liebesgedichte

für den geliebten

aus dem zyklus

weisses präludium


(c) Kurt F. Domnik pixelio.de




alle weißen gedanken
sammle ich
diese nacht
wandere zu dir
lege meine hände
um deine brust
und schlafe weiter
bin mir
keiner störung bewußt

_____

der mond
weckt mich
ich wecke dich
du schüttelst
die nacht
sie wird auch wach
es tagt

_____

schau
wie du mich
reinigst
wie du mich
ganz neu
formst
das eingeschlafene
wachrufst

_____

augenblicke mit dir
wie morgenstunden
kaum aufgewacht
noch nicht
zerstört
von der zeit
der eile
der zerrissenheit

_____

wenn gott
mich zu sich
ruft
erzähle ich ihm
von dir
wie ich dich liebte
und ich weiß -
er wird lächeln

_____

so
wie du mich
berührst
lächelt erde
in mir
wenn frühling
sie liebkost

_____

vorsichtig
trage ich die schale
die bis an den rand
gefüllt ist
ich darf nichts verschütten
zu kostbar
die perlen
von dir

_____

du schneist
in mir leise
ich spüre
wie jede einzelne
schneeflocke
fällt
wie sie an den
nervenzellen
einzeln
tauen

_____

tausend hände
möchte ich haben
mit tausend fingern
um dein gesicht
zu berühren
wie wenn regen
einen baum
plötzlich
näßt

_____

mein lächeln
längst verschüttet
gräbst du aus
mein helles auge
längst erblindet
bringst du
zum leuchten

_____

du nimmst mich
an der hand
und führst
das erste tor geht auf
garten vor uns -
das zweite tor geht auf
garten vor uns
das nächste tor geht auf
-
bis ich des schauens
nicht mehr mächtig
in die wirklichkeit
zurückkehre

_____

öffnest mich
haut für haut
bis ich da stehe
erstaunt
und wunderbar
nackt

_____

nicht der wind
liebkost so
jedes blatt
einzeln
wenn er einen
baum liebt
wie du mich
nachts

_____

manches
erzählst du
so vertraulich
daß ich nicht wage
es in worte
umzuwandeln

_____

mein guten morgen
für dich heute
ist weiß
weißgekleidete tannen
weißbemalter zaun
weißbedachtes haus
weiß schüttelt sogar
der wind
die luft
deshalb gibt es
schneeflocken

_____

zehn tausend
winzige glöckchen
läßt du
in mir
erklingen
es silbert

_____

es ist
eine zeit
in mir
eine zeit
wie eine
wunderbare
blume
die tag für tag
und nacht für nacht
aufblüht
tau tropft

_____

in eine wolke
voller glückseligkeit
und guter wünsche
neble ich dich ein

_____

ich - baum
sammle
den ganzen tag
auf meinen zweigen
schnee
du kommst
und
schüttelst leicht

_____

eine feierlichkeit
herrscht im wald
manche hohe bäume
sind über nacht
grau geworden
alle anderen
weiß gekleidet
ich kann mich
des eindrucks
nicht erwehren
daß du den wald
für mich
geschmückt hast

_____

siehst du
das habe ich schon
längst gewußt
wenn du
nachts
zärtlichkeiten streust
finde ich sie wieder
den nächsten tag
draußen
überall

_____

alle uhren
sind jetzt weiß
zeit bekommt
langes weißes haar
wir umgeben
von weißen uhren
müssen nicht eilen
gedanken schneien
leicht
in unsere hände

_____

reiche mir
deine weiße hand
laß mich
weiß in dich
hineinschneien
ich verspreche
ich werde leise sein

_____

jeder baum
betet weiß
die orgel
auf der der wind
weiße konzerte
spielt
tönt geräuschlos
die hostien
für die kommunion
fallen
vom himmel

_____

vielleicht
bekommt man
von außen
die liebe
die man
in sich trägt

_____

wenn in mir
so hell
und feierlich
so unglaublich
leicht
nehme mich
zu dir

_____

wie aphrodite
aus dem schaum
steige ich
aus deinen roten
blumen
unaufhaltsam
die schönheit
selbst

_____

manchmal
spielst du
in mir
eine zarte
geige
manchmal
läßt du
eine harfe
erklingen
aber manchmal
ertönst du in mir
eine riesige orgel
oder
glocken
aus notre dame

_____

ich war schon immer
sehr neugierig
aber daß mein
neugier-faß
ohne boden ist
hast du mir
erst gezeigt

_____

ich wußte nicht
daß du
nach so einer nacht
noch ein geschenk
für mich hast -
diamanten im schnee

_____


 

 

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Bild: (c) Kurt F. Domnik pixelio.de