Liebeslyrik der Gegenwart

 


 

Von Leben durchdrungen ...

Liebesgedichte von Oliver Schumann

 

 


Leidenschaftlich


Unbändig verschlungen,
selbst redend umwunden,
so läßt es sich an.
Dem vielfachen Streben
sehnsüchtig erlegen,
- ganz Frau und ganz Mann.

Im nehmenden Geben
vergehen - höchstselig -
wir ringend im Wahn.
Von Leben durchdrungen,
endlose Sekunden,
sind beide wir dann.


_____



Liebesentzug


Ich friere, und ich kann nicht anders,
ohne Nähe, ohne Wärme...,
- wie schnell ich ohne dich verderbe!
Dein Blick genügt, er ändert alles.

Menschlichkeit? Wie könnt ich sie verstehn?
Wie könnt ich Menschlichkeit begreifen,
wenn Worte mich nicht mehr erreichen...?
Sprich, und laß mich wieder sehen!

Was bleibt mir noch, so unberührt,
so gänzlich dem Kontakt entzogen?
Ich bin um eine Welt betrogen,
wenn meine Haut nicht deine spürt!

Mein ganzes Sein wird unbedeutend,
fast sinnlos, kaum der Rede wert,
nachdem du hast mich doch gelehrt,
mein Leben nicht mehr zu vergeuden!

Wohl nur mit dir kann ich das pflegen,
was lieben heißt, was Mensch zu sein,
denn den Moment, der gottgeweiht,
den ließest du mich wahrhaft leben.


_____



Verliebt


Ich bin dir so nah, du mein einziges Ziel
und wage der Worte dir nicht zu flüstern,
hab Angst dich zu schrecken, - es heißt man wird schüchtern -
auch wenn du empfindest, was ich für dich fühl.

Es drängt mich zu dir, ich seh mich willkommen,
und wer uns betrachtet, der weiß uns verliebt,
was hält uns denn nur an der Schwelle zum Glück,
wo längst jedem Zweifel der Inhalt genommen?

Ich warte geduldlos, -'Vollzieh doch den Schritt!' -
kann kaum mehr ertragen, daß es nicht geschieht,
- wird's jemals uns leichter die Wahrheit zu sagen?

Dann ist's wohl an mir einen Kuß jetzt zu wagen,
nicht bloß, da die Sprache gleich jeder versteht,
viel eher, weil es nichts zu verlieren mehr gibt!


_____



Traum


Wird mir das Hier und Jetzt bewußt,
öffnet das Wehmutsreich sein Tor,
denn schmerzhaft ich erkennen muß:
hier gehst du wieder mir verloren!

O welch Gefühl mein Herz grad' noch
so warm und wonnig füllte,
als ich erlöst mein Leben hofft',
als ich dich leibhaft bei mir fühlte!

Würd' ich nicht träumen so real,
würd'st du nicht ab und an erstehn,
wie groß wär' meine Sinnenqual
nurmehr zu ahnen, was so schön!

Und würd' ich träumen nicht so wahr,
würd' ich nicht ab und an dich sehn,
ich nähm' mein Herze kaum mehr wahr,
vergäß' wie's ist in Lieb' zu blühn.


_____



Versprechen


O du mein liebstes Wesen,
du einz'ge Zier,
wie arm war ich gewesen
all Zeit vor dir,
nicht wissend um die Wonne,
die sich erschließt
in deiner Liebe Summe,
so honigsüß.

Von dir soll mich nichts trennen,
doch trennt' sich's ab,
dann wollt ich sehnend brennen
zum jüngsten Tag,
denn du bist was ich sehnte,
o welches Pfand,
ich lass nicht was mir fehlte
ein Leben lang.


_____



Unvergeben


Du dringst mir jeden Tag
ins Auge hundertfach!

Zuweilen streicht dein Duft
vorbei, ganz unverhofft!

Manch Stimme, manches Lied,
singt mir, daß es dich gibt...

...ich friere, mir ist kalt,
wie tot ist Einsamkeit!

Welch Sinn erfüllt das Leben,
wenn's Herz bleibt unvergeben
und eine hungernd' Seele
sich selbst verzehrt, nach Liebe!?


_____



Ungleich


Ich reichte ihr die Hand,
des Lebens Brückenschlag erstrebend,
- sie nahm, was ihr gegeben,
doch was ich bot blieb unerkannt.

Ich küsste ihren Mund,
nie zweifelnd Liebe rein zu leben,
doch meines Lebensglückes Segen
war ihr nur Lustbetätigung.

Ich nahm mich ihrer an,
fest glaubend an das Ziel der Liebe
jede Trennung aufzuheben.
- Heute weiß ich, daß mit ihr
sich jeder ziellos lieben kann.


_____



Frei sein


Auf leuchtenden Wegen,
mit Schimmer behangen,
die Wogen des Lebens
im Gleichklange branden.

In dieses Gehege
aus Liebe erstanden,
ich beide uns sehne,
vereint, Hand in Hande.

Erhöre mein Streben,
komm lass dich umfangen,
ich will mit dir gehen
und Freiheit erlangen!

Laß selig uns schweben,
- in zeitloser Spanne -
dem Himmel entgegen,
ins Sein ohne Schranke.

Mit dir will ich gehen,
mit dir nur zusammen,
und wieder und wieder
nur dorthin gelangen.


_____



Blume


Du stehst gleich einer Blume
auf blütevollem Feld,
als niemand's Eigentume,
sich anbietend der Welt.

Und so ich suchend schreite,
seh ich dich blüh'n für mich,
wie du blüht keine zweite,
- und niemand pflückte dich!

Vor dir ein jeder kniete,
so er - wie ich - dich fänd',
und schwör dir seine Liebe,
- sobald dein Stiel durchtrennt.

So blieben dir nur Tage,
- aus Sammelleidenschaft;
durch Habgiers Maskerade
verwelkte deine Pracht.

Ich möcht' dich sacht ausheben
und pflanzen dich mir nah,
fortan dich achtend pflegen,
als schönste deiner Art.

- Nun stehst in höchster Blüte
du längst auf meinem Feld,
blühst mir zu meinem Glücke
und schmückst zudem die Welt!


_____



Wie Mein


Sie ist wie Mein,
mir näher noch, denn meines Ursprung Fleisch.
Was einst ein wonnig Reiz,
ward meines Lebens Heim.

Ich schweb dahin!
Mit ihrem schlägt mein Herze gleich,
mein Leben ist so leicht!
Sie ist mein einz'ger Sinn.

Ich werde Dein,
auf einem Weg, den niemand je zuvor mir wies!
- O ew'ges Paradies,
laß mich auf immer ein!


_____



Vermutung


Ach wärest' doch, was du versprichst,
wärst nur von edelstem Gemüt,
so hätte sich mit dir wohl endlich
meines Herzens Wunsch gefügt!

Wärst du's, welch Freude füllte mich,
ich wüßt' befriedigt mein Begehr,
- schon glimmt im Sehnen mein Gesicht,
wärst du's, ich gäb mich jetzt und hier!

Ach wendetest nur deinen Blick,
du fänd'st gar ungeschätzten Wert,
ein passend Wort dazu genügt',
und ew'ges Glück wär dir beschert!


_____



Bitte


Finde Welten unentdeckt,
des Mut'gen Feld ist weit gesteckt!
Dring vor zu größter Wonnen Mitte:
komm, freie mich nach Menschen Sitte!

Nimm, was sich dir entgegenreckt,
dein ist mein Körper unbefleckt,
entspreche endlich meiner Bitte
und liebe mich, dir selbst zum Glücke!


_____



Geduld


Glaube, daß Liebe die Dunkelheit bricht,
sie birgt jenes Licht, das zu sehen verzückt!

Entrinne dem Zweifel und lebe, - doch schlicht,
Geduld ist der Schlüssel, und ich bin dein Glück!

Komm lass dich umfangen, erkenne die Zeit,
gemeinsamen Wegs ist der Himmel nicht weit.


_____



Veränderung?


In deinen Armen sanft zu liegen
läßt mein Herz wild aufbegehren;
- könnt ich wirklich neben dir
je weilen ohne mich zu regen?

Verläßlich bringst du mich ins Beben,
so mich deine Lippen rührn;
- sollt ich dereinst nicht mehr spürn
des zarten Kosens heilgen Segen?

Ich würde mich für dich heut geben,
heute bist du Alles mir!
- Kann es jemals sein, daß wir
vergessen, daß wir uns so lieben?

Kann denn Liebesglück vergehen,
dieses Glück, das Leben nährt?
- Liebe, ewig meistbegehrt,
ach ließest du dich doch nur zähmen!


_____


(c) Oliver Schumann
E-Mail: 101.146047@germanynet.de
Homepage: http://www.olopolis.de



 


 

zurück

zurück zur Startseite