Meine Träume sind Gaukler...
Liebesgedichte von Manfred Ach
Tastatur
Dich berühren,
dir etwas entlocken,
eine Offenbarung
durch Fingerspitzen,
ein Anschlag
aufs Leben,
eine Erweckung
vom Tod.
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Buchstäblich
Mein Tagebuch,
mein Nachtbuch.
Ich streichle deinen Rücken,
bemale dein Schulterblatt.
Ich öffne dich
mit hastigen Fingern.
Ich blättere in dir
bis zu der Stelle
der letzten Eintragung.
Ich liefere mich aus.
Mag kommen, was kommt.
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Ich will dich
Ich will
deine Nasenflügel beben lassen,
deine Lippen mit Blut anfüllen,
den Schweiß in deine Haare treiben,
ich will
im Steigbügel deiner Ohren sitzen,
durch deine Mundhöhle wandern,
in deinem Delta eine Strömung sein,
ich will
in deinem Leib das Cello streichen,
aus deinen Augen Funken schlagen
und in deinem Herzen einen Gong,
ich will
der Frühling sein in deinem Garten,
der Sommerwind auf deiner Haut,
die Wintersonne, wenn’s dich friert,
ich will
den Weizen deiner Brüste ernten,
mich an deinem Lächeln wärmen
und in deinem Herzen überwintern.
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Schluckbild
Das Weinglas
hinterlässt auf dem Tischtuch
einen roten Rand.
In diesen Kreis
schreibe ich uns
hinein.
Ich fülle
ein neues Glas,
ziehe das Tischtuch über mich
und trinke uns aus.
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Lippenstift
Seinen Bahnen folg
ich in meinen Träumerei'n:
kussecht und synchron.
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Versiegelt
Ich will deine Höhle bemalen
mit den alten Zeichen der Jagd.
Ich will deine Schreie bewahren
im Versteck der heimlichen Pacht.
Und niemand soll deuten die Sterne
an dem Himmel unserer Nacht.
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Erhöhte Punkte
In meinem Terminkalender
bist du das Ausrufezeichen.
Die Schreie davor freilich
kannst du nicht hören,
sie gehören nur dir
und diesem Papier.
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In meinen Augen
In meinen Augen
bist du eine Schatzgräberin.
Und geschickte Fängerin von Schmetterlingen.
Aber du verteilst die Schätze
und lässt die Schmetterlinge fliegen,
weises Herz.
In meinen Augen,
die dir brennend folgen,
schießen deine Zeichen zusammen:
ein blendender Kristall,
in dem sich unsere Seelenröte
spiegelt.
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Offenbarung
Über der entblößten Geliebten
die entblößten Äste des Waldes.
Der bedeckte Himmel reißt auf
und zeigt einen Brunnen,
in dessen Tiefe
Krötenaugen schimmern,
Schutzheilige unserer Nacht.
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Schöner Zug
Orientexpress.
Ein Abzugsschach. Dein Lächeln,
deine Lippen. Du.
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Taglied
Beim ersten Kräh'n
der Hähne
sprang sie fort.
Ich ging abseits,
wartete,
bis das Licht
die Mulde füllte,
in der wir gelegen hatten
eine Zeit.
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Rascher Abschied
Sie schlug die Nacht
wie einen schwarzen Mantel um sich,
stieg in ihr Auto und fuhr davon,
die roten Rücklichter
nahmen mich mit
und ich hatte Mühe,
den anderen meine leere Hülle
zu erklären, in die
ich noch ein Bier schüttete.
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Wunsch, nachts
Der Mond versteckt sich.
Tu es!
Ich bestelle ein Aufgebot
an Schutzengeln!
In deinem Obstgarten
möchte ich liegen
und deine Früchte
zwischen den Fingern drehen.
Ganz ungestört.
Lass uns
die atemlosen Worte sprechen,
lass uns
das vierbeinige Tier sein,
himmelwärts taumelnd!
Ich will dich sternenübersät.
Und dass der Mond zurückkehrt
in mein Gedicht
und unsere Leiber glänzen lässt.
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Wie gerufen
Der Kaltstart morgens.
Das Leben auf der Überholspur.
Der rasende Stillstand.
Die Verklemmten im Lift.
Das eingeübte Lächeln.
Die dienstbaren Freundlichkeiten.
Wie hässlich beginnt dieser Tag.
Dann, zwischen idiotischen Telefonaten,
plötzlich deine Stimme.
Der Kalender füllt sich
mit lachenden Strichmännchen.
Der Schreibtisch beginnt zu tanzen!
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Himmel auf Erden
Himmelsmacht
hat man dich genannt,
weil du uns ohnmächtig machst
und umwirfst wie ein Schwall Sonne,
wenn wir aus dem Dunkel in den Mittag treten.
Und du bist auch
die Himmelsnacht,
in der deine Sterne funkeln -
selbst wenn wir die Augen schließen,
sind sie noch da.
Eine Königin bist du,
jenseits aller Herrschaft.
Du machst dich nicht wichtig.
Der Unterschied zur Primadonna
ist himmelweit.
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Einst
Ein Wort nur,
aber ein Wort so groß
wie die Liebe,
die immer schon da war, die
plötzlich und unerwartet
vor uns steht
in ihrer ernsten,
namenlosen Schönheit
und die uns,
auch wenn sie wieder geht,
niemals mehr allein sein lässt.
Die uns erlösen wird,
einst.
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Moment mal
Ich ruf dich zurück!
sagte sie und legte auf.
Ich ging ein paar Schritte
näher an den Abgrund,
wollte wissen, wie es wär',
wenn sie's nicht täte.
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Von Sommer zu Sommer
Ein Jahr vergangen wie im Flug.
Und immer noch nicht abgestürzt.
Ein großes Herz
hat mich getragen:
ein Segeltuch Liebe.
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Nur Du
Schenk mir die Sonne Deines Augenblicks.
Die Schatten werden länger.
Hab Erbarmen mit meiner Leere.
Füll mich an mit Dir.
Bleib mir nahe.
Rette mich vor mir.
Nur Du
kannst es.
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Verbotene Liebe
Was ich dir zuflüstern möchte,
ist unanständig.
Was ich an dir tun möchte,
ist nicht erlaubt.
Was ich mir wünsche,
ist unmöglich.
So ist unsere Liebe
umstellt von Verboten.
Aber vielleicht gedeiht sie
in diesem Gehege
wunderbarer als sonstwo:
so wild, so zart.
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Eine Lektion in Liebe
Was ich gelernt habe:
Mein Leben war
unvollständig ohne dich,
und ohne dich geht es
an mir vorbei.
Wenn du mir nahe bist,
schmecke ich das Salz der Erde
und das Weltall
schneit seine Sterne auf mich.
Wenn du fern bist,
folgt dir ein bunter Zirkuswagen:
Meine Träume sind Gaukler
und schlagen ihr Zelt auf,
wo immer du wohnst.
Was ich gelernt habe:
Es gibt ein Spiel,
das ist nicht zu gewinnen
und nicht zu verlieren,
und beenden wird es
ein heiterer Himmel.
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(c) Manfred Ach
E-Mail:
ARW.Manfred_Ach@gmx.de
Homepage:
http://www.m-ach.de
Buch-Hinweis:
Am Tisch der Sehnsucht
Ach Gedichte Orsa Bilder
Gedichte und Bilder von der Liebe
2004 by Edition Ludwig im Tale der A.R.W.
ISBN 3-927890-72-3
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