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Ungarische Liebesgedichte
(In der Übersetzung von Johann Graf Mailath (1786-1855),
Georg Tretter (?), Mihaly Paziazi (?) und Ludwig Draut (?))
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Ferenc Faludi (1704-1779) Neckendes Lied
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Ferenc Kazinczy (1759-1831) An Minni
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Ferenc Kazinczy (1759-1831) Das Versprechen
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Ferenc Kazinczy (1759-1831) Mein Beglücker
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Ferenc Kazinczy (1759-1831) Ihr Bild
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Ferenc Kazinczy (1759-1831) Mein Lebenskahn
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Mihály Csokonai Vitéz (1773-1805) Die Erdbeere
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Mihály Csokonai Vitéz (1773-1805) Das Mahl
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Mihály Csokonai Vitéz (1773-1805) Die arme Suse
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Sandor Kisfaludy (1772-1844)
Wie
der Hirsch, der schwer getroffen (7. Dal )
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Bunter Vogel, den ich neide (13.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Wie das Reh, von hurt'gen Hunden
(22. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Gross und viel ist was ich dulde
(47. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) In des Zaubers mag'scher Helle (51.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Wie zwei helle Feuersonnen (VII.
Gesang)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Ihre Stimme hört' ich klingen (90.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Aus dem Leben ausgeschieden (100.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Tage kommen, Tage schwinden wieder
(126. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Dich erblick' ich in des
Domes (172. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Aus dem Leiden trägt im Lauf (173.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Anders ist der Welt Gestaltung (16.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Rasche Mäher auf den Wiesen (35.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844)
Von ihr kommet, zu ihr schwebet ( 41. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Nach den Menschen, nach der Sitte
(51. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844)
Einem
Gott nur, einer Väterstätte (53. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Wie sich diese Stunde wendet (87.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Ausgetreten sind die Flüsse (142.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Staune nicht, dass immer Liebe
(163. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) In Arabiens ödem Sand (171. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Hänfling, Zeisig, Nachtigallen
(197. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) In des Himmels blauen Bogen (172.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Euch, ihr Musen, ehrt die Süße
(176. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Zu vollziehen meinen Willen (44.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Du, der Augen süßer Strahl (146.
Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Neue Reize alle Tage (164. Dal)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844) Menschenbrust, sie kann nicht seyn
(168. Dal)
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Karoly Kisfaludy (1788-1830) Die Macht des Blickes
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Paul Szemere (1785-1861) Erinnerung
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Paul Szemere (1785-1861)
Das beglückte Paar
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Paul Szemere (1785-1861) Isabelle
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Paul Szemere (1785-1861) An die Hoffnung
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Paul Szemere (1785-1861) Sehnsucht vom Aufgang zum Niedergang
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Laszlo Toth (1788-1820) Standeswahl
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Mihaly Vitkovics (1778-1829) An Cenzi (Wär' ich doch der Matragberg)
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Mihaly Vitkovics (1778-1829) An Cenzi (Wie das Reh die frische Quelle)
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Mihaly Vitkovics (1778-1829) Füreder Hirtenjunges Lied
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Mihaly Vörösmarty (1800-1855)
Das schöne Mädchen
Ferenc
Faludi (1704-1779)
Neckendes Lied
Eines hohen Hauses Kind,
Schlank gebaut wie wenig sind,
Ueberstrahlt an Schönheit weit
Selbst ihr perlenreiches Kleid;
Doch was hilft es; sie ist falsch.
Schlehenaugen Sterne licht!
Amor bildet schön're nicht.
Wo die Blicke hin sie kehret
Brenn'ts, als ob ein Blitz hinfährt;
Doch was hilft es, sie ist falsch.
Hals, wie Alabster weiss,
Lippen, wie die Rose heiss,
Kinn, wie Marmor glatt und fein,
Nacken, wie der Schnee so rein;
Doch was hilft es; sie ist falsch.
Stillend, schreibend, ist sie schön,
Schön ihr Sitzen, schön ihr Geh'n,
Lächelnd schön, wie wenn sie weint;
Aller Reiz ist ihr vereint:
Doch was hilft es; sie ist falsch.
Schmeichelnd, lallend, süss im Scherz,
Munter, muthig, lieb ihr Herz,
Viel verheisst ihr Zauberblick,
Beut sie selbst sich, höchstes Glück!
Doch was hilft es; sie ist falsch.
Antwort
Eines hohen Hauses Spross,
Tadelfrei und makellos,
Zeigt's, dass man ihn wohl erzog,
Lohnt's auch, dass man seiner pflog;
Lieb' ihn doch nicht, weiss warum.
Klar ist seiner Augen Licht,
Milchgetaucht sein Angesicht,
Rosenroth und Weiss vereint
Auf der klaren Wange scheint;
Lieb' ihn doch nicht, weiss warum.
Weisheit zeigt die Stirne an,
Er ist schlank, wie eine Tann',
Ihn umflattert braunes Haar,
Rosenroth der Wangen Paar;
Lieb' ihn doch nicht, weiss warum.
Ares Ross wie sein's nicht springt,
Wenn er es zum Setzen zwingt;
Bäumt sich's auch, springt hin und her
Nicht im Sattel wanket er;
Lieb' ihn doch nicht, wess warum.
Geistreich, witzig, hochgeehrt,
Kunstverständig, rechtsgelehrt.
Immer heiter, froh an Muth,
Wirthlich, mässig, fromm und gut;
Lieb' ihn doch nicht, weiss warum.
Freude nährend ist sein Scherz,
Weckt zur Wonne auf das Herz;
Naht er, jubelt jede Brust;
Seine Freundschaft, Edens Lust!
Lieb' ihn doch nicht, weiss warum:
Weil er falsch mich nennt, darum.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 15-16)
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Ferenc
Kazinczy (1759-1831)
An Minni
Für dich flammt' ich, du erglühtest,
Ich erglüh' noch, du nicht mehr.
Wie du dein Geheimnis hütest,
Ach, ich fühl' es nur zu sehr!
Seufzend und in Schmerz befangen,
Rufet "Minni!" oft die Brust;
Und im Kummer und im Bangen,
Wein' ich über den Verlust.
Hingegangen, hingeschwunden,
Ist des Lebens Göttertraum;
Doch um dich, ob tief die Wunden,
Geb' ich nicht der Klage Raum:
Nie soll dir das Glück entschwinden,
Trag' dann leichter, was mich trübt;
Seufz' mit stolzerem Empfinden:
Minni hat mich einst geliebt.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 54)
___________
Ferenc
Kazinczy (1759-1831)
Das Versprechen
Welch einen Tag des Glücks hab' ich gesehen!
Von zweier schöner Schwestern Arm umfangen,
Wallt' ich durch's Feld mit lieberregtem Bangen,
Hin, wo am Bach die schlanken Pappeln stehen.
Wo üppig sich die duft'gen Kräuter blähen,
Sass ich bei ihr, die ewig mich gefangen;
Sie sang. Im Ton, im Blühen ihrer Wangen,
Umwallte mich entzückend Himmelswehen.
Der Zauber, der in ihrem Sange lebt,
In ihrer weichen Silberstimme bebt,
Schmückt der gepries'nen Sängerinnen keine.
Doch süsser noch als alle Lieder flötend,
Durchbebt's mich, als an mich geschmiegt, erröthend,
Das zarte Mädchen haucht: ich bin die deine.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 54-55)
___________
Ferenc
Kazinczy (1759-1831)
Mein Beglücker
Von Millionen, die die Erde zählt,
Verfolgt wie mich, die blinde Ate keinen;
Greift wüthend manchmal sie der Andern Einen,
Gleich ist sein Gott ihm schützend zugesellt.
Mich schützt der Himmel nicht, und nicht die Welt,
Aufzehrt der Kampf das Mark in den Gebeinen;
Ohnmächtig, ach! erschöpft, kann ich nur weinen;
Wo Balsam für die Wunde, die mich quält?
Und Eros dauert meines Leben Leiden:
"Der Ate Zürnen sänften meine Freuden."
Er sprach's; im Arme ruhet mir Sophie. -
Seit sie die Leuchte meines Lebens Nächten,
Seit ich umschirmt von Amors heil'gen Mächten,
Schmerzt mich der wilden Ate Rasen nie.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 55)
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Ferenc
Kazinczy (1759-1831)
Ihr Bild
Der Morgen wecket mich; mein höchstes Gut,
Ihr göttlich Bild tritt meinem Aug' entgegen.
Wie bebt mein Herz in süssen Liebesschlägen,
Auf lodert flammenhell die alte Gluth.
"Sie ist's, sie ist's!" so ruft mein wallend Blut.
Ich küss' die Luft, als wäre sie zugegen,
So sprach, so ging sie, so war ihr Bewegen,
So sank ans Herz sie mir voll Liebesmuth.
Wie einst mit Ihr, beginn' ein Flüstern ich
Jetzt mit dem Bild; verborgen, neckend, süss;
Nun holden Streit, nun Worte lieb und mild.
Bis ich dies treibe, hebt die Sonne sich,
Schickt durch die Jalousieen ihre Grüss',
Umstrahlt mit Himmelsglorie das Bild.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 55-56)
___________
Ferenc
Kazinczy (1759-1831)
Mein Lebenskahn
Leicht schwebt mein Lebensnachen seine Bahn,
Durch Wirbel fort, durch steile Klippen hin,
Ob Wogen dräu'n, ob Stürme ihn umzieh'n,
Er scherzt im Wetter, das ihn oft umfah'n.
Die Gattin führ', die Kleinen ich im Kahn,
der Süssen Kusse weicht der Stirne Glüh'n.
Am Mast verschlungen Myrth' und Harfe blüh'n,
Vom Segel weh'n mich Zaubertöne an.
In trübes Dunkel hüllt mein Pfad sich wieder, -
Ein schöner Stern blickt liebend auf mich nieder,
Auf seinen Strahlen nah't ein heil'ger Glaube.
Hinan! hinan! ich bebe keinem Dräuen!
Kronion lässt dem Unglück nicht zum Raube
Den Leibenden, den Sänger, und den Treuen.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 56)
___________
Mihály
Csokonai Vitéz (1773-1805)
Die Erdbeere
Duft des Rosmarins, der Feigen
Honigsüsse, wie des Lasslieb
Röthe, ist dem Aug', der Nase,
Ist dem Mund gleich angenehm.
Wie erst, wenn sie sich vereinen,
Diese angenehmen Reize? -
Schaue die gereifte Kirsche,
Die ist roth, und sie ist süss;
Nardus duftet die Melone,
Nektar ist dem Gaumen sie;
Rosen sind wie Sammt zu schauen,
Ambra ist ihr Wohlgeruch;
Doch der Rosmarin, das Masslieb,
Feige, Kirsche, die melone,
und die Rose sind vereinet
In der schönen Erdbeer Sammt. -
Gerne sieht das Aug' die Farbe,
Ihren Honig liebt der Mund,
Und ihr Duft erfüllt das Haupt.
Dich, geliebte Erdbeer! würd' ich
Auf der Götter Tafel setzen;
Und wenn du auch sprechen könntest,
Und auch küssen, würdest du
Aehnlich Lilla's Lippen seyn.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 27)
___________
Mihály
Csokonai Vitéz (1773-1805)
Das Mahl
Wie der Tanne reifer Samen,
Der auf reinen Schnee gefallen;
Wie der Käfer, der in einer
Weissen Rose Kelch verstecket;
Wie getrocknete Korinten
In dem weissen Zuckerkuchen;
Glänzt, wie Sammt; ist schön, und süss, und
Rund, ein Mahl auf Lilla's Busen.
Eine Insel ist's voll Reizen,
Wo die Liebesgötter scherzend,
Trocknen ihrer Haare Gold, wenn
Sie in Ihres Busens milch'gen
Wogen sich gebadet haben.
Redet ihr, ihr meine Küsse!
Ob es Raserei, auf Lilla's,
Einer Erdennymphe Busen
Selbst den Fehler anzubethen?
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 28)
___________
Mihály
Csokonai Vitéz (1773-1805)
Die arme Suse
Abends ward der Befehl gebracht,
Es war ein grosses Siegel darauf,
In einer schönen Sommernacht,
Da weckten sie meinen Jancsi auf.
Eben war er von mir geschieden;
Er sah mich im Traume sicherlich,
Ruh'te in seinem Bett in Frieden;
Es träumte ihm, wie er gehalset mich:
Da rief ein trüber Trompetenstoss,
'S hiess, gegen die Türken zöge das Heer.
Meine Jancsi schwang sich eilig auf's Ross.
O weh! vielleicht seh' ich ihn nimmer mehr.
Zu seinem Quartier ging weinend ich hin,
Bis an's Ende der Gärten ging ich ihm nach,
Sein Marsch war mein Klaglied, fort sah ich ihn zieh'n,
Und seufzt', wie die einsame Taube am Dach.
Seinen Csáko ich reich mit Thränen begoss,
Ich knüpfte ein trauriges Band daran,
Zehn Rosen gab ich seinem Ross,
So viel hundert Küsse dem lieben Mann.
Selbst meine Seele weinte in mir,
Als Abschied genommen wir beide;
Er sprach nur eins: "Gott sei mit dir!"
Und umarmt' und küsst' mich mit Leide.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 31)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844)
Himfy's
Liebeslieder
Unglückliche Liebe
7. Dal
Wie der Hirsch, der schwer getroffen
Von des Jägers sicherm Pfeil,
Fleiht – zu spät – die Wund' ist offen,
Und er findet niergends Heil;
So hab' ich mich abgewendet,
Als ihr Aug' in meines sah;
Doch schon war der Pfeil gesendet,
Schon das Weh im Busen da.
Aber, ach, mein scheues Rennen
Mehrt des Giftes tödtlich' Brennen!
Weh, du armes trübes Herz,
Nie enteilst du deinem Schmerz.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 32)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844)
13. Dal
Bunter Vogel, den ich neide,
Singst der Liebe süsses Joch,
Du entbehrst Verstand mit Freude,
Denn dein Pärchen rührst du doch.
In den Adern heisses Wallen,
Sing' ich kunstvoll Amors Macht;
Aber unerhört verhallen
Lieder, wunderschön erdacht.
Glücklicher! Der Liebe Freuden
Singst du, ich nur ihre Leiden:
Komm, ich gebe für dein Glück,
Gerne den Verstand zurück.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 32)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844)
22. Dal
Wie das Reh, von hurt'gen Hunden
Aufgeschrecket, flieht und flieht,
Bis es eine Schlucht gefunden,
Die den Drängern es entzieht;
So will Amorn ich enteilen,
Ach, und bin doch stets mit ihm!
Denn in meinem Busen weilen
Fühl' den Gott ich, wild und grimm.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 32-33)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844)
47. Dal
Gross und viel ist was ich dulde,
Ach, mein Kummer ist so schwer!
Doch ich trag' ihn für die Hulde,
Ist darum nicht freudenleer.
Lockte mit des Reichthums Fülle
Mich das Glück in seinen Arm,
Blieb mir dennoch fest der Wille:
Nie verliess ich meinen Harm.
Wenn darin sie Freude findet,
Dass in Gram mein Leben schwindet,
Gerne bieth' ich diese Brust
Ihres Quälens wilder Lust.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 33)
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Sandor Kisfaludy (1772-1844)
51. Dal
In des Zaubers mag'scher Helle,
Seh' ich oft ihr Angesicht,
Wenn ich an des Baches Welle
Wandle, in des Mondes Licht;
Und ich träume, das das Bild
Liebeslächeln hold umflicht,
Dass es freundlich, sanft und mild,
Mit dir, dem Verlass'nen, spricht. -
Ach, wie glücklich bin ich dann!
Doch es währet nicht der Wahn! -
Meine Seligkeit vergeht,
Wie das Zauberbild verweht. -
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 33)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
VII. Gesang
Wie zwei helle Feuersonnen,
So Ihr Augenpaar erglüht,
Gleich der oben, blauumsponnen,
Die den Wesen Leben sprüht.
Staunenswerth ist im Vollbringen,
Die, wie jene und die Gluth,
Die in beiden Zauberringen
Glänzet, strahlet, Wunder thut.
Was im Lenz', kehrt er zurücke,
Mit der Erd' die Sonne schafft,
Übt im Herz, bei jedem Blicke,
Ihres Auges Schöpferkraft:
Jene schmelzt des Eises Bande,
Dringet in er Erde Schoss,
Dies entflammt das Herz zum Brande,
Schnellt darein sein tief Geschoss.
Wenn sich jene stolz erhebet,
Weckt sie auf die weite Welt;
Dies erleuchtet und belebet
Jeden Kreis, auf den es fällt;
Aus dem Blau des Himmels spendet
Jene Strahlen glühend heiss;
Sichre Pfeile dieses sendet
Aus dem schön'ren Schwarz und Weiss.
Spurlos ist die Kält' verloren,
Wenn die Sonne näher glüht,
Alles ist dann neu geboren,
Gras und Blume neu erblüht;
So ihr Auge, wenn es näher
Schöpferische Funken stäubt,
In der Brust entzückter Seher
Neue Lust ins Leben treibt.
Vor der Sonne Feuerkräften
Schmilzet ein der Bäche Nass,
Dürstend nach versiegten Säften,
Dorrt der Baum, verwelkt das Gras:
Auch die Flamme dieser beiden
Augen zehrt der Seele Lust,
Trocknet aus den Quell der Freuden,
Und zerspaltet jede Brust.
Seit der Himmel den Gefilden
Ew'ger Nacht entschwunden war,
Kam aus Gottes Hand, der milden,
Noch kein ähnlich Augenpaar.
Meines Lebens Weh und Wonne
Hängt von diesen Augen ab,
So wie von dem Lauf der Sonne
Aller Wesen Seyn und Grab.
Übersetzt von Tretter
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 34-35)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
90. Dal
Ihre Stimme hört' ich klingen,
Hört' die Töne silbergleich!
Philomelens klagend' Singen
Ist so himmlisch nicht, so weich.
Die Natur schien ihr zu lauschen,
Liebend sich zu ihr zu neigen;
Quellen hörten auf zu rauschen,
Kein Geflüster in den Zweigen.
Jedes Vogels Lied verstummte,
Nicht das fernste Bienchen summte,
Zephyr hörte auf zu fächeln:
Und der Schmerz begann zu lächeln.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 35-36)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
100. Dal
Aus dem Leben ausgeschieden,
Mit dem Tode schon verwandt,
Welk an Seel' und Leib, den müden,
Ruh' ich hier am Bergesrand;
Aus der Pfeife steigt in Scharen
Dichter Rauch, geringelt, blau,
Während ich zu silberklaren
Meeresfluteh zweifelnd schau';
Mich erinnernd Sappho's Plage,
Und vom Schicksal dieses frage,
Ob ihr folgen hier hinein?
Und ein Echo zittert: nein.
Übersetzt von Tretter
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 36)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
126. Dal
Tage kommen, Tage schwinden wieder,
Doch mein düstrer Gram entfernt sich nicht;
Stunden fliehen auf der Zeit Gefieder,
Doch nicht meines Elends Vollgewicht;
Selbst Vulkane müssen oft erliegen,
Doch nicht meines Liebesfeuers Gluth;
See'n und Flüsse müssen oft versiegen,
Doch nicht meiner Kummerthränen Fluth;
Wald und Flur erfreu'n sich neuer Preise,
Und Gestirne wandeln ihre Kreise,
Schwach und wandelbar ist selbst das Glück:
Felsenfest ist nur mein Missgeschick!
Übersetzt: Wiener Lit. Zeitung
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S.36)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
172. Dal
Dich erblick' ich in des Domes
Tiefem, klaren Himmelblau;
Dich erblick' ich in des Stromes
Spiegelhellem, flüss'gem Grau;
Tags im lichten Flammenschimmer
Der dem Sonnengold entstrahlt,
Nachts, im wirren Silberflimmer
Der dem Monde sanft entwallt.
Und in jedem Punkt der Zeiten,
In des Raumes fernsten Weiten
Bist Verfolg'rin immer du -
Grausame! o schenk mir Ruh'.
Übersetzt von Tretter
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 37)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
173. Dal
Aus dem Leiden trägt im Lauf
Mich zur Ruh' mein schnelles Ross,
Also muntert' ich mich auf,
That was der Verstand beschloss;
Tief ins Thal, hierauf zu Klippen
Sprengt' ich über Stock und Dorn,
Schaum bedeckt dass Ross, die Rippen
Bluten, denn sie traf mein Sporn.
Lieber Falber, gutes Thier,
Schönes Ross, nicht zürne mir!
Unser Loos erreicht sich nie:
Du für mich – und ich für sie.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 37)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
Glückliche Liebe
16. Dal
Anders ist der Welt Gestaltung,
Anders nun mein Auge sieht,
Anders ist der Dinge Waltung,
Anders nun ertönt mein Lied;
Anders fühl ich nun das Leben,
Und ein fremd' Geberdenspiel,
Anders will der Geist sich heben,
Und das Seyn zu andrem Ziel!
Fühl' mein Seyn sich neu gestalten,
Weil ich lieb' und Lieb' erhalten;
Anders fliesset nun die Zeit,
Seit ihr Daseyn mir geweiht.
Übersetzt von Tretter
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 37-38)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
35. Dal
Rasche Mäher auf den Wiesen
Mähten just zum letztenmahl,
Und die Schatten, lang wie Riesen,
Dehnten sich ins stille Thal;
Und nun gingen, und nun standen
Wir im hohen Wiesengras,
Bis wir uns am Bache fanden,
Schauend in das helle Nass:
Über uns sah'n wir den Himmel,
Sah'n ihn in der Fluth Gewimmel,
Fühlten ihn in uns, und voll
Heil'ger Gluth der Busen schwoll.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 38)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
41. Dal
Von ihr kommet, zu ihr schwebet,
Was im Geist sich denkend regt;
Von ihr stammet, zu ihr strebet,
Was den Busen mir bewegt.
Was das Schicksal löst und bindet,
Was es baut, und was es bricht,
Fühl' ich nur, wie sie's empfindet,
Wie's ihr recht ist, oder nicht;
Was zum Jubel mich begeistert,
Wie der Kummer, der mich meistert,
Meines Lebens Freud' und Schmerzen,
Alles keimt in ihrem Herzen.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 38)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
51. Dal
Nach den Menschen, nach der Sitte,
Richt' ich nicht mein Leben ein;
Nach der Schule strengem Tritte,
Darf nicht, was ich dichte, seyn.
Wie ich's denke, wie empfinde,
Leb' ich meine Tage fort,
Wie ich es im Herzen finde,
Tönt im Harfenklang mein Wort.
Lebend, dichtend, o Natur!
Folg' ich enizig deiner Spur,
Was nicht ist, erkünstl' ich nicht,
Spreche, wie mein Herz es spricht.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 38-39)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
53. Dal
Einem Gott nur, einer Väterstätte,
Glühte einstens treu, voll rauher Lust -
Einer Braut nur, einem Ehebette
Kräftig treu die echte Ungerbrust.
Doch zu Gott nicht, nicht zum Vaterlande
Ist sich manche hohle Ungerbrust,
Nicht zum Worte, nicht zum Liebesbande,
Zu sich selbst nicht jetzt der Treu bewusst!
Einen Gott nur, und ein heimisch Rund
Fühlt mein Busen und bekennt mein Mund,
Und im Herzen ist nur eine Liebe,
Wie nur ein Herz für des Busens Triebe.
Übersetzt von Tretter
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 39)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
87. Dal
Wie sich diese Stunde wendet,
Kehrt sich ein Jahrhundert ab;
Wenn das nächste Hundert endet,
Ruhet, was jetzt lebt, im Grab.
Wir auch, die jetzt tändeln, scherzen,
Du und ich, ein glücklich Paar,
Sind dann auch schon welke Herzen,
Mehren der Verblich'nen Schaar.
Theure, wie? dein Auge trübe?
Lass die Thränen, süsse Liebe!
Wohin uns das Schicksal zieht,
Uns're Liebe geht ja mit.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 40)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
142. Dal
Ausgetreten sind die Flüsse,
Und zum Meere wird das Land;
Himmel! du hast diese Güsse
Uns in deinem Zorn gesandt.
Wo einst weideten die Herden,
Spielt der Fisch jetzt ohne Sorgen,
Krebse dort gefangen werden,
Wo sich Füchse jüngst verborgen;
Meine Felder decken Wogen,
Meine Hoffnung ist betrogen -
Immerhin! der Liebe Licht
Löschten jene Fluthen nicht.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 41)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
163. Dal
Staune nicht, dass immer Liebe
Rauschet meiner Harfe Lust;
Alle schönen, süssen Triebe,
Alles Gute in der Brust,
Was auf dieser Erde Weiten
Athmet, wirket, bindet, hält,
Was im Wechsellauf der Zeiten,
Wundervolles zeugt die Welt:
Blumen, so die Felder weisen,
Sterne, die am Himmel kreisen,
Woher quillt ihr Zauberleben?
Sie, die Liebe, hat's gegeben.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 41)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
171. Dal
In Arabiens ödem Sand,
Aber du, dein Herz mit mir;
In Hyrkaniens Gletscherland
Liebe nur und ich mit dir;
In der Mohren glüh'nder Wüste,
Aber du, dein Herz mit mir;
An des Eismeers strenger Küste,
Liebe nur und ich mit dir;
In des Paradieses Wonnen,
In der Hölle Feuerbronnen
Preis' ich überselig mich,
Hab' ich, Vielgeliebte, dich.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 41-42)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
197. Dal
Hänfling, Zeisig, Nachtigallen,
Längst ist schon der Schnee zerflossen,
Kreisend Schmetterlinge wallen,
Seht! die Knospen sind erschlossen.
Meines Gartens Frühlingszier,
Kommt! verweilet auch nicht länger,
Kommt ihr treuen Liedler! ihr
Lebens und der Liebe Sänger!
Kommt ihr Lieben! Mit Gewehren
Werd' ich ab die Sperber wehren,
Dass ihr, kleine Klangesblüthen
Ruhig mögt im Nestchen brüten.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 42)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
172. Dal
In des Himmels blauen Bogen,
Seh' ich immer immer dich;
In des Wassers Silberwogen,
Seh' ich Schönste dich, nur dich.
In der Sonne Angesicht,
In des Mondes Silberwelle,
In der Sterne Zitterlicht;
Wo ich hin die Blicke sende,
Wo ich hin mich fliehend wende,
Du verfolgst mich ohne Ruh,
Grausame! o laß mir Ruh.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Magyarische Gedichte
Übersetzt von Johann Grafen Mailath
Stuttgart und Tübingen 1825
In der Cotta'schen Buchhandlung (S. 109)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
176. Dal
Euch, ihr Musen, ehrt die Süße,
Will euch ganz zu eigen seyn,
Schickt der fernen Freundin Grüße,
Streut im Briefe Verse ein;
Sie erfreut sich der Gesänge,
Schön von Dichtern ausgedacht;
Meiner Laute trübe Klänge,
Die nur nimmt sie nicht in Acht;
Magst vielleicht zu düster rauschen,
Daß sie niemals dir mag lauschen.
Rührt sie, ach, dein Klagen nie!
So verstumm'. – Was singst du sie?
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Magyarische Gedichte
Übersetzt von Johann Grafen Mailath
Stuttgart und Tübingen 1825
In der Cotta'schen Buchhandlung (S. 109-110)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
44. Dal
Zu vollziehen meinen Willen,
Ist ihr Denken immer wach;
Meine Wünsche zu erfüllen,
Späht sie meinen Blicken nach.
Glücklich, wer die Hand gewonnen,
Einer lieben guten Frau;
Ihn umschweben Himmelswonnen,
Rein und hell, wie Aether blau.
Sie, mit süßen Liebesblicken,
Wandelt alles in Entzücken,
Und die Lust und Freude zieht
Ein, wohin die Holde sieht.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Magyarische Gedichte
Übersetzt von Johann Grafen Mailath
Stuttgart und Tübingen 1825
In der Cotta'schen Buchhandlung (S. 111-112)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
146. Dal
Du, der Augen süßer Strahl,
Der, daß Liebe in ihr wohne,
Mir entdeckt zum erstenmal,
Und daß meine Treu' sie lohne;
Euch, ihr lang verborg'ne Funken,
Dir, der Wangen Morgenroth,
Die mich Armen, schmerzversunken,
Rieft zur Lust aus tiefer Noth;
Vor der Seele schwebt ihr immer:
Der Erinn'rung liebend Wehen,
Macht in Wonne mich vergehen.
Staune nicht, daß immer Liebe,
Rauschet meiner Harfe Lust;
Alle schönen, süßen Triebe,
Alles Gute in der Brust,
Was auf dieser Erde Weiten
Athmet, wirket, bindet, hält,
Was im Wechsellauf der Zeiten,
Wundervolles zeugt die Welt:
Blumen, so die Felder weisen,
Sterne, die am Himmel kreisen,
Woher quillt ihr Zauberleben?
Sie, die Liebe, hat's gegeben.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Magyarische Gedichte
Übersetzt von Johann Grafen Mailath
Stuttgart und Tübingen 1825
In der Cotta'schen Buchhandlung (S. 115-116)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
164. Dal
Neue Reize alle Tage,
Seh' die Holde ich entfalten;
Freuden, daß ich kaum sie trage,
Fühl' ich täglich in mir walten;
Täglich mehrt sich das Verehren,
Meines Geistes für den ihren,
Täglich meiner Liebe Mehren,
Kann in heißer Brust ich spüren, -
Mehr als Amor je ersonnen,
Hast du Hymen mir gewonnen. -
Lohn, wie mir, wird wohl auf Erden
Selten treuer Liebe werden.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Magyarische Gedichte
Übersetzt von Johann Grafen Mailath
Stuttgart und Tübingen 1825
In der Cotta'schen Buchhandlung (S. 116)
___________
Sandor Kisfaludy (1772-1844)
168. Dal
Menschenbrust, sie kann nicht seyn
Ohne Athmen, ohne Luft;
So sinkt, nenn' ich sie nicht mein,
Auch mein liebend Herz zur Gruft.
Was die Seele unserm Leben,
Ist der Holden Liebe mir,
Will sich so mit mir verweben,
Daß ich sterbe, ohne ihr.
Bis nicht meine Liebe bricht,
Beb' ich den gefahren nicht,
Steh' ich in der Liebe Schutz,
Biet' ich allen Stürmen Trutz.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Magyarische Gedichte
Übersetzt von Johann Grafen Mailath
Stuttgart und Tübingen 1825
In der Cotta'schen Buchhandlung (S. 117)
___________
Karoly Kisfaludy (1788-1830)
Die Macht des Blickes
Wenn mich ein Blick aus deinem Aug' erfreut,
Fühl' ich in Wonnen aufgelöst mein Leben;
Und beb' ich auch, wird Weihrauch dir gestreut
Von einem Andern, der sein Herz dir weiht;
Wenn mich ein Blick aus deinem Aug' erfreut,
Fühl' ich vertrauend meine Brust sich heben:
Der Himmel ist's, der Seligkeit mir beut.
So fühl' ich, Überglücklicher, kein Leid,
Wenn mich ein Blick aus deinem Aug' erfreut;
Ich fühl' in Wonnen aufgelöst mein Leben.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 93)
___________
Paul
Szemere (1785-1861)
Erinnerung
Und wieder naht ein seliges Empfinden!
Es hellet sich das Grau vergang'ner Zeit;
Auf Rosenpfaden, die ich sinken, schwinden
Sah', gibt zur Wonneflur sie mir geleit.
Welch eine Gottheit will sich mir verkünden!
Wie liebend sich mein ganzes Seyn ihr beut!
Mein Herz, ich fühl' es, wird hier Ruhe finden,
Dein Hauch, Erinn'rung hat es neu geweiht.
Nein! rufe nicht verschwund'nes Licht zurück,
Lass über mir die dicht'sten Schleier zieh'n,
Bedeck' der hingeschwund'nen Zeiten Glück.
Schon einmal sah' ich meine Freuden flieh'n,
Ach, zwinge neu zu bluten nicht mein Herz!
Zweimal verlieren! fühle diesen Schmerz.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 64)
___________
Paul
Szemere (1785-1861)
Das
beglückte Paar
Ein leises Ach! zu mir und ein Erglüh'n,
Ein reizend Antlitz, wie der Morgen schön,
Ein Lilienbusen, flüchtig nur geseh'n -
Mir schwindelt und das Herz will Flammen sprüh'n.
"Du bist's!" so ruf' ich aus. In Liebe kühn
Hiess mich's entgegen offnen Arms ihr geh'n;
Gluth traf auf Gluth, den Kuss des Kusses Weh'n
Umarmend sich die Sel'gen, Beide glüh'n.
"Den ich so lang gesucht, mein bist du, mein!
Dein dieser Kuss, der meiner Liebe Pfand,
Mein Herz und meine Seele, alles dein."
Wie dies sie flüstert, sänftend meinen Brand,
Fühl' die Gedanken ich dem Geist entschwinden;
Es brennt in mir, das Wort kann ich nicht finden.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 64-65)
___________
Paul
Szemere (1785-1861)
Isabelle
Wie durch Gebüsche hüpft das Reh, das schnelle,
Wie tanzend in den Fluthen spielt der Aal;
So lebt' ich, wonnig, selig überall,
Eh' ich dich angebethet, Isabelle.
Nicht so auflodert jetzt der Gluthen Welle!
Nicht so jetzt; nachströmt dir der Thränen Qual;
Nie find' ich Ruhe mehr auf Berg und Thal,
Und überall bist du der Seufzer Quelle.
O Gott! indes mein Herz in Leiden bricht,
Nennt dich ein And'rer schon am Altar sein,
Und lächelnd wühlt ihr auf mein ganzes Seyn.
Wohl ziemen deinem hohen reize Kronen,
Dir huld'gen siehst du, die am höchsten thronen:
Ein treuer Herz als meines triffst du nicht.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 65)
___________
Paul
Szemere (1785-1861)
An die Hoffnung
Du lachst mich an, sanft wie des Abends Milde,
Wie Eos zauberreizendes Gesicht
Den Seufzenden, den finstres Weh umflicht,
Und sieh'! mein Schicksal ist versöhnt, das wilde.
Die Woge, Nebel, Sturm, riss vom Gefilde
Der Heimath fort mich: Hoffnung nah'st du nicht!
Die Stunden bringen Schmerzen nur, es bricht
Mein Herz im Kampfe streitender Gebilde.
O komm! und wiege meine Lieden ein;
Endymion gleich, im heil'gen Rosenhain
Lass leben mich beglückt in Götterträumen.
Wie ihm Chitone naht aus lichten Räumen,
Lass mich, wenn ich in deinen Zauberarmen
Erwach', am Kusse meiner Braut erwarmen.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 65-66)
___________
Paul
Szemere (1785-1861)
Sehnsucht vom
Aufgang zum Niedergang
Es hängt an dir mein trübes Auge wieder,
Bekannte, nicht gekannte, ferne Gegend!
Du dort, aus Westen, über jenen Hügeln
Lachst du mir zu, und ach! von dort umschwebst
Du immer mich in zaubernden Gebilden.
Ob über dir die Sonne untergeht,
Und du im Glanz der Abendröthe glühtest;
Ob dunkle Wetter dich umzieh'n, dein Bild
Umschwebet mich in magischen gestalten.
Du winkst mir wieder, mich beweht dein Hauch,
Wie oft, ach! fühl' ich ihn, und flamme auf
Zu bannen die geheime Zauberkraft;
Zu fassen, an die Brust zu drücken dich,
Du körperlos', nur mir bekannt' Gebild.
Was ist's, das hin zu dir mich ziehet, reisst?
Was hältst du dort vor mir verborgen?
Welch heilig süsse Stunden warten mein?
Die dunkle Ahnung drücket mich, und ach!
So weit ich schau, kann ich nicht Lind'rung finden.
Umsonst umwinden mich die angenehmsten,
Die schönsten fesseln, die das Glück, die Freude
Aus Rosen flicht; ach, sie vermögen
Nicht meinen Geist fest an mir selbst zu halten!
Und dieses Herz, das fernhinsehnende!
Zu dir, dir nach nur schweben, fliegen sie.
Wenn ich in deinem mag'schen Bild versinke,
Bekannte, unbekannte weite Ferne,
Sind selbst die Fesseln abgerissen.
Nichts hält mich an, nichts zieht mich ausser dir.
Hier ist nicht Freude; kalh und todt ist alles,
Verlassner noch, und leerer diese Brust,
Dies glüh'nde Herz, das dir entgegen schlägt.
Erwartest du mich letzte Hoffnung dort?
Des langen Weinens stille Trösterin,
Du, die des reinen Sehnens Blumen reifst
Zu Früchten? Nein, mir fehlen Wünsche,
Und dennoch seufz' ich, wart' und hoffe,
Von dort, von dir verborg'ne ferne Weite!
Doch ach! mein Augen suchet dich umsonst,
Vergebens suchen meine Thränen dich;
Ich fühl's, du bleibst mir ewig fern.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 67-68)
___________
Laszlo Toth (1788-1820)
Standeswahl
Könnt' ich ein Sachwalter werden,
Würde ich nur solchen Streiten
Meine Aufmerksamkeit schenken;
Würde nur in solchen Fällen
Hülfe bieten und Verwendung,
Wenn der holden lieben Mädchen
Nahmen mit Gefahr bedroht wird.
Könnte ich Professor werden,
Würd' ich nur die Schüler lehren
Wie der zarten süssen Mädchen
Brust zur Liebe zu entflammen;
Wie der Mädchen gegenliebe,
Ihre Gunst wie zu gewinnen.
Ach! wenn ich ein Dichter wäre,
Würd' ich immer nur der milden
Guten Mädchen Treue preisen,
Und der Jüngling wildes Wesen
Durch der Lieder Zauber sänften.
Auch ein Arzt kann ich noch werden,
Und ich hoff', nicht unverdienstlich
Wäre meine Sorg' und Mühe;
Denn zum Arzt der liebeglüh'nden
Mädchen würd' ich mich erklären;
Allen meinen Patienten
Würd' ich Liebe nur verordnen.
Dichter, Arzt, Professor, Anwalt
Möcht ich für euch werden, Mädchen!
Doch für eins nur reicht die Zeit hin:
Drum entscheidet selbst, ihr Theuern,
Welchen Stand soll ich erwählen,
Dass ich euch am meisten nütze?
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 72)
___________
Mihaly Vitkovics (1778-1829)
An Cenzi
Wär' ich doch der Matragberg,
Dass du ein Jahrhundert lang,
Cenzi immerfort mich säh'st;
Oder würd' ich doch zur blonden
Grossen Donau, dass du in mir
Hundert Jahr' dich badetest;
Oder hätt' ich Aetna's Gluth,
Und du wärmtest nach verflossnem
Säculum dich nich an mir:
Weder Matragberg, noch blonde
Donau, ach! noch Flammen-Aetna
Kann ich jemals seyn. Nun wohl!
Wohl, so nützen wir im Leben
Den beschwingten Blitzstrahl, Zeit;
Nicht das Fünkchen Augenblick
Sause ungenützt vorbei.
Nützen wir sie, und wir füllen
Hundert Jahr' aus, ja Jahrtausend,
Und verbleiben wir nur immer,
Was wir waren: Sterbliche!
Übersetzt von von Paziazi
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 73-74)
___________
Mihaly Vitkovics (1778-1829)
An Cenzi
Wie das Reh die frische Quelle,
Wie die Bienen duft'ge Blumen;
Also lieb' ich den erfreu'nden
Wein, und mit dem Wein der Liebe
Lieder, mit den Liedern deine
Küsse, Cenzi! rothes Mädchen.
Trink' ich Wein, erwacht die Freude
Mir, und ich erglüh' zu Liedern;
Sanft geworden durch die süsse
Liebe, deine Liebe! neid' ich
Nicht des Königs heil'gen Purpur,
Nicht das Glück, das Andern lächelt.
Glücklich bin ich durch den Becher,
Glücklicher noch durch die Lieder;
Doch am allerglücklichsten durch
Küsse, Cenzi! deine Küsse.
Übersetzt von Graf Mailath
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 74)
___________
Mihaly Vitkovics (1778-1829)
Füreder
Hirtenjunges Lied
"Schäferknabe! wo ist deine Herde?
Und was soll die traurige Geberde?"
Meine Herd' ist dort am Plattensee,
Und mich tödtet ein allmächtig Weh.
Hab' nicht heut gegessen, noch getrunken;
Hier, dem Baum gleich, lieg ich hingesunken;
Und die Sonn' am Himmel geht zur Rast,
Und mir lässt sie meiner Qualen Last.
Um mich ist's geschehn! ich klag' und weine,
Denn mich flieht die Schöne, die ich meine;
Und umsonst blas' ich mein Hirtenrohr,
Sie hat Auge nicht für mich und Ohr.
Frische Milch und junge Lämmer bracht' ich,
Durch den vollen Strauss zu siegen dacht' ich;
O, was hätt' ich denn für sie geschont?
Auch die Seele nicht, die in mir wohnt.
Küsse drückt' ich auf der Holden Wangen,
Seufzend ihr am Busen voll Verlangen,
Hin zu ihr gebogen bettelt' ich
Süssen Laut von ihrem Mund für mich.
Doch, an all' das mag sie nicht mehr denken,
Und in Nacht will sie mein Lieben senken,
Und zum Mitleid rührt sie nicht mein Schmerz,
Sonstwie liebt sie nun, sonst glüht ihr Herz.
O vom Himmel sei's an ihr gerochen!
Warum hat sie mir ihr Wort gebrochen!
Warum tödtete sie meine Lust,
Und durchstiess das Herz mir in der Brust!
Bald wenn meine Herde sich vergangen,
Und im Wahnsinn selbst mein Geist befangen,
Wird man sagen hören sicherlich:
Thor aus Liebe! Schäfer! Schad' um Dich!
Übersetzt von L. Draut
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 74-75)
___________
Mihaly Vörösmarty (1800-1855)
Das schöne Mädchen
Ist es Schnee, ist's Stern, ist's Welle
Was dort glänzt im Thal?
Nein, nein, das nicht: was ich wähnte
Ist ein falscher Strahl.
Weder Schnee, noch Stern, noch Welle
Hat ein lockig Haar;
In dem Bach das Mädchen badet
Mit dem schönen Haar.
Mit welch reizender Bewegung
Sie das Haupt geneigt;
in der Hand hält sie ein Blümchen,
Dort am Strand erzeugt.
Süße Heimlichkeiten flüstert
Ihr in's Ohr der Wind;
Spielend beugt er Zitterzweige
Um ihr Haupt gelind.
Auch ich würde gern mich beugen
Wenn ein Zweig ich wär';
Heimlich mit dem Lüftchen hauchen,
Kosend um sie her.
Ihre zarten Glieder küssend
Schweben Fischchen nach;
Sie bestaunend weilet zögernd,
Rauschet nicht der Bach.
Ach wie würd' ich selber zögern,
Wäre ich der Bach!
Oder schwebt' ich mit euch sel'gen
Fischchen munter nach.
Wollte stets, so lang sie weilte,
Nur ein Fischchen seyn;
Lebt' vom Kusse, und im Kusse
Schlief' ich sterbend ein.
Doch was ist dies? wie die die Augen
Mich mit Trug umziehn!
Gegen Sie ist todtes Bildniss
Was mir schön erschien.
Wie die Lebenden Ihr Schatten
Reizvoll überstrahlt,
So viel schöner als ihr Schatten
Ist die Huldgestalt.
Denn nur Bild von ihrem Wesen
Und nur Schatten ist,
Was im Bach in Wellenformen
Mädchenähnlich fliesst.
Schöner steht Sie und in Schwermuth
Dort am Strande fern,
Sie, des Herzens und der Liebe
Feenhafter Stern.
Übersetzt von Tretter
Aus: Blumenlese aus ungrischen Dichtern
in Übersetzungen von Gruber, Graf Mailath, Paziazi,
Petz, Graf Franz Teleki d. Jüng., Tretter u.a.
Gesammelt und mit einer einleitenden Geschichte
der ungrischen Poesie begleitet von Franz Toldy
Pesth und Wien 1828 (S. 157-158)
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