Er
sagte: Der Scharfsinnigste ist der Tugendhafte, der Dummste der
Lasterhafte.
Die
Bruderschaft besteht in gleicher Teilung der Freuden und Leiden.
Die
Sanftmut besteht in der Unterdrückung des Zornes und Beherrschung der
Begier.
Die
Genügsamkeit ist die Zufriedenheit mit dem, was Gott zuteilt.
(S. 165)
_____
Ammar Ben Abdallah (gest.
680)
Das
Los des Menschen in dieser Welt ist Sorge und Traurigkeit, und in der
anderen Rechenschaft und Feuer; wo ist Ruhe und Freude?
Die
Majestät Gottes füllt meine Brust so, dass ich nichts Anderes fürchte.
Die
sich am meisten in dieser Welt freuen, werden in jener am meisten sich
betrüben, die hier am meisten lachen, dorten weinen.
(S. 166)
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Abdallah Ben Abbas (gest.
687)
Er
sagte: Es gibt Diener Gottes, die vor Furcht desselben verstummen, ohne
dass sie stumm geboren; es gibt Beredte, die nie des Worts verlegen, als
wenn sie Gottes Grösse beschreiben wollen, und denen die Zungen
ausgeschnitten, bis sie sich zu Gott mit reinen Handlungen wenden.
(S. 167)
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Abdallah Ben Sobeir (gest.
692)
Er
sagte: Die Tugendhaften erkennt man an der Geduld, womit sie die
Unglücke ertragen, an ihrer Ergebung in's bestimmte Los, an ihrer
Dankbarkeit für erwiesene Gnaden und ihrer Unterwerfung unter die Gebote
des Korans.
(S. 168)
_____
Abdallah der Sohn Omer's
(des Chalifen) (gest. 692)
Er
sagte: Ein Mann ist kein Gelehrter, bis er nicht beneidet was ober ihm,
und nicht verachtet, was unter ihm und die Wissenschaft nicht verkauft.
Die
Welt ist das Paradies des Ungläubigen und der Kerker des Gläubigen.
(S. 168)
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Malik Ben Dinar (gest.
700)
Er
sagte: Der Mann gelangt nicht zur Station der Wahrhaftigen, bis er nicht
mit Hunden auf Miststäten wohnt. So wie einem kranken Körper Speise und
Trank nichts nützt, vielmehr die Krankheit verschlimmert, so nützen
Ermahnungen nicht einem Herzen, das an der Welt hängt.
Wer
sich eitlen Lobes erfreut, gibt dem Teufel Spielraum in seinem Herzen.
Jesus
sagte: Die Furcht Gottes und die Liebe des Paradieses entfernen von dir
Liebe der Welt und vererben Geduld wider Beschwerden.
Das
Zeichen der Liebe Gottes ist seine oftmalige Erwähnung, denn wer ein
Ding liebt, erwähnt desselben häufig.
(S. 170)
_____
Said Ibnol-Mesejjeb (gest.
712)
Er
sagte: Halte deine Begier in Zaum, und trage an Kleidern was du willst.
Es
gibt keinen Hohen und keinen Niedrigen, keinen Gelehrten und keinen
Unwissenden, der ohne Gebrechen, aber dem, dessen Trefflichkeiten
grösser als seine Schwächen, verzeiht Gott die letzten in Anbetracht der
ersten.
(S. 171-172)
_____
Mothrif Ben Abdallah
(gest. 713)
Nach
dem Glauben ist dem Menschen nichts Edleres verliehen als die Vernunft.
Der
Tod zerstört die Güter dieser Welt, sucht also die unzerstörbaren Güter
der anderen.
Die
Sorglosigkeit (Ghaflet), welche Gott in die Herzen der Wahrhaftigen
sendet, ist eine Barmherzigkeit, denn wenn er ihnen eben so viele
Traurigkeit gäbe, als Erkenntnis, so würden sie zu leben aufhören.
(S. 172)
_____
Orwet Ibn Sobeir (gest.
717)
Er
sagte: Die Andacht der Herzen besteht nur im Danke Gottes, und weder in
Furcht noch in Bitte.
Der
Zorn bringt den Zornigen am nächsten dem Zorne Gottes.
Einige
dienen Gott aus Furcht, diess sind Knechte; Einige aus Vortheil mit
Bitten, diess sind Kaufleute, Einige mit Dank, diess sind die Freien.
Sehr
wundern muss ich mich über die Hochmüthigen, die gestern ein
Samentropfen, morgen ein Aas, wundern muss ich mich über den, der an
Gott zweifelt, und die Wunder der Schöpfung sieht; über den, der die
andere Welt läugnet, nachdem er in dieser gelebt; über den, der sich
hier ein vergängliches Haus baut, und auf das ewige verzichtet.
(S. 173)
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Bekr Ben Abdallah
el-Moseni (gest. 726)
Er
sagte: Ein Mensch ist kein Reiner, bis er sich nicht vom Geize und vom
Zorne gereinigt.
Wenn
du Schändliches von den Menschen siehst, vergiss es, wenn du Löbliches
siehst, behalt es.
Leget
die Kleider von Königen, aber Eueren Herzen die Furcht Gottes an.
Wenn
man ihn des Reichthums seiner Kleider willen schalt, sagte er:
Vielleicht tragt ihr Kutten, aber eure Herzen sind sündhaft, und
vielleicht tragt ihr Kleider der Könige, und eure Herzen sind voll von
Gottesfurcht. (S.
175)
_____
Aun Ibn Abdallah (gest.
723)
Seine
Worte: Der Herr aller Handlungen ist die Erwähnung Gottes, die Kreise
der Erwähnung Gottes sind die Mangen (Glättungswerkzeuge) der Herzen.
Wenn
eine Stunde käme, in welcher kein Mensch Gottes gedächte, so würde die
Welt zu Grunde gehen.
Das
Herz des Reuigen ist Glas, welches von Allem, das darin Eindrücke macht,
zerbrochen wird.
Ich
ging mit Reichen um, und ward traurig, indem ich schönere Kleider oder
schönere Lastthiere sah als die meinen, während im Umgange mit den Armen
mich das Ungleiche froh machte.
(S. 175-176)
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Hasan el-Basri (gest. 728)
Du
weisst, dass der Tod unvermeidlich, und die Sterbestunde verheissen und
das jüngste Gericht bevorstehend, du kannst nicht in lange Träume
versinken.
Die
Pein des Wissenskundigen ist der Tod der Herzen.
Die
Flucht vor dem Dummen ist eine Annäherung Gottes.
Einem
Reisenden, der einen Rath auf den Weg begehrte, sagte er: Wo du immer
seist, ehre Gott, so wird er dich ehren; die beiden schlimmsten
Gefährten sind Gold und Silber, denn sie nützen dir nicht, bis du dich
von ihnen trennst.
(S. 177)
_____
Wehb Ibn Monebbih (gest.
737)
Wer
seinem Feinde nicht Gutes thut, muss ihn bekämpfen.
Die
Wissenschaft ist wie der Regen, der vom Himmel fällt, und der sich je
nach der Natur der Pflanzen, die er tränkt, in süssen süss, in sauren
sauer wird; so vermehrt die Wissenschaft den Hochmuth des Hochmüthigen
und die Demuth des Demüthigen.
Sei
zufrieden mit dem Niederen der Welt, wenn dir Weisheit beiwohnt, sei
aber nicht zufrieden mit dem Niederen der Weisheit, indem du Güter der
Welt beabsichtigst.
Einer
verkehrt nicht vierzig Tage mit Leuten, ohne dass er etwas von ihrer
Natur annehme.
Die
Welt ist die Beute der Scharfsinnigen, die Reue der Dummen.
Sich
auf Sterbliche verlassen ist eben so viel als sich auf Spinnengewebe
stützen. (S.
178-179)
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Mohammed el-Bakir (gest.
732)
Er
sagte: In dem Masse als Hochmuth sich in das Herz des Menschen
schleicht, nimmt sein Verstand ab.
Keine
Andacht ist verdienstvoller als ie Reinigkeit des Bauches und der
Schamtheile.
Nichts
hilft in der Welt mehr zu guten Werken als Wohlthätigkeit.
Der
schlimmste Bruder ist der, welcher dir einladet, wenn du im Wohlstand,
und dich in der Armuth verlässt.
(S. 179)
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Jesid Ben Abdallah Ben
esch-Schaschis (gest. 736)
Auf
die Frage: ob die Moschee nicht zu reinigen, antwortete er: Reiniget
eure Herzen, die euch genügen als Moschee.
(S. 180)
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Mohammed Ben Selem Ben
Schihab (gest. 741)
Er
sagte: Der wahre Ascete ist der, welchen Reichthum nicht hindert,
dankbar zu sein, und den seine Armuth nicht zu Verbotenem verführt.
(S. 182)
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Er-Rebii Ibn Ebi Raschid
(gest. 739)
Er
sagte: Wenn mein Herz eine Stunde lang der Erwähnung des Todes vergässe,
so würde ich fürchten, dass mein Herz verdärbe.
(S. 182)
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Mohammed Ben Ssubh (gest.
747)
Er
sagte: Die Welt ist nun ganz in deinen Händen, sieh zu, was davon in
deinen Händen sein wird, wenn du stirbst.
Der
Vernünftige setzt seinen Unternehmungsgeist in die Rettung, der Dumme in
Spiel und Possen.
Gott
hat die Welt gefüllt mit Süssigkeiten, dieselbe aber eingefasst mit
Bitterkeiten.
Wer
sich von Gott gänzlich abwendet, von dem wendet sich Gott gänzlich ab.
Die
Bewohner der Welt mühen sich ab in Sorgen und Begierden, die Ruhe findet
sich nur im abgeschiedenen Leben.
Der
Tod verlässt dich nie, mit jedem Schritte gehst du ihm entgegen.
(S. 183)
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Bedil Ben Meiseret
el-Okaili (gest. 747)
Er
sagte: Wer ernstlich Gottes Angesicht zu kennen wünscht, dem naht sich
Gott, und nähert ihm die Herzen der Diener, während Gott von dem, der
anders handelt, sich und die Menschen abwendet.
(S. 183)
_____
Aus: Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Erste Abtheilung
Die Zeit vor Mohammed und die ersten
drei Jahrhunderte der Hidschret
Zweiter Band
Unter der Herrschaft der Beni Omeije vom Jahre der Hidschret 40 (661)
bis 132 (750)
Wien 1851