Rebia der kleine Morakkisch
(Anfang des 7. Jh.s)
Geht es gut, so heisst's: du bist zum Glück geboren
Geht es gut, so heisst's: du bist zum Glück geboren,
Sonsten heisst's: die Mutter hat ihr Kind verloren.
O! der Spuren, so des Auges Thräne tränkt,
Wo Bewohner Karawanen fortgelenkt,
Wo die Strausse ihre zarten Jungen weiden,
Wo die wilden Küh' ergeh'n sich auf den Weiden.
Müd' von Idschlan's Tochter ist die Phantasie,
Doch mein wack'res Lastthier fällt zusammen nie;
Wird dann nach durchwachter Nacht das Bild zu nichte,
Liegt das weite Land vor mir im Morgenlichte.
Rath und Klugheit weckt vom Schlaf das wunde Herz,
Lindert mit Erzählungen desselben Schmerz;
Doch ihr Bild folgt mir auf allen Stationen,
Durch der Nächte und des Morgens Regionen;
Abgewendet hat sie sich, und meine Qualen
Sind die grössten, wann die Thränen strömend fallen.
Reiner Wein, der wie der reinste Moschus düftet,
Wann der Spund des Weingefässes wird gelüftet.
Zwanzig Jahre lang gefangen in dem Kruge
Und verstopft wird er gekühlt im Windeszuge,
Eingekerkert hatte selben einst ein Jude
Zu Dscheilan, dass er bereich're seine Bude.
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Rebia der kleine
Morakkisch: Rebia Ben Sofjan Ben Sad Malik Ben Dhobaia, der Oheim
Tharafa's, der grössere Dichter der beiden Morakkisch, wiewohl er der
Kleinere heisst, und der länger lebende; ein Bruder, nach Anderen ein
Vetter des Vorhergehenden, einer der berühmten arabischen
Liebeshelden.
Er liebte Fathima, die Tochter Monsir's. Seine Liebe zu Fathima
ist sprichwörtlich geworden: Lieberasender als Morakkisch. Sie
hatte eine Sclavin Namens Hind, die Tochter Idschlan's, welche sich
jede Nacht einen Mann, der ihr gefiel, zubrachte. Des Morgens sah die
Gebieterin an der Magd gewisse Zeichen, welche ihr die nächtliche
Orgie verriethen, und die Sclavin gestand dieselben ohne weiters zu.
Ihre Gebieterin gab ihr eine Rauchpfanne und einen Zahnstocher, und
sagte: Wenn er morgen wieder kommt, so reich' ihm diesen Zahnstocher,
wenn er sich ohne weiters damit die Zähne ausstochert und auf
die Rauchpfanne setzt, so hat er keine Erziehung, und taugt mir nicht,
wenn er diess nicht thut, so kannst du mir ihn bringen; die Sclavin
that wie's ihr befohlen, sie reichte ihm zuerst die Rauchpfanne, er,
statt sich darauf zu setzen, wie gemeine Leute thun, die sich zugleich
durchräuchern und dabei warm haben wollen, bediente sich derselbe
bloss, um sich Bart und Haar zu durchräuchern; sie gab ihm dann einen
Zahnstocher, und Morakkisch, statt mit demselben gleich in den Mund zu
fahren, ohne zu bedenken, ob sich nicht schon Jemand zuvor den Mund
ausgestochert, schnitt die Spitze ab, und bediente sich erst hernach
desselben. Die Magd hinterbrachte diese Beweise der guten Erziehung
ihres Schlafgenossen ihrer Gebieterin, die sich ihn nun aufführen
liess, und sogleich auf das heftigste in ihn verliebte. Die Zoffe kam
mit ihren nächtlichen Besuche in's Gerede. Der König Monsir befahl,
Sand um den Palast zu streuen, und denselben mit geschleppten Kleidern
zu ebnen, so dass jede Spur sichtbar. Die Tochter Ibn Idschlan's
dessen gewahr, trug den Ibn Morakkisch die Nacht, die er im Palaste
zubrachte, auf ihrem Rücken hinein und heraus, und schleppte ihr Kleid
hinten nach, so dass nur von diesem und nicht von ihren Tritten die
Spuren sichtbar; so wurden Spurenforscher (el-Kafet), welche der König
des nächsten Tages sandte, irregeführt. Amru Ben Hobab, der dem
Morakkisch den ersten Einschlag gegeben, verlanget von ihm zur
Belohnung, dass er ihn seiner statt eine Nacht von Ibnet Idschlan in
den Palast tragen lasse. Diess geschah auch; als aber Ibnet Idschlan
erkannte, dass sie einen anderen als Morakkisch getragen, gab sie ihm
mit dem Fusse einen Stoss auf die Brust, und Amru Ben Hobab biss sich
aus Reue die Finger ab.
Ibn Koteibe erzählt, dass Morakkisch einen Vertrauten, Namens Auf Ben
Malik, gehabt, dem er kein Geheimniss verhehlte; dieser beredete ihn
eines Nachts, ihm zur Geliebten zu folgen, und gab ihm dann Anleitung,
wie er es anstellen müsse, um von ihr zugelassen zu werden. Als sie
sich aber von ihm gar nicht berühren liess, sagte Morakkisch: Gott
fluche dem Geheimniss meines Correpetitors. Die Magd kam, und warf ihn
zur Thür hinaus. Über diesen Rath beklagte sich nun Morakkisch in
Versen, welche bei Ibn Koteibe erhalten sind, und auf diese
Begebenheit bezieht sich auch das folgende zum Sprichworte gewordene
Distichon:
Wer es vollbringt, wird von der Welt gelobt,
Der Nichterfolg' als Fehler stets erprobt.
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