Europäische Liebeslyrik

(in deutscher Übersetzung)

Edward Charles Halle (1846-1914) - Die Musik

 


Joseph Vida (1833-?)
ungarischer Dichter


Die schönsten Augen

Hab' viel schöne Augen, Liebchen,
Schon geseh'n,
Aber, wie die Deinen, keine
Noch, so schön.
Wer in sie hineinblickt, mit dem
Ist's vorbei,
Aus dem Netz der Liebe machen
Nicht sechs Pferd' ihn wieder frei.

Davon - warum läugnen? - ich ein
Beispiel bin,
Und jetzt steck' ich bis zum Halse
Selbst darin.
Ob mit Hand und Fuss ich zapple:
's hilft mir nicht,
Ach das Netz nur immer fester
Süss umstrickend mich umflicht.

Wenn's einmal nicht anders - nun denn,
Sei's darum!
Kann bedauern nur das Eine
Um und um:
Das ich - was im Herzen solche
Glut anfacht,
In dein schönes Aug' nicht sehn kann
Unaufhörlich, Tag und Nacht.

Wenn solch Sternenpaar am Himmel
Glänzte mild -
Deiner Seele zaubrisch schönes
Spiegelbild -
Wünscht' ich, dass es ewig bliebe
Dunkle Nacht,
Stets zu schaun in dieser Sterne
Helle, goldne Strahlenpracht.
(S. 401-402)
_____



Illustration

In des jungen Herrn von Bikfitz
Herzensgegend etwas brennt.
Seinem Ideal - Schön-Etel -
Seine Liebe ist bekannt.

"Süsse Fee mit goldnem Haare,
Knieend gibt mein Herz sich kund,
Und dein Troubadour erflehet
Nur ein 'Ja' aus deinem Mund."

"Kämpf' für dich mit tausend Feinden,
Gern für dich ich sterben wollt' . . . ."
""'s kommt mein Mann!"" fällt in die Rede
Ihm Schön-Etel schelmisch hold.

Um sein Wort zu illustriren
- Ganz allein darum - o Graus!
Springt der junge Herr von Bikfitz
Durch das Fenster rasch hinaus.
(S. 403)
_____


übersetzt von Gustav Steinacker (1809-1877)

Aus: Ungarische Lyriker
von Alexander Kisfaludy bis auf die neueste Zeit (die letzten 50 Jahre)
In chronologischer Reihenfolge metrisch übertragen
und mit literar-historischer Einleitung
und biographisch-kritischen Notizen versehen
von Gustav Steinacker
Zweite Ausgabe Leipzig Joh. Ambr. Barth Buda-Pest
Grill'sche (vormals Geibel'sche) Buchhandlung 1874


 


zurück zum Verzeichnis

zurück zur Startseite