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Christoph Marlowe (1562-1592)
englischer Dichter
Der Schäfer an sein Lieb
(Percy I. p. 216)
Komm, lebe bei mir, sey mein Lieb,
Und allen Freuden hin dich gieb,
Die Thal und Hügel, Feld und Flur
Und Felsenberge bieten nur!
Dort wollen wir auf Klippen stehn,
Die Schäfer Heerden hüten sehn,
Am Bach, erschallt zum Wasserfall
Tonreicher Vöglein Madrigal!
Ich mache dort dir Rosenbettchen,
Mit tausend duftigen Bouquetchen,
Ein Blumenhäubchen, einen Latz
Mit reichem Myrthenlaubbesatz!
Gewand aus Wolle, weich und fein,
Die wir entrupft den Lämmelein,
Schuh', die ich warm dir füttern wollt',
Mit Schnallen d'ran von laut'rem Gold.
Den Gurt von Stroh und Eibenschoß,
Mit Ambraknopf, Korallenschloß.
Regt solche Freude dir den Trieb,
Dann lebe bei mir, sey mein Lieb!
Dich soll der Schäfer Sang und Tanz
Ergötzen beim Maimorgenglanz!
Regt solches dir des Busens Trieb,
Dann lebe bei mir, sey mein Lieb!
(S. 108-109)
Übersetzt von Adolph von Marées (1801-1874)
Aus: Alt-englische und schottische Dichtungen
der Percyschen Sammlung
übersetzt von Adolph von Marées
Berlin Druck und Verlag von Georg Reimer 1857
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