Hosein Ben edh-Dhahak
el-Chalii
(gest. 864 oder 866)
Leg' deine Wange an die meine ...
Leg' deine Wange an die meine, du wirst finden
In beiden Wunder ausser des Verstand's Bereich;
Ein Frühlingsgarten blüht in deinen Rosenwangen,
Und meine sind von Thränen nur ein grosser Teich.
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Du, deren Blicke Zauberkraft,
Du, deren Speichel süsser Wein,
Ich offenbarte meine Liebe,
Als die Geduld dir ward zu klein;
Zerrissen wurde kühn der Schleier,
Der hüllet deines Gleichen ein;
Wenn mich die Menschen desshalb tadeln,
Wird dein Gesicht Entschuld'gung sein.
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Ich schwör es dir bei meiner Liebe,
Ich will verbergen Thränen nicht,
Denn Thränen sind die einz'ge Tröstung,
Wenn scharfer Schmerz das Herz durchsticht.
Aus Liebe ist zu krank mein Herz,
Als dass es noch aus Schmerzen bricht;
Die Heftigkeit von meinem Übel
Lässt Raum für and're Krankheit nicht.
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Da den Abwesenden du hast verrathen,
So stehet diese Misshandlung dir schlecht,
Lieb' mich, dann magst du mich misshandeln,
Wenn nicht, verstoss' mich ganz, sei folgerecht.
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Welch' eine gute Zeit, wo keine Nacht verging,
In der ich nicht vom Freund' versproch'nen Lohn empfing.
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Liebend sterben manche in den Gluthen,
Oder geh'n zu Grunde in den Thränenfluthen;
Liebender bezweifelt Liebe nicht,
Bis er, nicht geliebt, die Herzen bricht.
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