Ettore Botteghi (1874-1900)
italienischer Dichter
Rispetti im April
Von feiner Seide ist dein Haar gewebt,
Und Perlen reihn sich dir im Mündchen dicht.
Gehst du vorbei, kommt eine Fee geschwebt,
Ihr gleicht dein Gang, dein holdes Angesicht.
Wo nahmst du es nur her, dies Mündchen süß,
Und ach, dein Herz, wo hast du's hergenommen?
Das Antlitz holtest du im Paradies,
Das Herz jedoch hast du mir weggenommen.
(S. 152)
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Dein Mündchen, holdes Kind, hat mich behext,
Denn röther ist es, als des Meers Korallen.
Frisch ist das Kraut, das auf der Wiese wächs't,
Und doch viel frischer noch sind deine Wangen.
Schwarz ist das Ebenholz, ganz wunderbar,
Und doch viel schwärzer noch dein Brauenpaar.
Süß und voll Sehnsucht singen Nachtigallen,
Doch singst du, schweigen sie und lauschen alle.
(S. 152-153)
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Hab' ich dir's nie gesagt, dir's nie gesagt,
Wie sehr ich dich geliebt und noch dich liebe?
Doch will ich wetten, hätt' ich's je gewagt,
Daß dennoch stumm, ganz stumm, die Lippe bliebe.
Denn ach, die Liebe ist ein himmlisch Ding;
Wenn man sie rühmen will, wird sie gering.
Ein himmlisch Ding ist ja die Liebe, Kind,
Zarter als Lilien und Rosen sind.
Doch Lilien und Rosen, die verblühn,
Und bald siehst du verdorren ihren Schimmer,
Allein der Liebe grenzenloses Glühn
Das löscht nie aus, nein, das verlodert nimmer.
Erlöschen, nein, kann eine Liebe nie,
Länger als Ros' und Lilie dauert sie
Und blüht, wenn jede Blume längst verging,
Denn ach, die Liebe ist ein himmlisch Ding!
(S. 153)
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übersetzt von Paul Heyse (1830-1914)
Aus: Paul Heyse Italienische Dichter in Übersetzungen
Lyriker und Volksgesang Neue Folge
Gesammelte Werke (Gesamtausgabe)
Reihe V Band 5
George Olms Verlag Hildesheim Zürich Neu York 2002
(Nachdruck der Ausgabe Stuttgart Berlin 1905)