Arabische Dichter

Aus der Literaturgeschichte der Araber

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1850-56)



Auszüge aus

der spanischen Rihanet



Ibned-Domeinet


O Morgenwind, wenn Du von Nedschd herweh'st,
Wird meine Sehnsucht mehr, so oft er bläst,

Wenn die Taube girrt im Morgenglanz
Auf Zweigen, die bedeckt von Blüthen ganz,

Wenn Ast sich sträubt zu dienen ihr als Halt,
Und Turteltaube weint im finst'ren Wald,

Da weine ich, so weint ein kleines Kind,
Und fange an, ich weiss nicht was geschwind.

Sie meinen, Liebe nähm' von Nähe Kraft
Und die Entfernung heile Leidenschaft;

Es heilen Arzeneien nicht mein Weh',
Doch besser als die Entfernung ist die Näh'.
(S. 1235)

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Ebu Rasib el-Bahili


Der Apfel duftet süss
In ihrer Hand, so klein,

Und seine Röthe ist
Des Schamroths Widerschein.

(S. 1235)


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Ebul-Feredsch esch-Schas


Sie sagten mir: Du weinest Blut, ich sprach:
Die Wimpern färbte ich mit Safranschminke,

Ich sah die Perlen ihrer Zähn', es fallen
Rubinen von der Augen, wenn ich blinke;

Wenn ober'm Strome mich nicht hält die Linke,
Fürcht' ich, dass ich in Blutesfluth ertrinke.
(S. 1236)

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Ahmed Ben Berd


Bedenk', dass Frühling nun im Finst'ren leuchtet,
Dass sich der Blüthen Schmuck mit Thau befeuchtet,

Riechbüchschen, die aus Gold in Silberhand,
Vereint durch chrysolithenen Verband.
(S. 1237)

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el-Arbed Ibnol-Feredsch


Auf die Weiber, mit denselben kosend:

Ein schönes Spiel, ein süsses Spiel mit Leibern
Die Zeit sich zu vertreiben mit den Weibern,

Sie sind geschmücket mit der höchsten Zierde,
Wenn ihre Nacken nackt mit Halsbands Bürde,

Sie zeigen uns das Aug' der wilden Kuh,
Des Blickes Pfeile tödten unsere Ruh',

Sie trafen mich im Ost und Morgenroth;
Wo ist sie, welche mich geschlagen todt?
(S. 1237)

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et-Tihani


Wenn nicht düfteten der Zähne Kamomillen,
Würd' ihr Lachen nicht mit Duft die Lüfte füllen.

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Entschuldiget ist, der sich in diesem Buch verirrt
Und wenn die Schönheit der Geliebten dann verwirrt,

Papier ist seine Wang', das Nun als Braun,
Und als die Sin sind seine Locken anzuschau'n.
(S. 1238)

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ed-Demeschki


Die Perle floss von den Narcissen
Zur Rose, die zu ihren Füssen,

Dann zu Jubeben süssen,
In die der Hagel sich verbissen.
(S. 1238)

Das Rihanet erklärt die verschiedenen Bilder
dieses echt arabischen Cocetto:
die Perle die Thränen, die Narcisse die Augen,
die Rose die Wangen, die Jubeben die Lippen,
der Hagel der Zahn

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Sil-Horr


Ich blieb, bis dass die Laute lag im Staube
Und Morgenroth umhüllte schon der Pleias Taube.
(S. 1239)

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el-Aufi


Der Du bewachst die Augenlieder,
Wenn Schlaf sich senkt auf selbe nieder,

Es scheint, Du wähnest, dass mich fest
Die Gluth der Liebe schlafen lässt,

Der Thränen Zeuge plaudert fort
Des Herzens tief verborg'nes Wort,

Ein Blick genügt, um zu verrathen
Das Unrecht, das dem Aug' sie thaten.
(S. 1240)

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el-Gasani


O Du, dess' Wangen röthen sich aus Scham,
Weil flücht'ger Blick denselben nahe kam,

Dir schadet nichts der Raub von uns'ren Blicken,
Denn doppelt geben sie, was wir dort pflücken.
(S. 1241)

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Kais Ibnol-Meliuh el-Aamiri


Sie ist so weiss, weiss wie der Mond,
Der in der Nacht der finst'ren thront,

Sie ist des Neides Gegenstand,
Der Schönheit ist der Neid zur Hand,

Vom Auge fliesst die Thräne schwarz,
Vom schwarzen Aug' des Kohols Schwarz,

Die Scham verhindert vieles Wort,
Doch spricht Sie, flieht die Scham auch fort.
(S. 1241)

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Wadhdhah el-Jemeni


Über ein Stelldichein des Genusses (Mobascheret):

Es liess mich nicht die Freundin warten,
Sie kam zu dem jemen'schen Garten,

Sie fiel auf mich als reicher Thau,
Niemand verwehrt's - die Nacht war lau.
(S. 1241)

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Aus: Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Zweite Abtheilung
Von dem Regierungsantritte Mostekifi-billah's
bis zum Ende des Chalifates zu Bagdad im Jahre 656 (1258)
Siebenter Band
Vom achten Jahre der Regierung des ein und dreissigten Chalifen
Moktefi-bi-emrillah bis zum Falle Bagdad's
d. i. vom Jahre der Hidschret 538 (1143) bis 656 (1258)
Wien 1856
 

 

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