Die Liebes-Zettelgen

Aus Goethes Briefen an Charlotte von Stein

 

 

 

 


Januar 1776

(...) Denn es ist mehr als Beichte wenn man auch das bekennt worüber man nicht Absolution bedarf. Adieu Engel, ich werde eben nie klüger, und muss Gott dancken dafür. Adieu. Und mich verdriessts doch auch  dass ich dich so lieb und iust dich!
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(...) Liebe Frau, leide dass ich dich so lieb habe. Wenn ich iemand lieber haben kann, will ich dir's sagen. Will dich ungeplagt lassen. Adieu Gold, du begreiffst nicht wie ich dich lieb hab.
[9]
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Februar 1776

(...) Wie ruhig und leicht ich geschlafen habe, wie glücklich ich aufgestanden bin und die schöne Sonne gegrüst habe das erstemal seit vierzehn Tagen mit freyem Herzen, und wie voll Dancks gegen dich Engel des Himmels, dem ich das schuldig bin. Ich muß dir's sagen du einzige unter den Weibern, die mir eine Liebe in's Herz gab die mich glücklich macht.
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März 1776

(...) du einziges Weibliches was ich noch in der Gegend liebe, und du einziges das mir glückwünschen würde wenn ich was lieber haben könnte als dich. - -  Wie glücklich müsst ich da seyn! - oder wie unglücklich!
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(...) Ich seh wohl liebe Frau wenn man Sie liebt ists als wenn gesät würde es keimt ohnbemerckt, schlägt auf und steht da - - und Gott gebe seinen Seegen dazu - Amen.
[29]
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(...) Ich bin ruhig, dencke an dich, und von dir aus an alles was ich lieb habe. - Wie anders! Lieber Gott wie anders! als da ich vor zehen Jahren als ein kleiner, eingewickelter, seltsamer Knabe in eben das Posthaus trat - Wie viel hat nicht die Zeit durch den Kopf und das Herz müssen, und wieviel wohler, freyer, besser ist mir's nicht.
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(...) Hinter Naumburg gieng mir die Sonne entgegen auf! Liebe Frau ein Blick voll Hoffnung Erfüllung und Verheißung - die Morgenluft so erquickend, der Duft zwischen den Felsen so schauerlich. Die Sonne so golden blickend als ie. - Nicht diesen Augen nur, auch diesem Herzen - Nein! es ist der Born der nie versiegt. Das Feuer das nie verlischt keine Ewigkeit nicht! beste Frau auch in dir nicht,  die du manchmal wähnst der heilige Geist des Lebens habe dich verlassen.
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April 1776

Warum gabst du uns die Tiefen Blicke
Unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun.
Unsrer Liebe, unserm Erdenglücke
Wähnend seelig nimmer hinzutraun?
Warum gabst uns Schicksaal die Gefühle
Uns einander in das Herz zu sehn,
Um durch all die seltenen Gewühle
Unser wahr Verhältniß auszuspähn.

Ach so viele tausend Menschen kennen
Dumpf sich treibend kaum ihr eigen Herz,
Schweben zwecklos hin und her und rennen
Hoffnungslos in unversehnem Schmerz,
Jauchzen wieder wenn der schnellen Freuden
Unerwarte Morgenröthe tagt.
Nur uns Armen liebevollen beyden
Ist das wechselseitge Glück versagt
Uns zu lieben ohn uns zu verstehen,
In dem Andern sehn was er nie war
Immer frisch auf Traumglück auszugehen
Und zu schwancken auch in Traumgefahr.

Glücklich den ein leerer Traum beschäftigt.
Glücklich dem die Ahndung eitel wär!
Jede Gegenwart und jeder Blick bekräftigt
Traum und Ahndung leider uns noch mehr.
Sag was will das Schicksal uns bereiten?
Sag wie band es uns so rein genau?
Ach du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau.

Kanntest ieden Zug in meinem Wesen,
Spähtest wie die reinste Nerve klingt,
Konntest mich mit Einem Blicke lesen
Den so schweer ein sterblich Aug durchdringt.
Tropftest Mässigung dem heissen Blute,
Richtetest den wilden irren Lauf,
Und in deinen Engelsarmen ruhte
Die zerstörte Brust sich wieder auf,
Hieltest zauberleicht ihn angebunden
Und vergauckeltest ihm manchen Tag.
Welche Seeligkeit glich ienen Wonnestunden,
Da er danckbaar dir zu Füssen lag,
Fühlt sein Herz an deinem Herzen schwellen,
Fühlte sich in deinem Auge gut,
Alle seine Sinnen sich erhellen
Und beruhigen sein brausend Blut.

Und von allem dem schwebt ein Erinnern
Nur noch um das ungewisse Herz
Fühlt die alte Wahrheit ewig gleich im Innern,
Und der neue Zustand wird ihm Schmerz.
Und wir scheinen uns nur halb beseelet
Dämmernd ist um uns der hellste Tag.
Glücklich dass das Schicksaal das uns quälet
Uns doch nicht verändern mag.
[39]
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Juni 1776

(...) Es ist und bleibt Gegenwart alles! - Was hilft mich's dass Sie in der Welt sind, dass Sie an mich dencken. Sie fehlen mir an allen Ecken, ich schleiche meinen Tag herum und es ist mir eben weh bey der Sache.
[76]
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Juli 1776

(...) Die Liebe giebt mir alles und wo die nicht ist, dresch ich Stroh.

(...) Ich hab viel gekrizzelt seit ich hier bin, alles leider nur von Auge zur Hand, ohne durchs Herz zu gehen, da ist nun wenig draus worden. Es bleibt ewig wahr: Sich zu beschräncken, Einen Gegenstand, wenige Gegenstände, recht bedürfen, so auch recht lieben, an ihnen hängen, sie auf alle Seiten wenden, mit ihnen vereinigt werden, das macht den Dichter den Künstler - den Menschen -
[84]
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August 1776

Deine Gegenwart hat auf mein Herz eine wunderbare Würckung gehabt, ich kann nicht sagen wie mir ist! mir ist wohl und doch so träumig. Zeichnen konnt ich gestern nicht. Ich sass auf Wizlebens Felsen, die herrlich sind und konnt nichts hervorbringen da schrieb ich dir:
Ach wie bist du mir,
Wie bin ich dir geblieben!
Nein an der Wahrheit
Verzweifl ich nicht mehr.
Ach wenn du da bist,
Fühl ich, ich soll dich nicht lieben
Ach wenn du fern bist,
Fühl ich ich lieb dich so sehr.

(...) Dein Verhältniss zu mir ist so heilig sonderbaar, dass ich erst recht bey dieser Gelegenheit fühlte: es kann nicht mit Worten ausgedrückt werden, Menschen könnens nicht sehen.
[87]
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Oktober 1776

(...) Sie kommen mir eine Zeither vor wie Madonna die gen Himmel fährt, vergebens dass ein rückbleibender seine Arme nach ihr ausstreckt, vergebens dass sein scheidender tränenvoller Blick den ihrigen noch einmal niederwünscht, sie ist nur in den Glanz versuncken der sie umgiebt, nur voll Sehnsucht nach der Krone die ihr überm Haupte schwebt. Adieu doch Liebe!
[106]
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Dezember 1776

(...) Ich preisse die Götter, die uns bey den Schöpfen fassen und uns gleich ienem Propheten mit unsern Reisbrey Töpfen abseits tragen. Adieu beste. Meine Gedancken wachsen aus Ihren Zwiebeln. Geb es schöne Blumen!
[116]
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Mai 1777

(...) Zu Tische komm ich, und habe Sie sehr lieb. Das hab ich schon so oft gesagt, und mich dünckt, das ist eins von den wenigen Dingen die man ohne neue Wendung immer wieder neu zu sagen glaubt.
[168]
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(...) Wie lieb ich Sie gestern Abend hatte durft ich Ihnen nicht sagen. Wie wunderbar ich mir vorkam, konnt ich nicht. Sie werfen mir vor immer dass ich ab und zunehme in Liebe, es ist nicht so, es ist nur gut dass ich nicht alle Tage so ganz fühle wie lieb ich Sie habe.
[169]
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April 1778

Mit einer Hiazynthe

Aus dem Zauberthal dortnieden
Das der Regen still umtrübt,
Aus dem Taumel der Gewässer,
Sendet Blume Grus und Frieden
Der dich immer treu und besser
Als du glauben magst geliebt.

Diese Blume die ich pflücke
Neben mir vom Thau genährt
Lässt die Mutter still zurücke
Die sich in sich selbst vermehrt.
Lang entblättert und verborgen
Mit den Kindern an der Brust,
Wird am neuen Frühlingsmorgen
Vielfach sie des Gärtners Lust.
[233]
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Juli 1778

(...) Dancke für die Schokolade, von Ihren Händen nehm ich auch wohl was schädlich ist. Adieu ich liebe Sie immer gleich, adieu lieber Engel.
[262]
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September 1778

Überall such ich Sie, bey Hof, in Ihrem Haus und unter den Bäumen, auch ohne es zu wissen geh ich herum und suche was, und endlich kömts heraus dass Sie mir fehlen. (...)
[276]
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März 1779


(...) Wenn ich an ein Ort komme wo ich mit Ihnen gewesen bin, oder wo ich weis dass Sie waren, ist mir's immer viel lieber. Heut hab ich im Paradiese an Sie gedacht, dass Sie drinn herumgingen eh Sie mich kannten. Es ist mir fast unangenehm dass eine Zeit war wo Sie mich nicht kannten, und nicht liebten. Wenn ich wieder auf die Erde komme will ich die Götter bitten dass ich nur einmal liebe, und wenn Sie nicht so feind dieser Welt wären, wollt ich um Sie bitten zu dieser lieben Gefährtinn. Noch etwas hätten Sie mir geben können, einen Talisman mehr, denn ich habe wohl allerley und doch nicht genug. Wenn Sie ein Misel wären hätt ich Sie gebeten das Westgen erst einmal eine Nacht anzuziehn und es so zu transsubstantiiren, wie Sie aber eine weise Frau sind muss ich mit dem Calvinischen Sakrament vorlieb nehmen.
[308]
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Da mir Worte immer fehlen Ihnen zu sagen wie lieb ich Sie habe, schick ich Ihnen die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur mit denen sie uns andeutet wie lieb sie uns hat.
[317]
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April 1779

Deine Grüse hab' ich wohl erhalten
Liebe lebt iezt in tausend Gestalten,
Giebt der Blume Farb und Duft
Jeden Morgen durchzieht sie die Luft,
Tag und Nacht spielt sie auf Wiesen in Hainen,
Mir will sie oft zu herrlich erscheinen,
Neues bringt sie täglich hervor
Leben summt uns die Biene ins Ohr
Bleib ruf ich oft Frühling man küsset dich kaum
Engel so fliehst du wie ein schwanckender Traum
Immer wollen wir dich ehren und schäzzen,
So uns an dir wie am Himmel ergözzen.
[320]
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Soll mans gut oder bös deuten wenn man die kindischten Empfindungen nicht los werden kan. Ich gönne und wünsche Ihnen immer Freude, und dass Sie eine kleine Lust ohne mich geniessen macht mir einen Tag üblen Humor. Dass so viel selbstisches in der Liebe ist und doch was wär sie ohne das.
[321]
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Mai 1779

(...) Morgen Abend seh ich Sie wieder. Adieu liebste. Sie auf unsern Weegen vergnügt zu wissen ist, mein ganzer Wunsch, und dass Sie mich lieben mögen und mögen mirs gerne zeigen. Denn der Glaube lebt von dem himmlischen Manna der Sakramente. Adieu liebste.
[333]
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September 1780

(...) Meine beste ich bin in die Hermannsteiner Höhle gestiegen, an den Platz wo Sie mit mir waren und habe das S, das so frisch noch wie von gestern angezeichnet steht geküsst und wieder geküsst, dass der Porphyr seinen ganzen Erdgeruch ausathmete um mir auf seine Art wenigstens zu antworten. Ich bat den hundertköpfigen Gott, der mich so viel vorgerückt und verändert und mir doch Ihre Liebe, und diese Felsen erhalten hat; noch weiter fortzufahren und mich werther zu machen seiner Liebe und der Ihrigen.
[476]
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Oktober 1780

(...) Der Mond ist unendlich schön. Ich bin durch die neuen Wege gelaufen da sieht die Nacht himmlisch drein. Die Elfen sangen.

Um Mitternacht wenn die Menschen erst schlafen
Dann scheinet uns der Mond
Dann leuchtet uns der Stern,
Wir wandlen und singen
Und tanzen erst gern.

Um Mitternacht
Wenn die Menschen erst schlafen
Auf Wiesen an den Erlen
Wir suchen unsern Raum
Und wandlen und singen
Und tanzen einen Traum.
[489]
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März 1781

(...) Aus Zerstreuung tauch ich eben die Feder in den brennenden Wachsstock der auf dem Tische bey mir steht, sie scheint nach dem heftigsten und reinsten Element zu verlangen, da ich im Begriff war Ihnen zu sagen daß ich Sie unendlich liebe.
[585]
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(...) Adieu meine beste. Ich zähle die Stunden bis Donnerstags Abends, nicht mit Ungeduld :| denn ich habe bis dahin mein Pensum noch vor mir :| sondern mit der Stille der gewissen Liebe und des festen Zutrauens daß ich nicht von Ihnen entfernt bin und daß mich zur gesezten Stunde die Gegenwart meine Glückes empfangen wird als wenn ichs nie verlassen hätte.
Adieu grüsen sie Steinen und was mir gut ist.
Adieu süsse Unterhaltung meines innersten Herzens. Ich sehe und höre nichts guts das ich nicht im Augenblick mit Ihnen theile. Und alle meine Beobachtungen über Welt und mich, richten sich nicht, wie Marck Antonius, an mein eignes, sondern an mein zweites selbst. Durch diesen Dialog, da ich mir bey iedem dencke was Sie dazu sagen mögten, wird mir alles heller und werther. (...)

Auf das Siegel drück ich einen Kuß und bin dein für ewig.
[595]
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(...) Sie [unsre arme schöne Wirthinn] liebt den Herzog schöner als er sie. Und in diesem Spiegel hab ich mich beschaut und erkannt daß auch Sie mich schöner lieben als wir gewöhnlich können. Doch ich geb es nicht auf ich fühle mich zum Streit aufgefordert, und ich bitte die Grazien daß sie meiner Leidenschaft die innre Güte geben und erhalten mögen aus der allein die Schönheit entspringt.

(...) Meine Seele ist fest an die deine angewachsen, ich mag keine Worte machen, du weist daß ich von dir unzertrennlich bin und daß weder hohes noch tiefes mich zu scheiden vermag. Ich wollte daß es irgend ein Gelübde oder Sakrament gäbe, daß mich dir auch sichtlich und gesezlich zu eigen machte, wie werth sollte es mir seyn. Und mein Noviziat war doch lang genug um sich zu bedencken. Adieu. Ich kan nicht mehr Sie schreiben wie ich eine ganze Zeit nicht du sagen konnte.

(...) Die Juden haben Schnüre mit denen sie die Arme beym Gebet umwickeln, so wickle ich dein holdes Band um den Arm wenn ich an dich mein Gebet richte, und deiner Güte, Weisheit, Mäsigkeit und Geduld theilhaft zu werden wünsche. Ich bitte dich fusfällig vollende dein Werck, mache mich recht gut! du kannsts, nicht nur wenn du mich liebst, sondern deine Gewalt wird unendlich vermehrt wenn du glaubst daß ich dich liebe. Lebe wohl.
[596]
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(...) Ich mögte Ihnen mein Leben, mich ganz hingeben um mich aus Ihren Händen mir selbst wieder zu empfangen. Es ist auch schon zum Theil so mit mir, und das ist was ich am liebsten an mir habe.
[597]
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(...) Ihre Liebe macht ein immer schönes Clima um mich, und ich bin auf dem Weege mich durch sie von manchem Überreste der Sünden und Mängel zu kurieren.
[602]
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(...) Denn wenn ich in Ihrer Athmosphäre erst aufquelle, so will alsdenn meine Seele nicht in das enge Maas der Geschäftlichkeit mehr passen. Adieu.
[604]
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Deine Liebe ist mir wie der Morgen und Abendstern, er geht nach der Sonne unter und vor der Sonne wieder auf. Ja wie ein Gestirn des Pols das nie untergehend über unserm Haupt einen ewig lebendigen Kranz flicht. Ich bete daß es mir auf der Bahn des Lebens die Götter nie verdunckeln mögen. (...)
[606]
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Sagen kan ich nicht, und darfs nicht begreifen was deine Liebe für ein Umckehrens in meinem innersten würckt. Es ist ein Zustand den ich so alt ich bin noch nicht kenne. Wer lernt aus in der Liebe. Adieu. Gott erhalte dich. (...)
[607]
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April 1781


(...) d. 5. April 81 sagt Ihnen Ihr Freund und Geliebter auch noch einmal daß er Sie unveränderlich liebt.
[624]
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Ihrer Liebe erfreu ich mich in dem schönen Wetter und in ieder Knospe die sie tausendfach hervorbrechen. (...)
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(...) Ich bin immer wohl wenn du mich liebst. (...)
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(...) Kommen Sie ia zeitig und lassen mir Ihre lieben Augen unter dem schönen Himmel sagen, daß ich geliebt bin. Adieu.
[633]
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(...) Gestern Nacht hatt ich grose Lust meinen Ring wie Polykrates in das Wasser zu werfen, denn ich summirte in der stillen Nacht meine Glückseligkeit und fand eine ungeheure Summe. (...)

Adieu liebste. Du meine Erfüllung vieler Tausend Wünsche.
[642]
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(...) Adieu meine Seele ist auf deinen Lippen.
[643]
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Ich dancke den Göttern dass sie mir die Gabe gegeben in nachklingende Lieder das eng zu fassen, was in meiner Seele immer vorgeht.
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(...) Adieu du liebe unversiegende Quelle meines Glücks.
[649]
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Mai 1781


Deiner Liebe und der guten Stunden die du mir gönnst werth zu seyn will ich mich heute durch Fleis und Ordnung bemühen. Ich sehe einen arbeitsamen Tag vor mir und einen glücklichen Abend wenn du mir erlaubst dir bey Sonnenuntergang zu sagen daß ich dich immer gleich liebe und verehre.
[653]
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Aus allerley beschweerlicher Arbeit ruf ich dir zu daß ich dich liebe. Beste so wie du nie aufhören wirst, so schaffe und bilde mich auch so daß ich deiner werth bleibe und laß es uns so halten daß dein liebes Herz dir nicht widerspricht.
[658]
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Ich küsse dich mit dem Kuß der Gedancken. (...)
[669]
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Juli 1781


(...) Wir sind wohl verheurathet, das heist: durch ein Band verbunden wovon der Zettel aus Liebe und Freude, der Eintrag aus Kreuz Kummer und Elend besteht. (...)
[689]
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Täglich werd ich mehr dein eigen, behalte mich so und bleibe mein. (...)
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Schon seit dem frühsten Tag verlangt mich nach einem Worte von dir. Ich kan's nicht erwarten vor dir zu knien, dir tausend tausendmal zu sagen daß ich ewig dein bin.
[695]
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August 1781


(...) Adieu meine Beste. Ich bin immer dein und bey dir, leibeigner als sich dencken lässt.
[712]
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September 1781


Mich verlangt sehr zu wissen meine beste ob du dich aus deiner Stille und Trauer wieder herausgerissen hast und deine Seele wieder ins Licht der Liebe getreten ist, die alle Gegenstände mit dem Glanze der Colibris Hälsgen scheinen macht. (...)
[717]
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Ich schicke Biörnstähl und die Scheere. Robertsonen hab ich im Closter liegen lassen. Und der Mensch der durch dich heil und gut und ganz wird ist auch ganz dein.
[718]
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Euch bedaur' ich unglückseel'ge Sterne
Die ihr schön seyd und so herrlich scheinet,
Dem bedrängten Schiffer gerne leuchtet,
Unbelohnt von Göttern und von Menschen.
Denn ihr liebt nicht, kanntet nie die Liebe.
Unaufhaltsam führen ewge Stunden
Eure Reihen durch den weiten Himmel;
Welche Reise habt ihr schon vollendet!
Seit ich bleibend in dem Arm der Liebsten
Eurer und der Mitternacht vergessen?
[724]
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Oktober 1781


Den einzigen Lotte welchen du lieben kanst
Foderst du ganz für dich und mit Recht.
Auch ist er einzig dein. Denn seit ich von dir binn
Scheint mir des schnellsten Lebens lärmende Bewegung
Nur ein leichter Flor durch den ich deine Gestalt
Immerfort wie in Wolcken erblicke,
Sie leuchtet mir freundlich und treu
Wie durch des Nordlichts bewegliche Strahlen
Ewige Sterne schimmern.

(...) Manchmal wenn ich Abends die einsamen Treppen heraufgehe denck ich dich lebhaft als ob du mir entgegen kämst. Ich bin ganz dein und habe ein neu Leben und ein neu Betragen gegen die Menschen seit ich weis daß du davon überzeugt bist. Adieu beste liebste. (...)
[730]
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(...) Adieu! meine Liebe ist und bleibt dir bewahrt. Ich bin gar nichts ohne dich. Adieu. (...)
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November 1781


(...) Meine Seele ist an dich fest gebunden, deine Liebe ist das schöne Licht aller meiner Tage, dein Beyfall ist mein bester Ruhm, und wenn ich einen guten Nahmen von aussen recht schäze, so ists deinetwillen daß ich dir keine Schande mache. (...)
[735]
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(...) Sag mir ein Wort, daß du mich liebst, nach mir verlangst, laß mir die Hoffnung dich heute zu sehen, und so werde aus Morgen und Abend wieder ein glücklicher Tag.
[743]
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Von meiner Tageswandrung, und nachdem ich stille unter deinen Fenstern weggegangen, komm ich nach Hause, und auch das heist zu dir kommen. Ich finde dein liebes Briefgen, mit dem lang gehofften Siegel gesiegelt. Es ist und wird gewiss recht schön und gut mit uns, denn alles geräth nach und nach. O wer doch öffters so verständig wäre sein Glück brauchen zu können, und so glücklich daß er seinen Verstand ganz anwenden könnte. Gott versteht mich und du auch. Gute Nacht beste. (...)
[752]
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Dezember 1781


(...) Adieu liebste! Truncken und nüchtern bin ich dein und überlasse mich dir ganz. (...)
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(...) Auf diesem beweglichen Erdball ist doch nur in der wahren Liebe, der Wohlthätigkeit und den Wissenschaften die einzige Freude und Ruhe.(...)
[759]
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(...) Wir waren sehr lustig bis Nachts um zwölfe, es wurden Austern gegessen und Punsch getruncken.
Durch alles das begleitet mich der vielgeliebte Talisman, und Abends und Morgens, und Nachts wenn ich aufwache nenn ich deinen Nahmen und hoffe auf dich. Schon freu ich mich bey meiner Rückkehr deinen Brief zu finden.
Leb wohl beste, deine Gestalt und deine Liebe glänzt immer um mich, und wie in eine glückliche Heimat trag ich alles in Gedancken zu dir. Leb wohl, Und schreibe mir viel.
[761]
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(...) Auch da hielt ich mich am Gedancken deiner Liebe. Wenn ich auch etwas anders dencke, so hat meine Seele tausend Assoziationen um deine Erinnerung anzuknüpfen, und wenn ich noch so weit entfernt scheine, so hab ich schon wieder eine Weile an dich gedacht eh ich's bemercke. (...)
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(...) Adieu. Ich bin dir ganz nah, deine Güte und Liebe ist die Luft in der ich lebe. (...)
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(...) Hier noch etwas süses, aber nichts süsers als die hundert Nahmen mit denen ich dich ewig nenne.
[773]
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Februar 1782


Sag mir Lotte ein Wort. Es ist mir in deiner Liebe als wenn ich nicht mehr in Zelten und Hütten wohnte als wenn ich ein wohlgegründetet Haus zum Geschenck erhalten hätte, drinne zu leben und zu sterben, und alle meine Besitzthümer drinne zu bewahren. (..)
[812]
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Der Entschluss zu Hause zu bleiben wird mit dem frühen Morgen schwanckend, was wäre ein Tag ohne dich zu sehen. Ich möchte mir die Haare abschneiden und sie dir als so viel Worte der Liebe schicken. (...)
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März 1782


In der Hoffnung meine Liebe heute bey mir zu sehen fang ich den Tag an, schicke ihr eine schöne Rose und wünsche daß ihr meine Neigung immer so schön vorkommen möge als diese Blume aussieht.
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(...) Mein ganzes Wesen wird dir immer fester verbunden. Du weisst es, aber fühl es auch und sey glücklich wie du mich glücklich machst. (...)
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(...) Adieu ich schwebe um deine Schultern.
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(...) Es geht mir wohl hier, weil manches wohl geht. Ach Lotte was kann der Mensch! Und was könnte der Mensch.
Lebe wohl, ich bin auf alle Weise dein. Und muss dir's sagen, und kann mich nicht bey einzelnen Vorfällen aufhalten. (...)
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Als ich heute früh erwachte und die schöne Sonne sah, hofft ich du würdest kommen und so bracht ich meinen ganzen Tag zu. Jetzt da es Nacht wird sinckt mein Vertrauen nach und nach, und die Resignation tritt ein. (...)

(...) Lebe wohl meine beste, du immer gleiche. Möcht ich dein Glück machen wie du meins. Adieu, ich bin immer um dich, und du hast mich noch nicht einen Augenblick verlassen. (...)
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(...) Leb wohl, ich bin dein. Meine Seele schliest sich in sich selbst zusammen wenn mir dein Anblick fehlt. (...)
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(...) O wenn ich dich nur noch einen Augenblick sehen und dir ein Abschieds Wort sagen könnte, mein Herz rastet nicht dich zu lieben, ich komme nicht weg von dir. Werde nicht müd immer dasselbe zu hören. (...)

(...) Dir kann ich nicht dancken als mit meinem ganzen selbst. (...)
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Der zurückfahrende Kutscher bringt dir dies Blättgen. Könnt ich in der Eile ein Monogramm erfinden das dir alles sagte, was ich dir seit gestern Abend von Gedancken zugeschickt habe. Ich weis kein bessers als daß ich den Nahmen hersetze des der ganz dein ist.
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(...) wenn nichts zu thun ist hab ich nichts was ich zwischen mein Verlangen zu dir legen kan als die liebe Kunst die auch mir armen in der bösen Zeit beysteht. (...)

Ich habe gelesen, ausgezogen und geschrieben. Den ersten Tag daß ich von dir weg bin will es nie recht gehn, mich reisst iedes Fäsergen meines Wesens zu dir. Heute war mir's fast unerträglich daß ich dich erst in acht Tagen wiedersehen sollte. Was für wunderbare, ich mag wohl sagen thörige Bewegungen in mir vorgehen darf ich dir nicht erzählen. (...)

(...) O du beste! Ich habe mein ganzes Leben einen idealischen Wunsch gehabt wie ich geliebt seyn mögte, und habe die Erfüllung immer im Traume des Wahns vergebens gesucht, nun da mir die Welt täglich klärer wird, find ichs endlich in dir auf eine Weise daß ichs nie verlieren kann. Lebe tausendmal wohl.

(...) Leb wohl du liebste Aussicht meines Ganzen Lebens. Leb wohl du einzige in die ich nichts zu legen brauche um alles in dir zu finden.
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(...) Lebe wohl liebes Leben. Wenn du mir nur schreibst daß du gut geschlafen hast, giebt mir's neue Kräfte auf den ganzen Tag. Gott erhalte dich. Seit ich in deiner Liebe ein Ruhen und Bleiben habe ist mir die Welt so klar und so lieb. Unter den Menschen nenne ich deinen Nahmen still für mich, und lebe auch entfernt von dir nur um deint willen. Ich habe dir viel artiges zu erzählen. (...)
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(...) Mir graut vor Eisenach wo ich lange von dir nichts hören werde. Doch wird die erfindungsreiche Liebe auch wohl da ihr Recht behaupten. Gute Nacht. Ich gebe dir alles in Gedancken zurück um es von dir wieder zu empfangen.
[843]
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April 1782


(...) Wenn man in Liebe und Freundschaft glücklich ist, daß unser Herz in der weiten Welt nichts zu suchen braucht so hat man mit den Menschen einen guten Stand, und man kann sich der Wahrheit gemäs mit ihnen betragen, eben als wenn man nichts politisch von ihnen haben will. (...)

(...) Liebste Lotte daß doch der Mensch so viel für sich thun kan und so wenig für andre. Daß es doch ein fast nie befriedigter Wunsch ist Menschen zu nutzen. Das meiste dessen ich persönlich fähig war hab ich auf den Gipfel des Glücks gebracht, oder sehe vor mir es wird werden. Für andre arbeit ich mich ab und erlange nichts, für mich mag ich kaum einen Finger rühren und es wird mir alles auf einem Kissen überreicht. (...)
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(...) Bewahre mir deine Liebe in der Stille und gieb mir auf einmal was mir die Entfernung versagt. (...)
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(...) Noch zwölf Lange Tage eh ich dich wiedersehe! Ich muß recht leise auftreten daß mir der Gedancke an dich nicht zu lebhaft wird, sonst ist mir's unerträglich. (...)

(...) Gute Nacht Lotte. Leb wohl du liebe Gewissheit, du liebster Traum meines Lebens. (...)
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(...) Liebste was bin ich dir nicht schuldig. Wenn du mich auch nicht so vorzüglich liebtest, wenn du mich nur neben andern duldetest, so wär ich dir doch mein ganzes Daseyn zu widmen verbunden. Denn hätt ich wohl ohne dich ie meinen Lieblingsirrthümern entsagen mögen. Doch könnt ich auch wohl die Welt so rein sehn, so glücklich mich drinne betragen, als seitdem ich nichts mehr drinne zu suchen habe. (...)

(...) Ich schäme mich dir zu wiederhohlen, wie und wie immer ich an dich dencke. Du bist mir in alle Gegenstände transsubstanziirt, ich seh alles recht gut und sehe dich doch überall, ich bin weder abwesend noch zerstreut und doch immer bey dir und immer mit dir beschäftigt. (...)
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(...) O liebe Lotte was sind die meisten Menschen so übel dran! Wie eng ist ihr Lebenskreis, und wo lauft es hinaus! Wir beyde haben dagegen Schätze daß wir Könige auskaufen könnten, laß uns im Stillen des bescheerten geniessen. (...)

(...) Ich habe mich diese Tage her recht bemüht meine Gedancken auf die Erdschollen zu konzentrieren, und bin nur überzeugter daß ein Mensch der seine Lebzeit am Spieltisch zugebracht hat, nicht ein Bauer werden kann. Man muß ganz nah an der Erde gebohren und erzogen seyn um ihr etwas abzugewinnen. (...)

(...) O du beste! wer kann der Liebe vorschreiben? Dem einfachsten und dem grilligsten Dinge in der grillenhaften Zusammensetzung die man Mensch nennt. Dem Kinde das bald mit elendem Spielzeuge zu führen ist, bald mit allen Schätzen nicht angelockt werden kann. Dem Gestirn dessen Weeg man bald wie die Bahn der Sonne auf den Punckt auszurechnen im Stande ist, und das oft schlimmer als Comet und Irrlicht den Beobachter trügt. (...)
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Mai 1782


(...) Schlafe wohl und mit dem Gefühl ein, daß ich deines ganzen Wesen eifriger Liebhaber bin, und zugleich dein treuer Freund wie du ihn wünschen magst. (...)
[864]
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(...) Lebe wohl, an dich zu dencken und deiner Liebe gewiss zu seyn ersetzt mir die Sonne.
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(...) Gute Nacht beste ich sage dir nicht wie du in ieden Meiner Gedancken verwebt bist, du weisst es. (...)
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(...) Und was ich erlange bring ich zu deinen Füssen. Es ist gewiss meine Liebste, meine Sinne gehören dir so zu eigen, daß nichts bey mir ein kann ohne dir Zoll und Akzise zu bezahlen.
Du hast in meinen Augen und meinen Ohren kleine Geister angestellt, die von allem was ich sehe und höre den Tribut der Verehrung für dich fodern. (...)

(...) Die Seele aber wird immer tiefer in sich selbst zurückgeführt iemehr man die Menschen nach ihrer und nicht nach seiner Art behandelt, man verhält sich zu ihnen wie der Musikus zum Instrument, und ich könnte es nicht Acht Tage treiben wenn mein Geist nicht in der glückseeligen Gemeinschaft mit dem deinigen lebte. (...)

(...) Wer dich gefunden hat weis warum er in der Welt ist. (...)
[870]
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(...)
Der Nachtigall

Dich hat Amor gewiß o Sängerinn fütternd erzogen
Kindisch reichte der Gott dir mit dem Pfeile die Kost
Damals saugtest du schlürpfend den Gift in die liebliche Kehle
Denn wie Cypriens Sohn trifft Philomele das Herz.
[875]
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Juni 1782


(...) Wieviel wohler wäre mir's wenn ich von dem Streit der politischen Elemente abgesondert, in deiner Nähe meine Liebste, den Wissenschaften und Künsten wozu ich gebohren bin, meinen Geist zuwenden könnte.
Adieu. Liebe mich denn ich bin dein.
[879]
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(...) Es ist mir immer wenn ich an dich dencke als wenn ich dich halben Weegs zu mir anträfe.
[884]
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(...) Adieu Beste. Du Ziel meiner Arbeit und meiner Ruhe.
[888]
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Am Himmel ist kein Wölkgen auch nicht in meiner Seele, droben regiert die Sonne hierunten deine Liebe. (...)
[891]
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Juli 1782


Ich werde bald seyn wo mein Herz Tag und Nacht ist.
[908]
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(...) Es ist eine unaussprechliche Glückseeligkeit wenn Gesinnungen und Empfindungen zwischen zwey Wesens wechseln ohn irgend anzustosen, zurückgehalten oder geschröckt zu werden. Lebe wohl und fühle daß ich weis was du bist.
[911]
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(...) Ich bin vergnügt und wohl, weil ich alle Hände voll zu thun und ein ganzes Herz voll Liebe zu dir habe. (...)
[912]
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(...) Umschwebe mich mit deinen Flügeln lieber Schutzgeist. (...)
Lebe wohl du einzig verlangte.
[928]
_____


Meine liebste meine einzigste wie danck ich dir für alles was du mir thust. (...)

(...) Jeder Zweifel von dir erregt ein Erdbeben in den innersten Festen der Tiefe meines Herzens.
[929]
_____


August 1782


(...) Wie die Zeit vergeht, seitdem ich deiner Liebe gewiss bin ists wie gar keine Zeit.
[935]
_____

 



(...) Lebe wohl. Erhalte mir die Seele meines Lebens, Treibens und Schreibens.
[940]
_____


(...) Liebe mich, das ist das einzige und schönste Band meines Lebens.
[949]
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(...) Dein liebstes Zettelgen ladet mich so süse ein daß mir das Herz warm wird, und ein Wohlbefinden sich über mich ganzen ausbreitet. Ich komme! Adieu bis dahin Allerbeste.
[951]
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(...) Was ich dir auch schreibe, will die Feder immer nur sagen: ich liebe! ich liebe! Wie verlang ich deine Hand zu sehen! (...)
[954]
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(...) Wenn Lavater predigt eins ist noth! So fühl ich auch das Eine das mir Noth ist, dich meine Geliebte mir fehlen. Wie eine süse Melodie uns in die Höhe hebt, unsern Sorgen und Schmerzen eine weiche Wolcke unterbaut, so ist mir dein Wesen und deine Liebe. Ich gehe überall herum bey allen Freunden und Bekannten als wenn ich dich suchte, ich finde dich nicht und kehre in die Einsamkeit zurücke. (...)

(...) So habe ich noch nie an dich geschrieben, so noch nie deine Entfernung gefühlt. Ich sehe dich immer unter den deinigen, bin in euch transsubstantiirt. Liebe Lotte! hab ich wieder zwanzigmal des Tages mit leisen Lippen ausgesprochen. (...)

(...) Liebe Lotte komm zurück! Ich weis bald nicht mehr warum ich aufstehe. (...)
[955]
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Aug. d. 28. früh
Guten Morgen meine Geliebte. Ungern trete ich aus einem Jahre meines Lebens das mir so viel Glück gegeben hat, und das mir durch die Versicherung deiner Liebe unvergeßlich werden wird. Ich habe für das nächste wenig Wünsche, nur den sehr eifrig daß du mir bleiben und gleich bleiben mögest. Warum bist du eben abwesend daß ich den Segen nicht von deinen Lippen erhalten kann. (...)
[956]
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(...) O du beste! was deine Briefe einen Glanz von Liebe und Treue haben, wie ich mir dein Herz so sachte und schön geöffnet sehe! Wie ich mich auf den Montag freue! (...)

(...) Ich erwarte dich morgen zu Mittage in meinem Garten wo ich dir ein Essen bereiten will. Welche Freude dich wieder zu sehen und neues Leben von deinem daseyn zu nehmen.
Adieu liebste, zärtlichste und zärtlich geliebteste.
[958]
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September 1782

(...) Ich bin dir so fest angebunden daß ich mein Leben zerreisen würde, wenn ich an eine Trennung dächte. Leb wohl Liebste und froh am fröhlichen Tage.
[962]
_____


(...) Leb wohl. Glaube daß mir nichts am Herzen liegt als deiner Werth zu seyn.
[964]
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Ganz stille habe ich mich nach Hause begeben, um zu lesen, zu kramen und an dich zu dencken. Ich binn recht zu einem Privatmenschen erschaffen und begreife nicht wie mich das Schicksal in eine Staatsverwaltung und eine fürstliche Familie hat einschlicken mögen.
Dir lebe ich meine Lotte, dir sind alle meine Stunden zugezählt, und du bleibst mir das fühle ich. (...)

(...) Die ersten Tage meiner Entferung von dir sind immer sehr schmerzhaft ieden Augenblick mögte ich zu dir laufen, und kann meine Gedancken nirgenhin ableiten. Sehnsuchtsvoll erwarte ich ein Briefgen von dir, und wie dir es in Rudolstadt gegangen ist.
Wie schön wird es seyn wenn du wieder da bist und nur die Ackerwand uns trennt du einzige. (...)
[969]
_____

 



Oktober 1782


Kaum hab ich meine Briefe und Packete erbrochen und durchsucht; so wendet sich meine Seele schon wieder zu dir, und jetzt empfinde ich erst das Glück bey dir und dein zu seyn, da ich so weit von dir entfernt bin und noch eine Ferne von mehreren Tagen uns scheidet. Ich wollte dir nicht schreiben und finde bey meiner Zurückkunft einige schöne Früchte, die ich selbst zu essen, für einen Raub halte. Hier sind sie, mögen sie dir statt meiner recht viel süses vorsagen. Lebe wohl und sey und bleibe mein Glück. (...)

(...) Von meiner Mutter hab ich einen Brief gefunden der fürtrefflich ist. So lang ich euch beyde habe kann mir's an nichts fehlen. Lebe tausendmal wohl, du meine einzige. (...)
[971]
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Ich kann meiner L. nur ein kleines Wort schreiben. Wie sehr habe ich nöthig in deiner Nähe zu seyn! Wenn ich mich auch entschliesen muß von dir zu gehen, so möcht ich doch gleich wieder zurück. Lebe wohl beste. (...)
[972]
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Endlich ist der liebe Morgen da der sich von so vielen andern dadurch unterscheidet daß meine Geliebte nur 300 Schritte weit von mir erwacht.
Ich binn und lebe mit und bey dir und werde diesen und alle Tage so einrichten daß mir von deinem köstlichen Umgange von dem glücklichen Seyn mit dir so wenig als möglich verlohren geht.
[973]
_____


Es ist mit unserm Umgange, mit unserer Liebe, wie mit den ewigen Mährchen der berühmten Dinarzade in der Tausend und einen Nacht, Abends bricht man so ungern ab, und Morgends knüpft man sie mit Ungeduld wieder an. (...)
[975]
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November 1782


Von dem frühsten Morgen an habe ich dich bey mir gehabt und hoffe zu Mittag auf die Erfüllung dieses wachenden Traumes. Recht sehnlich erwarte ich dich und bin immer dein. (...)
[995]
_____


Heute sind es sieben Jahre daß ich herkam, mögte ich doch auch mit heute eine neue Epoche meines Lebens und Wesens anfangen wodurch ich dir immer gefälliger würde. Tausend Gedancken gehen zu und von dir. O meine Geliebte die Schicksale der Menschen sind wunderlich.
Hier schick ich dir die Weltkarte die du einige Zeit vermissest, es ist kein Pläzgen drauf gezeichnet oder drinn enthalten wo ich nicht dein mit Liebe und Treue gedencken würde. Lebe wohl und sey und bleibe mir was du bist alles und alles. (...)
[998]
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Frühe hab ich, zwar nicht vor Tag doch mit dem Tage meine erste Wallfahrt gemacht. Unter deinen Fenstern grüst ich dich und ging nach deinem Steine. Er ist ietzt der einzige lichte Punckt in meinem Garten. Die schönen Thränen des Himmels rollten an ihm herunter, es soll hofft ich nichts zu bedeuten haben. (...)
[1007]
_____


Wie anders steh ich heut auf als gestern, die lebendige Gegenwart deiner süsen Liebe macht mich auch wieder lebendig. (...)
[1010]
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Wie befindet sich meine Lotte? mir will heute nichts von statten gehen. Ich werde spazieren laufen müssen.
Sag mir von dir und von deinem Tage, du liebes Glück, du Ende und Anfang meiner Zeit. (...)
[1011]
_____


Seit dem frühsten Morgen bin ich bey dir. Mich kann nun Leben und Todt, Dichtung und Acktenlesen nicht von dir trennen. Der Schnee kommt mir erwünscht er bringt mir die vorigen Winterzeiten ins Gedächtniß und manche Scene deiner Freundlichkeit. Lebe wohl du süser Traum meines Lebens, du Schlaftrunck meiner Leiden. Morgen ist Thee bey mir.
[1013]
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(...) Du gehst wohl heute zu Vossens ich will auch hinkommen. Sage mir ein Wort eh du in die Akademie gehst. Laß mich den Athem deiner Liebe aus deinem Blättgen ahnden.
Heut fand ich einen alten Vers:
Bin so in Lieb zu ihr versunken
Als hätt ich von ihrem Blut getrunken.
[1014]
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(...) Obermarschalls lassen auf heute Abend einladen. Wie machst du es? Gehn wir zum erstenmale hin und verlegen unsern stillen Thee? Ich will nur seyn wo du bist  denn da ist mein Himmel. (...)
[1019]
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Zwar werd ich dich balde sehen, denn vor zehen komm ich, doch wünsch ich noch ein Wort von dir vorher der ich mit Herz Leib und Seele dein eigen bin.
[1020]
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Sag mir mit einem Worte wie du geschlafen hast und ob dein Kopfweh ganz vorüber ist. Dein Wohl ist mein Wohl und dein Leiden das meine. Adieu Liebste, einzige. Ich sehe dich bald.
[1028]
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Wie erquickst du mich Beste durch iedes Wort was aus deinem Munde geht, das mir nothwendiger als Brod ist. (...)
[1029]
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Dezember 1782


(...) Leb wohl. Ich bin immer dein und deiner.
[1040]
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(...) Du gute, du einziger Ancker meines Wesens, wie freue ich mich dich wieder zu sehen. (...)

(...) O liebe Lotte wenn ich dich nicht hätte ich ging in die weite Welt. Adieu. (...)

(...) Ich lebe nur in dir, die übrige Welt will nicht an mir hafften. Nochmals Adieu ich kann nicht von dir kommen.
[1041]
_____


(...) Adieu meine innig Geliebte zu der ich immer meine Gedancken wende auf die ich alles beziehe. Wie du mir gegenwärtig alles bist so bist du es auch in der Abwesenheit. (...)

(...) Es ist gar schön an einem Orte fremd seyn, und doch so nothwendig eine Heimath zu haben. O liebe Lotte ich bin dir mein Glück zu Hause, und mein Vergnügen auswärts schuldig, denn die Stille, der Gleichmuth mit dem ich empfange und gebe ruht auf dem Grund deiner Liebe. Lebe wohl. Heute hoffe ich auf einen Brief von dir, auf Nachricht daß du dich wohl befindest. Adieu meine theure meine einzige! Mein Leben und Talisman.
[1042]
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Januar 1783


So kann ich denn endlich den Morgen wieder in deiner Nähe begrüssen. Wie schön die Sonne ist! recht so freundlich und fröhlich wie mein Geist in deiner Liebe. Ich kann dir nichts sagen, ich kann dir nicht dancken. Sehnsuchtsvoll erwart' ich die Stunde die mich wieder zu dir bringt. Schicke mir mein Angebinde. Lebe tausendmal wohl.
[1043]
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Ich bitte meine Geliebte mir die Schlüssel zu schicken, und sag ihr den freundlichsten guten Morgen. Vor Tische will ich ein wenig spazieren laufen und dich besuchen und von dir hören was heute werden wird. Lebe wohl du beste, du Innbegriff meines Glücks.
[1044]
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März 1783


Will meine Lotte mir ietzt ein freundlich Wort sagen, und gegen Mittag mit mir spazieren gehen; so werde ich bis dahin mit Vergnügen Ackten lesen. Fühlt sie wie mein ganzes Wesen sie sucht und nach ihr verlangt? Adieu Geliebte! Wie erfreulich war mir noch gestern Abends dein Anblick.
[1070]
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(...) O was traurige Tage die uns trennen. Ich lese indess alte Ackten aus denen ich zwar klüger aber nicht glücklicher werde.
[1073]
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April 1783


Der Tag lässt sich zweifelhaft an, erhalte mir ihn schön durch deine fromme Wünsche. Wie sehr freu ich mich auf heute Abend dich und deine Liebe wiederzufinden. Lebe wohl du süse Freude meines Lebens, du einzige Sehnsucht meines ganzen Wesens.
[1080]
_____


Ist dir's noch heute recht; so wollen wir um 4 Uhr nach Ehringsdorf, ihr kommt in meinem Garten zusammen und wir ziehen hinaus. Mich verlangt sehr unter dem schönen Himmel deine lieben Augen zu sehen. Lebe wohl du süse.
[1081]
_____


(...) Wie ich an dich dencke, wie du mir gegenwärtig bist, wie deine Liebe mich leitet gleich einem bekannten Gestirn, will ich dir nicht sagen, mag indem ich schreibe meine Sehnsucht nicht vermehren. Der Himmel klärt sich wieder auf und ich hoffe noch einige gute Tage.
Ich bin fleissig und bekümmre mich um irdische Dinge um der Irdischen willen. Mein innres Leben ist bey dir, und mein Reich nicht von dieser Welt. Adieu beste. Schicke mir ein Briefgen wenn's seyn kann. Adieu. (...)
[1086]
_____


Mai 1783


Die Schröter hat das Salve Regina von Pergolese recht schön gesungen, meine Gedancken waren indessen bey dir.
Wie die Musick nichts ist ohne menschliche Stimme, so wäre mein Leben nichts ohne deine Liebe. (...)
[1094]
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(...) Die Art womit du mir gestern Abend sagtest du habest mir eine Geschichte zu erzählen ängstigte mich einen Augenblick. Ich fürchtete es sey etwas bezüglich auf unsre Liebe, und ich weis nicht warum, seit einiger Zeit bin ich in Sorgen. Wie wundersam wenn des Menschen ganzes schweeres Glück an so einem einzigen Faden hängt. Adieu bleibe mir.
[1095]
_____


Guten Morgen liebe Lotte. Fritz hat gut wie immer geschlafen und räumt nun seine Sachen ein. Du weist doch wie sehr ich dich in ihm liebe und wie ich mich freue dies Pfand von dir zu haben. (...)
[1102]
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(...) Liebe mich, denn das ist der Grund worauf mein ganzes Schicsaal gestrickt ist. Ich bin dir immer nah und möchte dir ieden guten Gedancken mittheilen. Lebe wohl, ich kann nicht vom Blatte wegkommen worauf du deine Augen heften wirst. Adieu noch einmal.
[1104]
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Juni 1783

Mein Glück und Wohlseyn besteht in dem deinigen und in deiner Liebe. (...)
[1107]
_____


Du hast gefühlt wie leid es mir that von dir zu gehn ohne dir noch ein Herzlich Wort sagen zu können. Wenn du wüsstest was für ein lieber Anblick du mir warst, ich konnte mich nicht satt an dir sehen. Ich reise und habe dich ganz in meinem Herzen. (...)
[1110]
_____


(...) Wenn ich doch nur auch etwas von dir hören könnte! Ich kann dir nicht ausdrücken, welche Neigung, welches Verlangen mich zu dir zieht. Adieu liebe Lotte ich muß schliesen. Empfange mich wie du mich verabschiedet hast, und fühle daß mich nichts von dir trennen kann. (...)
[1111]
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(...) Mit Sehnsucht verlang ich wieder bey dir zu seyn, denn ich habe nichts eignes mehr. Manchmal wünsch ich es mögte anders seyn manchmal wünsch ich meinen Gedancken eine andre Richtung zu geben. Es ist und bleibt unmöglich. Lebe wohl. Bleibe mir! Wie sehr verlangt es mir einen Buchstaben von dir zu sehen!
[1112]
_____


(...) Mein Geist ist immer bey dir und wenn es dich freut iemanden ganz zu besitzen, so darfst du dich recht freuen. (...)
Lebe wohl du einziges Band meines Lebens.
[1113]
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Hier schicke ich einige Erdbeeren zum Frühstück und lebe in der vergnüglichen Hoffnung dich Mittags bey mir zu sehen. Das Andencken deiner Liebe ist immer bey mir und meine Neigung zu dir, wie die Furcht Gottes der Weisheit Anfang. Liebe mich, und schreibe mir deinen ganzen Vornahmen. Lebe wohl du süse und sage mir daß du wohl bist.
[1117]
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Juli 1783


(...) Ich kann dir nichts sagen. Mein ganzes Wesen ruht in dir.
[1121]
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(...) Ich bin stille, fleissig und wohne in deiner Liebe.
[1123]
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Mit vergeblichen Versuchen meine Gedancken von dir abzuwenden, bringe ich meinen Morgen zu. Mit Freuden erwarte ich die Stunde die mich zu dir bringen soll. Danck für dein Zettelgen du herzlich geliebte.
[1124]
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Ich wünsche Nachricht wie meine Lotte geschlafen hat und wie sie sich befindet. Mögtest du doch recht wohl seyn. Nach Tische seh ich dich und verlasse dich ungern des Abends. Adieu beste. Lebe wohl du mein Glück.
[1125]
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August 1783


Danck für deine Liebe und das Frühstück.
Wenn ich diesen Morgen meine Acktenhändel beyseite schaffen kann, so komme ich sehr gerne zur Waldner. Adieu du Beste du liebes Glück.
[1135]
_____


Ich bin gerne geblieben, und hoffe dich heute zu sehen. Danck für die Worte deiner Liebe. Ich halte mich still und ruhig, wenn du mir bleibst hab ich alles. (...)
[1136]
_____


Herzlich bat ich die Muse mich liebliche Worte zu lehren
Heute zur Feyer des Tags doch sie erhörte mich nicht.
Besser lehrt mich das Kochbuch ein essbares Opfer zu bringen,
Wenn es dein Völcklein geniesst, mehr es die Feyer des Tags.
Hier das befohlne und die freywillige Liebe.
[1138]
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Ich dancke für das schöne Angebinde durch den lieben Boten. Behalte mir deines lieben Herzens Gefühle für den Rest meines Lebens. Ich bleibe der deinige. d. 28. Aug. 83
[1140]
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November 1783

In der Stille denck ich an dich und fühle die Nothwendigkeit deiner Liebe für mich wie in deiner Nähe. (...)
[1165]
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(...) Hier schick ich dir einen guten Morgen durch unser liebes Band. Ich bin und bleibe dein und bitte dich um mein Glück das ich ganz allein in dir hoffe, denn meine Gedancken sind von der übrigen Welt abgezogen. (...)
[1169]
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Dezember 1783


Was du zu hören und zu sehen nicht müde wirst sollst du auch in dieser neuen Schrift lesen: dass ich dich liebe, dass ich dein bin, und dass ich mich auf diesen Abend herzlich freue wenn ich ihn mit dir zubringen kann. Lebe wohl und liebe. d. 1. Dez. 1783
[kalligraphiert]
[1176]
_____


(...) Lebe wohl und bleibe meine Aussicht und Zuversicht.
[1193]
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März 1784

(...) Lebe wohl. Wie sehr lieb ich dich! Wie sehr fühl ichs in fröhlichen und traurigen Augenblicken. (...) Es geht mir nur so wohl weil du mich liebst.
[1243]
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April 1784


Von meiner Geliebten muß ich ein paar Zeilen haben damit mein Verlangen nach ihr einigermassen befriedigt werde.
Wenn du um zwölf Uhr frisirt bist komme ich einen Augenblick denn bis den Abend wird mir's viel zu lange.
Lebe wohl du stündlich Geliebteres. Wenn ich nur mein Wesen vermehren könnte daß dich immer etwas mehr an mir liebte.
[1246]
_____


Mit immer neuen Banden fesselst du mich an dich Geliebte ich habe es recht witzig angefangen mich in dich zu kleiden und wollte nun fast ich hätte es nicht gethan. Es dringt etwas ganz neues durch mein Wesen und eine angenehme Unruhe zieht mich zu dir. Wenn ich dich doch noch einen Augenblick sehen könnte. Wahrscheinlich wachst du, gegen sieben komm ich. Ich muß dich sehn wenigstens deine Stimme hören. Noch nicht Adieu.
[1254]
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Mai 1784


Ich bitte dich um ein Wort und ein Zeichen ich kann nie genug von dir haben. Sag mir daß du wohl bist, daß du mich magst, daß ich dir willkommen seyn werde. (...)
[1156]
_____


Recht feyerlich liebe Lotte mögt ich dich bitten vermehre nicht durch dein süses Betragen täglich meine Liebe zu dir. Ach meine Beste warum muß ich dir das sagen! Du weist doch wohl wie voll Dancks mein Herz für dich ist.
Seit Deianirens Zeiten ist wohl kein gefährlicher Gewand einem Geliebten gegeben worden, ich habe es in meine Brieftasche geschlossen, es hätte mich aufgezehrt. (...)
[1258]
_____


Juni 1784

(...) Seit ich von dir bin hab ich keinen Zweck des Lebens, ich weis nicht wozu mir ein Tag soll an dem ich dich nicht sehen werde, am meisten quält es mich wenn ich etwas gutes geniese ohne es mit dir theilen zu können. (...)

(...) Wie freue ich mich auf einen Brief von dir die ich immer sich gleich und mir nur immer liebevoller gefunden habe. Wie glücklich machst du mich! denn ich mag irgend ein Gut sehen, davon hören oder lesen; so fühle ich daß ich es in dir habe. (...)
[1268]
_____


(...) Die Stunden die dein gehören bring ich alleine zu; so freundlich mir die Menschen sind kann ich doch nichts mit ihnen verkehren. Ich binn nun eingewöhnt und verwöhnt dir anzugehören und bin auf diesen Punckt abgeschnitten, das heist nach Lavaters Terminologie so gut wie wahnsinnig.

(...) Mein Himmel ist einsamer, du machst den ganzen Kreis desselben aus.
Du glaubst nicht wie schreibfaul ich bin, an dich allein mag ich schreiben wie ich allein mit dir reden mag. Wenn ich mit andern selbst vernünftigen Menschen spreche, wie viel Mittel Töne fehlen die bey dir alle anschlagen. Alles was die Menschen suchen habe ich in dir. (...)
[1270]
_____


(...) Noch habe ich keine fröhliche Empfindung gehabt seit ich hier bin und sie wird mir auch erst bey deinem Anblick wieder werden du lieber Innbegriff meines Schicksals.
Wenn ich mir auch vornehme dich nicht mit meiner monotonen Leidenschaft zu unterhalten; so fliest es mir widerwillen aus der Feder.
[1272]
_____


(...) Meine Nähe zu dir fühl ich immer, deine Gegenwart verläßt mich nie. Durch dich habe ich einen Maasstab für alle Frauens ia für alle Menschen, durch deine Liebe einen Maasstab für alles Schicksal. Nicht daß sie mir die übrigen Welt verdunckelt, sie macht mir vielmehr die übrigen Welt recht klar, ich sehe recht deutlich wie die Menschen sind was sie sinnen, wünschen, treiben und geniesen, ich gönne iedem das seinige und freue mich heimlich in der Vergleichung, einen so unzerstörlichen Schatz zu besitzen. (...)
[1273]
_____


(...) Jedermann beruft mich über meine Einsamkeit, sie ist iedermann ein Rätzel und niemand weis mit welcher köstlichen Unsichtbaren ich mich unterhalte. (...)

(...) Lebe wohl du beste. Ich lebe für dich und mein beständiger fortdauernder Wunsch ist dir zu leben dir Freude zu machen, dir zu nützen, dein zu seyn.
[1274]
_____


(...) Schreibe mir nur recht viel. Ohne dich ist mir eine Lücke in meinen Tagen die ich noch nicht ausfüllen lerne.
Lebe wohl du lieber Innbegriff aller meiner Freuden und Schmerzen. Lebe wohl.
[1275]
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(...) Ich hatte vor in irgend einen Felsen einhauen zu lassen:
Was ich leugnend gestehe und offenbarend verberge
Ist mir das einzige Wohl, bleibt mir ein reichlicher Schatz
Ich vertrau es dem Felsen damit der Einsame rathe
Was in der Einsamkeit mich was in der Welt mich beglückt.

Eben da ich dieses schreibe kommt dein lieber Brief, und ein Brief von meiner Mutter den ich dir mitschicke.
Wie dancke ich dir für deine Liebe meine beste und daß du sie so ausdrücken magst. Wie eifrig hoffe ich auf's wiedersehn. (...)

(...) Nur noch eh ich zu Bette gehe ein Wort für tausend. Es wird mir so ein unüberwindlich Bedürfniß dich zu sehen daß mir wieder einmal für meinen Kopf bange wird. Ich weis nicht was aus mir werden soll. Gute Nacht. Wie sehr fühle ich die Glückseligkeit des Schlafs. (...)
[1276]
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(...) Ich dancke dir! oder vielmehr mein Danck ist über allen Ausdruck für das neue Zeichen deiner Liebe. Ich habe es zu deinen Haaren gethan und trage es nun bey mir. Wenn ich mir das Glück bey dir zu seyn recht lebhaft dencke; so wird mir die Ferne ganz und gar unerträglich. Drum will ich dir lieber sagen daß ich heute zwey Basaltfelsen besucht habe. Daß gestern die Buona figlioula gespielt worden, daß ich mit viel Vergnügen mein Favorit Duett La baronessa amabile gehört habe und der Hoffnung lebe es an deiner Seite zu hören. (...)
[1277]
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(...) Ja liebe Lotte ietzt wird es mir erst deutlich wie du meine eigne Hälfte bist und bleibst. Ich bin kein einzelnes kein selbstständiges Wesen. Alle meine Schwächen habe ich an dich angelehnt, meine weichen Seiten durch dich beschützt, meine Lücken durch dich ausgefüllt. Wenn ich nun entfernt von dir bin so wird mein Zustand höchst seltsam. Auf einer Seite bin ich gewaffnet und gestählt, auf der andern wie ein rohes Ey, weil ich da versäumt habe mich zu harnischen wo du mir Schild und Schirm bist. Wie freue ich mich dir ganz anzugehören. Und dich nächstens wieder zu sehen.
Alles lieb ich an dir und alles macht mich dich mehr lieben. (...)
[1278]
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Juli 1784


(...) Dein Nahme deine Briefe, iede Erinnerung lockt mich zu dir. Ich habe wenig gesellschaftlichen Sinn und du hast mich noch über dies von allem abgezogen, und wenn ich mit Frauens bin leb ich immer in Vergleichung. Jedes kleine Intresse wird verschlungen sobald ich meine Augen nach dir wende. (...)

(...) Ich erhalte deinen letzten Brief, er macht mich betrübt. Glaubst du daß meine Sehnsucht nach dir in der Ferne sich verlieren oder vermindern könnte. Wo ist irgend etwas zu finden, das deiner Liebe gleicht.
Die Artigkeit, Anmuth, Gefälligkeit der Frauen die ich hier sehe, selbst ihre anscheinende Neigungen, sie tragen alle die Zeichen der Vergänglichkeit an der Stirne, nur du bist auf der beweglichen Erde bleibend und ich bleibe dir. (...)
[1279]
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Wie sehn ich mich nach dem Augenblicke dich wieder zu sehn! Freude sind mir deine Briefe! Jedes Zeichen, iedes Wort deines Liebevollen Herzens.
Man thut mir sehr artig, man gefällt sich sogar mich zu lieben, nur schade daß ich dieses Glück sehr unvollkommen geniessen kann. Alle Versuche und Proben laufen dahinaus daß ich nur für dich bin, und daß wer dich kennt, wer dein gehört hat, keiner andern auch nicht auf eine Zeitlang angehören kann. (...)
[1280]
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August 1784


(...) Ich habe keine Sorge als dich zu verlieren, und wenn ich dencke daß du mir bleibst, scheint mir alles in der Welt auszuhalten, habe ich auch Muth zu allem. (...)
[1287]
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Oktober 1784


(...) Erst Freytag kommt meine Lotte wieder, sie denckt es sey balde, und bedenckt wohl nicht daß heute Montag ist. Ich will recht fleissig seyn und vieles bey Seite schaffen, daß ich mich recht ihrer Gegenwart erfreuen kann. Freytag Abends sollst du Freunde bey mir finden.
Mir fehlt alles da du mir fehlst. Lebe wohl. Ich habe dir viel zu erzählen.
[1304]
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Es geht ein Bote und ich kann dir einen Morgengrus schicken. Es ist nicht gut daß du so lange aussenbleibst, ich habe Mutter und Vaterland um deinetwillen zurückgesetzt und nun muß ich diese Tage allein zu bringen. Daraus kann nichts guts entstehen. Ohne dich ist mir das Leben nur eine Träumerey, und wenn ich dich missen sollte müsste ich eine völlige Umkehrung meines Haushaltes machen. Komm ia bald Geliebte. Und lebe recht wohl.
[1306]
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November 1784


(...) Lebe wohl du liebe Seelenführerinn. Das ist ein Beynahme den ich von Hemsterhuys gelernt habe.
[1313]
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(...) Herder hat mit seine Abhandlung über das griechische Epigramm geschickt die recht schön ist, und seine Mythologische Fabeln die ich mit dir lesen will und soll. Lebe wohl und wenn Eine Bitte bey dir statt findet so wecke den Amor nicht wenn der unruhige Knabe ein Küssen [Kissen] gefunden hat und schlummert. Lebe wohl. Der deine.
[1319]
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Du verachtest den Armen, er lehne sich überall nieder,
Schöne Königinn, wohl lieg ich bald hier und bald dort;
Aber fändest du ihn erwachend einst in dem Arme:
Du beriefst ihn mit Recht: Lehnt er doch überall an.
[1320]
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(...) Diesen Abend sind wir wohl zusammen. Wenn ich mich nicht schämte brächt ich meine Ackten zu dir und brächte den ganzen Tag bey dir zu.
[1323]
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Dezember 1784


(...) Eben wollte ich dir noch Glück auf den Weeg wünschen und dich um ein Abschieds Wort bitten. Lebe wohl du liebste und behalte mich im Herzen. Du bist mir unentbehrlich und iede leichte Wolcke macht schon Finsterniß auf meinem Erdboden.
[1336]
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Januar 1785


(...) Jeder sucht seinen Himmel ausserwärts, wie glücklich bin ich daß ich meinen so nah habe.
[1345]
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Wie freut mich einzig deine Liebe. Gegen zwölfe hohle ich dich ab und wir wollen spazieren gehn. Ich freue mich des schönsten Tages nur wenn ich ihn mit dir zubringen kann.
[1348]
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März 1785


(...) Lebe wohl. Geliebteste, unentbehrliche. Mich freut nichts als was ich mit dir theilen kann.
[1370]
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Ich habe nur zwey Götter dich und den Schlaf. Ihr heilet alles an mir was zu heilen ist und seyd die wechselweisen Mittel gegen die bösen Geister. (...)
[1374]
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April 1785


Ich befinde mich wohl mein lieber Schutzgeist und freue mich deines Wohlseyns. Wir wollen immer zusammen bleiben meine Liebe. Darüber sey ohne Sorge. Gegen Abend komm ich zu dir und wir schwäzen uns recht aus.
[1402]
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Mai 1785


Lebe wohl meine beste, wie angenehm war mirs gestern dein Angesicht noch einmal zu sehen behalte mich in einem feinen Angedencken, du süse Geliebte. Das Wetter scheint gut zu werden. Begleite mich mit deinen Gedancken.
[1413]
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Juni 1785


Nur wer die Sehnsucht kennt
Weiß was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude
Seh ich an's Firmament
Nach jener Seite.
Ach! der mich liebt und kennt
Ist in der Weite.
Es schwindet mir, es brennt
Mein Eingeweide.
Nur wer die Sehnsucht kennt
Weiß was ich leide!
[1429]
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(...) Diese Tage sind fast ganz für mich verlohren. Ausser daß ich Hamlet viel studiert habe. Heut ist das schönste Wetter von der Welt. Ich erlaube mir kein Murren. Wird die Sonne doch schön leuchten wenn wir im Grabe liegen, warum sollt es uns verdriesen daß sie ihre Schuldigkeit thut, wenn wir Stube und Bette hüten müssen. (...)

(...) Das ist all mein neues. Lebe wohl du liebes a und o du Innbegriff meiner Freuden und Schmerzen, da ich dich nicht habe was kann ich besitzen, da du mein bist was kann mir fehlen.
[1430]
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August 1785


(...) Ich habe dich innig und einzig lieb. Nirgends finde ich eine Übereinstimmung wie mit dir. Lebe wohl.
[1432]
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Endlich hier sechs Stunden von Carlsbad, wieder auf dem Weege zu dir meine Geliebte, meine Freundinn, einzige Sicherheit meines Lebens. Was ist alles andre, was iedes andre menschliche Geschöpf. Je mehr ich ihrer kennen lerne, ie mehr seh ich daß mir in der Welt nichts mehr zu suchen übrig bleibt, daß ich in dir alles gefunden habe. (...)
[1433]
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September 1785


(...) Liebe mich du bestes aller weiblichen Wesen das ich ie kennen gelernt behalte mich recht, recht einzig lieb und glaube daß ich dein bin und dein bleiben will und muß. Der Gedancke den Winter mit dir zu seyn kann alle trübe Tage heiter machen, und vielleicht wird es möglich dich in Kochberg zu besuchen. (...)
[1440]
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Wüsstest du liebste Seele wie sehr du mir fehlst du würdest wenig Ruhe in deiner Einsamkeit haben, du würdest iede Stunde wünschen zu mir herüber zu fliegen und ein Leben mit mir zu theilen das mir ohne dich ganz und gar abgeschmackt und unerträglich wird. Deine Entfernung ist mir ein rechter Probstein meiner Selbst. Ich sehe wie wenig ich für mich bestehe und wie nothwendig mir dein Daseyn bleibt daß aus dem meinigen ein Ganzes werde. (...)
[1441]
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Oktober 1785


(...) Lebe wohl. Behalte mich recht in einem warmen Herzen denn ich will und kann von Glück und Zufriedenheit ausser dir nicht wissen.
[1449]
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November 1785


Ich muß dir noch meine L. eine gute Nacht sagen und dich versichern daß ich dich recht herzlich liebe. Wie schweer ward es mir dich zu verlassen, du gutes, treues, einziges Herz. Ich bin bey dir und liebe dich über alle Worte.
[1463]
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(...) Du liebstes bestes einziges Wesen nimm mein ganzes Herz in diesem Morgengruse.
[1464]
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(...) Lebe wohl meine Beste, ich hoffe daß meine verlängerte Abwesenheit auch dir zur Freude gereichen werde, denn es wird mich aufmuntern mehr Menschen zu sehen. Adieu mein süses bestes Herz, du fühlst doch wie lieb ich dich habe, wie dein ich bin und wie ich mich durch alles hin nach dir sehne.
[1466]
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(...) Du gute, liebe, einzige! Mein Herz hängt mit der innigsten Leidenschaft an dir. Ich bin dir ganz verwandt und verbunden. (...)
[1468]
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Dezember 1785


Ich muß dir noch einen guten Morgen geben und dir für deine Zärtlichkeit und treue Liebe dancken. Leb wohl du süse mein Herz bleibt bey dir.
[1483]
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Januar 1786


Guten Morgen Geliebte. Ich bleibe zu Hause und richte mich ein. Gebe uns der Himmel ein gutes Jahr. Ich liebe dich herzlich, bleibe mir wenn auch ietzt getrennter als sonst, das mir offt fast zu schweer wird. Lebe wohl, ich bin dein.
[1501]
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Meiner lieben schicke ich hier Zuckerwerck und Blumen damit sie ein Bild habe wie süs und schön meine Liebe zu ihr sey.
[1510]
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(...) Lebe wohl. Liebe mich ich bin ganz und gar dein, du musst mir eben alles ersezen, ich halte mich an dich. (...)
[1522]
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März 1786


(...) Was mir heute der Geist zurufen wird weis ich nicht mein Herz spricht aber immer von der Liebe zu dir.
[1550]
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(...) Liebe mich wie du mir im innersten Herzen ewig werth und lieb bist.
[1555]
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April 1786

Ich bin immer im stillen bey dir und habe nie sehnlicher gewünscht mit dir unter Einem Dache zu seyn als ietzt. (...)
[1563]
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So nahe bey dir Geliebte und die letzten Tage nicht einmal mit dir. Gar groses Verlangen habe ich darnach. Warum kannst du nicht bey mir sitzen indem ich arbeite.
[1569]
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Mai 1786


(...) Liebe mich und lebe wohl. Ich habe dich herzlich lieb du einziges Wesen dessen Zärtlichkeit kein qui pro quo zulässt. Adieu.
[1573]
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Juni 1786


(...) Liebe mich denn es steht geschrieben
Woher sind wir gebohren
Aus Lieb.
Wie wären wir verlohren
Ohn Lieb.
Was hilft uns überwinden?
Die Lieb.
Kann man auch Liebe finden?
Durch Lieb.
Was lässt nicht lange weinen?
Die Lieb.
Was soll uns steets vereinen
Die Lieb.
[1584]
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Thue meine Liebe was und wie dir's recht ist und es soll mir auch so seyn. Behalte mich nur lieb und lass uns ein Gut, das wir nie wiederfinden werden, wenigstens bewahren, wenn auch Augenblicke sind wo wir dessen nicht geniessen können. (...)
[1588]
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(...)
Es ist das auch gut und wenigstens ein vortheilhaftes Interim. Das übrige wird sich finden. Liebe mich ich krame meine alte Papiere durch sondre und sehe was zu thun ist.
Des Menschen Wesen ist mühselig
doch überwiegt das Leben alles
wenn die Liebe in der Schaale liegt.
Adieu. Ich sehe dich.
[1589]
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Juli 1786


(...) Nun lebe wohl du Geliebteste einzige, der sich meine ganze Seele enthüllen und hingeben mag; ich freue mich deiner Liebe und rechne darauf, für alle künftige Zeiten. Ich bringe dir ein Geschenk in's Carlsbad mit das dich freuen wird, ich war recht glücklich es zu finden. Lebe wohl. (...)
[1592]
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(...) So wie ich dein bin, ists die alleinige Freude iemanden anzugehören; wenn ein Verhältniß nicht aufgehoben werden kann. (...)
[1593]
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August 1786


(...) Heute früh lies ich beym Einfahren in die Grube deinen Ring vom Finger, es fehlte mir immer etwas, so ist mir's auch da mir deine Gesellschaft fehlt und ich dir immer etwas zu sagen habe. (...)

(...) Nun lebe wohl und liebe mich, eh ich von Carlsbad gehe schreib ich dir, ich bin dir herzlich nah. Du solltest immer mit mir seyn wir wollten gut leben.
[1596]
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(...) Und dann werde ich in der freyen Welt mit dir leben, und in glücklicher Einsamkeit, ohne Nahmen und Stand, der Erde näher kommen aus der wir genommen sind. (...)
[1598]
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(...) Wann werd ich nun wieder von dir hören. Ich bin mit ganzem Gemüthe dein und freue mich des Lebens nur in dir. Von hieraus schreib ich dir noch einmal. (...)
[1600]
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September 1786


Nun noch ein Lebewohl von Carlsbad aus, die Waldner soll dir dieses mitbringen; von allem was sie erzählen kann sag ich nichts; das wiederhohl ich dir aber daß ich dich herzlich liebe, daß unsre letzte Fahrt nach Schneeberg mich recht glücklich gemacht hat und daß deine Versichrung: daß dir wieder Freude zu meiner Liebe aufgeht, mir ganz allein Freude ins Leben bringen kann. Ich habe bisher im Stillen gar mancherley getragen, und nichts so sehnlich gewünscht als daß unser Verhältniß sich herstellen möge, daß keine Gewalt ihm was anhaben könnte. Sonst mag ich nicht in deiner Nähe wohnen und ich will lieber in der Einsamkeit der Welt bleiben, in die ich ietzt hinaus gehe. Wenn meine Rechnung nicht trügt, kannst du Ende September ein Röllgen Zeichnungen von mir haben, die du aber niemanden auf der Welt zeigen mußt. Du sollst alsdann erfahren wohin du mir schreiben kannst. Lebe wohl! Gieb Fritzen inliegendes. Grüse Ernsten, Steinen, die Schwester und laß niemand mercken daß ich länger aussenbleibe. Liebe mich, und sage mirs damit ich mich des Lebens freuen könne. (...)
[1601]
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Morgen Sonntags d. 3ten September geh ich von hier ab, niemand weiß es noch, niemand vermuthet meine Abreise so nah.
(...) Nachts eilfe
Endlich, endlich bin ich fertig und doch nicht fertig denn eigentlich hätte ich noch acht Tage hier zu thun, aber ich will fort und sage auch dir noch einmal Adieu! Lebe wohl du süses Herz! ich bin dein. d. 2. Sept. 86
[1602]
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September 1786 (Italien)


Wie gewöhnlich meine liebe wenn das Ave Maria della Sera gebetet wird, wend ich meine Gedancken zu dir; ob ich mich gleich nicht so ausdrücken darf, denn sie sind den ganzen Tag bey dir. Ach daß wir doch recht wüßten was wir an einander haben wenn wir beysammen sind. (...)
[1606]
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Oktober 1786 (Italien)


(...) Wie verwöhnt ich bin fühl ich erst jetzt. Zehn Jahre mit dir zu leben von dir geliebt zu seyn und nun in einer fremden Welt. Ich sagte mir's voraus und nur die höchste Nothwendigkeit konnte mich zwingen den Entschluß zu faßen. Laß uns keinen andern Gedancken haben als unser Leben miteinander zu endigen. (...)
[1609]
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Dezember 1786 (Italien)


(...) Ich sage dir nicht wie dein Blätgen mein Herz zerrißen hat. Lebe wohl, du einziges Wesen und verhärte dein Herz nicht gegen mich.
[1615]
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Könnt ich doch meine Geliebteste, jedes gute, wahre, süße Wort der Liebe und Freundschaft auf dieses Blat faßen, dir sagen und versichern daß ich dir nah, ganz nah bin und daß ich mich nur um deinetwillen des Daseyn freue.
Dein Zettelchen hat mich geschmerzt aber am meisten dadrum daß ich dir Schmerzen verursacht habe. Du willst mir schweigen? du willst die Zeugniße deiner Liebe zurücknehmen? Das kannst du nicht ohne viel zu leiden, und ich bin schuld daran. Doch vielleicht ist ein Brief von dir unterwegs der mich aufrichtet und tröstet, vielleicht ist mein Tagebuch angekommen und hat dich zur guten Stunde erfreut. Ich fahre fort dir zu schreiben dir das merckwürdigste zu melden und dich meiner Liebe zu versichern. Wenn du diesen Brief erhältst bin ich wahrscheinlich in Neapel, wenn du mir schreiben magst; so laß deine Briefe ja immer abgehen, denn ich komme bald zurück und werde mich freuen ein Wort von dir wieder zu finden.
[1617]
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Januar 1787 (Italien)


(...) Dein Brief vom 1. Jan. ist mir gekommen und hat mir Freude und Schmerzen gebracht. Dazu kann ich nichts weiter sagen als: ich habe nur Eine Existenz, diese hab ich diesmal ganz gespielt und spiele sie noch. Komm ich leidlich und geistlich davon, überwältigt meine Natur, mein Geist, mein Glück, diese Krise, so ersetz ich dir tausenfältig was zu ersetzen ist. - Komm ich um, so komm ich um, ich war ohne dies zu nichts mehr nütze. (...)
[1623]
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Februar 1787 (Italien)


(...) Nun kann ich auch fröhlicher an das Werck gehn, denn ich habe einen Brief von dir in welchem du mir sagst, daß du mich liebst, daß du dich meiner Briefe und Nachrichten freust. Könnt ich dir nur recht viel geben. Meine Selbstgespräche bey den besten Gegenständen sind an dich gerichtet, wenn sie nur gleich auf dem Blatte stünden. (...)

(...) Den Gedancken diese Gegend mit dir zu genießen, kann ich nicht aufgeben und darf ihn nicht scharf dencken. Ich sehe schon die Sachen nur mit dem Wunsche sie dir zu zeigen. Das Wetter ist ganz herrlich die Tage nehmen mercklich zu, die Lorbeern, Buxbäume blühen schon, heute sah ich den ersten Mandelbaum in Blüte. Die Maaslieben hören gar nicht auf hervorzukommen, heute fand ich Crokus und Adonis. (...)
[1625]
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(...) Lebe wohl gedencke mein. Ich bleibe dir und mag mich nirgends anbauen.
(...) Deine Briefe werden alle gleich verbrannt, wie wohl ungern. Doch dein Wille geschehe.
[1627]
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(...) An dir häng ich mit allen Fasern meines Wesens. Es ist entsetzlich was mich oft Erinnerungen zerreisen. Ach liebe Lotte du weist nicht welche Gewalt ich mir angethan habe und anthue und daß der Gedancke dich nicht zu besitzen mich doch im Grunde, ich mags nehmen und stellen und legen wie ich will aufreibt und aufzehrt. Ich mag meiner Liebe zu dir Formen geben welche ich will, immer immer - Verzeih mir daß ich dir wieder einmal sage was so lange stockt und verstummt. Wenn ich dir meine Gesinnungen meine Gedancken der Tage, der einsamsten Stunden sagen könnte. Leb wohl. Ich bin heute konfus und fast schwach. Leb wohl Liebe mich, ich gehe nun weiter und du hörst bald von mir und sollst durch mich noch ein Stück Welt weiter kennen lernen.
[1629]
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April 1787 (Italien)


(...) Leb wohl Geliebteste mein Herz ist bey dir und jetzt da die weite Ferne, die Abwesenheit alles gleichsam weggeläutert hat was die letzte Zeit über zwischen uns stockte so brennt und leuchtet die schöne Flamme der Liebe der Treue, des Andenckens wieder fröhlich in meinem Herzen. (...)
[1631]
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Mai 1787 (Italien)


(...) Alles was mir ein Zeugniß deiner Liebe giebt, ist mir unendlich werth, auch sind es mir jetzt, da du wieder gefaßt bist, deine traurigen Zettelchen. Möge ich dir künftig nur Freude bringen. Du hast mir goldne Sachen über mich selbst und über meine nächsten Verhältniße gesagt, ich horche ganz still auf das Lispeln meines Schutzgeistes, du wirst sehen es geht nun gut und ich sehe dich glücklich und fröhlich wieder. (...)
[1634]
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(...) Übrigens habe ich glückliche Menschen kennen lernen, die es nur sind weil sie ganz sind, auch der Geringste wenn er ganz ist kann glücklich und in seiner Art vollkommen seyn, das will und muß ich nun auch erlangen, und ich kanns, wenigstens weiß ich wo es liegt und wie es steht, ich habe mich auf dieser Reise unsäglich kennen lernen. Ich bin mir selbst wiedergegeben und nur umsomehr dein. Wie das Leben der letzten Jahre wollt ich mir eher den Todt gewünscht haben und selbst in der Entfernung bin ich dir mehr als ich dir damals war. (...)
[1635]
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Aus: Goethes Briefe an Charlotte von Stein
Herausgegeben von Jonas Fränkel
Kritische Gesamtausgabe
Band 1: 1776-1781
Band 2: 1782-1786
Band 3: 1786-1789
Mit dem Briefwechsel aus den Jahren 1794-1826
Verlegt bei Eugen Diederichs Jena 1908

Anmerkung: Die Zahlen in den eckigen Klammern
unter den Texten beziehen sich auf die Brief-Nummern


 

 


 

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