Haffsa er-Rekunijet
(gest. 1184)
Wäre es nicht Sternenlicht
Wäre es nicht Sternenlicht,
Würd' ich ihn anschauen nicht,
Sondern nur verbergen mich,
Finst'rer, welcher vormals licht;
Solche schöne Eigenschaften
Wahr' vor Spalten Gott der Herr!
Und gewähr' dafür an Frieden
Und an Düften immer mehr!
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Wenn der Blitz aufzittert in der Nacht,
Er an meinen Freund mich denken macht,
Denn fürwahr! es zittert so mein Herz
Wann es regnet Wimpernschmerz.
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Eifersüchtig macht mich Nebenbuhler
Über Deinen Ort und Deine Zeit,
Könnt' ich Dich in meinem Aug' bewahren,
Wär's genug mir bis zur Ewigkeit.
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Du bist das Haupt von uns'rer Zeit,
Das läugnet Ungerechtigkeit
Des Feind's, wie läugnet er,
Du seiest nicht der Zeiten Herr.
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Als Ebu Dschafer sich eines Tages mit ihr
in einem Garten (wahrscheinlich im Mumil Granada's) befand:
Wie ist durchbalsamt hier die Luft,
Mit Wohlgeruch und frischem Duft.
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Als er sich von ihr geschieden,
sie ihn aber nicht destoweniger
wie ehe liebte und er ihr in diesem Sinne geschrieben,
antwortete sie ihm:
Fürwahr! es freuet mich nicht mehr der Garten,
Es freuet sich vielmehr der Groll und Hass,
Es klatscht nicht mehr aus Lust der Fluss die Hände,
Die Taube girrt nicht mehr ohne Unterlass,
Nicht gut ist Meinung, die von Dir gefasste,
Sie hält in jedem Land' nicht gleiches Mass,
Es fehlet diesem Himmel nicht an Sternen,
Doch brauchen wir die Warte, den Compass.
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Soll ich besuchen Dich, besuche mich,
Du, den mein Herz gesetzet sich zum Ziel,
Aus meinen Zähnen fliesst der süsse Quell
Und meine finst'ren Haare schatten viel,
Mich langeweilet schon an Dich zu reimen,
Wann Mittagsruh uns ruft zum Liebesspiel;
O Schöner, gib mir schöne Antwort bald,
Erwart' mich wie Boseine den Dschemil.
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Es kommt Dich zu besuchen die Gaselle,
Auf ihrer Stirne neuen Mondes Helle,
Mit Blicken zauberisch, wie Babel's Reif, *
Mit Speichel süsser als Weinbeer von Taif, **
Die Rosen schauen ihre Wang' nicht an,
Die Perlen sind beschämt durch ihren Zahn;
Wirst Du Erlaubniss nicht zum Eintritt geben,
Befiehlst Du ihr von hinnen sich zu heben?
* Reif: Der Brunnen, wo Harut und Marut,
die gefallenen Engel, eingesperrt
** Dewali uwa Thajif
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Der Dichter Ebu Dschafer, welcher mit ihr die Nacht zu
Maumel
oder Mumil, einem Belustigungsorte zu Granada, zugebracht,
bat sie, den Garten, die Bäche, die Cypressen
und die süssen linden Winde dieses zauberischen Platzes
zu beschreiben, da sagte sie:
Gott gab uns eine Nacht, die nicht zu schmähen,
Indem den Hain von Maumel wir gesehen,
Cypressen senkten sich den Lüften Nedschd's,
Die von dem Süd' mit Nelkendüften wehen,
Die Turteltauben singen auf dem Dauh *
Und an Canälen die Geranien stehen.
* Dauh: der Name eines grossen Baumes,
dessn nähere Beschreibung Gayangos (I, Bl. 352) im
Ibnol-Awam und Ibn Beithar vergebens gesucht.
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Einige Tage darnach, als Ebu Merwan einige
beschreibende Verse des Erlustigungsortes
an sie gerichtet, antwortete sie
mit den folgenden:
Fürwahr, der Garten hatte wenig Freud',
Er zeigte über uns're Ankunft Groll und Neid,
Es plätscherte der Fluss nicht uns zu grüssen,
Die Taube sang von eigenen Genüssen;
Nicht gut ist Wahn, in welchen Du gewilligt,
Er wird nicht überall als recht gebilligt,
Der Himmel schmückte sich mit ew'gen Sternen,
Damit Astronomie daraus wir lernen. *
* Der Sinn: Die Sterne leuchteten ihnen nur, um sie zu
beobachten,
statt sich bei ihrem Lichte süsser die Nacht zu vertreiben.
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Haffsa er-Rekunijet: die
Tochter el-Hadsch er-Rakuni's, berühmt durch Schönheit, Reichthum,
Adel, dichterisches Talent und ihre Liebschaft zu dem Wesir Ebu
Dschafer, dem Sohne Abdolmelik's, dem Herrn von Kalatol-Jahseb, eines
von Granada nicht weit weit entfernten Schlosses. Haffsa ist nach
Welladet, welche eine Prinzessin aus königlichem Geblüte, die
berühmteste Dichterin Spaniens und verdient daher grössere
Aufmerksamkeit, welche wir derselben nach el-Makri widmen. Melasi
erwähnt ihrer in seiner Geschichte von Andalus und Ibn Dihijet hat von
ihr im Mothrib Verse aufgenommen. Der König von Granada Ebu Said B.
Abdolmumin verliebte sich in sie und ward so eifersüchtig auf Ebu
Dschafer Ibn Said, den Geliebten Haffsa's, dass er ihn tödten lassen
wollte; diesem hatte sie ein Stelldichein versprochen, und als sie ihn
damit zwei Monate lang aufzog, machte er ihr Vorwürfe in einem Dutzend
kurzer Verse, die sie mit gleichen beantwortete, worinnen von
gespaltenen Blüthenknospen (jeschakka kemamehu) die Rede, welche der
Überbringer für eine abschlägige Antwort hielt, die aber nur eine
versteckte Andeutung eines dem Wesir in der Laube seines Gartens,
welche kemame d. i. die Knospe, hiess, gegebenen Stelldicheins
waren, welches ihm dieselbe dann auch gewährte. Sie sassen dort in der
grössten Vertraulichkeit beisammen, als ein Zettel des Dichters
Kotendi an Ebu Dschafer anlangte, der das Stelldichein ausgespäht, und
ihm dazu Glück wünschte. Ebu Dschafer gab das Billet Kotendi's
Geliebten zu lesen, und sie schalt ihn in anderen auf den Rücken des
Zettels geschriebenen Versen aus. (...)
Ebu Dschafer B. Said erzählt von ihr, dass er eines Tages mit guten
Freunden in abgeschlossener Gesellschaft versammelt war, als man an
der Thüre klopfte; er ging um zu sehen wer da; er fand ein Weib,
welche ihn einen Zettel an seinen Herrn zu bestellen bat; auf dem
Zettel waren die Verse geschrieben:
Es kommt Dich zu besuchen die Gaselle ...
[siehe das Gedicht oben]
Ich wusste, dass die Angesagte Haffsa sei, ich ging ihr bis zur Thür
entgegen, und empfing sie auf eine ihrer Reize und ihres Geistes
würdige Weise, indem darin die schönste Entschuldigung dafür lag, dass
sie sich mit so guter Art in die Gesellschaft eingeführt. Er
briefwechselte mit ihr durch Brieftauben, was aber unter der
Herrschaft der Söhne Abdolmumin's verboten ward. el-Makri theilt die
kurzen Verse mit, womit er dieses Leid seiner Geliebten geklagt.
Haffsa, welche den Ebu Dschafer verlassen hatte, um dem Statthalter
Granada's, den Sohn Abdolmumin's, zu Willen zu werden, machte sich,
als ihr voriger Liebhaber politischer Ursachen willen (wegen seines
Einverständnisses mit Merdenisch) hingerichtet worden war, Vorwürfe
als die Ursache an seinem Tode und trug die Trauer für ihn.
Sie sagte zu Abdol-Mumin, den grossen Herrscher der Muwahhidin, von
dem sie eine Gnade begehrte:
O Herr der Menschen, Einziger bist Du!
Von dem die Menschen hoffen Huld und Ruh,
Du woll'st mir ein Diplom verehren,
Das Sicherheit mir soll gewehren,
D'rauf soll der Zug von Deiner Hand erscheinen;
Dem Herrn sei Lob, dem Gott dem Einen!
Der Wesir Ebubekr B. Jahja B. Mohammed B. Omer el-Hamdani machte
ihr in Versen ein Compliment über ihre Schönheit und ihr Talent; der
Geschichtsschreiber Ebul-Hasan B. Said sagt, dass sie eine Huri
gewesen, welche sich die Erde zum Aufenthalt gewählt, und sagte
weiters:
Ich schätze Seelen und auch den, der sie nicht schätzt,
Gott schütze uns vor Dir und Deiner Tirannei,
Sie gehet schnell einher, als käme sie von Nedschd,
Und wie sie gehet, wird der Duft von Nelken frei,
Ihr Seufzer modelt sich wie Ton des Geistes,
Sie beugt sich wie der Stiel Basilikon's entzwei,
Der Garten freuet sich, wenn sie darin erscheint,
Und ihr entgegen kommt der Blumen bunter Reih'.
(...)
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