Beha-eddin Soheir el-Mohellibi
(gest. 1258)
Kann ich von der Liebe mich befrei'n
Kann ich von der Liebe mich befrei'n,
Die in meinen Geist gedrungen ein!
Aufgeboten hab' ich alle meine Kunst,
Los zu sein von Ihr, die ohne Gunst.
Fehlgeschossen Mond! glaubst Du vielleicht,
Dass Dein Antlitz ihr Gesicht erreicht;
Lass, o Zweig des Sandes, den Gedanken,
Dass dein Wuchs vergleiche sich der Schlanken.
Als sie schmähten den verliebten Wicht,
War Entschuldigung ihr Angesicht,
Welche Schreiberhand hat so bestimmt
Ihre Locken wie ein Waw gekrümmt?
Sehet Wunder, wie die Wange prunkt
Mit des Muttermaales schwarzem Punkt;
Im Vorbeigeh'n wendet sie das Haupt,
War's Gaselle, die sich diess erlaubt?
Soll ich Ihr was auszusetzen trachten?
Ist's der Wimpern zu verliebtes Schmachten!
Als der Mond der Schönheit aufgegangen,
Ist der Stern des Glückes untergangen.
O! die Süssigkeiten mir verweigert
Und die Bitterkeiten nur gesteigert,
Wollest, bitte ich, mich nicht verderben,
Der bereit, wenn Du's befiehlst, zu sterben.
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Wie lang' Narcisse ihres Auges,
Wie lang' wirst trinken Du mein Blut?
Deiner Schönheit kann ich Nichts vergleichen,
Nichts ist so vollendet, Nichts so gut!
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Gemach! Du hast verderbt mich durch die Thränen,
Die Rippen mir verbrannt durch Lust und Sehnen;
Wie lang' werd', Flamm' auf Flamm', ich flehen Dir,
Und wann, Getrennter, werd' ich sein mit Dir,
Wir wissen, sagen sie, wie es ergangen Dir,
O thut mir Unrecht nicht, ich kann ja Nichts dafür.
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O Narcisse! Deine Augen
Nur Blut aus meinem Herzen saugen;
An Schönheit ist Dir keine gleich,
Die Welt allein an Sünden reich.
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Beha-eddin Soheir
el-Mohellibi: auch Sekretär, einer der gelehrtesten Männer seiner
Zeit, ein trefflicher Schriftsteller so in Prosa als in Versen, im
Dienste des Sultans el-Melik ess-ssalih Nedschm-eddin Ebul-Feth Ejub
B. el-Melik el-Kamil in Ägypten und dann zu Damaskus, bis dass der
Sultan zu Nablus (Neapolis) von seinen Truppen verlassen, zu Kerek von
seinem Vetter el-Melik en-Nassir Daud eingesperrt ward. Als Melik
ess-ssalih i. J. 637 (1239) nach Ägypten kam, begleitet ihn Beha-eddin
dahin als sein einziger Vertrauter. Ibn Challikan, der damals zu
Kairo, suchte Beha-eddin's Bekanntschaft und fand seine Erwartung
durch dessen edle Eigenschaften übertroffen. Beha-eddin sagte ihm oft
Verse, die er verfasst hatte, vor. (...)
Beha-eddin war i. J. 581 (1186) zu Wadion-nachlet (dem Palmenthale)
geboren und starb an der grossen Pest, von welcher Wenige, die davon
befallen waren, genasen; er wurde an der kleinen Karafa bestattet. Ibn
Challikan, selbst von der Seuche befallen, war nicht im Stande, ihn
zum Grabe zu geleiten, betete aber hernach an demselben für seinen
Freund.
Nach Taschköprisade: der unter dem Beinamen Beha-eddin berühmte
vollkommene Secretär und Dichter mit dem Vornamen Ebulfadhl, auch
Ebul-Ola el-Kussi; seine Familie stammte aus Kuss in Oberägypten her,
wiewohl er selbst zu Mekka geboren i. J. 581 (1185), nach Ägypten kam
und zu Kairo gar bald der Imam aller philologischen Wissenschaften
ward, Verfasser eines Diwans von Gedichten. Er war zuerst im Dienste
Melik ess-Ssalih's des Ejubiden und reiste mit ihm nach Osten; als
Ssalih den Thron bestieg, kam auch Soheir zu hohen Ehren. Er wurde
Gesandter an Melik en-Nassir, den Herrn von Haleb, gesendet, um von
demselben die Auslieferung dessen Oheims Ismail zu begehren. Nassir
antwortete: Wie, soll ich den Bruder meines Vaters erschlagen? - Als
Ssalih, der Gefangene der Franken (Kreuzfahrer), im Schlosse zu
Manssura, entfernte er den Soheir, weil dieser zu jähzornig. Nach
Ssalih's Tod trat Soheir in den Dienst Melikon-Nassir, des Herrn von
Damaskus, und kehrte dann nach Kairo zurück, wo er seine Bücher
verkaufte. Er war schwarz von Gesicht, klein von Statur und liebte
Anekdoten und Geschichten. (...)
Nach Ibn Tagriberdi: erzogen zu Kuss, zu Kairo angesiedelt, der
Secretär, der berühmte Dichter, dessen Name zu seiner Zeit nicht
minder berühmt als der Soheir's vor dem Islam. Er war im Thale der
Palmen in der Nähe von Mekka i. J. 581 (1185) geboren, in Oberägypten
zu Kuss erzogen, ausgezeichnet in Poesie und Prosa, als Philologe und
Briefsteller. Er trat in den Dienst el-Melik ess-ssalih, des letzten
Fürsten der Beni Ejub in Ägypten, noch bei Lebzeiten des Vaters
desselben Melikol-Kamil's.
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