Andreas Munch (1811-1884)
norwegischer Dichter
Beim Sonnenuntergang
Nun sinkt hinab die Sonne sacht
In fernen Waldes Schatten,
Und sendet Frieden für die Nacht,
Wie Gold, auf Meer und Matten.
Ein süß wehmüthig Flüstern geht
Durch's Birkenlaub so stille,
Vom Schlummer, der bevor nun steht
Mit süßer Träume Fülle.
Des Tages Abschiedsthräne gießt
Sich über Halm und Blume,
Der Lilie Kelch sich leise schließt,
Gleich einem Heiligthume.
Der Vögel Lieder schweigen schon,
Das Thal scheint nachzusinnen:
Was, wenn die Sonne nun entflohn,
Die Erde mag beginnen?
Sei ohne Furcht, du meine Seel',
Und seufze nicht verstohlen.
Aus Nacht steigt Liebe ohne Fehl',
Wie Duft von den Violen.
Wenn sich die Sonn' in ihren Schoos, -
Der Liebe Quell - gesenket,
Ist ihr nachfolgen süßes Loos,
Das Ruh dem Sehnen schenket!
übersetzt von Edmund Lobedanz (1820-1882)
Aus: Album Nordgermanischer Dichtung
von Edmund Lobedanz
Erster Band: Album Dänisch-Norwegischer Dichtung
Leipzig 1868 Verlag von Albert Fritsch (S. 205-206)
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