James Nicol (1769-1819)
schottischer Dichter
Wo Quair sanft zwischen Blumen fließt
Wo Quair sanft zwischen Blumen fließt,
Dicht bei des Thales Hain, Mädchen,
Steht meine Hütte - dein sie ist,
Willst du mein eigen sein, Mädchen.
Auf dich der Liebe Sorg' ich wend'
Und schau' dich liebend an, Mädchen;
Zum Himmel manch' Gebet ich send',
Für dich sind sie gethan, Mädchen.
Wahr ist es, meine Hab' ist klein,
Mein Hausrath ist gering, Mädchen,
Mein Rock ist nicht gesponnen fein,
Mir dient kein Kämmerling, Mädchen.
Doch wäre mein der Britten Kron'
Und du von niederm Rang, Mädchen,
Du müßtest theilen meinen Thron,
Sonst für die Kron' ich dank', Mädchen.
Bin ich von dir, du Theure, fern,
Lacht kein Vergnügen mir, Mädchen,
Den höchsten Berg erklimm ich gern,
Um eine Spur von dir, Mädchen.
Der Hauch, der deine Wang' anweht,
Die Blum' in deinem Haar, Mädchen,
Die Luft, in die dein Athem geht,
Ich neide sie fürwahr, Mädchen.
Willst für ein Herz, das glüht für dich,
Dein Herz du setzen ein, Mädchen,
Dann Annchen komm, mir schenke dich,
Dies glühende Herz ist mein, Mädchen.
Wo Quair sanft zwischen Blumen fließt,
Dicht bei des Thales Hain, Mädchen,
Steht meine Hütte - dein sie ist,
Willst du mein eigen sein, Mädchen.
übersetzt von Eduard Fiedler (1817-1850)
Aus: Geschichte der volksthümlichen schottischen
Lieder-Dichtung von Eduard Fiedler
Zweite Ausgabe Erster und zweiter Band
Leipzig 1858 Verlag von Wilhelm Violet (Band 2 S. 19-20)
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Mein herziges Mädchen, was mag das bedeuten?
Mein herziges Mädchen, was mag das bedeuten?
Mein Herz schlägt so heftig, will ruhig nicht sein;
Ich hoffte, daß besser es werde bei Zeiten,
Doch fühl' ich, lieb Mädchen, nur größere Pein.
Mein Kopf ist ganz schwindlig und oft wenn ich spreche,
Da seufz' ich, an Muth mir's zum Reden gebricht.
Dann starr' ich als sucht ich was, das mir gebreche,
Doch Mädchen, ich weiß ja nicht, was mir gebricht.
Wenn Heu wir zwei machen, da konnt' ich mich rühren,
Und wurde nicht müde den Tag lang dabei,
Dein Schober war immer so leicht aufzuführen,
Und süßer schien bei dir zu duften das Heu.
Jüngst als wir euch küßten beim Schmaus auf dem Gute,
Da die Erntefestfreuden uns füllten mit Lust,
Als dir ich mich nahte, wie ward mir zu Muthe!
Unsäglich Entzücken durchdrang meine Brust.
Und Abends beim Tanz hab' ich stets dich erlesen,
Bin traurig, gehst kalt du vorüber an mir.
Ein Zauber, lieb Mädchen, liegt in deinem Wesen,
Der sagt mir, mein ganzes Glück ruht in dir.
übersetzt von Eduard Fiedler (1817-1850)
Aus: Geschichte der volksthümlichen schottischen
Lieder-Dichtung von Eduard Fiedler
Zweite Ausgabe Erster und zweiter Band
Leipzig 1858 Verlag von Wilhelm Violet (Band 2 S. 20)
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