|
Costache Conachi
(Kostaki Konaki) (1777-1849)
rumänischer Dichter
Wer Geschmack hat, soll mir glauben
Wer Geschmack hat, soll mir glauben, daß die Liebe ich geliebt,
Nicht in Titeln und Würden, sondern wo es Menschen giebt.
Wahrlich, was ist Ehr' und Titel, der aus Menschenmunde fließt,
Gegen einen Strahl des Zaubers, der das ganze Sein umfließt?
Das geheimnißvolle Etwas, einen Tropfen Liebreiz nur
Pflückt der Mensch nicht auf des Ranges, auf der Bücherweisheit Flur.
Mutter Schöpfung, um zu zeigen, daß ob ihrer Gunst nichts steht,
Hat die reichsten Gaben, wie sie will, umhergesät.
Oftmals steigt sie nieder zum Geringsten, arm und schlicht,
Pflanzt an Dorn- und Distelstauden Primeln hin und Veilchen dicht.
Und du, herrliche Geliebte, gingst aus niederm Staub hervor,
Prangst allein doch, wie die Rose, in dem ganzen Blumenflor.
Wer kann dich nur einmal schauen und nicht sagen, ich hab' Recht,
Dir zu opfern Rang und Würde, Stand und Namen und Geschlecht?
Unter deinem süßen Hauche macht' ich mich von Sünde los,
Fühlte, welche hehre Flamme wächst in reiner Liebe groß.
Dich umfangend fühl' das Wesen ich der heil'gen Ewigkeit,
Was dem Jenseits ist der Himmel, ist die Liebe dieser Zeit!
(S. 294-295)
_____
Bist du in die Welt gekommen
Bist du in die Welt gekommen, mich zu tödten - tödte mich
Einmal, statt in einer Stunde hunderttausendfältiglich.
Selbst der Himmel hat das Sterben einmal über mich verhängt,
Dich nur freut's, wie mir sich grausam, endlos meine Qual verlängt.
Wüßt' ich, daß ich schuldig wäre, klagt' ich sicher dich nicht an,
Doch nur Lieb' ist mein Verbrechen, weil ich dich nicht hassen kann.
Und warum ist's solche Sünde, daß mein Lieben dich umschmiegt?
Deine Augen nur beschuld'ge; denn die haben mich besiegt,
Sie, die Anstifter des Feuers, das so jäh in mir entfacht,
Die mein ganzes Sein durchdrungen, Leben mir und Todesnacht.
Nicht von dir, von ihnen hoff' ich nur Erlösung: auf die Brust
Falle mir, mit ihren Thränen, Lebenskraft und Lebenslust.
(S. 296-297)
_____
Slanic, Juli 1847
Wenn du glaubst, es sei das Lieben wohl ein gar so leichtes Ding,
Und man trüg' es zum Vergnügen auf dem Finger wie den Ring,
Oder meinst du, daß für Schönheit und für Liebreiz blind ich sei,
Nicht zum Grunde spüren werde, strafen deine Heuchelei -
Sehr, sehr irrst du, meine Liebe; denn die Lieb' und ich wir sind,
Wenn auch mit gebund'nen Augen und für deine Reize blind,
Desto größ're, tief're Kenner und vertraut mit jeder List,
Wissen viel von Freundestreue, sehen, wann sie käuflich ist.
Und damit du sicher glaubest, was ich dir gesagt, mein Lieb,
Lies hier unten nur die Verse, die für dich allein ich schrieb:
Dachte, daß des Himmels Engel ich im Frau'ngesicht geliebt,
Und ich liebt' ein Weib der Hölle, das sich Engelsantlitz giebt.
(S. 300-301)
_____
Den 6. April 1848
Du bist Nacht und Morgenroth mir,
Du bist Leben und bist Tod mir;
Denn nach deinem Willen wandelt
Sich mein Wesen, fühlt und handelt.
Hast du sanften Blick gegeben,
Mitleidsvoll wird Licht und Leben,
Hast du von mir dich gewendet,
Nacht und Tod mein Leben endet.
Wie die Blume, die mit Drehen
Folgt der hehren Sonne Gehen:
Also muß mein Herz ich schicken,
Von mir hin nach deinen Blicken.
(S. 304)
_____
In der Übersetzung von
Carmen Sylva (1843-1916)
aus: Rumänische Dichtungen
Deutsch von Carmen Sylva
Mit Beiträgen von Mite Kremnitz
Dritte Auflage Bonn Verlag von Emil Strauß 1889
|