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Richard Monckton Milnes (1809-1885)
englischer Dichter
Liebesgedanken
O lass' nicht Worte, der Gedanken grobe Hülle,
Sich drängen zwischen uns'rer Herzen Stille;
Wähl' nicht die höchsten, darin Dichter singen,
Sie würden Mißklang in dies Eden bringen.
Ungläubig lächelst Du? Doch hör' und sage
Erst, was Du willst; zu meines Herzens Schlage
Lass' dann Dein Haupt in stummer Glut sich neigen;
Was süßer ist, es wird sich schnell Dir zeigen;
Lass' jetzt allein uns uns'rer Liebe leben,
Einst mag Erinnerung das Wort beleben;
Doch lass' es dieses Heiligthum nicht stören,
Wo schweigend wir uns tief und ganz gehören.
(S. 597)
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Schäferlied
Ich ging am Bachesufer,
Ich ging den Mühlenpfad;
Den Bach hört' ich nicht rauschen,
Und nicht das Mühlenrad.
Es schwirrten keine Käfer,
Es sang kein Vögelein; -
Doch das Schlagen meines Herzens,
Das hört' ich ganz allein.
Dann saß ich unter'm Baume,
Und sah, wie schwarz und lang
Sich Abendschatten senkten,
Doch ward mir d'rum nicht bang;
Denn Einem Fußtritt lauschte,
Einem Wort die Seele mein; -
Doch meines Herzens Schlagen,
Das hört' ich ganz allein.
Er kam nicht, - nein, er kam nicht, -
Die Nacht, sie nahte schon;
Es setzten sich die Sternlein
Auf ihren gold'nen Thron.
Die Abendlüfte streiften
Die heiße Wange mein; -
Doch das Schlagen meines Herzens,
Das hört' ich ganz allein.
Still flossen meine Thränen,
Als Jemand bei mir stand; -
Auf meine Schulter legte
Sich eine sanfte Hand.
Es zog mich nah und näher, -
Still war's in Flur und Hain,
Und das Schlagen uns'rer Herzen,
Das hörten wir allein.
(S. 599-601)
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Übersetzt von Louise von
Ploennies (1803-1872)
Aus: Britannia. Eine Auswahl englischer Dichtungen
alter und neuer Zeit
In's Deutsche übersetzt von Louise von Ploennies
Mit beigedrucktem Originaltext
Frankfurt a. M.
Verlag der S. Schmerber'schen Buchhandlung 1843
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