Habib Ebu Temman
eth-Thaiji
(gest. 840)
Ich habe dich erwähnt, bis ich ertrug mit Schmerzen
Ich habe dich erwähnt, bis ich ertrug mit Schmerzen
Glut der Erinnerung, die aufgeflammt im Herzen,
Ich habe dich beweint, bis durch das viele Weinen
Es mir Entfernetem gelang, mich dir zu einen;
Kann, wenn ich nahe dir, mir Ruhe d'raus entspriessen?
Im Ost und West trifft mich als Pfeil des Freund's Geniessen,
Ich finde gegen dich in der Geduld Vertrauen,
Macht mich nicht Übermuth zuviel auf Liebe bauen?
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Zuträger fingen an vom Wangenflaum zu sprechen,
Ich sagte: Schweiget still, denn diess ist kein Gebrechen.
Mit unumschränkter Macht hat sich nach Herrscherart
In den Besitz gesetzt der grüne Lippenbart.
Ich habe einen Eid der Rose hochgeschworen,
Dass Wangenwunder gleich der schönste ihrer Floren,
Ich sprach durch Wimpern nur, und ohne Worte traun!
Da kam Erwiederung von seinen Augenbrau'n;
Wie Er's versprochen hat, will Schönheit Er gewähren,
Der Vers ziemt nicht den Mann, der seiner will begehren.
Wie schön und süss ist nicht des Liebchens gute Art,
Wann Wange leuchtet hell und dunkel grünt der Bart,
Wer bärtig ihm zu Lieb, der sagt, wird er gefraget,
Wie wir zusammensteh'n, Freundschaft uns stets vertraget.
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Mich macht vertraut mit Dir
Die Lust und die Begier,
Die Thrän' im Auge wacht
Am Morgen und bei Nacht;
Mit Augen, weinenswund,
Hab' ich geschlossen Bund,
Denn die Geduld kennt nicht
Des Bundes heil'ge Pflicht;
Sieh, wie Narcissenflor
Die Frische ganz verlor,
Seit ich von diesem Ziel
Im Glauben ich abfiel,
Mit neuem Aug' erscheint
Verbunden mir der Freund,
Wie fände sich zusamm'
Narciss und Rosenstamm?
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Du, dess' Wange Äpfeln gleicht,
Dem der Wein am Geiste weicht,
Dem die Schönheit inne wohnt
Von der Sonne und dem Mond,
Dess' Gesicht, wann angeschaut,
Rettet des Verräthers Haut,
Gott gewähre mir die Lust
Deines Aug's auf meiner Brust!
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Du, welchen der Prophet hat Dschinn genannt,
Der zweite Jusuf im Ägyptenland,
In kalter Nacht lässt du in meinem Herz
Die Sehnsucht mehr als glutenheissen Schmerz.
Du Wasservogt, der wie das Wasser zart,
Doch nicht so flüssig ist in seiner Art,
Das Wasser glättet deine Haut so feucht,
Bis dass dich nach dem Weine Durst beschleicht.
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