche nimmer sich verfinstert,
Ausser, dass ihr Aug verfinstert,
Eine Klinge aus der Scheide,
Deren Wimpern Schwerterschneide,
Anmuthsvoll wie wilde Kuh;
Ach! dahin ist Jakub's Ruh.
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Du, deren Hals mit Schönheit nur geschmückt,
Die nur mit Traurigkeit das Inn're drückt,
Ich fädle Perlenthränen an die Schnur
Des Leibs, - unschätzbar ist Dein Nacken nur -
O fürchte Nichts von mir, der Ost ist zart,
Es fürchtet nicht der Zweig des Ostens Art.
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Ibn Senaol-Mülk: auch
Philologe, berühmter ägyptische Richter und Dichter, der Verfasser
einer Sammlung wunderseltener Gedichte, einer der edelsten und
trefflichsten Reise, hörte die Überlieferung vom Hafis Ebu Thahir B.
Mohammed es-silefi. Ein Lebemann. Er kürzte das Leben der Thiere von
Dschahis ab unter dem Titel des Geistes der Thiere, hinterliess
einen Diwan von Muwaschahat und eine Sammlung seiner mit dem
trefflichen Richter (dem Wesire Ssalah-eddin's) gewechselten
Sendschreiben. Zu seiner Zeit versammelten sich die besten Dichter
Kairo's zum Austausche witziger und geistreicher Gedanken; in dieser
Versammlung erschien Scheref-eddin Ibn Anin, der grosse syrische
Dichter, welchen Ibn Challikan den Schlussstein aller Poeten nennt,
und ward von ihnen mit der grössten Freude und in dem grössten
Wohlleben empfangen. Er begrüsste im Jahre 594 (1198) den Sultan Asis,
als er nach Kairo wiederkehrte, mit einem Lobgedichte.
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