Die Troubadours

Lieder - Nachdichtungen der Troubadours
 

 

 


Guillem Adamar
(nach 1200)

 

Es keimt, es blüht, 's ist süße Frühlingszeit,
Der Vögel übermütge Schaar juchheit:
Da denk' ich auch an meiner Liebe Leid,
Da nichts das Herz mir mehr als Sie kasteit.
Ach, Holde, Süße,
Raubt Unbesonnenheit
Mir nur nicht Eure Grüße.

Wie ich gewesen, bin ich nicht zur Zeit,
So hat mich übermannt das Herzeleid;
Ein Kuss nur ist's, der mich vom Tod befreit,
In Zimmers oder Busches Heimlichkeit.
Ach, Holde, Süße,
Raubt Unbesonnenheit
Mir nur nicht Eure Grüße.

Denkt Eurer Gunst für mich, Gebieterin!
Euch weih' ich mich, so lang' ich athmend bin,
Und da ich nie gekränkt die edle Minn',
Acht' ich auch nicht der Feinde Trugbeginn.
Ach, Holde, Süße,
Wer wünscht mit hartem Sinn,
Daß der Geliebte büße.

Denn nichts fürwahr ist schlechterer Beginn,
Als wer durch Schmeichelei verderbt die Minn',
Und wer den Lug beschwört mit argem Sinn,
Denn die Wahrhaftigkeit nur bringt Gewinn.
Ach, Holde, Süße,
Wer wünscht mit hartem Sinn,
Daß der Geliebte büße.

Ich kannte wen von trefflichem Verstand,
Der sich auf Negromantenkunst verstand,
Und Unheil der, die ihn verschmäht, gesandt,
Indes ich dulde meinen Wehestand.
Ach, Holde, Süße!
Daß, bringt Ihr mich an's Land,
Eur Leben Gott versüße!

Sang, Lachen, Lust hat sich mir abgewandt,
Umschlingt mich nicht der Liebe holdes Band.
Vor Trübsal steh' ich an des Grabes Rand,
Ermutigt mich nicht bald ein Liebespfand.
Ach, Holde, Süße!
Daß, bringt Ihr mich an's Land,
Eur Leben Gott versüße!


Nachgedichtet von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Aus: Gedichte der Troubadours
im Versmaaß der Urschrift übersetzt
von Karl Ludwig Kannegießer
Tübingen 1852 (S. 297-299)

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Biographie (engl.): http://en.wikipedia.org/wiki/Guilhem_Ademar

 

 

 


 

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