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John Donne (1572-1631)
englischer Dichter
An eine falsche Geliebte
Schick' heim mein schweifend Aug' zu mir,
Das (ach zu lang') verweilt bei dir:
Doch, wenn es dort geworden schlimmer
Und lernte sich zieren
Und falsch coquettiren,
Das es itzt
Nicht mehr nützt
Zu bravem Sehn: - behalt' es immer!
Schick' heim mein Herz, das ohne Trug
So warm und edel für dich schlug:
Doch ward es durch das deine
Gelehrt, zu scherzen
Mit fremden Schmerzen,
Brechend beid',
Wort und Eid: -
Behalt' es nur, es ist nicht meine!
Doch schick' nur Aug' und Herz zurück,
Dass ich dein Lügen recht erblick',
Damit ich lache und mich freue,
Wenn Einen mit Thränen
Du wirst ersehnen,
Welcher kalt,
Oder bald
Sich zeigt, wie du jetzt, ohne Treue!
(S. 92)
Übersetzer nicht genannt
Aus: England und Amerika Fünf Bücher englischer
und amerikanischer Gedichte
von den Anfängen bis auf die Gegenwart
In deutschen Übersetzungen
Chronologisch geordnet mit litterarhistorisch-kritischen
Notizen und einer Einleitung
von Julius Hart
Minden i. W. J. C. C. Brun's Verlag 1885
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