Arabische Dichter

Aus der Literaturgeschichte der Araber

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1850-56)



Kab el-Monachal
(Anfang des 7. Jh.s)


Wirst du stets dich brennend sehnen


Wirst du stets dich brennend sehnen, tief betrübt,
Nach dem Dufte, der von Meila Kunde gibt,

Ist's von langem Weinen, dass mein Auge thränt,
Dass es klein und eng sich nach Erweiterung sehnt!

Wunsch des Todes ist zur Hoffnung mir geworden,
Sie entströmt mit Thränen von der Wimpern Borden,

Kann den Faden lassen ich, an den ich reihte,
Thränenperlen allerreinste, ausgestreute!

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Mein Freund! mit allem bin ich längst entzweit,
Mit mir und Helden, für die Lebenszeit,

Ich hab nicht Gramgenossen, keinen Freund,
Der's mit mir treu, und der's aufrichtig meint,

Zwei Menschen nur verbindet mich die Pflicht,
Langwierige, der ich entzieh' mich nicht.

Die Eine ist die Mutter von Amru,
Doch um die Andere, o frag' nicht du;

Ich hörte nie zuvor, dass einer sei,
Verdammt zu flieh'n statt Einer deren zwei.

Der Liebendste und allem Hasse fremd,
Hass' ich nur den Verläumder, der mich hemmt.

Den Freunden saget, was in meiner Brust,
Wenn ich verstumm', der Sprache nicht bewusst.

Ich weiss nicht, ob das Loos der zarten Triebe,
Ob es allein das Loos von meiner Liebe.

Es nehm' nicht Wunder euch, was heut ich sage,
Wie ihr mich seht, so ist's an jedem Tage.

Freund! fragst du um vergang'nen Genuss,
Fragst du um das, was ich itzt leiden muss,

Mein Freund, bei Gott! ich kann nicht mit zwei Händen
Das Leid der Trennung doppelten abwenden.

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Kab el-Monachal: wohl zu unterscheiden von Monachchal el-Jeschkori;
von Kab, dem Sohne Soheirs und von Kab, dem Bruder Omeirs, aus dem Stamme der Koreisch, lebte mit seiner Base; als sie sich eines Tages entkleidete, rief er aus: Ist's möglich, etwas Schöneres zu sehen als dich!
Ich habe eine Schwester, Meila, sagte sie, die noch schöner als ich. - Er bat sie, ihm Gelegenheit zu verschaffen, sie zu sehen, was sie versprach und ihn hinter einen Vorhang versteckte. Das Resultat dieser Schönheitsschau war rasende Liebe Monachchal's, die der Schönen nicht unbekannt blieb, und von ihr erwiedert ward. Als aber die Schwester ein zärtliches Stelldichein belauscht hatte, und Monachchal seine Liebe gefährdet sah, entwich er, ohne dass Jemand wusste wohin nach Syrien.



 

Aus: Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Erste Abtheilung
Die Zeit vor Mohammed und die ersten
drei Jahrhunderte der Hidschret
Erster Band
Das Jahrhundert vor der Hidschret und die
ersten vierzig Jahre nach derselben
Wien 1850
(S. 270-271)

 

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