Liebeslyrik der Gegenwart

 


 

vor deiner Schönheit verstummen...

Liebesgedichte von Manfred Ach
 

 

 


Ich liebe Dich


ohne Einschränkung
durch Nebensätze.
Liebeserklärungen
sollten Hauptsätze sein.


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Exklusiv


Nur deine Augen
blicken in mein Versteck.

Nur deine Hände sind imstande,
mich zu fassen.

Nur dein Mund
spricht mich an.

Nur in deiner Haut
fühl ich mich wohl.


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Dein und Mein


Die Tür zur Einsamkeit
steht weit offen.

Aber es genügt
eine Berührung deiner Fingerspitzen,
um sie zu schließen,

und ich bin DEIN Gefangener
in MEINEM Glück.


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Traumlicht


Du bist das Traumlicht,
das durch die Ritzen dringt.
(Durch die Risse in der Wand,
die uns voneinander trennt).

Du läßt mich glühen,
daß ich verbrennen möchte

an dir.

Ich spüre dich auf meiner Haut,
und meine Zunge leuchtet.

Du bist das Traumlicht,
das meine Hitze kühlt
wie die Milch des Monds.
(In vollem Licht
würden wir untergehn.)

Du bist der helle Baum
in meinem dunklen Garten.


_____



Für immer


Für immer
kann ich dich nicht haben,

höchstens einmal für immer
oder kein einziges Mal.

Wie schön es doch wäre,
alle Kriege zu beenden,
um bei dir Frieden zu finden,

in deiner Umarmung
die Sprache zu verlieren,
die vor deiner Schönheit
nur verstummen kann.

Wie schön es doch wäre,
für immer unterzugehen
in den blauen Teichen deiner Augen,

deine segnenden Hände zu spüren,
mit denen du mich pflückst
wie eine reife Frucht
in den zärtlichen Gärten
zwischen Schlaf und Traum.

An deinem Hals
die Kette meiner trunkenen Küsse,
an deinen Beinen
das Strumpfband meiner Lust.

Ich möchte Rotwein trinken
im Süden deines Herzens,

die ersehnte Nahrung finden
zwischen deinen Schenkeln,

zwischen deinen Brüsten
die Liebe mit dem Leben bezahlen

und in den Wäldern deiner Haare
meine Augen schließen für immer.


_____



Scheue Begegnung


Ihre Wege haben sich,
wie es so schön heißt,
gekreuzt.

Wie die Horizontale
die Vertikale.

Leider nicht wörtlich,
denn er hat sie ja nicht flachgelegt
und durchbohrt.

An der Kreuzung
haben sie Schilder aufgestellt,
die vor Zusammenstößen warnen.

Aber längst gehen sie
verborgene Wildwechsel,
unerkannt und gemeinsam

im Schutz der Nacht.


_____



Verzehrung


Wie gerne würde ich dich jetzt
in meinen Händen halten,

dich brechen wie weißes Brot,
dich bestreichen mit meinem Samen

und dich verzehren
in einem roten Rausch.


_____



Tag und Nacht


Wie bin ich arm,
wenn ich statt deiner
mein Kopfkissen
umarme.
Wie bin ich reich,
wenn ich ahne,
dass auch du mich
jetzt umarmst.

Wie tröstlich ist es
zu wissen, dass der Alltag
alles abnützt
auf Dauer
und dass wir deshalb
glücklich sein können
allnächtlich, auf
lange Zeit.


_____



Vereint


In eins gefallen Himmel und Erde
in tiefer, baumloser Nacht.

In eins gefallen Wort und Antwort
in unseren Küssen.

In eins gefallen du und ich.


_____



Zwischen den Jahren


Mit den Winterworten
suche ich dich,
mit den gefrorenen.
Mit den Schneeworten,
den schmelzenden.
Mit den leisen Jubelschreien
der aufknallenden Knospen.

Am Maiköniginnenfest
umarme ich dich und
drücke dich so fest, bis
deine Liebesseufzer
mich rasend machen.

Der Sommer
spannt seine Flügel weit aus.
Wir fliegen dahin, getrennt,
aber wir wissen, wonach uns
der Kopf steht.

Dort landen wir,
ernten die vollen Früchte unserer Sehnsucht,
kellern sie sorgsam, Hand in Hand.
Jetzt kann die nächste Eiszeit kommen.


_____



Komm in aller Stille


Frau, komm Frau, komm zu mir. Ich will dir meine
Hände auflegen, will sanft sein wie Nachtwind.

Sanft. Komm, Gazellenherz, beweg dich zum Takt
der zitternden Flanken, des Atems, der bebt.

Beweg dich und komm zu mir, zum Trommelstock,
der langsam rührt, zum Puls, der flüstert und pocht.

Komm, lass die Trommel singen, lass erklingen
die leisen Schreie in aller Stille. Komm.


_____



Ja!


Ja, treib mir
die Kälte aus,

blas wie der Südwind
in mein Gesicht,

mach die finsteren Fesseln
zu leuchtenden Bändern!

Erzähl heiße Märchen
von 1001 Nacht!

Mein Feuer züngelt an dir hoch,
wenn du an meinem Hals flüsterst!

Hör nicht auf!
Wir haben genug Holz für diese Nacht.


_____



Komm mit


Schrei doch mal
aus allen Leibeskräften.
Du brauchst starke Gefühle,
sonst versulzt dein Herz.

Schlag doch mal alle
Schutzwälle zusammen,
lass die Dämme brechen,
lass dich überfluten.
Du bist ja am Verdursten.

Komm mit.
Lass dich einladen zum Flug.
Warum sollen wir im Staub ersticken,
wenn ein Sturz aus großer Höhe möglich ist?

Komm, ins Offne.
Wir werden die Sterne nicht
vom Himmel holen, aber
ein bisschen Wunderkerzen spielen.
Wir werden keine Götter sein,
aber unsre Augen werden noch leuchten,
wenn alles ringsum dunkel ist.


_____



Liebe in Autos


Die beschlagenen Scheiben zeigen uns,
wie weit wir es gebracht haben.
Ein paar Wischer, und der Rückspiegel
holt uns wieder ein.
Wir müssen los, entfernen uns.
Langsam. Nicht wirklich.
Wie Geisterfahrer
dem Leben auf der Spur.


_____



Okkultes Rendezvous


Leg weg das Buch und dreh dich um und schlaf!
Vergiß den Tag, verlier den Kopf und sei ganz Bauch.
Schon hab ich ausgezählt mein letztes Schaf.
Dann kommt der Wolf zu mir. Er will dich auch.

Auf seinem Rücken reite ich die Nacht hindurch
die Straßen lang bis zur geliebten Frau.
Und lieb sie einen langen Traum hindurch ...
Der Wolf bringt mich zurück. Der Tag naht grau.

Dann lieg ich naß und glücklich da und spür:
Es ist nicht wirklich, aber wahr.
Der Wolf ist weg. Die Uhr zeigt vier.

Wahrscheinlich gehts dir jetzt wie mir:
Du liegst hellwach und klar.
Was waren wir doch für ein Paar!


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Nachher


Ich spreche dich
laut vor mich hin
in den echolosen

schalltoten Raum.

Meine Einsamkeit
hat jetzt
einen Namen.


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Von kurzer Dauer


Das Glück erfindet sich
immer eine Trauer,

es kann nicht lange
bei uns bleiben,

es würde uns
vollkommen machen,

vollkommen
verrückt.


_____



Zart


Ist es ein Falter?
Ein fallendes Blatt?
Ein schwebendes Staubkorn?

Nein. Es ist der Windhauch,
den die Geliebte um mich legt.

Der alles Schwere fortnimmt
und mich trägt.


_____



Hautnah


Wenn du nahe bist,
Augenweide, Gluthauch,

wenn dein pochendes Blut
meine Ohren öffnet,

wenn meine Fieberhaut
dich anrühren kann

und dein Atem
meine Hände führt,

wenn die Worte versagen
- und beinahe das Herz -,

geb ich gerne alles dran.
Wie Schnee, der schmilzt.


_____
 

(c) Manfred Ach
E-Mail: ARW.Manfred_Ach@gmx.de
Homepage: http://www.m-ach.de

Buch-Hinweis:
Am Tisch der Sehnsucht
Ach Gedichte Orsa Bilder
Gedichte und Bilder von der Liebe
2004 by Edition Ludwig im Tale der A.R.W.
ISBN 3-927890-72-3
 


 

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