Halt
dich an was ich sage von den Zeichen,
Die Liebender, wie ich, vor And'ren tragt;
Er freu't des Bitt'ren sich, das Unglück bringet,
Und jeder Handlung, die ihm Pflicht auftragt;
Er weigert sich Geschenke anzunehmen,
Weil Armuth nicht auf Gaben machet Jagd;
Du siehst ihn stets gehorsam dem Geliebten
Und wenn ihn dieser auch mit Vorwurf plagt;
Beweis ist es, wenn du ihn lachend schauest,
Indess' das Herz ihm hoch vom Kummer schlagt,
Beweis ist es, wenn er sogleich verstehet
Ein jedes Wort, um das der Frager fragt,
Beweis ist uns (wenn er auch reich gekleidet),
Betrachtung, die in Allem was er sagt.
(S. 210-211)
_____
Ahmed Ben Aassim
el-Anthaki (gest. 864)
Die
gewisse Einsicht entfernt allen Zweifel aus dem Herzen, und der Zweifel
alle gewisse Einsicht.
Der
Mangel an Furcht (Gottes) im Herzen kommt vom Mangel der Traurigkeit,
und wenn im Herzen wenig Traurigkeit, geht es zu Grunde, wie ein Haus,
das nicht bewohnt wird.
Wer
die Geduld verliert, seinen Feind zu heilen, begünstigt das Ankämpfen
seines Feindes, und er verdient, dass man ihn auslache.
Je
mehr einer Gott erkennt, desto mehr wird er ihn fürchten.
(S. 211)
_____
El-Mohasibi (gest. 857)
Gefragt,
was Verstand sei, antwortete er: Natürliches Licht mit Erfahrung,
verstärkt durch Wissenschaft und Sanftmuth.
Drei
Dinge finden sich nicht bei drei Dingen: Schönheit mit Enthaltsamkeit,
schöne Worte mit Rechtschaffenheit, und Bruderschaft mit Treue.
Wer
sein Inneres mit Betrachtung und Aufrichtigkeit ausschmückt, dessen
Äusseres verziert Gott mit Glaubenskampf und Beobachtung der Sunna.
(S. 212-213)
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Ebu Turab en-Nachschebi
(gest. 868)
Er
sagte: Der Kundige ist der, dem Nichts die Seele drückt, und dem Alles
klar und hell.
Wer
sich mit Gott von Gott aus beschäftigt, wird ihn zur gehörigen Zeit
erkennen. (S. 214)
_____
Mohammed Ben Manssur
eth-Thusi (gest. 867)
Er
sagte: Vier Dinge machen die Glückseligkeit aus: die gewisse Einsicht im
Herzen, die Eingezogenheit in der Religion, die Enthaltsamkeit in der
Welt, die Schamhaftigkeit in der Wissenschaft.
An
sechs Dingen wird der Unwissende erkannt: am Zorn ohne Ursache, am Worte
ohne Nutzen, an unzeitiger Ermahnung, an Ausschwätzung des Geheimnisses
und daran, dass er auf Ideen sich verlässt, und dass er seinen Freund
nicht von seinem Feinde unterscheidet.
(S. 214)
_____
Mohammed Ben Ali el-Hakem
et-Tirmidi (um 850)
Er
sagte: Die wahre Freundschaft Gottes besteht in der häufigen Erwähnung
desselben.
Die
Dankbarkeit ist die Anhänglichkeit des Herzens an Wohlthaten.
(S. 215)
_____
Sirr es-Sakathi (gest. 867
oder 870)
Er
sagte: Der Stärkste ist, wer seine Begierde bezwingt, der Schwächste,
der sich von ihr beherrschen lässt.
Ssofi
sei der, bei dem das Licht der Erkenntnis das Licht der Bescheidenheit
nicht auslöscht, der im Innern nicht von der Wissenschaft spricht, die
im Äusseren fehlt, und den fromme Wunderwerke nicht verleiten, die
Gebote Gottes zu übertreten.
Der
kürzeste Weg zum Paradiese sei, keine Gabe zu begehren und Nichts zu
besitzen, was man geben könne.
Der
Anfang der Erkenntnis Gottes ist die Abgezogenheit der Seele von Allem,
was nicht Gott. (S.
217-218)
_____
Ebu Abdallah el-Anthaki
(um 870)
Er
sagte: die nützlichste Armuth ist die, womit du zufrieden.
Die
Schönheit, welche das Volk anstrebt, besteht in schöner Einrichtung, die
vom Fakir angestrebte in der Entfernung derselben.
(S. 219)
_____
Ahmed Ben Ibrahim
el-Mesuhi (um 870)
Er
sagte: wer Etwas von Gott erhält, ohne dass er darum bat, war desselben
bedürftig. (S. 219)
_____
Ebu Abdallah es-Salimi (um
870)
Man
fragte ihn, an welchen Zeichen man die Heiligen Gottes unter den
Menschen erkenne? Er sagte: an der Anmuth der Zunge, an schönen
Eigenschaften, an frischem Gesichte, an der Liberalität der Seele, und
an der Bereitwilligkeit Entschuldigungen anzunehmen.
(S. 220)
_____
Jahja Ben Moas (gest. 871)
Er
sagte: wie soll der ein Einsiedler sein, der keine Bescheidenheit
besitzt.
Der
Hunger ist für die Jünger Übung, für die Reuigen Probe, für die
Einsiedler Disciplin, für die Erkennenden Wohlthat.
Die
Einsamkeit ist der Genosse des Wahrhaftigen.
Durch
Übersehen Etwas verderben, ist ärger als Sterben, denn das Versehen
trennt von der Wahrheit, der Tod nur von den Leuten.
Die
Ascetik besteht in drei Dingen: in wenigem Besuch, in der
Abgeschiedenheit und im Hunger.
Wer
Gott im Geheimen verräth, bricht das Geheimnis dann öffentlich.
Die
Rede ist schön, schöner als die Rede ist der Sinn derselben, schöner als
ihr Sinn ist ihr Gebrauch, schöner als ihr Gebrauch ist das Gute, das
sie wirkt.
Die
wahre Liebe wird nicht durch Wohlthat vergrössert, nicht durch Unbill
vermindert.
Wer
nicht dem Äusseren nach mit dem gemeinen Volke Silber, mit den Jüngern
des beschaulichen Lebens Gold, mit den kundigen Eingeweihten Perle und
Edelstein ist, ist nicht unter die Weisen des beschaulichen Lebens zu
zählen.
O
mein Herr! wie soll ich Dein vergessen, da ich keinen Herrn habe als
Dich.
Wenn
der Mensch das Feuer fürchtete wie die Armuth, würde ihm das Paradies
sicher sein.
Wer
sich mit der Enthaltsamkeit genau beschäftigt, wird nicht zu grossen
Gaben gelangen. (S.
220-221)
_____
Ebuseid Thaifur
el-Bosthami (gest. 874)
Er
sagte: seht ihr einen Mann, der Wunder wirkt, und wenn er auch flöge,
lasst euch diess nicht irren, sondern seht, ob er Gottes Gebote
beobachtet.
Nicht
der ist der Mann (des beschaulichen Lebens), der die Nacht hindurch mit
der Karawane reiset, sondern der bis an den Morgen schläft, und wenn er
erwacht, doch dem bei Nacht Reisenden zuvorgekommen.
Einem
Manne, der an Thore seines Hauses klopfte und sagte, dass er den Ebu
Jesid suchte, sagte er: Ist denn im Hause Jemand ausser Gott?
Einem Anderen, der ihn fragte, sagte er: Ich suche den Ebu Jesid seit
Jahren, und kann ihn nicht finden, dadurch anzeigend, dass er nicht mehr
unter den Menschen, sondern nur bei Gott zu finden.
Man
fragte ihn: wovon lebst du? er antwortete: Gott mein Herr nährt den Hund
und das Schwein, wie sollte er den Ebu Jesid nicht nähren?
Er
sagte: Anfangs irrte ich in vier Dingen: ich bildete mir ein, ich
erwähne Gott, und kenne Gott, und liebe Gott und suche Gott; bei genauer
Betrachtung fand ich, dass seine Erwähnung und seine Kenntnis
bei mir, seine Liebe in mir, und dass ich mein Herz in
seinem gefunden.
Der
Wissende ist nicht der, welcher sein Wissen aus Büchern schöpft, und
der, wenn er es vergisst, unwissend, sondern der, so die Wissenschaft
von seinem Herrn ohne Unterricht empfängt; dieser ist der Gelehrte der
Religion.
Ich
hatte die Huris im Traume gesehen, und indem ich dieselben ansah, meine
Zeit verloren; ich wendete mich von ihnen ab und hatte meine Zeit
gewonnen.
Die
äusseren Handlungen verbürgen inneren Segen.
Dreissig
Jahre lang habe ich, so oft ich Gottes Namen nannte, aus Ehrfurcht vor
demselben, ehe ich ihn nannte, den Mund ausgewaschen.
Das
Zeichen des Vernünftigen ist, dass er nur von Einer Speise isst, und
Gott dem Herrn seine Geschäfte überträgt.
Die
Heiligen freuen sich des erhörten Gebetes, welches die Quelle aller
Wunderwerke, wie des Gehens auf dem Wasser, des Fliegens in der Luft.
Die
drei Gott Wohlgefälligsten sind: der Ascete durch Bussübungen, der
Andächtige durch Gottesdienst, der Gelehrte durch Wissenschaft.
(S. 222-224)
_____
Ibrahim Ben Isa (gest.
890)
Er
sagte: die Erkenntnis Gottes wird dem Herzen aus Gottes Grossmuth
verliehen.
Das
Zeichen vollkommener Genügsamkeit besteht darin, dass beide Welten
gleichgültig.
In
der Natur des Gläubigen besteht das Wort Nein nicht.
Erfreue
dich nicht der Gaben, sondern des Gebers, nicht der Gnade, sondern des
Wohlthäters.
Wenn
Gottesfürchtige weinen, zählen die zwei Engel, welche die Thaten der
Menschen aufzeichnen, ihre Thränen.
Der
grösste Genuss, den Gott den Geistern der Heiligen bereitet, besteht
darin, dass sie zu ihm gelangen.
Wenn
Gott seinen Diener heiligen will, so eröffnet er ihm das Thor der
Erwähnung Gottes, hernach das Thor der Nähe, dann erhöht er ihn in die
Kreise der Vertraulichkeit, dann lüftet er den kleinen Schleier, der
zwischen dem Menschen und Gott, dann führt er ihn in das Haus der
Vereinzelung und lüftet den grossen Schleier und er geht ein in die
Herrlichkeit Gottes.
Er
sagte: wie soll der seine Seele kennen, der seinen Herrn nicht kennt?
Die
wahre Leitung besteht darin, dass dir Nichts Wohlthat, was dir nicht vom
Geliebten kommt.
(S. 227-228)
_____
Sehl et-Tusteri (gest.
896)
Er
sagte: jede Handlung, welche der Diener Gottes ohne Nachäffung für sich
unternimmt, ist entweder Gehorsam oder Empörung, das Leben oder der Tod
der Seele; jede Handlung aber, die er nur nachahmend unternimmt, sei es
gute oder böse, ist Pein der Seele.
(S. 230)
_____
Ibrahim Ibn Ahmed
el-Chawwass (gest. 903)
Er
sagte: Wer nicht geduldig, trägt nicht den Sieg davon, und die Pein der
Herzen ist die schärfste der Peinen.
Die
Menschen sind Freie und Sclaven, die ersten beherrschen ihre Begier, die
zweiten fröhnen derselben.
Der
Wissende ist der, so nach seinem Wissen handelt, und wär es auch noch so
wenig.
In
dem Masse, als der Gläubige die Gebote Gottes ehrt, bekleidet ihn Gott
mit Ehre, und flösst dem Herzen des Menschen Ehre ein.
Selbstrühmung
verhindert die Ruhe, Dünkel verhindert die Erkenntnis seiner Fehler,
Hochmuth verhindert die Erkenntnis des Guten, Geiz verhindert die
Bescheidenheit.
Die
Arzeneien des Herzens sind fünf: die Lesung des Korans, die Leere des
Bauches, das Aufstehen bei Nacht, das Gebet des Morgens und der Umgang
mit Frommen.
Die
Liebe löscht allen Willen aus und verbrämt alle Mängel und Fehler.
(S. 230-231)
_____
Ebu Said Charras (gest.
899)
Sehnsüchtigem
verleiht die Sehnsucht Ruh,
In Gott gewahrest keine Sehnsucht du,
Lass mich der Sehnsucht freu'n, die bald verschwindet,
Sobald die Seele den Ersehnten findet.
(S. 233)
_____
Ahmed Ibnon-Nuri (gest.
907)
Er
sagte: die seltenste Erscheinung zu unserer Zeit ist ein Weiser, der
nach seiner Wissenschaft handelt.
Man
fragte ihn über die Ergebung und er sagte, wenn ich im Grunde der Hölle
mich befände, wäre ich mehr Gottergeben als der im höchsten Paradiese
Thronende.
Die
Versammlung in Gott ist die Zerstreuung von anderen Dingen, die nicht
Er.
Der
Forschende gelangt nicht zur Erkenntnis, bis er nicht sieben Meere
durchgeschifft hat, deren jedes heftiger als ein Meer von Feuer.
Gott
hat die Wissenschaft allen Menschen gemein gemacht, die Erkenntnis nur
seinen Heiligen, die Enthüllung seinen Reinen, sein Anschauen seinen
Geliebten vorbehalten.
Das
Wesen der Mystik bestehe in der Entsagung allem Vergnügen der Seele.
Die
beiden kostbarsten Dinge in unserer Zeit sind ein Gelehrter, der nach
seiner Wissenschaft handelt, und ein Erkennender, der nach seiner
Überzeugung spricht.
Lass
dich nicht betrügen durch die Reinheit der Unterthänigkeit, denn sie
bringt die Vergessenheit der Herrlichkeit (Gottes) mit sich.
Man
fragte ihn, wie er den Weg zu Gott gefunden, er sagte: durch Gott.
Was
ist denn die Vernunft, fragte man weiter, ein Schwächling, der nur
Schwachen den Weg weisen kann.
Eine
Stunde, in der sich der Kundige mit Gott beschäftigt, ist ihm angenehmer
als der tausendjährige Dienst von Andächtigen.
(S. 235-236)
_____
Dschoneid (gest. 910)
Auf
die Frage: wer der wahre Kundige sei, antwortete Dschoneid: Wer von
deinem Geheimnisse spricht, während du schweigst.
Auf
die Frage, worin die Dankbarkeit gegen Gott bestehe? antwortete er:
darin, dass man Gottes Gnaden nicht als Mittel zu verbotenen Dingen
missbrauche.
Er
sagte: Das Aufgehen der liebenden Begeisterung in der Wissenschaft ist
dem Aufgehen der Wissenschaft in der Begeisterung der Liebe vorzuziehen.
Die
edelste Lage ist, auf der Rennbahn der Einswerdung mit Gott in der
Betrachtung Gottes zu sitzen.
Wende
deine Gedanken zu Gott und hüte dich, etwas Anderes als Gott mit
demselben Blicke zu beobachten, damit du nicht von dem Blicke Gottes
ausgeschlossen seiest.
Man
fragte ihn, ob es Gaben Gottes ohne Werke (wodurch dieselben verdient
werden), gäbe. Er antwortete: jedes gute Werk sei eine freiwillige Gabe
Gottes.
Gott
sei gelobt, der mich als Fisch im Meer erprobt!
Wer
selbst sich findet, freut sich, dass er Ruh gefunden,
In Gottes Gegenwart hat dieser Fund nicht Platz,
Des Freundes Freude füllt gar manche leeren Stunden,
Das Schau'n des Freundes fasst des Fundes ganzen Schatz.
(S. 241-243)
_____
Ali Ben Sehl Ben el-Esher
el-Assfahani (um 910)
Man
fragte ihn um die Wahrheit der Einswerdung mit Gott. Er antwortete:
dieselbe ist nahe dem Wahn und weit von der Wahrheit und setzte dann die
arabischen Verse hinzu:
Die Sonne, sprach ich, wärmet in der Näh',
Indess' ich sie nach fernem Himmel steigen seh'.
(S. 246)
_____
Ruweim (um 910)
Man
fragte Ruweim, wer ein wahrer Ssofi? Er antwortete: der Nichts besitzt
und Nichts besitzen wird.
Man
fragte ihn, was die Liebe sei, und er sagte: die vollkommene
Übereinstimmung in allen Dingen
und sagte dann in Versen:
Wenn du mir sagest: stirb, so sterb' ich gern,
Und sag' dem Tod: gehorsam meinem Herrn.
Er
sagte: der wahre ritterliche Geist oder das Heldenthum besteht darin,
dass du jedes Unrecht, was dir die Brüder zufügen, entschuldigst, und
denselben Nichts thust, was einer Entschuldigung bedarf.
Er
sagte: Wenn dir Gott Wort und That verleiht, und das erste nimmt und die
That lässt, so ist es eine Gnade, wenn er dir die That nimmt und das
Wort lässt, so ist es Unglück, und wenn er dir Beide nimmt, eine Strafe.
Die
Träume des Erkennenden sind besser als die reine Aufrichtigkeit der
Jünger.
Die
Armuth hat Selbstachtung, die darin besteht, dass sie sich versteckt;
sie schändet sich durch Aufdeckung.
Er
definierte das Vertrauen: das Fallenlassen der Mittel und das
Ergreifen der höchsten Anhänglichkeiten, und die Liebe als die
Übereinstimmung in allen Dingen.
Die
wahre Mystik besteht in drei Dingen: in Ergreifung der Armuth, in der
Selbsterniedrigung und in Aufgeben freier Wahl.
Man
fragte ihn über den Reigen der Ssofi (der sich also schon aus dem
dritten Jahrhunderte der Hidschret herschreibt). Er sagte: sie vernehmen
den Ruf des Herrn: Zu mir! zu mir! und freuen sich dessen; der Schleier
fällt und sie kommen ausser sich, Einige weinen, Andere lachen, Einige
zerreissen ihre Kleider, Andere schreien im Zustande göttlicher
Begeisterung.
(S. 246-247)
_____
Soreir Ibn Ismail (gest.
910)
Der
Mann, sagt er, ist nicht vollkommen, bis ihm nicht Gewährung und
Verweigerung, Ehre und Erniedrigung gleich.
Der
Dank dessen, den Gott beehrt, ist Gehorsam und nicht Empörung.
Die
wahre Anhänglichkeit an das Gute bewährt sich in der Beschränkung der
Hoffnungen; so lange du deiner Lust folgst, bist du gefesselt, und nur
frei und ruhig, wenn du dein Geschäft Gott überträgst.
Wisse,
dass selbst die Erwähnung Gottes eine seiner Gnaden.
(S. 247-248)
_____
Sahnun Ben Hamsa
el-Chawwass (gest. 910)
Man
fragte ihn: worin denn die mystische Liebe bestehe? - er sagte: in der
Reinheit des liebenden Gefühles mit steter Erwähnung Gottes, und die
Mystik in dem Mangel des Besitzes.
(S. 248)
_____
Ebu Osman Ben Said Ben
Ismail el-Hairi (gest. 910)
Er
sagte: die Sehnsucht ist einer der Beweise der Liebe.
Die
Vernachlässigung eines Dinges rührt von der Unkenntnis seines Werthes
her. (S. 248)
_____
Ahmed Ben Mohammed (gest.
911)
Er
sagte: Die Wissenschaft flieht aus dem Herzen dessen, der mehr auf
andere Dinge als auf Gott schaut.
Der
Gläubige stärkt sich durch Erwähnung Gottes, der Gleissner durch Essen
und Trinken.
Die
Liebe ist die Fessel der Liebenden, der Zaum in der Hand der Geliebten.
(S. 249)
_____
Ebu Said Ahmed Isa
el-Dschessar (gest. 911)
Er
sagte: Alles Innere, dem das Äussere widerspricht, ist eitel.
(S. 249)
_____
Memschad ed-Deineweri
(gest. 911)
Er
sagte: Gott hat dem Erkennenden einen Spiegel gegeben, in welchem er, so
oft er hineinsieht, Gott erblickt.
(S. 249-250)
_____
Ebu Abdallah
Ibnol-Dschella (gest. 912)
Man
fragte ihn, was die Liebe sei? Er sagte: was habe ich und die Liebe
gemein, der ich mich der Reue zugewandt.
Man
fragte ihn: wann der Fakir den Namen eines Fakirs verdiene? Er sagte:
wenn er Nichts begehrt von Aussen noch von Innen.
(S. 250)
_____
Mahfus Ben Mahmud (gest.
916)
Er
sagte: das Vertrauen bestehe darin, dass der Diener (Gottes) ohne Gier
und ohne Furcht seine Nahrung geniesset.
(S. 250-251)
_____
Jusuf Ben el-Hosein (gest.
916)
Er
schrieb an Dschoneid: Gott lasse dich nicht verkosten das Gelüste deiner
Seele, denn wenn du dasselbe einmal verkostet hast, so wirst du nimmer
das ewige Gute verkosten.
(S. 251)
_____
Ebu Mohammed Abdallah Ben
Mohammed el-Chasas (gest. 921)
Er
sagte: der Hunger ist die Sprache der Asceten und die Erwähnung Gottes
die Speise der Erkennenden.
(S. 252)
_____
Ebul-Abbas Ben Athar
(gest. 923)
Man
fragte ihn: auf welche Weise man am besten den Gehorsam gegen Gott
beweisen könne; er sagte: durch die beständige Erinnerung an Ihn.
Man
fragte ihn: worin die Bildung bestehe? er sagte: in dem Verweilen bei
schönen Handlungen, öffentlich und insgeheim; wer diess thut, ist ein
Gebildeter, wenn er auch Barbar (Adschemi):
Wenn du sprichst, so sprich nur Gutes,
wenn du schweigst, sei guten Muthes.
(S. 253)
_____
Aus:
Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Erste Abtheilung
Die Zeit vor Mohammed und die ersten
drei Jahrhunderte der Hidschret
Vierter Band
Unter der Herrschaft der Beni Abbas, vom zehnten Chalifen
Motewekkil bis zum einundzwanzigsten Chalifen Mattaki
d. i. vom Jahre der Hidschret 232 (846) bis 333 (944)
Wien 1853