Abu Nuwas
(757-815)
Zu gutem Glücke bist du Aug' erwacht
Zu gutem Glücke bist du Aug' erwacht,
Zu schau'n verliebt die, so wie Sonne lacht;
Die schön Gekleidete, in deren Schleppe
Der Wind sich fanget wie im Nebak sacht.
Du kennst die Kunst der Weiber, sich zu schmücken,
Auch abgesehen von des Gürtels Pracht;
Bekleidet durch ihr Haar, bedarf sie nicht
Der Krone, welche das Symbol der Macht.
Die Schaaren drängen sich, wann sie erscheint,
Und Jeder mit dem Finger Zeichen macht;
Sie nahm von mir das Moschuswasser an,
Das zwischen Ohr und Schulter angebracht.
Wenn nicht ein Knab', so ist sie Knaben ähnlich,
Der wie Basilikon umarmend lacht;
Verständig und freigeisterisch zugleich,
Ist sie auf Ruh' des Liebenden bedacht.
Dreimal hat sie das Aug' auf sich gezogen,
Sie, die Unruh' Geschäften nur gebracht.
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Zwei Liebende begegnen sich mit ihren Küssen,
Wann sie mitsamm' den schwarzen Stein der Kábe küssen,
Sie thun es frei, und ohne der Gefahr von Sünde,
Als ob zu diesem Ort Versprechen sie verbünde;
Wenn sie die Menschen nicht dort von einander trieben,
So würden sie zuletzt vergessen sich im Lieben.
Wenn dort sich ein Gesicht das and're deckend zeigte,
So war es, weil die Hand das andr're seitwärts neigte;
Gefahr war gross in der Moschee, das zu begehen,
Was die Gerechten sonst nicht thuen in Moscheen.
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