el-Ebleh
(gest. 1184)
Besuchet hat mein Liebchen mich mit dunklem Haar
Besuchet hat mein Liebchen mich mit dunklem Haar,
Der Mond hat mich umarmt, die Weide beugt sich mir nun dar,
Des Zwischenträgers List ward durch den Wein erst klar,
Zwar ihr Besuch war kurz, doch lang der Wimpern Haar;
Wer je verkostete den kühlen Speichel gar,
Der weiss, dass sie Idol der alten Zeit fürwahr.
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Die Sehnsucht kennt nur der, so sie erfahren,
Die Leidenschaft nur der, so theilet die Gefahren.
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Lass meine Flamme mir - Du wolle sie befestigen,
Den Freigelass'nen kann Gefangner nicht belästigen,
Was ist's, wenn mich auch trifft im Schlaf des Tadels Flügel,
Nachdem der Leidenschaft ich schiessen lass den Zügel?
Mich kümmert keineswegs der Tadlerinnen Höhnen,
Ich seh der Schönheit Flur in Angesicht der Schönen,
Ich fleh' um keinen Trost, den Bahre mir erwirbt,
Weil mit dem Tode dann die Leidenschaft erstirbt.
O Blitz, der immer pflegt als Karneol zu fliegen!
Es können ihrer Wimpern Wolken Dir genügen,
Hei! Hei! wie könnt' ich je vergessen Deiner Flur,
Die ich nun seh' besucht von Eifersücht'gen nur,
Der Blick, der schmachtende, der Schlanken störte mich,
Ich war gehorsam ihr, doch er empörte mich,
Die Herzen Liebender, sie stürmen an sogleich,
Die Blicke Lanzen sind, die Locken aber gleich,
Am Tag' des Abschied führt der Rufer mich zu Recht
Mit Vers' und Pros' mir schmeichelnd, wie es gut und recht;
Wenn sie gerade steht und ihre Glieder schüttelt,
So scheint sie Weide mir, die ihre Zweige rüttelt.
Bewohner von Noman! ich sprech' zu eu'ren Wangen,
Auf denen Anemonenflur ist aufgegangen:
Was thut der Mann, der von der Hand der Herzen
Nicht kann der Trennung Bitterkeit verschmerzen?
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Die Tadler fallen her zwar über Hind,
Doch frei von allem Tadel ist die Hind,
Es finden keinen Weg zu meinem Aug' die Thränen,
Gefesselt von der Leidenschaft, von Sehnen;
Ich gehe auf der Selbstwegwerfung Wegen
Dem Edelmuthe Medschd-eddins entgegen.
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Es fliesset Blut statt meiner Thränen,
So hart drängt mich des Speichels Sehnen;
Ihr Wuchs, ein Rohr das hoch und schwank,
Ihr schmachtend Auge macht mich krank.
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el-Ebleh: d. i. der
Blöde, einer der neuern trefflichen Dichter, von welchem Ibn Challikan
in der Charidet sagt, dass sein Wort zarter als der Hauch des
Ostwindes und seine Gedichte schöner als gestreifte Stoffe von
Schuster; noch ein Jüngling i. J. 555 (1160), hatte er in diesem
Jahre dem Verfasser der Charidet zu Bagdad die folgenden Verse auf
sich selbst gesagt:
Besuchet hat mein Liebchen mich ...
[siehe das Gedicht oben]
Ibnol-Nedschdschar erzählt mehrere Anekdoten desselben: den Namen des
Blöden hatte er von seinem Knabenalter her, wo ihm seine Mutter etwas
in die Sonne zu setzen und dabei zu bleiben befahl, damit es die
Spatzen nicht fressen; er stieg mittels einer Leiter auf das Dach,
setzte, was die Mutter ihm gegeben, in die Sonne und nahm die Leiter
hinweg, damit die Spatzen nicht auf das Dach kommen könnten; da er
keineswegs blöde, sonder sehr scharfsinnig war und das Wort Ebleh
eines der Wörter ist, welche entgegengesetzte Bedeutungen haben, so
blieb ihm der Name. Er schreib an das Thor eines Jünglings, den er
liebte:
Dein Haus, o Vollmond, ist das Paradies!
Und anderswo such ich Dich nicht, gewiss;
Die Überlief'rung ist auf uns gekommen,
Es kann das Paradies nur Blöden frommen.
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