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William Habington (1605-1654)
englischer Dichter
Castara
Veilchen gleich, die mild im Schatten
Haben still beglückten Stand,
Keinem losen Aug' verrathen,
Lebt Castara unbekannt:
Denn sich selbst nicht treu sind Frau'n,
Die sich gerne lassen schau'n.
Ihre Schönheit ohne Tadel
Haßt erborgten Reiz der Kunst,
Keinen Hochmuth kennt ihr Adel,
Sie erröthet ob der Gunst.
Narren rühmen glorreich Blut,
Aber sie ist glorreich gut.
Und sie kennt, noch unbefangen,
Höflingsbuhlereien nicht;
Will nicht laut mit Witzen prangen,
Ihr beredtes Schweigen spricht;
Strenger Sitte unterthan,
Hört sie Jeden huldvoll an.
Wie sich's ziemet frommem Kinde,
Ehrt sie würd'ger Eltern Hut;
Unschuld schützt sie, daß sie Sünde
Weder kennt, noch Sünde thut:
Frauenfuß kommt leicht vom Gleis,
Wenn den Weg zur Sünd' er weiß.
Segelnd fern dem Hof, dem Riffe,
Wo der Ehre Mast oft sinkt,
Ankert sie mit sicherm Schiffe,
Wo ein stiller Hafen winkt:
Nie bleibt Tugend unverschont,
Wo als Witz das Laster thront.
Ihren Tag verlebt sie selig,
So daß Schuld nicht sitzt beim Mahl,
Und den Winterabend fröhlich,
Ohne Maske, Fest und Ball.
Wenn die Nacht in Lust vergeht,
Fliehen Schlummer und Gebet.
Die Vernunft, die in ihr sieget,
Hält die Leidenschaft in Bann,
Und ihr reiner Geist erflieget
Gern und oft des Himmels Bahn;
Ihr Gelübde für und für
Weiht sie ihm, ihr Lieben mir.
(S. 153-155)
Übersetzt von Otto Leonhard Heubner (1812-1893)
Aus: Englische Dichter Eine Auswahl englischer Dichtungen
mit deutscher Übersetzung
von O. L. H ...r [Otto Leonhard Heubner]
Leipzig Verlag von Georg Wigand 1856
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