Wassily Kandinsky
(1866-1944) - Leichtes |
Sören Kierkegaard
(1813-1855)
Liebe deckt der Sünden Menge
Was macht einen Menschen groß, zum Wunder der Schöpfung, wohlgefällig in
den Augen Gottes?
Was macht einen Menschen stark, stärker als die ganze Welt, was macht ihn
schwach, schwächer als ein Kind?
Was macht einen Menschen unerschütterlich, unerschütterlicher als den
Felsen, was macht ihn weich, weicher als Wachs? -
Es ist die Liebe.
Was überlebt alles?
Es ist die Liebe.
Was kann nicht genommen werden, aber nimmt selber alles?
Es ist die Liebe.
Was kann nicht gegeben werden, aber gibt selber alles?
Es ist die Liebe.
Was besteht, wenn alles trügt?
Es ist die Liebe.
Was tröstet, wenn aller Trost versagt?
Es ist die Liebe.
Was dauert, wenn alles wechselt?
Es ist die Liebe.
Was bleibt, wenn das Unvollkommene abgeschafft wird?
Es ist die Liebe.
Was zeugt, wenn die Prophetie verstummt?
Es ist die Liebe.
Was läßt nicht ab, wenn die Gesichte aufhören?
Es ist die Liebe.
Was erklärt, wenn die dunkle Rede zu Ende ist?
Es ist die Liebe.
Was legt Segen in der Gaben Überfluß?
Es ist die Liebe.
Was gibt Gewicht der Rede der Engel?
Es ist die Liebe.
Was macht der Witwe Scherflein zum Überfluß?
Es ist die Liebe.
Was macht des Einfältigen Rede zur Weisheit?
Es ist die Liebe.
Was ändert sich niemals, wenn alles sich ändert?
Es ist die Liebe; und nur sie ist die Liebe, sie, die niemals etwas
anderes wird.
Denn auch der Heide pries die Liebe, ihre Schönheit und ihre Macht; aber
seine Liebe konnte zu etwas anderem werden, das er fast höher noch pries.
Die Liebe war schön, schöner als alles; aber die Rache war süß, süßer als
alles. Und so töricht war der Gedanke des Heiden von der Liebe und dem
Göttlichen, so selbstsüchtig war alles im Himmel und auf Erden, daß die
Macht, die wohlwollend den Menschen die Freude der Liebe schenkte,
neidisch die Rache sich selber vorbehielt, weil sie das Süßeste war. Was
Wunder, daß die Rache in aller Liebe des Heiden sich verbarg; daß die
Angst nicht ausgetrieben war, wenn sie auch vergessen war; was Wunder, daß
der Feind in der Stille arbeitete, selbst wenn die Liebe am sichersten
schlief, daß der Zorn heimlich auf der Lauer lag und nach Anlaß spähte;
was Wunder, daß er plötzlich hervorbrach in all seiner Wildheit; was
Wunder, daß er des Heiden Seele erfüllte, der seine verbotene Süße
einsaugte und dadurch seiner Verwandtschaft mit dem Göttlichen sich
vergewisserte! Was Wunder, daß keine Liebe glücklich war, wie kein Mensch
im Heidentum es war, ehe die letzte Stunde gekommen war, die wieder nur
bitter einen Menschen mit der Vorstellung narren konnte, daß er glücklich
gewesen war! Was Wunder, daß Leid in alle Freude sich mischte, daß
beständig der nächste Augenblick, selbst im Augenblick der Freude,
ängstigend wie die Gestalt des Todes vorüberging! Wie sollte auch ein
Heide vermögen, die Welt zu überwinden; aber vermochte er dieses nicht,
wie sollte er denn die Welt gewinnen?
Was ändert sich nie, wenn alles sich ändert? Es ist die Liebe, und nur sie
ist die Liebe, sie, die niemals etwas anderes wird.
Denn auch der fromme Jude gab der Liebe Zeugnis, aber seine Liebe war das
Kind der Veränderlichkeit und des Wechsels, und er verstand seine Feinde
zu hassen. Überließ er auch die Rache dem Herrn, weil sie ihm gehört,
seine Seele war doch nicht unbekannt mit ihrer Süße; denn auch dieses
Bewußtsein ist süß, daß des Herrn Rache schrecklicher ist als alle
menschliche Rache, daß der Mensch seine Feinde verflucht, aber daß der Herr
den Gottlosen und des Gottlosen Geschlecht durch viele Glieder verflucht.
Was Wunder, daß die Angst allzeit ein Auge wach hatte, selbst wenn die
Liebe am sorglosesten war; was Wunder, daß der Zorn, selbst wenn die Liebe
am wenigsten davon träumte, in aller Stille saß und nachrechnetet über
Einnahme und Ausgabe, über Mein und Dein! Was Wunder, daß keine Liebe
glücklich war, ehe die letzte Stunde kam, weil erst dann der Liebe
ungewisse Forderung eingelöst war.
Was verändert sich niemals, wenn alles sich verändert?
Es ist die Liebe. Und nur sie ist die Liebe, sie, die niemals etwas
anderes wird; sie, die alles hingibt und aus diesem Grund
nichts zu fordern hat; sie, die nichts fordert und deshalb nichts zu
verlieren hat; sie, die segnet und segnet, wenn ihr geflucht wird; sie,
die ihren Nächsten liebt, aber deren Feind auch ihr Nächster ist; sie, die
die Rache dem Herrn überläßt, weil sie sich vertröstet, daß Er noch
barmherziger ist.
Diese Liebe ist es, von der der Apostel in unserem Texte redet, und wie
diese Liebe viele Male und auf viele Weise ein apostolisches Zeugnis
empfing, so zeugt er wieder hier von ihrer Macht und sagt: Liebe deckt der
Sünden Menge.
Diese Worte und dieses Zeugnis wollen wir betrachten. Doch wie sollen wir
davon reden? Sollen wir so reden, daß wir uns nicht Zeit geben, bei den
Worten zu verweilen, weil der bloße Laut einen stillen Vorwurf enthalte,
der eine Sorge wecke, der ein Streben hervorrufe hin nach dem Ziel, nach
welchem jeder Mensch zu streben berufen ist. Sollen wir so reden, daß,
wenn möglich, der einzelne noch in dieser Stunde sich entschließe, den
günstigen Augenblick zu kaufen; daß das Wort, wenn möglich, den bewege,
den es stehend und müßig traf, den Lauf zu beginnen; den, welchen es im
Laufe traf, zu eilen nach dem Vollkommenen. Sollen wir reden wie zu
Unvollkommenen! Sollen wir daran erinnern, wie selten wohl noch der
gefunden ward, der entweder niemals gekannt oder ganz vergessen hatte:
"die Kinderlehre der Welt", daß die Rache süß ist; sollen wir daran
erinnern, daß jeder Mensch, wenn er redlich ist, nur allzu oft sich selbst
ertappt, wie er weitläufig, eindringend, erfahren jene traurige Wahrheit,
daß die Rache süß ist, erklären kann. Sollen wir daran erinnern, wie
selten wohl noch der war, der die Rache dem Herrn überließ in dem
Vertrauen, daß Er eine noch mildere Erklärung der Schuld habe, ein noch
barmherziges Urteil über sie: daß Er größer ist als eines Menschen Herz;
wie oft dagegen jeder redliche Mensch sich selber gestehen muß, daß er auf
die Rache nicht deshalb verzichtete, weil er sie dem Herrn überließ. Soll
ich daran erinnern, wie selten noch der war, der so vergab, daß der
reumütige Feind wirklich sein Nächster ward; der, welcher durch seine
Vergebung wirklich die Scheidewand hob und von keinem Unterschied wußte,
nicht daß er selbst am frühen Morgen gerufen wurde und der Feind erst zur
elften Stunde, nicht daß er nur fünfzig Groschen schuldig war, der Feind
aber fünfhundert. Soll ich daran erinnern, wie selten auch der war, der so
liebte, daß sein Ohr, wenn es dem Feinde gut ging, kein Wispern des Neides
vernahm, weil sein Herz Neid nicht kannte; so liebte, daß sein Auge die
Vergebung nicht reute, wenn das Glück seinen Feind begünstigte; der,
welcher so liebte, daß er, wenn es seinem Feinde schlecht ging, vergessen
hatte, daß es sein Feind war. Sollen wir warnen vor der in den Augen der
Menschen geringeren Schuld, vor einer gewissen schlauen Verständigkeit,
die listig die Fehler der Menschen zu entdecken weiß, und welche wohl
nicht ihr Wissen mißbraucht, um zu richten, aber die doch durch ihre
Neugierde nicht so sehr den Nächsten kränkt, wie sich selbst aufhält.
Sollen wir jeden ermahnen, nach jener christlichen Liebe zu trachten, weil
jeder Mensch doch selbst so oft nach Vergebung drängt; sollen wir jeden
Menschen ermahnen, sich selbst zu richten und darüber zu vergessen, andere
zu richten; warnen vor dem Richten und Verurteilen, weil doch kein Mensch
ganz einen anderen durchschauen kann, weil es doch zuweilen sich
ereignete, daß des Himmels Zorn den verzehrte, über den man ihn
herniederrief, sondern daß der Herr gnädig und mild mit Wohlgefallen im
geheimen auf ihn sah; sollen wir jeden ermahnen, nicht im Eifer Zorn auf
einen anderen herabzurufen, damit er nicht durch seine Unversöhnlichkeit
schrecklicheren Zorn sich selbst am Tage des Gerichtes sammle!
Sollen wir so reden? Ja, es wäre für uns wohl oft am besten, daß so
geredet würde, aber es zu tun ist so sehr schwierig, daß der Redende nicht
selber in der Rede dazu komme, gegen die Rede zu handeln; dazu komme,
andere zu richten. Ja, auch dieses, in der Rede sich selbst zu richten,
ist so sehr schwierig, daß der Redende nicht in ein neues Mißverständnis
sich hülle und dadurch andere störe. Deshalb wählen wir die leichtere
Aufgabe. Wir wollen bei den Worten selbst verweilen, und wie alle andere
Liebe in der Welt gepriesen wurde, so wollen wir die Liebe zeigen und
preisen, die Macht hat, das Wunderbare zu vollbringen: der Sünden Menge zu
decken. Wir wollen reden wie zu Vollkommenen. Wäre da einer, der sich
nicht vollkommen fühlte - die Rede macht doch keinen Unterschied. Wir
wollen unsere Seele ruhen lassen in dem Worte des Apostels, das nicht eine
trügerische poetische Wendung ist, nicht ein dreister Ausbruch, sondern
ein treuer Gedanke, ein vollständiges Zeugnis, das, um verstanden zu
werden, wörtlich genommen werden muß . . .
Liebe deckt der Sünden Menge. Liebe macht blind, sagt ein altes
Wort und will damit nicht eine Unvollkommenheit des Liebenden oder einen
ursprünglichen Zustand in ihm bezeichnen; denn als die Liebe in seiner
Seele Platz gewann, erst da ward er blind, und im Maße wie die Liebe in
ihm siegte, ward er blinder und blinder. Oder war die Liebe unvollkommener
geworden, als sie, nachdem sie zuerst sich selbst betrogen hatte dadurch,
daß sie nicht sehen wollte, was sie doch sah, zuletzt selbst es nicht mehr
sah? Oder wer verbarg am besten, der, welcher wußte, daß er etwas
verborgen hatte, oder der, welcher sogar dies vergessen hatte? Für den
Reinen ist alles rein, sagt ein altes Wort und will damit nicht eine
Unvollkommenheit in dem Reinen bezeichnen, die nachträglich verschwinden
sollte, im Gegenteil, je reiner er wird, um so reiner wird alles für ihn.
Oder war es eine Unvollkommenheit des Reinen, daß er, nachdem er zuerst
sich selbst unbeschmutzt von der Unreinheit erhalten hatte, indem er nicht
wissen wollte, was er doch wußte, zuletzt nicht einmal mehr etwas davon
wußte?
Das beruht nicht bloß auf dem, was man sieht, sondern was man sieht,
beruht darauf, wie man es sieht; denn alles Betrachten ist nicht bloß ein
Empfangen, ein Entdecken, sondern zugleich ein Hervorbringen, und insoweit
es dieses ist, wird es ja entscheidend, wie der Betrachtende selbst
beschaffen ist. Wenn einer dieses sieht, ein anderer ein anderes im
Selben, so entdeckt der eine, was der andere deckt. Insoweit der
Gegenstand der Betrachtung der äußeren Welt angehört, ist es wohl
gleichgültiger, wie beschaffen der Betrachtende ist, oder besser, ist die
notwendige Bedingung der Betrachtung etwas für sein tieferes Wesen
Unbeträchtliches; je mehr dagegen der Gegenstand der Betrachtung der Welt
des Geistes angehört, um so wichtiger ist es, wie er selbst in seinem
Innern beschaffen ist; denn alles Geistige eignet man sich nur durch
Freiheit zu; aber was man durch Freiheit sich zueignet, das wird auch
hervorgebracht. Der Unterschied liegt nicht im Äußeren, sondern im
Inneren, und von innen geht alles aus, was einen Menschen unrein und seine
Betrachtung unrein macht. Das äußere Auge tut nichts zur Sache, aber "von
innen heraus geht ein Schalksauge". Aber ein Schalksauge entdeckt viel,
was die Liebe nicht sieht; denn ein Schalksauge sieht sogar, daß der Herr
unrecht tut, wenn er gut ist. Wenn im Herzen Bosheit wohnt, sieht das Auge
Ärgernis, aber wenn im Herzen Reinheit wohnt, sieht das Auge den Finger
Gottes; denn die Reinen schauen Gott; aber wer Böses tut, der siehet Gott
nicht.
Das Innere entscheidet, was ein Mensch entdeckt, und was er deckt. Wenn im
Herzen die Lust der Sünde wohnt, entdeckt das Auge der Sünden Menge und
macht sie noch mannigfaltiger; denn das Auge ist des Leibes Licht. Aber
wenn das Licht, das in einem Menschen ist, Finsternis ist, wie groß wird
dann die Finsternis! Wenn im Herzen die Angst der Sünde wohnt, entdeckt
das Ohr der Sünden Menge und macht sie noch mannigfaltiger, und was hülfe
es einem solchen Menschen, daß er blind wäre; denn ein "Schalk schlägt die
Augen nieder und horchet mit Schalksohren". Wenn im Herzen Liebe wohnt,
ist das Auge geschlossen und entdeckt nicht der Sünde offenbare Tat, noch
weniger die verborgene; denn "wer mit Augen winket, wird Mühsal
anrichten", aber der, welcher den Augenwink versteht, ist nicht rein. Wenn
im Herzen Liebe wohnt, ist das Ohr verschlossen und hört nicht das Wort
der Welt, nicht die Bitterkeit des Spottes; denn, wer zu seinem Bruder
sagt: Racha, der ist des Rats schuldig, aber der, welcher es hört, wenn es
zu ihm gesagt wird, ist nicht vollkommen in der Liebe. Wenn im Herzen
Jähzorn wohnt, ist der Mensch rasch bereit, der Sünden Menge zu entdecken,
da versteht er herrlich eine halbe Rede, faßt hastig von ferne das Wort,
kaum daß es ausgesprochen ist. Wenn im Herzen Liebe wohnt, versteht ein
Mensch langsam, und hört nicht ein hastiges Wort und versteht nicht dessen
Wiederholung, weil er ihm einen guten Platz gibt und einen guten Sinn,
versteht nicht die lange Rede der Welt oder des Spottes, weil er noch auf
ein Wort wartet, das der Rede Sinn geben soll. Wenn im Herzen Furcht
wohnt, entdeckt der Mensch leicht der Sünden Menge, Trug und Betrug und
Treulosigkeit und Ränke. Aber die Liebe, die der Sünden Menge deckt, ward
nie betrogen. Wenn im Herzen Geiz wohnt, wenn man mit einem Auge gibt und
mit sieben Augen siehet, was man dafür kriege, entdeckt man leicht der
Sünden Menge. Aber wenn im Herzen Liebe wohnt, wird das Wort niemals
betrogen; denn die Liebe, wann sie gibt, sieht nicht nach der Gabe,
sondern ihr Auge achtet auf den Herrn. Wenn im Herzen Mißgunst wohnt, hat
das Auge die Macht, das Unreine selbst im Reinen hervorzulocken, aber wenn
im Herzen Liebe wohnt, hat das Auge die Macht, das Gute im Unreinen
hervorzulieben; aber dieses Auge sieht nicht das Unreine, sondern das
Reine, das es liebt und hervorliebt durch die Liebe. Ja, es gibt eine
Macht dieser Welt, die in ihrer Sprache das Gute in das Böse übersetzt,
aber es gibt eine Macht von oben, die das Böse in das Gute übersetzt, es
ist die Liebe, welche der Sünden Menge deckt.
Wenn im Herzen Haß wohnt, liegt die Sünde vor der Türe der Menschen und
die Mannigfaltigkeit der Begierden liegt vor ihm; aber wenn im Herzen
Liebe wohnt, ist die Sünde weit weg geflohen, und er erblickt sie nicht
einmal. Wenn im Herzen Hader, Neid, Zorn, Zank und Zwietracht wohnen,
braucht man da lange zu gehen, um der Sünden Menge zu entdecken, oder
braucht man lange zu leben, um sie in seinem Umkreis hervorzubringen; aber
wenn im Herzen Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gültigkeit, Glaube,
Sanftmut, Keuschheit wohnen, was Wunder, daß ein Mensch, selbst wenn er
mitten in der Sünden Menge stände, ein Fremder bliebe, ein Ausländer, der
nur sehr wenig auf des Landes Brauch sich verstände, wenn ihm eine
Erklärung abverlangt würde; wie sollte der nicht eine Deckung sein für der
Sünden Menge!
Oder ist es nicht so, sollen wir klug sagen: die Menge der Sünden in der
Welt ist und bleibt ja gleich groß, ob nun die Liebe sie entdeckt oder
nicht; sollen wir das apostolische Wort und mit ihm die Liebe, welche
beschrieben wird, als eine zierliche Redensart dahinstehen lassen, die die
Prüfung der Forschung nicht bestehen könnte? Aber verstand denn wirklich
jene Verständigkeit die Liebe ebenso gut, wie sie der Sünden Menge
verstand?! Oder wollte sie das Gegenteil einräumen, daß der Sünden Menge
ebenso groß blieb, ob nun der Verstand sie entdeckte oder nicht, und nicht
eher die eigene Schlauheit, die Verborgenheit der Sünden zu entdecken und
zu erforschen, anpreisen? Aber da blieb es ja gleich wahr, daß der
Verstand der Sünden Menge entdeckte, und daß die Lebe sie deckte; und das
eine war nicht wahrer als das andere. Oder gab es noch eine dritte Weise,
auf welche man, ohne verständig wissend oder liebend unwissend um sie zu
werden, wissend um sie wurde; wäre ein solches Wissen nicht ein
unmenschliches Wissen? Es ist nicht bloß ein rhetorischer Ausdruck, daß
die Liebe der Sünden Menge deckt, sondern es ist in Wahrheit so, und dies
ist die Macht der christlichen Liebe, die nicht groß ist durch auffallende
Tat, wie andere Liebe es ist, sondern in ihrer stillen Wunderbarkeit.
(...)
Aus: Sören
Kierkegaard Religiöse Reden
Ins Deutsche übertragen von Theodor Haecker [1879-1945]
Verlag Hermann A. Wiechmann München 1922 (S. 1-11)
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