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Edward Bulwer Lytton (1803-1873)
englischer Dichter
Die Hymne des Eros
(Aus den "letzten Tagen von
Pompeji")
Wo sanft am Strand zieh'n des Cephissus Wogen,
Klang eine Stimme bebend in den Lüften;
Von höh'rer Glut ward Teian's Ros' umflogen,
Die Tauben ruhten still in Lenzesdüften.
Vom Himmel lächelten die Horen helle,
Indeß der Hand entsank die Purpurblüte; -
Und von der Grotte Pan's zu Egle's Zelle
Die Erd' in einem Wonneseufzer glühte.
"Liebt, Sterbliche! Ich bin die Macht der Liebe,
Dem Chaos vor den Göttern all' entstammet,
Den Himmel selbst durchglühen meine Triebe,
Mein Kuß Aurora's glühend Roth entflammet.
Mein sind die Sterne, - dort in ihrem Schimmer
Seht Ihr der Liebe Zauberblicke scheinen;
Mein auch ist Luna -, und wenn bleich ihr Flimmer,
Ist's, weil die Strahlen um den Carier weinen.
Blumen sind mein, mein ist die Glut der Rose,
Mein Veilchendüfte, die mit Zephyr schweben,
Mein Maienstrahlen, und im Waldesschooße
Die Träume all', die in den Blättern leben.
Liebt, Sterbliche! In sanfte Liebesbande
Seht sich die Erde wonnetrunken schmiegen,
Lernt von der Flut, die küssend naht dem Strande,
Von Winden, die auf Wogen sanft sich wiegen.
Lieb' lehrt das All!" - Der Ton gleich Wonneträumen
Entschwebt im Licht; doch nach in Lüften klinget,
Im Stromes Murmeln, in der Wogen Schäumen,
Im Hain ein Wiederhall, der "Liebe!" singet.
(S. 487-489)
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Anakreontisch
In den Adern des Kelches schäumt und glüht
Das Blut von dem Feuerwein';
Doch der Liebestrank, der im Kelche glüht
Der Jugend, muß süßer sein!
Hell, hell,
Wie der Feuerquell,
Der durchströmt das Auge Dein.
Füllt, füllt bis zum gold'nen Rand'
Die Gabe des Lyaeus,
Der im Wein jenen gold'nen Schlüssel fand,
Der befreit von der Erde Weh' uns.
Trinkt, trinkt,
Daß die Lust nicht sinkt;
Und nur die Lampe seh' uns.
Trink', trink', aus dem Auge Dein
Den Liebestrank gib mir,
Dein Lächeln gib dem Gott vom Wein,
Den Seufzer aber mir.
Zu mir Dich wend',
Mein Auge brennt,
Verlangt einen Blick von Dir.
(S. 495-497)
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An Julia
Ein Nachtgedanke
In dem verglüh'nden Strahl' der Kerzen
Seh' ich das Bild von meinem Herzen.
Einsam in Nacht entbrennt es hier,
Sein Leben heiße Lieb' zu Dir.
Und treu mein Herz die Glut ernährt,
Die es erleuchtet und verzehrt.
So muß mein eigentlichstes Leben,
Der Liebe Glut, den Tod mir geben.
(S. 497)
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Lied
Aus "Paul Clifford"
O, frag' nicht die Welt, muß ich jetzt Dich verlassen,
Ob dies Herz, das Dich liebt, auch für And're voll Huld;
Ich weiß, fern von Dir wird mich Sünde erfassen,
Doch nimmer trifft Dich meine Schuld.
Ein Strom ist mein Leben, d'rin schimmernd und helle
Ein Lichtstrahl des Himmels in Liebe sich bricht,
Umschatten die Ufer auch dunkel die Welle,
Sie spiegelt Dein liebendes Licht.
Ob schwellen die Wogen in nächtigen Stürmen,
Die drängend zum Falle sie jagen so wild,
Ob schäumend, die Wellen sich thürmen, -
Doch zittert auf jeder Dein Bild!
(S. 499)
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Übersetzt von Louise von
Ploennies (1803-1872)
Aus: Britannia. Eine Auswahl englischer Dichtungen
alter und neuer Zeit
In's Deutsche übersetzt von Louise von Ploennies
Mit beigedrucktem Originaltext
Frankfurt a. M.
Verlag der S. Schmerber'schen Buchhandlung 1843
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