Omer Ibn Ebi Rebiaa
el-Machsumi
(gest. 711)
[Omar Ibn Abi Rabia 644-712/719]
Willkommen Schattenbild, das mich im Traum besuchet
Willkommen Schattenbild, das mich im Traum besuchet;
Nachdem das Mondgespräch dem Schlummer längst erlag;
Sie kam als Bild des Traums zu mir in finst'rer Nacht,
Sich scheuend, zu besuchen mich am hellen Tag.
Warum behandelst du, sprach ich, so grausam mich,
Da ich bishero dich zu seh'n, zu hören pflag!
Das Traumbild sprach: Ich bin dieselbe wie vorher,
Doch wer sein Halsband liebt, es nicht verlieren mag.
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Sekinet sprach (und ihre Thränen flossen
In Strömen nieder über ihre Wangen):
O wenn der Mogirite, dem ich nicht
Gelohnt Bestrebungen nach mir, die langen,
Verbringen möchte nicht in Gram die Tage!
Indem untadelig ein süss' Verlangen,
Wie gerne gäb' ich ihm des Euphrats Wasser
Statt Wein's, in dessen Durste er befangen.
Wie süss! nun sag' noch Einer, dass die Weiber
Sich kümmern nicht um die, so fortgegangen.
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O meine beiden Freunde schmäht mich nicht,
Wenn ich den Weibersänften folg' am Morgen,
O schmähet mich desshalben nicht! mein Herz
Ist in dem Hause Seineb's wohl geborgen.
Ich sehe nicht, dass mir was übrig bleibt,
Als Qual, Erniedrigung und Sorgen.
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Die Traurigkeit, sie kehret heute bei mir ein,
Und ich erinn're mich an ausgestand'ne Pein;
Erinn're mich an die Gaselle, an das Reh,
Die mich in Sehnsucht aufgeregt, zu Liebesweh.
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O schmäh' mich nicht, Atik, dass ich in letzten Zügen!
Was mir geworden, o Atik, kann mir genügen,
O schmäh' mich nicht, Atik, du hast sie uns beschrieben!
Du hast als Satan mich versuchend angetrieben;
Es drängte in mein Herz die Leidenschaft sich ein,
Verbarg im Innersten sich in das Mark vom Bein,
O hätt' ich sie, Atik, nur Eine Nacht gesehen,
Genesen wär' mein Aug' von seinen Liebeswehen.
Als ich die Perlen sah an ihrem Halsband wallen,
Mit Muscheln wechselnd ab und mit Korallen,
Da blieb von Weibern sie allein in meinem Herz,
Und alles Andere ward, was ich je sang, nur Scherz.
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Entfernet bin ich lang von Seineb's Haus,
Dort schaut nur Groll der Eifersucht heraus.
Die beiden Sclaven hängten mich an jene Frau,
Bis dass sich zeiget auf dem Haupt des Alters Grau.
Stark ist der Strick, der knüpft mich an sie fest,
Indessen ihrer schwach, mich gern und leicht auslässt.
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Die Thräne strömt vom Aug' wie von verborg'nen Leiden,
Verborg'ne Krankheit kann Erwähnung nicht vermeiden;
Wie oft erwähnt ich dein, die nie dein Ruf erreicht,
Du, die von Menschen all' dem Mond am meisten gleicht.
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Du sagst, am Morgen fand ich die Rebab,
Als schon Arcturus sank an Himmels Hallen,
Sie hielt zurück vorwiegendste der Thränen,
Die leicht, wie schwach gefasste Perlen, fallen.
Ich sagte: wer dem Freunde ist ergeben,
Der ist gesichert vor den Feinden allen,
Was macht dich kühn? ich achte nicht die Tadler,
Du hast an mir, wie ich an dir Gefallen.
Wenn mir das Leben nicht mehr Freude beut,
Such' ich dich auf, dass es mir soll gefallen,
Wenn mir Etwas zu Schulden kommt, so ist's,
Dass ich zuviel ergeben dir in Allem.
O möchte der, so meine Liebe tadelt,
Mich sehen, dir zum Schutz die Fäuste ballen,
Ich biete trotz den Sorgen dieses Lebens,
Bereit, für dich im Opfertod zu fallen.
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O führt sie vor, die schöne wilde Kuh,
Mit Brüsten strotzenden, die nie in Ruh,
Sie sprachen: liebst du sie? ich sagte: sehr!
So viel als Sand, als Tropfen sind im Meer,
Verborg'ner Schatz am Tage hell,
Auf Wangensaffian strömt Jugendquell.
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Mein Aug, mein Ohr, sie haben sich verschworen,
Wie halte ich es aus ge'n Aug und Ohr!
Nicht seh'n und sprechen sie, das einz'ge Mittel,
Das noch im Stand' zu schützen mich davor.
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Ich sende die geheime Botin dir,
Sie soll die Antwort wieder bringen mir,
Die halb Verwilderte, die halb Vertraute,
Die aus dem Thor nach allen Seiten schaute,
Sie trennte sich, und athmet um so freier,
Gesichert vor Unfällen unterm Schleier.
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Ich sandte meine Sclavin, sagte ihr:
Nimm dich in Acht und sei auf deiner Hut;
An Seineb sende ich ein holdes Wort,
O, ich beschwöre dich, benimm dich gut!
Wenn du vermagst zu heilen den, der krank,
So schone Gott dafür dein Hab und Gut.
Sie schüttelte den Kopf und sagte dann:
Ein wunderlich, dass du so leicht gemuth!
Ist diess ein Zauber, den die Frauen üben?
Sie sprechen nur von deiner Liebesgluth.
Sie sagten mir: für dich ist Trennung
Das Einz'ge, was noth und gut dir thut.
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Der Wohlduft floss von ihrem Hals, dem runden,
Um ihre Mitte drängt sich das Gebein,
Und als sie schlief, da floss aus ihrem Munde
Der Speichel wie der reinste stärkste Wein.
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Wie wohl wird's nicht dem Menschen mit dem Reh,
Das liegt erstaunet auf der Weid' im Hain;
Da ich fortziehen die Kamele seh'
Geb' ich mit Herzem zitternden darein.
Es folgen meine Augen ihnen nach,
Die Thränen fliessen an des Busens Rain,
Ich lehne mich ge'n die Verwandten auf,
Das Hausgesind', die Schwäger obendrein,
Bis dass sie sagten: (und mit Unrecht nicht)
Er ist besessen, diess sind Zauberei'n.
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Bald hätte ich am Trennungstag mein Leben,
O hätt' ich früher schon es aufgegeben!
Ich traute mich zu sprechen nicht aus Furcht,
Indess' die Thräne mir die Wangen furcht.
Die Augen strömten, und es floss mein Blut,
Ich war vor nahem Tode auf der Hut.
Ich war begünstiget von dem Geschick,
Mir war genug von ihr ein Wort, ein Blick,
Der Ton des Knöchelrings drang mir in's Herz,
Wie der erschlag'nen Schlange Todesschmerz.
Der Menschen Auge, sprach die Liebste mein,
Ist Ursach, dass ich lieblos dir erschein.
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Vom Liebenden, den Leidenschaft versehrt,
Den Sehnsucht für Kelsum allein verzehrt;
Dich sah mein Aug, und gleich (ich weiss nicht wie)
Hat zu besitzen dich mein Herz begehrt,
Befried'ge mich, und folge mir in Dingen,
Die ohne Sünde liebend Herz gewährt.
Bei Gott! er hat es offenbart, im Koran
In Versen augenscheinlichen gelehrt:
Wer eine treue Seele grausam tödtet,
Und sie nicht sichert, ist verdammenswerth!
Du wühlst als Mörderin in meinem Blut,
Und setzest drein der Gnaden hohen Werth,
Lass walten zwischen uns Gerechtigkeit,
Und ziehe selbst der Rechtsentscheidung Schwert;
Gewähre mir nur eine einz'ge Sitzung,
Durch Fremde und Vertraute nicht entehrt,
Lass wissen mich, bei Gott! was dich bewegt,
Zu tödten einen Moslim, unbewehrt.
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Zum Abschied für Lebanet! eh' sie reis't,
Nur Weniges begehrt von ihr mein Geist.
Bei deinem Leben! weil' nur kurze Zeit,
Vielleicht wird sie vergebens nicht geweiht,
Was weilst du folgsam? sagte Eitemir,
Wir eilen nicht, und schonen die Begier.
Uns kümmert nicht, was dir zu Herzen geht,
Wenn schon bepackt zur Reis' das Lastthier steht,
Bis dass die Nacht hereingebrochen war,
Der Wächter achtete nicht der Gefahr.
Da sah ich sie von weissem Kleid umflossen,
Wie Schlangen auf Sandhügel hingegossen;
Ich grüsste sie, sie lächelte mich an,
Als sie gewahr ward, dass ich wollte nah'n.
Als Wolke sich empor ihr Kopfputz wand,
Durchduftend weit herum das schönste Land;
Ich zögerte, um sie noch anzuseh'n,
Vernünft'ger schaut, wann er nicht darf gesteh'n.
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Mein Herz lag in dem Netz' versteckt am Tage,
Wo uns're Sänften sich zum Aufbruch kehrten,
Ich sprach: wer seid Ihr? und sie sagten mir:
Du stelle deine Frage den Gelehrten,
Wir wohnen nun in Irak, doch zuvor
Wir eine zeitlang uns zu Mekka nährten.
Diess ist die Wahrheit, sag' mir, wer du bist,
Vielleicht, dass uns'ren Ruf wir hier entehrten,
Wir tödten dich, wenn du uns loben willst
Als Eine der durch Schönheit liebenswerthen;
Wir schlagen dir die Vorderzähne ein,
Dann wirst du seh'n den Lohn, von dir begehrten.
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Wähl' für deinen Sclaven eins von dreien:
Sage mir die Antwort kurz und nett,
Lass' ihn schnell und sanften Todes sterben,
Ohne dass voraus die Folter geht;
Oder binde mich, denn die Begierde
Herrscht zuletzt, wie es geschrieben steht;
Oder lass mich alsogleich geniessen; -
Schlimm ist der Genuss, der kömmt zu spät.
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Aus jedem Garten duftet mir ein Hauch,
Sei's von der Rose, sei es vom Jasmin,
Sei's von Begünstigung, sei's von dem Schrecken;
Meinst du, dass ich, was mir so nahe geht,
Vielleicht wohl gar soll schlagen aus dem Sinn?
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Sie sprach das Wort und liess den Schleier fallen,
Ich kos'te dann von keinem Aug' bewacht,
Ich sprach zu ihr: ich fürchte nicht die Späher,
Geheimniss nur, was nicht in meiner Macht.
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O wenn am Tage, wo der Tod mir naht, ich röche,
Was zwischen deinem Aug' und meinem Munde ruht,
O wenn dein Speichel mich als Leichnam wüsche,
Wenn einbalsamte mich dein weiches Mark und Blut,
Wenn Selma in dem Grab mein Bettgenosse wäre,
Wär' Himmel oder Höll' mir gleich das höchste Gut.
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Geliebtes Traumbild, welches mich besucht,
Als mit dem Schlaf Gekose nahm die Flucht,
Mit diesem Traume flog davon die Nacht,
Mir schien's, der helle Tag, er sei erwacht,
Ich sprach: warum that'st du das Leid uns an,
Wir sind mit Aug' und Ohr dir zugethan,
Es sprach: ich halt', was ich versprochen treu,
Allein dich trüget deine Phantasei.
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Omer Ibn Ebi Rebiaa
el-Machsumi: gehört jedenfalls an die Spitze der Dichter Liebeshelden
dieses Zeitraumes, nicht nur durch sein Sterbejahr, sei dieses nun i. J.
93 oder nach Tagriberdi i. J. 101 (719), und verdient den ihm von
Rückert vorzugsweise beigelegten Namen des Minnedichters, weil er der
verliebteste aller Dichter Liebeshelden.
Er ist der beste Dichter, dessen sich der Stamm Koreisch rühmt, eben so
berühmt durch seine Liebesgedichte, als durch sein unordentliches Leben.
Die von ihm vorzugsweise besungene Schöne war Soreja, die Tochter Ali B.
Abdallah B. Haris B. Omeije des Kleinen, des Sohnes des Abdeschschems,
Sohn Menaf's. (...) Soreja kam als Gemahlin Soheil's B. Abderrahman's
nach Ägypten. (...)
Omer war in der Nacht geboren, in welcher der Chalife Omer ermordet
ward, 25. Silhidsche 23 (14. November 643), und er starb drei und
siebzig Jahre alt, auf einem Feldzuge zur See wider die Ungläubigen,
welche das Schiff, worauf er sich befand, verbrannten. (...)
Abdallah, der Vater Omer's, war ein Kaufmann, der besonders in Jemen
viele Geschäfte machte; seine Mutter war Esma, die Tochter Mahrebet's
(oder Mahremet's), die mit Wohlgerüchen handelte, die aus Jemen kamen.
(...)
Seine Lieder wurden von den grössten Meistern der Tonkunst in Musik
gesetzt, von den berühmtesten Sängern gesungen. Die vielen
Bekanntschaften des Dichters mit Frauen und Mädchen brachten ihn in
manche Verlegenheiten gebrochenen Wortes und getäuschter Erwartungen; so
hatte er sich zu Mekka bei der Wallfahrt in Hadschet, die Tochter
Mohammed B. el-Eschaa's B. Kais verliebt, die ihm dort nicht zu Willen
ward, ihn aber zu heirathen versprach, wenn er in ihr Land komme und um
sie werbe, worauf er sie sitzen liess. Sie empfing ihn zu Mekka nur
hinter einem dünnen Schleier, so dass sie ihn, er sie aber nicht sehen
konnte; als er ihr Verse hergesagt hatte, hob sie den Schleier und er
sah eines der schönsten Gesichter; sogleich sandte er fünfhundert
Goldstücke an ihre Mutter, um die Hand der Tochter zu begehren, welche
sie aber zu Mekka verweigerte, und ihn in ihrem Lande um sie zu werben
einlud; sie liebte ihn sehr, aber ihr Ehrgefühl erlaubte ihr nicht, ihm
zu Mekka ihre Hand zu reichen, damit die Leute nicht sagen könnten, sie
sei aus Irak ihm nachgezogen; wenn er sie haben wolle, müsse er nach
Irak kommen. Dem Diener, der ihm die Erlaubniss, sie zu besuchen,
gebracht, hatte er hundert Goldstücke gegeben. (...
Andere vielfach in Musik gesetzte und gesungene Verse dichtete er zu
Ehren Seineb's, der Tochter Musa's, der Schwester Kodamet's B. Musa's
el-Dschombi. Er hatte sich in sie vom Hörensagen verliebt auf die
Beschreibung, welche Ibn Ebi Atik ihm eines Tages von ihrer Schönheit
und ihrem Verstande gemacht. Er sang Lieder zu ihrem Lobe, und brachte
sie damit in's Gerede. (...)
Omer B. Ebi Rebiaa sass eines Tages zu Mina, als eine verschleierte Magd
zu ihm kam, und ihn zur schönsten, gebildetsten und liebenswürdigsten
Frau zu führen versprach, wenn er sich die Augen verbinden lassen und
ihr folgen wollte, worauf er dann wieder mit verbundenen Augen nach
seinem grossen Zelte (Midhret) zurückgeführt werden sollte. Omer ging
die Bedingung ein; als ihm die Augen enthüllt wurden, befand er sich in
einem grossen Saale, wo eine schöne Frau auf einem Throne sass und ihm
sagte: Du bist also der Schimpfer freier Frauen! - Wie so? sagte Omer,
ich werfe mich dir als Opfer zu Füssen. Bist's nicht du, sprach sie, der
gesagt:
Sie sprach: bei meines Bruders, meines Vaters Leben!
Ich wecke auf den Stamm, wenn du nicht gehest fort;
Ich ging aus Furcht vor ihrem Schwur, da lachte sie,
Ich wusste, dass ihr Schwur nur leeres, eitles Wort.
Sie fasste meinen Kopf, denselben zu berühren
Mit ihrer Schläfe glattem, nicht gefärbten Ort.
Ich küsste ihren Mund, gewiss nun des Genusses;
Ein Trank berauschender, gekühlet von dem Nord.
Seine Führerin kam, verband ihm die Augen, und führte ihn in sein grosses Zelt nach Mina zurück, wo er die Nacht schlaflos zubrachte.
Am
Morgen erschien dasselbe Weib, verband ihm wieder die Augen; er befand
sich wieder im Saale, wo die Schöne auf dem Throne sass, die ihn als
Schänder der freien Frauen ausschalt, indem sie sprach: Bist nicht du
es, der gesagt:
Dem Mädchen sagte ich, mit Brüsten schwellenden,
Du stütz' dich auf den Sand, der Boden ist zu hart;
Sie sprach: in Gottes Namen, wie du willst, bereit
Gehorch' ich, wenn auch unbequem mir diese Art,
Am Morgen sagte sie, du hast verderbet mich;
Steh' auf und geh, doch wenn du willst so wart'.
Nun, sagte sie, steh' auf und geh; ich stand auf, sie sagte aber:
Ich liesse dich gehen, wenn es mir nicht leid wäre um die gute
Gelegenheit, mit dir zu kosen; komm lass uns mit Gesprächen die Zeit
verkürzen. Sie hielt verständige Reden, die von grosser Bildung und
Belesenheit zeigten, stand dann auf und ging fort. Das alte Weib, meine
Führerin, zögerte zu kommen, ich sah mich im Saale um; vor mir stand ein
Gefäss mit wohlriechender gelber Salbe (Chaluk), ich tauchte meine Hand
ein, verbarg sie unter mein Kleid, und als ich zum Thor hinausging,
drückte ich dieselbe an der Wand ab. Nach Hause gekommen, rief ich meine
Sclaven, versprach, dass der, der mir das Zelt entdecken würde, an
dessen Eingang eine gelbe abgedruckte Hand, die Freiheit und fünfhundert
Goldstücke erhalten solle. Einer fand dasselbe auf und führte mich hin;
es war das grosse Zelt (Modhreb) der Prinzessin Fathima, der Tochter
Addolmelik's B. Merwan's, die sich eben zum Aufbruche rüstete. Omer
folgte dem Zuge ihrer Kamele und Zelte; die Prinzessin, seiner gewahr,
sandte ihm das alte Weib, die ihn geführt, und liess ihm sagen: Weh'
dir, wenn du mich durch deine Verse in's Gerede bringst! du würdest
meine Unehre mit deinem Blute bezahlen; sie sandte ihm eines ihrer
Hemden, und Omer folgte der Karawane von ferne bis vor die Thore von
Damaskus, weiter ihr zu folgen, hielt ihn die Furcht vor Abdolmelik, und
vor Hadschadsch ab. Er sagte:
Am Morgen ward die Brust mir enge,
Und ich verzweifelte, nachdem ich nah,
Ich dachte Fathima's, der ich ergeben,
O Weltenlauf! wie mir geschah!
Omer B. Ebi Rebiaa schlich sich, als Fathima auf der Wallfahrt zu
Mekka, wohl um ihr Zelt herum, und sang ihr zu Ehren Lieder, doch
getraute er sich nicht ihren Namen zu nennen. (...)
Eine andere Liebschaft Omer B. Ebi Rebiaa's war Aaische, die Tochter
Thalha's, des Sohnes Obeidallah's, die er ebenfalls beim Umgange um's
heilige Haus zum erstenmal sah und von ihrer Schönheit bezaubert war; er
besang sie sogleich in einem Gedichte, in welchem sie genennet wurde;
zwei junge Helden des Stammes, die davon Kunde erhielten, sandten ihm
Drohwort, und er schwur ihren Namen künftig in seinen Gedichten nicht zu
nennen; er hielt aber nicht Wort, denn bald hernach sang er eine
Kassidet. (...)
Eine andere Geliebte des durch seine Lieder der Eitelkeit so vieler
schöner Frauen schmeichelnden und hiedurch genügenden Omer B. Ebi Rebiaa
war Kelsum B. Sad, die Machsumische. Er sandte ihr eine Botin, die von
ihr aber gefangen und (an heimlicher Stelle) zu schwören gezwungen ward,
dass sie nicht wiederkehren werde. Er sandte sie zum zweitenmale, wo sie
nicht besser behandelt und zurückbehalten ward, da wandte er sich an
eine schwarze sindische Sclavin, welcher er die Freiheit und
lebenslänglichen Unterhalt versprach, wenn sie ein Briefchen an Kelsum
bestellte; diese übernahm es, und beredete die Pförtnerin Kelsum's, sie
als Botin bei ihrer Frau anzusagen. Wer ist der Schreiber? fragte Kelsum.
Omer B. Ebi Rebiaa, der Lüderliche, sagte die Botin und beschwor sie,
den Brief anzunehmen, weil sie dadurch ein gutes Werk (der Befreiung der
Sclavin) übe. Die Sclavin gab ihr den Brief. Diess, sagte sie, ist eitel
Schmeichelei und Betrügerei. Wenn du ihn prüfen wolltest, sagte die
Botin; endlich liess sich die Schöne erweichen, und gab ihm Abendstunde
zum Stelldichein; sie empfing ihn hinter einem Schleier; als er ruhiger,
machte sie ihm Vorwürfe über seine Lieder, liess sich aber dann
besänftigen, so dass sie ihn im Hause behielt; einen ganzen Monat lang
verweilte er dort, Niemand der Seinen wusste wo er hingekommen, dann
sagte sie: Nachdem du mich entehrt, bei Gott! so lasse ich dich nicht
fort, bis du mich nicht zur Frau nimmst; er nahm sie als solche und sie
gebar ihm zwei Söhne, deren einer Dschuwan, und blieb bei ihnen bis zu
ihrem Tode.
Auf der Wallfahrt sah Omer B. Ebi Rebiaa auch Lebanet, die
Tochter Obeidallah B. Abbas, die Gemahlin Welid's B. Otbet's B. Ebi
Sofjan's, eine der schönsten Frauen; er fragte wer sie sei, und war
sogleich liebestrunken. (...)
siehe auch:
www.deutsche-liebeslyrik.de/orient/orient_omar_rabia.htm
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