Richard Gall (1776-1801)
schottischer Dichter
Du mein Juwel, mein Leben, o!
Deine Wang' der Ros' an Farbe gleicht,
Du mein Juwel, mein Leben, o!
Dein Hals dem Silberthau nicht weicht,
Am Bach den Rosen umgeben, o!
Deine Zähne sind von Elfenbein,
O süß ist deiner Augen Schein,
Kein Strahl nur lächelt mir allein,
Du mein Juwel, mein Leben, o!
Die Vöglein munter in dem Hain
Ihr Freudenlied erheben, o!
Sich freu'nd am Sommermorgenschein,
Nicht Sorgen sie umschweben, o!
Die süßen Sänger kennen nicht
Den Kummer, der mein Herz anficht,
Der meinen Schlummer unterbricht,
Du mein Juwel, mein Leben, o!
Als Kinder auf der Höhe dort,
Da Jugend schien so sonnig, o!
Da schweiften wir von Ort zu Ort,
Hatten Freude viel und wonnig, o!
Da jagt' ich oft dich im Gefild,
Den Dornstrauch machtest du zum Schild,
Da pflückt' ich dir die Blumen wild,
Du mein Juwel, mein Leben, o!
Ich hab' 'nen Wunsch, - o würd' er wahr!
Es schwänden meine Leiden, o!
Daß mein du wärst für immerdar,
Um nie von mir zu scheiden, o!
Dich würd' ich lieben Tag und Nacht,
Nichts in der Welt mir Sorge macht',
Bis mich umfing des Todes Nacht,
Du Juwel, mein Leben, o!
übersetzt von Eduard Fiedler (1817-1850)
Aus: Geschichte der volksthümlichen schottischen
Lieder-Dichtung von Eduard Fiedler
Zweite Ausgabe Erster und zweiter Band
Leipzig 1858 Verlag von Wilhelm Violet (Band 2 S. 25-26)
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