Die
Schönheit eines Mannes liegt in der Schönheit seiner Worte, und seine
Vollkommenheit in der Aufrichtigkeit seiner Handlungen.
(S. 257)
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Ibnol-Katib (um 951)
Er
sagte: Wenn Furcht das Herz befällt, spricht die Zunge nur das, was das
Auge der Furcht sieht.
(S. 258)
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Ahmed Ben Mohammed (gest.
951)
Er
sagte: Der niedrigste Grad der Gotteserwähnung ist, wenn der Erwähnende
alles Andere vergisst; der höchste, wenn er sich in der Erwähnung
verliert, diess ist der Zustand der vollkommenen Vernichtung.
(S. 258-259)
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el-Hasan Ben Ahmed (gest.
951)
Er
sagte: Die Düfte des Ostwindes der Liebe wehen von Seiten der Liebenden
her, und verrathen ihre Gegenwart.
Wer
Weisheit hört und nicht darnach handelt, ist ein Gleissner.
Gott
sagt: wer geduldig ausharrt, gelangt zu mir.
Gott
verleiht seinem Diener die Süssigkeit seiner Erwähnung; wenn er sich
derselben dankbar erfreuet, so zieht er ihn in seine Nähe, wenn nicht,
so bleibt die Erwähnung nur leeres Wort ohne Genuss der Süssigkeit.
(S. 259)
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Ahmed Ben Mohammed Ibn
el-Arabi (gest. 952)
Er
sagte: Wenn dem Gott Erkennenden gesagt würde, dass er für immer in der
Welt bleiben könne, würde er nicht damit zufrieden sein.
Die
Stufen der Wissenschaften werden durch das Mittel (der Studien)
erreicht, die Stufen der ewigen Wahrheiten nur durch die Enthüllung
(Offenbarung).
Deine
beste Zeit ist die, wo Gott mit dir zufrieden.
Die
Sehnsucht nach der Lüftung des Schleiers, die Ruhe des Verstandes, die
Betrachtung des Geheimnisses führt zur gänzlichen Vernichtung deiner
selbst.
(S. 260)
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Aaischet (gest. 957)
Die
Tochter Ebu Osman's, aus Nischabur. Sie sagte:
Freue
dich nicht der Menschen und klage nicht über den, der geht; freue dich
nur in Gott und klage nur über das, was dich seinem Angesichte entzieht.
Wer
sich in der Einsamkeit bewildert fühlt, hat wenig Vertrauen auf Gott.
Wer
den Diener vernachlässigt, kennt nicht den Herrn; wer den Künstler
liebt, liebt auch sein Kunstwerk.
(S. 262)
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el-Fuschendschi (gest.
959)
Man
fragte ihn, was die Mystik sei? Er sagte: ihre Namen ohne Wahrheit,
ehmals war sie die Wahrheit ohne Namen.
Man
habe ihn gefragt, wer denn der Reiche sei? er habe gesagt: der Leitende
in seinem Wesen und Thun, der ohne Zwang in seinen Eigenschaften.
Er
sagte: die Menschen sind dreierlei, erstens die Heiligen, deren Inneres
besser ist als ihr Äusseres; zweitens die Gelehrten, bei denen das
Innere und Äussere gleich; drittens die Unwissenden, deren Äusseres
besser als ihr Inneres.
(S. 262)
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Mohammed Ben Ibrahim
es-sudschadschi (gest. 959)
Er
sagte: In der Überlieferung heisst es: die Betrachtung einer Stunde ist
besser, als die Andachtsübung von sechzig Jahren; unter der Betrachtung
wird die gänzliche Vergessenheit seiner selbst verstanden.
Er
sagte: Wenn ich Etwas von dem Wesen der Menschheit verlieren sollte, so
wäre diess mir lieber, als wenn ich die Kraft hätte, auf dem Wasser zu
gehen.
(S. 262-263)
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el-Mehmel (Mehmil?)
Abdallah Ibn Mohammed (gest. 964)
Er
sagte: die Erkenntnis zerreisst den Schleier zwischen Gott und dem
Menschen, und er gelangt dann zum ewigen Leben.
Man
fragte ihn, wie es komme, dass so viele Menschen ihre Fehler einsehen
und sich doch nicht bessern? er sagte: weil sie sich mit dem Prahlen der
Wissenschaft und nicht mit ihrem Gebrauche beschäftigen.
(S. 265)
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Ahmed Ibn Mohammed
el-Mokri (gest. 970)
Wenn
die Menschen glauben, dass du Gott fürchtest und in der Nacht aufstehst,
so bewahre ihren Glauben; hüte dich, dass man von dir Gutes glaube und
das Gegentheil zu thun.
(S. 266)
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Mohammed Ben Abdol-Chalik
ed-Deineweri (gest. 973)
Er
sagte: Das Zeichen der Vereinigung mit Gott ist die Entsagung dessen,
was nicht Er.
Wer
Gott erkennt, dessen Hoffnung bleibt nicht unerfüllt, und wer seine
Seele kennt, ist nicht eingebildet auf seine Handlung; wer seinen Herrn
kennt, gelangt zu ihm, und wer ihn nicht erkennt, zum Geschöpf.
Nur
die Gott Erkennenden leben das wahre Leben, die Anderen ein Scheinleben.
(S. 266)
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Ben Badschid (gest. 975)
Er
sagte: Wer seine Seele überschätzt, der unterschätzt seine Religion.
Die
Art und Weise, wie eine Wohlthat erwiesen wird, ist besser, als die
Wohlthat selbst.
(S. 267)
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Ibrahim Ben Ahmed
Ebul-Kasim en-Nassrabadi (gest. 977)
Er
sagte: Der Mensch, dessen Handlungen der Vergeltung wegen unternommen
sind, dem werden sie gezählt und nachgerechnet; wer dieselben bloss der
Anschauung Gottes willen unternimmt, dem wird ungezählter Lohn dafür.
Die
Anziehung und das Versinken in Gott bringt schneller zum Ziele als der
beschauliche Weg, denn jede Anziehung, die von Gott ausgeht, nützt dem
Diener mehr als die Handlungen der beiden Geschlechter der Menschen und
Dämonen. (S. 268)
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Ebul-Hasan Ben Semnun
(gest. 997)
Er
sagte: Macht die Betrachtung zu Eurem Teppich, die Erwähnung Gottes zu
Eurem Kleide, nehmt die Furcht Gottes zu Eurem Leintuche, und flüchtet
euch zum Lobe Eures Herrn.
Jedes
Übel, wofür das Arzneimittel Gott, ist ein kleines; nur das unheilbare
ist ein grosses.
Das
Wort, in welchem nicht eine Beziehung auf Gott, führt nicht zum Ziele,
und jeder Blick, der von Eifer leer, ist Spiel.
(S. 274)
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Mosaffer el-Karmisi (lebte
noch i. J. 1009)
Er
sagte: die Faste ist eine dreifache, die Faste des Geistes, welche die
Hoffnungen abschneidet, die Faste der Vernunft, welche den Begierden
widersteht, die Faste der Seele, welche in der Enthaltung von Speise und
Trank besteht.
Der
Hunger, wenn verbunden mit Genügsamkeit, ist das Saatfeld der Gedanken,
der Quell der Weisheit, das Leben des Geistes.
Sein
Gebet: im Namen Gottes des Allmilden! des Allerbarmenden! es ist Nichts
leicht, als was du, o Gott! gemacht; Lob sei Gott, dem Enthüller der
Decken, dem Spender der Gnaden, dem Annäherer der Reinen durch die Treue
der Seinen, ich lobe und danke Ihm.
(S. 275)
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el-Hasan Ben Ali ed-Dakkak
en-Nisaburi (gest. 1015)
Seine
Worte: Wer die Wahrheit verschweigt, ist ein stummer Teufel.
Der
Traurige weicht in einem Monate mehr vom beschaulichen Wege zurück, als
der Freudige in Jahren.
Das
Vertrauen hat drei Stufen, deren erste das Vertrauen, die zweite die
Ergebung, die dritte die Übertragung des Geschäftes an Gott.
Die
Reue hat drei Stufen: die erste die Reue, die zweite die Flüchtung zu
Gott, die dritte die Rückkehr.
(S. 277)
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Mohammed Ben el-Hosein Ben
Musa el-Esdi (gest. 1021)
Er
sagte: Die Liebe macht den, der von ihr trunken, gleichgültig gegen Ehre
und Schande. (S.
278)
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Ebul-Hasan Charkani (gest.
1033)
Er
sagte: den Ssofi macht nicht der Schleier und der Gebetteppich, den
Ssofi machen nicht die Gewohnheiten und die Formen; der Ssofi bedarf bei
Tage nicht der Sonne, bei Nacht nicht des Mondes.
Man
fragte ihn: worin besteht die Aufrichtigkeit? er antwortete: darin, dass
du sagst, was im Herzen; und was ist der Ichlass (der aufrichtige
Gottesdienst)? Alles was du rein wegen Gott unternimmst.
(S. 279)
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Ben Hasan es-Serkasi (um
1033)
Das
Vergangene ist nicht zu rechnen, das Zukünftige nicht zu erwarten; nur
das Gegenwärtige ist zu beachten, und diess ist die Eigenschaft der
Unterwürfigkeit.
Die
wahre Unterwürfigkeit besteht in zwei Dingen, erstens darin, dass man
sich als einen Armen (Fakir) Gottes erklärt, und zweitens dem schönen
Beispiel des Propheten folgt.
(S. 283)
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Abdallah es-Sedschesi (um
1033)
Er
sagte: Eine Predigt, die der Reiche nicht ärmer, der Arme nicht reicher
verlässt, taugt Nichts.
Man
fragte ihn: warum er nicht wie die Ssofi mit einer Morakka,
gesticktem Kleide, gehe? er sagte: aus Scham, dass, wenn er schöne
Kleider trage, er von dem Menschen Liberalität und ritterliche Gesinnung
nicht erfahre. Man fragte ihn, was die letzte sei? - er sagte: sie
bestehe in der Entschuldigung der Fehler der Leute, in der Anerkennung
der eigenen. (S.
284)
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Aus:
Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Zweite Abtheilung
Von dem Regierungsantritte Mostekfi-billah's bis
zum Ende des Chalifates zu Bagdad im Jahre 656 (1258)
Fünfter Band
Von der Regierung des zweiundzwanzigsten Chalifen Mostekifi-billah
bis ins eilfte Jahr der Regierung des sechsundzwanzigsten Chalifen
Kaimbiemrillah, d. i. vom Jahre der Hidschret 333 (944) bis 433 (1041)
Wien 1854