Frans Jozef Blieck (1805-1880)
niederländischer Dichter
Flaemische Ballade
Astolph, zurück! ich bin verlobt
Dem Landherrn Halewyn,
Dich dulden in der Einsamkeit
Das heißt ihm untreu sein.
Der Landherr fern im dichten Wald
Mit seinen Hunden jagt.
Noch einen Kuß, dann lebe wohl
Du wunderholde Magd!
Astolph, mir bangt, daß Halewyn,
Der Späher, uns nicht fern,
Kennst du nicht meinen Bräutigam,
Den finstern Landesherrn?
Nein, dich nur kenn' ich süßes Weib,
Du Seelenherrin mir,
Dir huldiget mein trunknes Herz,
Zu Füßen sink' ich dir.
Still Astolph, still! Es reißt dich hin
Die blinde Liebesgluth, -
Schlich Niemand durch die Büsche dort? -
Im Herzen stockt mein Blut!
Der Wind ist's, der im Laube rauscht,
Dein golden Haar bewegt,
O sieh, wie es um meine Hand
Sich weich und glänzend legt.
Laß ab, laß ab, verwegner Knab',
Flieh eilends durch das Thor,
Mich preßt ein banges Vorgefühl,
Ein Seufzer traf mein Ohr. -
Ich hör' der Vögel Jubel nur,
Ihr Lied voll Liebeslust,
Noch einmal nur, du himmlisch Weib,
Schließ ich dich an die Brust.
Astolph, dein süßer Athem streift
Entzückend meine Wang,
Doch sieh, es blitzt im dunklen Laub -
Mir ist so todesbang. -
Laß blitzen, wär's der kühnste Stahl,
Der lauert mordbereit,
Umfangen so von deinem Arm,
Wär's Sterben Seligkeit.
Er sprichts - da zuckt der Rachestahl,
Gleich einer Blitzesflamm,
Kalt steht bei dem entseelten Paar
Der finstre Bräutigam.
(S. 353-355)
Übersetzt von Luise
von Ploennies (1803-1872)
Aus: Reise-Erinnerungen aus Belgien
Von Luise von Ploennies
Berlin Verlag von Dunker und Humblot 1845
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