Arabische Dichter

Aus der Literaturgeschichte der Araber

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1850-56)



Ali Ben el-Hosein
(gest. 1226)


Ich küsste ihre Wangen, indessen sie aus Scham


Ich küsste ihre Wangen, indessen sie aus Scham
Sich sträubte und Reissaus mit schwankem Gange nahm.

Von ihren Wangen floss auf ihre Brust der Schweiss,
Hernieder fliesst der Thau auf grünes Myrtenreis;

Es destilirte sich das Rosenwasser gut,
Die Blasen stiegen auf durch meiner Seufzer Gluth.

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Auf eine abyssinische Sklavin, die er liebte:

Eine Sklavin Abyssinerin,
Deren Wimpern wie von Krankheit schmachten,

Lieb' ich innig, deren Rosen
Mich den jungen Mann zum Greisen machten,

Während ich an ihr die Schwärze tadle,
Kann sie nur das Weiss an mir verachten.

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Auf einen Knaben, der im Tigris zu Bagdad
mit blauer Schwimmhose und einem Schlauche
auf dem Rücken schwimmen lernte:

O Männer hört! ich klage an den Schlauch,
Der ihn umarmet wie's der Liebe Brauch,

Er ist voll Luft und ich bin voll Begier,
Er machet leicht, doch schwer nur dünkt sie mir,

Das blaue Kleid, das um die Hüft' erscheint,
Es ist mein abgesagter blauer Feind.

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Sie sagten: sieh'st Du nicht den Bart auf seinen Wangen,
Sieh'st nicht den Knebelbart rund um die Lippen hangen,

Lass' ihn und suche Dir nun anderen Geliebten;
Ich sprach: ihr seid fürwahr nicht die Genussgeübten,

Was kann ich wünschen mehr als stets bei ihm zu sein,
Um seine Wangen dann vom Bart zu machen rein.

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Ali Ben el-Hosein: geboren zu Bagdad i. J. 554 (1159), hinterliess einen Diwan von Gedichten; eine Gesellschaft von Ssofi hatte ihn rein abgefressen, da schrieb er an den Scheih derselben die beiden folgenden Distichen:
Klagen muss ich meine Wunden
Von den Ssofi nur entzunden,
Ssofi geh'n sonst nur auf Fluthen,
Bei mir geh'n sie nur nach Guten:

Nach Ibn Challikan: Jakub el-Mendscheniki, gest. 626 (1229), hiess el-Harrani, weil seine Familie ursprünglich von Harran, el-Bagdadi, weil er dort i. J. 554 (1159) geboren. Mendscheniki heisst der Maschinenmacher, worunter hier alle Gattungen von Wurfmaschinen zu verstehen. Als Dichter erwähnt ihn die Geschichte Dobeisi's, welche eine Fortsetzung der Geschichte es-Semaani's, der die Geschichte des Bühnenredners von Bagdad fortsetzte. Dobeisi sagt, dass Mendscheniki an der Spitze aller Waffenschmiede und Verfertiger von Kriegsmaschinen, dass er Einiges von der Überlieferung aus dem Munde Ebul-Mosaffer Semrkandi's und Ebu Manssur esch-Schathorendschi's gehört.
Er war der Vorsteher der Maschinenmacher zu Bagdad, trieb aber eben so eifrig philologische Studien als die Verfertigung von Maschinen, zeichnete sich nicht nur durch poetisches Talent, sondern auch durch Wissenschaft und politischen Sinn aus; den Beweis vom letzten lieferte er in seinem Werke die Stütze der Pfade in der Regierungskunst der Länder, was er aber nicht vollendete. (...)

 

Aus: Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Zweite Abtheilung
Von dem Regierungsantritte Mostekifi-billah's
bis zum Ende des Chalifates zu Bagdad im Jahre 656 (1258)
Siebenter Band
Vom achten Jahre der Regierung des ein und dreissigten Chalifen
Moktefi-bi-emrillah bis zum Falle Bagdad's
d. i. vom Jahre der Hidschret 538 (1143) bis 656 (1258)
Wien 1856
(S. 1059-1062)

 

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