Andras Lörincz (1826-1848)
ungarischer Dichter
Glockenläuten
Wieder läutet diese Glocke,
Weh, wie trüb dies Schallen klingt!
Und ich glaube, wenn ich's höre,
Daß vor Gram das Herz mir springt.
Wind, verweh' es, trag es weit fort,
Daß den Ton ich nimmer hör';
Trag mit ihm auch meine Herzqual,
Daß sie mich nicht pein'ge mehr.
Auf dem Friedhof ist die Blüthe
Der Akazie so bleich,
Und die Nachtigall, die trübe,
Klagt drin Nachts so schmerzensreich.
Ihren Kummer weinet aus sie,
Und im Frühroth wird's ihr leicht,
Doch mein Leiden, durch des Frühroths
Lächeln wird es nicht verscheucht!
Und ich fleh': "Nicht komm', o Frühroth!
Meine Sonne ist der Mond."
Scheint so blaß er, wein' am Grab ich,
Drin so still mein Liebchen wohnt.
Aus: Album hundert ungrischer
Dichter
In eignen und fremden Übersetzungen herausgegeben durch
Karl Maria Kertbeny [1824-1882]
Zweite Auflage Dresden Pest Robert Schaefer Hermann Geibel 1854 (S. 298-299)
[Übersetzer nicht
explizit genannt]
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