Henryk Salz (1881-nach 1936)
polnischer Dichter
Auf dem See
Die Stille schlummert auf dem See,
Die Fläche ist wie Eis so glatt,
Die Linden lispeln traurig müd
Und blicken um sich seltsam matt.
Und nun erwacht ein sanfter Wind . . .
Und auf der Wellen zartem Bug,
Mit leisem, leichtem Flügelschlag,
Beginnt er seinen stillen Flug . . .
Die Sonne senkt den Strahlenbund
In der opalnen Fluten Kluft;
Und von den Strahlen ausgelöst,
Aus einer Lilie sickert Duft. -
Und meine Seele - gleich dem See -
Liegt still in tiefen Schlaf gehüllt;
Von fern der Liebe Ziel erblinkt,
Das alle Welt mit Strahlen füllt . . .
Und meiner Sehnsucht Lilienkelch
In diesen Strahlen träumt und bebt
Und seinen süßen Balsamduft
Zu bangen Trauerliedern webt! . . .
übersetzt von Lorenz
Scherlag (1881-1941)
Aus: Moderne polnische Lyrik
Eine Anthologie deutscher Übertragungen
Herausgegeben von Lorenz Scherlag
Amalthea Verlag Zürich Leipzig Wien 1923 (S. 162-163)
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