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Guillem von Cabestaing
(gest. zwischen 1181-1196)
Des Tags als ich zum erstenmal euch sah,
Als ihr mir gönntet eures Anblicks Lust,
Da schied mein Herz von allen andern - da
War es nur eines Wunsches sich bewußt:
So, Herrin, füllte mir das Herz mit Sehnen
Ein süßes Lächeln und ein güt'ger Blick,
Daß ich die Welt vergaß im Augenblick.
Eu'r lieblich Scherzen, eurer Schönheit Macht,
Der Mienen Huld, der Reden Freundlichkeit
Hat mich so ganz um den Verstand gebracht,
Daß ich umsonst ihn suchte seit der Zeit.
Nachgedichtet von Friedrich Diez
(1794-1876)
Aus: Leben und Werke der Troubadours
Ein Beitrag zur nähern Kenntniß des Mittelalters
Zwickau 1829 (S. 88-89)
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Wie einer, der das Blatt verschmäht
Und sich der Blumen schönste pflückt,
So ward auch ich in reichem Beet
Nur von der Herrlichsten entzückt:
Denn aus eigner Schönheit Fülle
Schuf Gott gewiß dieß Frauenbild
Und wollte mit der Demuth mild
Zieren ihre reine Hülle.
Nachgedichtet von Friedrich Diez
(1794-1876)
Aus: Leben und Werke der Troubadours
Ein Beitrag zur nähern Kenntniß des Mittelalters
Zwickau 1829 (S. 89)
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Seit jenem
Tag, da ich zuerst Euch fand,
Da mir vergönnt ward solche Augenlust,
War all mein Wünschen nur auf Euch gewandt,
Schied jedes andre Bild aus meiner Brust.
Des Sehnens Brand im Innersten erregen -
Ein Blicken konnt's, ein Lächeln süß und stumm,
Und ich vergaß der ganzen Welt darum!
Der hohe Reiz, die liebliche Gestalt,
Die kluge Red' und holde Freundlichkeit
So übten sie auf meinen Geist Gewalt,
Daß ich ihn gar verlor seit jener Zeit.
Er floh zu Euch; Ihr mögt ihn gnädig hegen,
Daß Euerm Preis und Werth er Zeugniß giebt,
Indem er liebt, wie nie ein Mann geliebt.
Nun lieb' ich Euch, o Frau, mit solcher Pein,
Daß diese Glut nicht duldet andre Glut;
Und dennoch dien' ich andern Fraun zum Schein.
Deß ist nun krank und gar vertrübt mein Muth.
Seit mir das schönste Bild folgt allerwegen,
Ach! schwand mir andre Liebe gar dahin,
Und Euch zu eigen ward mein tiefster Sinn.
Geliebt es Euch, o seid gedenk der Huld,
Die Ihr verhießt beim Abschied gnadenvoll!
Und meine Seele zähm' ich zur Geduld,
Der Hoffnung froh, in der ich harren soll.
Fast dünkt mich dieses Harrens Leid ein Segen,
Kommt nur von Euch mein Heil früh oder spät,
Vielschöne Frau, zu der mein Hoffen fleht.
Nun komme Leid - von Aengsten bin ich frei;
Ich weiß zu wohl, daß mir noch Glück erblüht
Von Euch, o Frau, wie klein, wie groß es sei.
Jedwede Pein erquickt nun mein Gemüth,
Denn Liebe nur will sie mir auferlegen.
Wer innig liebt, muß vieles Weh verzeihn,
Unbill bestehn, um einst belohnt zu sein.
Ach, jener Stunde seh ich bang entgegen,
Da Ihr mich, Herrin, so begnaden wollt,
Daß Ihr mir sagt, Ihr seid mir einzig hold!
Nachgedichtet
von Paul Heyse (1830-1914)
Aus: Spanisches Liederbuch
von Emanuel Geibel und Paul Heyse
Berlin Verlag von Wilhelm Herz (Bessersche Buchhandlung) 1852
(Anhang: Provenzalische Lieder) (S. 249-251
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Wie wer das Laub geringe schätzt
Und sich die schönste Blum' erkor,
So wählt' ich mir im Hochwald jetzt
Die Schönste von der Frauen Flor.
Gott erschuf sie sonder Fehle
Aus seiner eignen Herrlichkeit,
Und ordnet', daß der Lieblichkeit
Sich ein fromm Gemüth vermähle.
Durch ihrer Augen süßes Licht
Ward ich entflammt zu froher Glut;
Und dies Gefühl, das mein Gesicht
Befeuchtet mit des Herzens Flut,
Ließ ich nie an Tag gelangen.
Doch nun ist mir ein Lied erwacht
Von der, die Manchen selig macht,
Darf auch Keiner sie umfangen.
Ich schmeichle nicht, wie oft zuvor;
Vor tausend Zeugen sprech' ich wahr:
Ein Jeder liebt, was er erkor,
Das doch ein Speer der Liebe war,
Auch die Frohsten zu verwunden
Mit holdholdseliger Freundlichkeit.
Mich, seit mir ward der Wunde Leid,
Weckt sie auf in nächt'gen Stunden.
Ach mildre sie den strengen Sinn
Und lasse mich begnadet sein!
Da sie nun weiß, wie krank ich bin,
Ach lindre sie der Schmerzen Pein,
Die sich durch mein Herze wanden!
Das ist der Sehnsucht strenger Schluß,
Daß ich das Beste lieben muß,
Was da lebt in allen Landen.
Ein hohes Schloß verborgen hegt
Den reichen Schatz, das schönste Weib,
Das in der Welt Gewande trägt;
Hold schuf der Herrgott ihren Leib.
Wo ihr Liebreiz ist zu schauen
Macht er die Edeln unterthan.
Ihr Werth steht ihr so lieblich an,
Daß sie prangt vor allen Frauen.
Seit all ihr Werth mir offenbar,
Begehr' ich andrer Liebe nie.
Denn Klugheit, aller Listen bar,
Mit Reiz und Tugend einet sie.
Nie vergißt sie stets feine Sitte,
Und, ob sie nie auch feindlich thut,
Sie wahrt des keuschen Rufes gut,
Wo so mancher Schaden litte.
Nachgedichtet
von Paul Heyse (1830-1914)
Aus: Spanisches Liederbuch
von Emanuel Geibel und Paul Heyse
Berlin Verlag von Wilhelm Herz (Bessersche Buchhandlung) 1852
(Anhang: Provenzalische Lieder) (S. 252-254)
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In süßem Sinnen,
Das mir das Herz beschlich,
Muß ich beginnen
Manch holdes Lied auf dich.
Entflammt tiefinnen
Hat deine Schöne mich
Zu heißem Minnen,
Doch kaum verräth es sich.
Geh' ich auch fort von hier,
Ach! wie entsagt' ich dir,
Für die in Sehnen mir
Mein freies Herz erglühte!
Frau in der Anmuth Blüte,
Oft preis' ich deine Zier,
Bis ich mich selbst verlier'!
Es mag mir nimmer
Gott Amor freundlich sein,
Wenn ich nicht immer
Umwerbe dich allein.
Des Lächelns Schimmer
Schwand von den Thränen mein;
Wer litt wohl schlimmer
An bittrer Liebespein?
Um die mein Herz vergißt
Was sonst wohl lieblich ist,
Der muß zu jeder Frist
Ich fremde mich geberden.
Mögst du nie irre werden
An mir um solche List,
Auch wenn du ferne bist!
Mit jedem Tagen
Tagt neu der Liebe Glut.
Dein hold Betragen
Entzückt mir Seel' und Blut.
In Haft mich schlagen
Gelang dir gar zu gut;
Heiß mußte zagen
Schon vor dem Kampf mein Muth.
Da hab ich gleich bereit
Die Seele dir geweiht,
Fern andrer Seligkeit.
Kein Weib, das Bänder trüge,
Scheuchte den Schmerz zur Gnüge
Mit höchster Zärtlichkeit,
Geschähe dir ein Leid.
Im Sinn beständig
Liegt mir dein süß Gesicht;
Auf Erden fänd' ich
Weißere Glieder nicht.
Vor Gott, ach, ständ' ich
So treu in meiner Pflicht,
Schaut' ich lebendig
Des Paradieses Licht.
Treu ging ich stets dir nach,
Und sah im Ungemach,
Wie manches mir gebrach,
Was Andre nun genommen.
Mir wird zu harren frommen,
Bis du mir gönnest, ach,
Was nie ein Eid versprach.
Eh meine Lider
Des Herzens Kummer tränkt,
Ach, daß sich nieder
Ins Herz dir Gnade senkt!
Gieb Frohsinn wieder
Und scheuche was mich kränkt,
Was auch dawider
Adel und Reichthum denkt.
Jedwede Lust ist hin,
Hegst du nicht gnäd'gen Sinn.
Wenn nicht von Anbeginn
Mit freiem, edlem Sinne
Dich süß entflammt die Minne,
Vergiß mich immerhin!
Wüßt' ich, woran ich bin!
Nicht will ich wehren
Mich wider deine Macht.
Dir selbst zu Ehren
Sei nun auf Huld bedacht!
Nie mag erhören
Gott mein Gebet zur Nacht,
Könnt ich begehren
Fürstlicher Schätze Pracht
Mehr, als der sel'gen Stund,
Da mir wird Gnade kund.
Stets muß ich liebeswund
An dir in Treuen hangen.
O hielte mich gefangen
Küssend dein rother Mund,
Nie lös't' ich selbst den Bund!
Nicht ewig fliehen
Wird deine Gnade mich,
Du, der verliehen
Ein Reiz, dem keiner glich.
Oft auf den Knieen
Wie fleht' ich brünstiglich
Zu Sanct Marieen,
Zu einen mich und dich.
Dir dienen war mein Traum
Noch eh mir sproß der Flaum.
Gäb' anderm Dienst ich Raum,
Nie könnt' ich Gott versöhnen.
Holdseligste der Schönen,
Nun küss' ich deinen Saum,
Denn Größres wag' ich kaum.
Nichts ist, das dir gefällt,
Vielschöne hohe Fraue,
Das ich mir nicht getraue
Zu thun, trotz aller Welt,
Die es für Frevel hält.
Herrin Raimon, weil ich schaue,
Wie hold mein Liebchen blüht,
Ist selig mein Gemüth.
Nachgedichtet
von Paul Heyse (1830-1914)
Aus: Spanisches Liederbuch
von Emanuel Geibel und Paul Heyse
Berlin Verlag von Wilhelm Herz (Bessersche Buchhandlung) 1852
(Anhang: Provenzalische Lieder) (S. 255-259)
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Des Tags, allwo zuerst mir Euch zu sehn
Vergönnte eure Wohlgewogenheit:
Da achtet' ich nicht fürder irgend wen,
Da war mein Herz Euch ganz allein geweiht,
So rißet Ihr, Gebieterin, mein Leben
Mit eures Lächelns süßem Blick dahin;
Die ganze Welt entschwand vor meinem Sinn:
Als ich Euch sah in Eurer Schönheit stehn,
Euch scherzen hört' in Huld und Lieblichkeit,
Da war's um Ruh und um Verstand geschehn,
Daß ich umsonst sie suchte seit der Zeit.
Euch sei gewidmet meines Dankes Streben;
Denn Euch mit Preis zu ehren heischt mein Sinn,
Mir scheint's, daß so ich Euer werth nur bin.
Ich lieb' Euch, Herrin, schlimm würd's mir ergehn,
Erwies' ich andern Fraun Ergebenheit;
Denn ich vergienge ja in herben Wehn,
Wenn einen Wechsel brächte je die Zeit.
Nur Euch nicht, der sich Alles neigt ergeben,
Sonst alles Andre geb' ich gern dahin.
Bleibt hold und freundlich mir nur Euer Sinn.
Und darf ich Euch erinnern, was geschehn
Beim Abschied, an den lieblichen Bescheid,
Der, Herrin, mich geheilt von allen Wehn,
Und mich versetzt in Wonn' und Seligkeit?
Was auch geschehe, glücklich ist mein Leben,
Wenn Ihr beharrt auf Eurem edlen Sinn.
In süßer Hoffnung schweb' ich froh dahin.
Auch soll kein Unglück kummervoll mich sehn;
Zu denken brauch' ich nur, es kommt die Zeit,
Wo Tröstliches von Euch mir ward geschehn,
Viel oder wenig, doch versüßt's das Leid.
Ich weiß ja, der Liebe wird's gegeben.
Groß Kreuz und Unheil trägt ein milder Sinn,
Das herbste Mißgeschick wird zum Gewinn.
Ach, Herrin, werd' ich bald die Stund' erleben,
Wo Ihr mir sagt - o welch ein Hochgewinn! -
Daß Euer einzger, liebster Freund ich bin?
Nachgedichtet von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)
Aus: Gedichte der Troubadours
im Versmaaß der Urschrift übersetzt
von Karl Ludwig Kannegießer
Tübingen 1852 (S. 90-91)
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Als ich zuerst, o Herrin, Euch erblickt,
Als mich umstrahlte Eurer Schönheit Glanz,
Ward jeder andre Wunsch dem Sinn entrückt
Und nur nach Euch ging all' mein Sehnen ganz.
Da Ihr ins Herz mir senktet heißes Minnen
Mit einem Blick, mit einem Lächeln süß,
Das mich die Welt ringsum vergessen ließ.
Der Schönheit Macht, der Lippen holder Scherz,
Die Freundlichkeit, der güt'gen Worte Lust,
Die mir vergönnt, umstrickten so mein Herz,
Daß nimmermehr es weilt in meiner Brust.
Euch weih' ich es; es sei mein einz'ges Sinnen,
Nur Euren Preis zu singen fern und nah,
Wie's besser nie um Minnelohn geschah.
Auf meine Treue, Herrin, könnt Ihr bau'n,
Nur Euch zu lieben zwingt mich holde Macht;
Oft scherzt' ich wohl mit liebreich schönen Frau'n,
Um zu vergessen was mich traurig macht.
Doch jede andre Liebe flieht von hinnen,
Denk' ich an Euch, der höchster Wert sich beugt;
Euch bleib' ich treu, unwandelbar geneigt.
Auch des Versprechens, Herrin, nun gedenkt,
Womit Ihr jüngst versüßt des Scheidens Pein,
Des hat sich Wonne in mein Herz gesenkt,
Denn freud'ger Hoffnung hießet Ihr mich sein!
Und konnt' ich auch dem Leide nicht entrinnen,
So hoff' ich doch, gefällt's Euch noch einmal,
Daß Ihr mit Lust mir lohnt der Sehnsucht Qual.
Und keine Kränkung flößt mir Schrecken ein,
Ich weiß ja, daß ich hoffend warten soll
Auf eine Gunst, und wär' sie noch so klein,
Drum ist selbst herbes Leid mir freudenvoll.
Denn wer den Lohn der Liebe will gewinnen,
Muß gern verzeih'n der Laune argem Spiel;
Geduldig harrend kommt er so zum Ziel.
Wann, Herrin, wird der schöne Tag beginnen,
Wo Ihr in güt'ger Huld mich also ehrt,
Daß Ihr des Freundes Namen mir gewährt?
Nachgedichtet von Franz Hüffer
(1869)
Aus: Provenzalisches Liederbuch
Lieder der Troubadours mit einer Auswahl biographischer Zeugnisse,
Nachdichtungen und Singweisen
zusammengestellt von Erhard Lommatzsch
Berlin 1917 (S. 391-392)
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Biographie:
Guillem von Cabestaing (Cabestanh), ein trefflicher Dichter, und durch
eine höchst abenteuerliche Liebesgeschichte berühmt, die auch der
gewandte Uebersetzer und Bearbeiter Boccaccio seinem Decameron
einverleibte, wird uns nach seinen Lebensumständen in zweien
handschriftlichen Nachrichten umständlich geschildert. Besonders
ausführlich redet über ihn die provenzalische Biographie aus der zweiten
Hälfte des 13ten Jahrhunderts in einem Mspt. der Laurenziana zu Mailand,
bei Rayn V. 189-195 abgedruckt; eine kürzere haben die meisten übrigen
Handschriften. Der Inhalt beider ist im Wesentlichen folgender: -
Guillem von Cabestaing, ein armer Ritter aus dem Schlosse gleiches
Namens, kommt als Page (vaslet de sa cort) zu Raimund von Rousillon, und
wird bald von ihm als Cavalier (cavayer) bei seiner Gemahlin Sermonda
(nach der ausführlichen Handschrift Margarida) ernannt.
Es versteht sich von selbst, daß sich zwischen beiden bald ein
Liebesverhältnis entspann. Allein es währt nicht lange, so wird dieses
ruchbar, und der eifersüchtige Raimund paßt eines Tages dem Guillem im
Walde auf, wo er ihn auszufragen sucht. Guillem, der das merkt, führt
ihn dadurch irre, daß er ihm sagt, er sei in Agnes, die Schwester der
Margarida und Gemahlin des Robert von Tarascon, verliebt. Sofort reitet
Raimund mit ihm dahin, führt seine Schwägerin auf die Seite und fragt
sie, ob sie Jemand liebe. Die schlaue Dame merkt bald, um was es sich
handelt, und sagt, sie liebe Guillem von Cabestaing. Ja die Dame geht so
weit, den Guillem (mit Erlaubnis ihres Gemahls) zu sich in ihre Kammer
zu nehmen. Dadurch wird Raimund nun völlig überzeugt, Margarida aber
grämt sich, als sie Guillems vermeintliche Untreu erfährt. Guillem
entdeckt ihr alles Vorgegangene und bittet um Vergebung. Sie aber, nicht
zufrieden damit, läßt auch noch ihre Schwester rufen, und überzeugt sich
so von seiner Unschuld. Die Folge ihrer Versöhnung war ein Chanson,
worin er darthun sollte, daß er keine andere liebe, als sie. - Dadurch
wird Raimunds Eifersucht auf's Neue rege. Er tödtet den Guillem, reißt
ihm das Herz aus, und setzt es seiner Gemahlin gebraten vor, die es auch
ohne Argwohn ißt. Dann entdeckt er ihr Alles, zeigt ihr den Kopf, und
fragt sie, ob es gut geschmeckt. So gut, erwiedert sie, daß keine andere
Speise, kein anderer Trank ihr jemals wieder den Geschmack vom Munde
vertreiben solle, den Guillems Herz darauf zurückgelassen. Als Raimund
wüthend mit dem Schwerte auf sie eindringt, wirft sie sich von einem
Balkon herab und bricht den Hals. - Merkwürdig, aber ganz im Geiste
jener Zeit ist es nun, daß alle Stimmen sich für den Liebhaber und gegen
den beleidigten Ehemann erhoben. Guillems und Margarida's Verwandte, so
wie alle Liebenden der Umgegend verbanden sich, um Raimund zu bekriegen;
Alfons II. von Aragon nahm Raimund gefangen, verheerte sein Schloß und
Land, und ließ Guillem und Margarida in ein Grab vor der Kirche zu
Perpignat (Perpignan) legen, einem den Königen von Aragon gehörigen
Flecken in der Ebene von Rousillon und Cerdagne (Sardogna). Der Todestag
beider blieb lange Zeit ein Feiertag. Raimund starb im Kerker, und seine
Besitzungen kamen an die Erben Guillems und Margarida's.- Das einzige,
was sich über die Zeit, in welcher Guillem von Cabestaing lebte,
ermitteln läßt, ist sein Tod, der in die Jahre von 1181-1196 fallen muß,
während welcher Periode Alfons II. über Rousillon herrschte. - Von
Guillem von Cabestaing sind nur noch sieben Gedichte vorhanden, zum
Theil eben jenem Raimund gewidmet. Sämmtliche Lieder beziehen sich auf
seine Liebe, sind ungemein innig, glühend, voll von Sehnsucht, und
verrathen alle, wie gern der Dichter in der Wonne der Leidenschaft
schwelgt. Er ist einer der empfindungsvollsten Troubadours, und
derselbe, den Petrarca in seinem Triumph der Liebe erwähnt.
Aus: Die provenzalischen Troubadours nach ihrer Sprache, ihrer
bürgerlichen Stellung, ihrer Eigenthümlichkeit, ihrem Leben und Wirken
aus den Quellen übersichtlich dargestellt von Dr. Ed. Brinckmeier
Halle 1844 (S. 143-145)
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