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Carl Bernhard Trinius
(1778-1844)
Des Bergmanns Leiche zu Falun
Wißt ihr von des Bergmanns Leiche
Aus dem Schachte zu Falun?
Dem einst Gott im Schattenreiche
Unverletzt vergönnt zu ruhn?
Nicht der Nachwelt Thränen weckte
Dieser Jüngling grauer Zelt;
Doch den Treugeliebten deckte
Erde, nicht Vergessenheit.
Bei des Grubenlämpchen Schimmern
Mußte sich das junge Herz
Selber seine Ruhstatt zimmern,
Einen Sarg aus blankem Erz,
Bis, nach mehr als sechzig Jahren,
Viele hundert Klafter tief
Man hinab zur Stell' gefahren,
Wo der arme Bergmann schlief.
Doch wie, rein und aufgehoben,
Ruht im Erdenschooß das Gold,
Das befleckt im Licht hier oben
Durch der Menschen Hände rollt:
So im Schooß metall'ner Klüfte
Schloß das ewige Gestein
Im ambrosisch reine Düfte
Unversehrt den Schläfer ein.
Wie er nun an's Licht gezogen,
Blühend wie ein Maientag,
Dem der Sonne Glanz entflogen,
Vor des Volkes Augen lag:
Fragend staunen alle Blicke,
Wer der Wunderjüngling sei?
Und es zittert an der Krücke
Auch ein Mütterchen herbei.
Flehend drängt die Tiefbetrübte
Durch die Menge sich, und schaut -
Ja! er ist's, der Heißgeliebte!
Und sie ist des Jünglings Braut!
"Nur der Tod kann dich mir geben,
Aber ich war ewig dein!"
Sprach's, und schlief zum bessern Leben
An des Jünglings Busen ein.
Aus: Deutschland's
Balladen- und Romanzen-Dichter
Von G. A. Bürger bis auf die neueste Zeit
Eine Auswahl des Schönsten und charakteristisch Werthvollsten
aus dem Schatze der lyrischen Epik
in Balladen und Romanzen, Mären, Legenden und Erzählungen
nebst Biographieen und Charakteristiken der Dichter
unter Berücksichtigung der namhaftesten kritischen Stimmen
von Ignaz Hub Zweite, gänzlich umgearbeitete und stark vermehrte Auflage
Karlsruhe Verlag von Wilhelm Creuzbauer 1849
(S. 219)
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