August von Platen
(1796-1835)
Des Königs Liebchen
Unser
König zog zum Streite,
Seine Liebste zog ihm nach,
Hüllte sich in blanken Harnisch,
Der im Rüstgewölbe lag.
Hüllte
sich in blanken Harnisch,
Nahm das Schwert in zarte Hand,
Und sie folgt ihm, aller Orten,
Ewig treu und unerkannt.
Und sie
folgt ihm aller Orten,
Folgt ihm bis ins Schlachtgefild,
Und ihr weißer, zarter Busen
War des guten Königs Schild.
Und ihr
weißer, zarter Busen
Wallte unterm Panzerhemd;
Nicht erkannte sie der König,
Hielt sie als ein Knappe fremd.
Nicht
erkannte sie der König,
Aber wohl verehrt' er sie:
Habe manchen Kampf gestritten,
Solchen Knappen fand ich nie!
Habe
manchen Kampf gestritten,
Keinen sah ich, diesem gleich,
Hätt ich tausend solcher Knappen,
Gäb ich wohl mein Königreich.
Hätt ich
tausend solcher Knappen,
Dann erkämpft ich mir die Welt!
Also sprach der edle König,
Also sprach der gute Held.
Und es
zog der edle König
In die wilde, blut'ge Schlacht,
Vor ihm zog die holde Jungfrau,
Klein in ihrer Männertracht.
Vor ihm
zog die holde Jungfrau;
Aber aus der Feinde Schar
Kam ein wilder, mut'ger Reiter,
Der der Hort der Feinde war.
Kommt
ein wilder, mut'ger Reiter,
Tapfer gleich dem Cherubim,
Und sein Ruf bewegt die Bäume
Und den Boden unter ihm.
Und sein
Ruf bewegt die Bäume
Und des Königs tapfern Sinn,
Denn auf diesen sprengt der Wilde
Mit der rüst'gen Lanze hin.
Denn auf
diesen sprengt der Wilde,
Glaubt sich schon am sichern Ziel;
Doch die Jungfrau traf ihn mächtig,
Daß er blutend niederfiel.
Doch die
Jungfrau traf ihn mächtig,
Alles stürzt' nun auf sie los;
Ihren zarten, treuen Leichnam
Rettete der König bloß.
Ihren
zarten, treuen Leichnam
Ließ er tragen in sein Zelt;
Aber zu des Streites Sieger
Kämpfte sich der gute Held.
Und der
Held, des Streites Sieger,
Kehrt bekränzt, nach heil'gem Brauch:
Blut, so spricht er, ist geflossen,
Tränen mögen fließen auch!
Blut, so
spricht er, ist geflossen,
Tritt nun in sein prächtig Zelt;
Doch was sieht der edle König,
Was erblickt der gute Held?
Ach, ein
Mädchen, sieht der König,
Liegt in Engelsschöne dort,
Er erkennt die Züge wieder,
Doch er spricht kein lautes Wort.
Er
erkennt die Züge wieder,
Wirft sich auf die Jungfrau hin,
Küßt den schönen Mund noch einmal
Seiner schönen Retterin.
Küßt den
schönen Mund noch einmal,
Wort und Träne ward ihm Stein,
Und er zieht den letzten Atem
Aus den toten Lippen ein.
Zieht
von ihr den letzten Atem,
Seinen Zepter wirft er hin,
Und er setzt die Lorbeerkrone
Auf das Haupt der Siegerin.
Und er
wand die Lorbeerkrone
Um die blonden Locken her,
Steigt zu Pferde, fliegt von dannen,
Und es sah ihn Keiner mehr!
Aus: August von Platen
Werke in zwei Bänden Band I Lyrik Hrsg. von Kurt Wölfel und Jürgen Link;
Band I: Nach der Ausgabe letzter Hand und der historisch-kritischen
Ausgabe. Winkler Verlag München 1982 (S. 33-35)
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