Januar 1776
(...) Denn es ist mehr als Beichte wenn man auch das bekennt worüber man
nicht Absolution bedarf. Adieu Engel, ich werde eben nie klüger, und
muss Gott dancken dafür. Adieu. Und mich verdriessts doch auch dass
ich dich so lieb und iust dich!
[7]
_____
(...) Liebe Frau, leide dass ich dich so lieb habe. Wenn ich iemand
lieber haben kann, will ich dir's sagen. Will dich ungeplagt lassen.
Adieu Gold, du begreiffst nicht wie ich dich lieb hab.
[9]
_____
Februar 1776
(...) Wie ruhig und leicht ich geschlafen habe, wie glücklich ich
aufgestanden bin und die schöne Sonne gegrüst habe das erstemal seit
vierzehn Tagen mit freyem Herzen, und wie voll Dancks gegen dich Engel
des Himmels, dem ich das schuldig bin. Ich muß dir's sagen du einzige
unter den Weibern, die mir eine Liebe in's Herz gab die mich glücklich
macht.
[21]
_____
März 1776
(...) du einziges Weibliches was ich noch in der Gegend liebe, und du
einziges das mir glückwünschen würde wenn ich was lieber haben könnte als
dich. - - Wie glücklich müsst ich da seyn! - oder wie unglücklich!
[24]
_____
(...) Ich seh wohl liebe Frau wenn man Sie liebt ists als wenn gesät
würde es keimt ohnbemerckt, schlägt auf und steht da - - und Gott gebe
seinen Seegen dazu - Amen.
[29]
_____
(...) Ich bin ruhig, dencke an dich, und von dir aus an alles was ich
lieb habe. - Wie anders! Lieber Gott wie anders! als da ich vor zehen
Jahren als ein kleiner, eingewickelter, seltsamer Knabe in eben das
Posthaus trat - Wie viel hat nicht die Zeit durch den Kopf und das Herz
müssen, und wieviel wohler, freyer, besser ist mir's nicht.
[31]
_____
(...) Hinter Naumburg gieng mir die Sonne entgegen auf! Liebe Frau ein
Blick voll Hoffnung Erfüllung und Verheißung - die Morgenluft so
erquickend, der Duft zwischen den Felsen so schauerlich. Die Sonne so
golden blickend als ie. - Nicht diesen Augen nur, auch diesem Herzen -
Nein! es ist der Born der nie versiegt. Das Feuer das nie verlischt
keine Ewigkeit nicht! beste Frau auch in dir nicht, die du
manchmal wähnst der heilige Geist des Lebens habe dich verlassen.
[32]
_____
April 1776
Warum gabst du uns die Tiefen Blicke
Unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun.
Unsrer Liebe, unserm Erdenglücke
Wähnend seelig nimmer hinzutraun?
Warum gabst uns Schicksaal die Gefühle
Uns einander in das Herz zu sehn,
Um durch all die seltenen Gewühle
Unser wahr Verhältniß auszuspähn.
Ach so viele tausend Menschen kennen
Dumpf sich treibend kaum ihr eigen Herz,
Schweben zwecklos hin und her und rennen
Hoffnungslos in unversehnem Schmerz,
Jauchzen wieder wenn der schnellen Freuden
Unerwarte Morgenröthe tagt.
Nur uns Armen liebevollen beyden
Ist das wechselseitge Glück versagt
Uns zu lieben ohn uns zu verstehen,
In dem Andern sehn was er nie war
Immer frisch auf Traumglück auszugehen
Und zu schwancken auch in Traumgefahr.
Glücklich den ein leerer Traum beschäftigt.
Glücklich dem die Ahndung eitel wär!
Jede Gegenwart und jeder Blick bekräftigt
Traum und Ahndung leider uns noch mehr.
Sag was will das Schicksal uns bereiten?
Sag wie band es uns so rein genau?
Ach du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau.
Kanntest ieden Zug in meinem Wesen,
Spähtest wie die reinste Nerve klingt,
Konntest mich mit Einem Blicke lesen
Den so schweer ein sterblich Aug durchdringt.
Tropftest Mässigung dem heissen Blute,
Richtetest den wilden irren Lauf,
Und in deinen Engelsarmen ruhte
Die zerstörte Brust sich wieder auf,
Hieltest zauberleicht ihn angebunden
Und vergauckeltest ihm manchen Tag.
Welche Seeligkeit glich ienen Wonnestunden,
Da er danckbaar dir zu Füssen lag,
Fühlt sein Herz an deinem Herzen schwellen,
Fühlte sich in deinem Auge gut,
Alle seine Sinnen sich erhellen
Und beruhigen sein brausend Blut.
Und von allem dem schwebt ein Erinnern
Nur noch um das ungewisse Herz
Fühlt die alte Wahrheit ewig gleich im Innern,
Und der neue Zustand wird ihm Schmerz.
Und wir scheinen uns nur halb beseelet
Dämmernd ist um uns der hellste Tag.
Glücklich dass das Schicksaal das uns quälet
Uns doch nicht verändern mag.
[39]
_____
Juni 1776
(...) Es ist und bleibt Gegenwart alles! - Was hilft mich's dass Sie in
der Welt sind, dass Sie an mich dencken. Sie fehlen mir an allen Ecken,
ich schleiche meinen Tag herum und es ist mir eben weh bey der Sache.
[76]
_____
Juli 1776
(...) Die Liebe giebt mir alles und wo die nicht ist, dresch ich Stroh.
(...) Ich hab viel gekrizzelt seit ich hier bin, alles leider nur von
Auge zur Hand, ohne durchs Herz zu gehen, da ist nun wenig draus worden.
Es bleibt ewig wahr: Sich zu beschräncken, Einen Gegenstand, wenige
Gegenstände, recht bedürfen, so auch recht lieben, an ihnen hängen, sie
auf alle Seiten wenden, mit ihnen vereinigt werden, das macht den
Dichter den Künstler - den Menschen -
[84]
_____
August 1776
Deine Gegenwart hat auf mein Herz eine wunderbare Würckung gehabt, ich
kann nicht sagen wie mir ist! mir ist wohl und doch so träumig. Zeichnen
konnt ich gestern nicht. Ich sass auf Wizlebens Felsen, die herrlich
sind und konnt nichts hervorbringen da schrieb ich dir:
Ach wie bist du mir,
Wie bin ich dir geblieben!
Nein an der Wahrheit
Verzweifl ich nicht mehr.
Ach wenn du da bist,
Fühl ich, ich soll dich nicht lieben
Ach wenn du fern bist,
Fühl ich ich lieb dich so sehr.
(...) Dein Verhältniss zu mir ist so heilig sonderbaar, dass ich erst
recht bey dieser Gelegenheit fühlte: es kann nicht mit Worten
ausgedrückt werden, Menschen könnens nicht sehen.
[87]
_____
Oktober 1776
(...) Sie kommen mir eine Zeither vor wie Madonna die gen Himmel fährt,
vergebens dass ein rückbleibender seine Arme nach ihr ausstreckt,
vergebens dass sein scheidender tränenvoller Blick den ihrigen noch
einmal niederwünscht, sie ist nur in den Glanz versuncken der sie
umgiebt, nur voll Sehnsucht nach der Krone die ihr überm Haupte schwebt.
Adieu doch Liebe!
[106]
_____
Dezember 1776
(...) Ich preisse die Götter, die uns bey den Schöpfen fassen und uns
gleich ienem Propheten mit unsern Reisbrey Töpfen abseits tragen. Adieu
beste. Meine Gedancken wachsen aus Ihren Zwiebeln. Geb es schöne Blumen!
[116]
_____
Mai 1777
(...) Zu Tische komm ich, und habe Sie sehr lieb. Das hab ich schon so
oft gesagt, und mich dünckt, das ist eins von den wenigen Dingen die man
ohne neue Wendung immer wieder neu zu sagen glaubt.
[168]
_____
(...) Wie lieb ich Sie gestern Abend hatte durft ich Ihnen nicht sagen.
Wie wunderbar ich mir vorkam, konnt ich nicht. Sie werfen mir vor immer
dass ich ab und zunehme in Liebe, es ist nicht so, es ist nur gut dass
ich nicht alle Tage so ganz fühle wie lieb ich Sie habe.
[169]
_____
April 1778
Mit einer Hiazynthe
Aus dem Zauberthal dortnieden
Das der Regen still umtrübt,
Aus dem Taumel der Gewässer,
Sendet Blume Grus und Frieden
Der dich immer treu und besser
Als du glauben magst geliebt.
Diese Blume die ich pflücke
Neben mir vom Thau genährt
Lässt die Mutter still zurücke
Die sich in sich selbst vermehrt.
Lang entblättert und verborgen
Mit den Kindern an der Brust,
Wird am neuen Frühlingsmorgen
Vielfach sie des Gärtners Lust.
[233]
_____
Juli 1778
(...) Dancke für die Schokolade, von Ihren Händen nehm ich auch wohl was
schädlich ist. Adieu ich liebe Sie immer gleich, adieu lieber Engel.
[262]
_____
September 1778
Überall such ich Sie, bey Hof, in Ihrem Haus und unter den Bäumen, auch
ohne es zu wissen geh ich herum und suche was, und endlich kömts heraus
dass Sie mir fehlen. (...)
[276]
_____
März 1779
(...) Wenn ich an ein Ort komme wo ich mit Ihnen gewesen bin, oder wo
ich weis dass Sie waren, ist mir's immer viel lieber. Heut hab ich im
Paradiese an Sie gedacht, dass Sie drinn herumgingen eh Sie mich
kannten. Es ist mir fast unangenehm dass eine Zeit war wo Sie mich nicht
kannten, und nicht liebten. Wenn ich wieder auf die Erde komme will ich
die Götter bitten dass ich nur einmal liebe, und wenn Sie nicht so feind
dieser Welt wären, wollt ich um Sie bitten zu dieser lieben Gefährtinn.
Noch etwas hätten Sie mir geben können, einen Talisman mehr, denn ich
habe wohl allerley und doch nicht genug. Wenn Sie ein Misel wären hätt
ich Sie gebeten das Westgen erst einmal eine Nacht anzuziehn und es so
zu transsubstantiiren, wie Sie aber eine weise Frau sind muss ich mit dem
Calvinischen Sakrament vorlieb nehmen.
[308]
_____
Da mir Worte immer fehlen Ihnen zu sagen wie lieb ich Sie habe, schick
ich Ihnen die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur mit denen sie
uns andeutet wie lieb sie uns hat.
[317]
____
April 1779
Deine Grüse hab' ich wohl erhalten
Liebe lebt iezt in tausend Gestalten,
Giebt der Blume Farb und Duft
Jeden Morgen durchzieht sie die Luft,
Tag und Nacht spielt sie auf Wiesen in Hainen,
Mir will sie oft zu herrlich erscheinen,
Neues bringt sie täglich hervor
Leben summt uns die Biene ins Ohr
Bleib ruf ich oft Frühling man küsset dich kaum
Engel so fliehst du wie ein schwanckender Traum
Immer wollen wir dich ehren und schäzzen,
So uns an dir wie am Himmel ergözzen.
[320]
_____
Soll mans gut oder bös deuten wenn man die kindischten Empfindungen
nicht los werden kan. Ich gönne und wünsche Ihnen immer Freude, und dass
Sie eine kleine Lust ohne mich geniessen macht mir einen Tag üblen Humor.
Dass so viel selbstisches in der Liebe ist und doch was wär sie ohne
das.
[321]
_____
Mai 1779
(...) Morgen Abend seh ich Sie wieder. Adieu liebste. Sie auf unsern
Weegen vergnügt zu wissen ist, mein ganzer Wunsch, und dass Sie mich
lieben mögen und mögen mirs gerne zeigen. Denn der Glaube lebt von dem
himmlischen Manna der Sakramente. Adieu liebste.
[333]
_____
September 1780
(...) Meine beste ich bin in die Hermannsteiner Höhle gestiegen, an den
Platz wo Sie mit mir waren und habe das S, das so frisch noch wie von
gestern angezeichnet steht geküsst und wieder geküsst, dass der Porphyr
seinen ganzen Erdgeruch ausathmete um mir auf seine Art wenigstens zu
antworten. Ich bat den hundertköpfigen Gott, der mich so viel vorgerückt
und verändert und mir doch Ihre Liebe, und diese Felsen erhalten hat;
noch weiter fortzufahren und mich werther zu machen seiner Liebe und der
Ihrigen.
[476]
_____
Oktober 1780
(...) Der Mond ist unendlich schön. Ich bin durch die neuen Wege
gelaufen da sieht die Nacht himmlisch drein. Die Elfen sangen.
Um Mitternacht wenn die Menschen erst schlafen
Dann scheinet uns der Mond
Dann leuchtet uns der Stern,
Wir wandlen und singen
Und tanzen erst gern.
Um Mitternacht
Wenn die Menschen erst schlafen
Auf Wiesen an den Erlen
Wir suchen unsern Raum
Und wandlen und singen
Und tanzen einen Traum.
[489]
_____
März 1781
(...) Aus Zerstreuung tauch ich eben die Feder in den brennenden
Wachsstock der auf dem Tische bey mir steht, sie scheint nach dem
heftigsten und reinsten Element zu verlangen, da ich im Begriff war
Ihnen zu sagen daß ich Sie unendlich liebe.
[585]
_____
(...) Adieu meine beste. Ich zähle die Stunden bis Donnerstags Abends,
nicht mit Ungeduld :| denn ich habe bis dahin mein Pensum noch vor mir
:| sondern mit der Stille der gewissen Liebe und des festen Zutrauens
daß ich nicht von Ihnen entfernt bin und daß mich zur gesezten Stunde
die Gegenwart meine Glückes empfangen wird als wenn ichs nie verlassen
hätte.
Adieu grüsen sie Steinen und was mir gut ist.
Adieu süsse Unterhaltung meines innersten Herzens. Ich sehe und höre
nichts guts das ich nicht im Augenblick mit Ihnen theile. Und alle meine
Beobachtungen über Welt und mich, richten sich nicht, wie Marck
Antonius, an mein eignes, sondern an mein zweites selbst. Durch diesen
Dialog, da ich mir bey iedem dencke was Sie dazu sagen mögten, wird mir
alles heller und werther. (...)
Auf das Siegel drück ich einen Kuß und bin dein für ewig.
[595]
_____
(...) Sie [unsre arme schöne Wirthinn] liebt den Herzog schöner als er
sie. Und in diesem Spiegel hab ich mich beschaut und erkannt daß auch
Sie mich schöner lieben als wir gewöhnlich können. Doch ich geb es nicht
auf ich fühle mich zum Streit aufgefordert, und ich bitte die Grazien
daß sie meiner Leidenschaft die innre Güte geben und erhalten mögen aus
der allein die Schönheit entspringt.
(...) Meine Seele ist fest an die deine angewachsen, ich mag keine Worte
machen, du weist daß ich von dir unzertrennlich bin und daß weder hohes
noch tiefes mich zu scheiden vermag. Ich wollte daß es irgend ein
Gelübde oder Sakrament gäbe, daß mich dir auch sichtlich und gesezlich
zu eigen machte, wie werth sollte es mir seyn. Und mein Noviziat war
doch lang genug um sich zu bedencken. Adieu. Ich kan nicht mehr Sie
schreiben wie ich eine ganze Zeit nicht du sagen konnte.
(...) Die Juden haben Schnüre mit denen sie die Arme beym Gebet
umwickeln, so wickle ich dein holdes Band um den Arm wenn ich an dich
mein Gebet richte, und deiner Güte, Weisheit, Mäsigkeit und Geduld
theilhaft zu werden wünsche. Ich bitte dich fusfällig vollende dein Werck, mache mich recht gut! du kannsts, nicht nur wenn du mich liebst,
sondern deine Gewalt wird unendlich vermehrt wenn du glaubst daß ich
dich liebe. Lebe wohl.
[596]
_____
(...) Ich mögte Ihnen mein Leben, mich ganz hingeben um mich aus Ihren
Händen mir selbst wieder zu empfangen. Es ist auch schon zum Theil so
mit mir, und das ist was ich am liebsten an mir habe.
[597]
_____
(...) Ihre Liebe macht ein immer schönes Clima um mich, und ich bin auf
dem Weege mich durch sie von manchem Überreste der Sünden und Mängel zu
kurieren.
[602]
_____
(...) Denn wenn ich in Ihrer Athmosphäre erst aufquelle, so will alsdenn
meine Seele nicht in das enge Maas der Geschäftlichkeit mehr passen.
Adieu.
[604]
_____
Deine Liebe ist mir wie der Morgen und Abendstern, er geht nach der
Sonne unter und vor der Sonne wieder auf. Ja wie ein Gestirn des Pols
das nie untergehend über unserm Haupt einen ewig lebendigen Kranz
flicht. Ich bete daß es mir auf der Bahn des Lebens die Götter nie
verdunckeln mögen. (...)
[606]
_____
Sagen kan ich nicht, und darfs nicht begreifen was deine Liebe für ein
Umckehrens in meinem innersten würckt. Es ist ein Zustand den ich so alt
ich bin noch nicht kenne. Wer lernt aus in der Liebe. Adieu. Gott
erhalte dich. (...)
[607]
_____
April 1781
(...) d. 5. April 81 sagt Ihnen Ihr Freund und Geliebter auch noch
einmal daß er Sie unveränderlich liebt.
[624]
_____
Ihrer Liebe erfreu ich mich in dem schönen Wetter und in ieder Knospe
die sie tausendfach hervorbrechen. (...)
[626]
_____
(...) Ich bin immer wohl wenn du mich liebst. (...)
[627]
____
(...) Kommen Sie ia zeitig und lassen mir Ihre lieben Augen unter dem
schönen Himmel sagen, daß ich geliebt bin. Adieu.
[633]
_____
(...) Gestern Nacht hatt ich grose Lust meinen Ring wie Polykrates in
das Wasser zu werfen, denn ich summirte in der stillen Nacht meine
Glückseligkeit und fand eine ungeheure Summe. (...)
Adieu liebste. Du meine Erfüllung vieler Tausend Wünsche.
[642]
_____
(...) Adieu meine Seele ist auf deinen Lippen.
[643]
_____
Ich dancke den Göttern dass sie mir die Gabe gegeben in nachklingende
Lieder das eng zu fassen, was in meiner Seele immer vorgeht.
[646]
_____
(...) Adieu du liebe unversiegende Quelle meines Glücks.
[649]
_____
Mai 1781
Deiner Liebe und der guten Stunden die du mir gönnst werth zu seyn will
ich mich heute durch Fleis und Ordnung bemühen. Ich sehe einen
arbeitsamen Tag vor mir und einen glücklichen Abend wenn du mir erlaubst
dir bey Sonnenuntergang zu sagen daß ich dich immer gleich liebe und
verehre.
[653]
_____
Aus allerley beschweerlicher Arbeit ruf ich dir zu daß ich dich liebe.
Beste so wie du nie aufhören wirst, so schaffe und bilde mich auch so
daß ich deiner werth bleibe und laß es uns so halten daß dein liebes
Herz dir nicht widerspricht.
[658]
_____
Ich küsse dich mit dem Kuß der Gedancken. (...)
[669]
_____
Juli 1781
(...) Wir sind wohl verheurathet, das heist: durch ein Band verbunden
wovon der Zettel aus Liebe und Freude, der Eintrag aus Kreuz Kummer und
Elend besteht. (...)
[689]
_____
Täglich werd ich mehr dein eigen, behalte mich so und bleibe mein. (...)
[694]
_____
Schon seit dem frühsten Tag verlangt mich nach einem Worte von dir. Ich
kan's nicht erwarten vor dir zu knien, dir tausend tausendmal zu sagen
daß ich ewig dein bin.
[695]
_____
August 1781
(...) Adieu meine Beste.
Ich bin immer dein und bey dir, leibeigner als sich dencken lässt.
[712]
_____
September 1781
Mich verlangt sehr zu wissen meine beste ob du dich aus deiner Stille
und Trauer wieder herausgerissen hast und deine Seele wieder ins Licht
der Liebe getreten ist, die alle Gegenstände mit dem Glanze der Colibris
Hälsgen scheinen macht. (...)
[717]
_____
Ich schicke Biörnstähl und die Scheere. Robertsonen hab ich im Closter
liegen lassen. Und der Mensch der durch dich heil und gut und ganz wird
ist auch ganz dein.
[718]
_____
Euch bedaur' ich unglückseel'ge Sterne
Die ihr schön seyd und so herrlich scheinet,
Dem bedrängten Schiffer gerne leuchtet,
Unbelohnt von Göttern und von Menschen.
Denn ihr liebt nicht, kanntet nie die Liebe.
Unaufhaltsam führen ewge Stunden
Eure Reihen durch den weiten Himmel;
Welche Reise habt ihr schon vollendet!
Seit ich bleibend in dem Arm der Liebsten
Eurer und der Mitternacht vergessen?
[724]
_____
Oktober 1781
Den einzigen Lotte welchen du lieben kanst
Foderst du ganz für dich und mit Recht.
Auch ist er einzig dein. Denn seit ich von dir binn
Scheint mir des schnellsten Lebens lärmende Bewegung
Nur ein leichter Flor durch den ich deine Gestalt
Immerfort wie in Wolcken erblicke,
Sie leuchtet mir freundlich und treu
Wie durch des Nordlichts bewegliche Strahlen
Ewige Sterne schimmern.
(...) Manchmal wenn ich Abends die einsamen Treppen heraufgehe denck ich
dich lebhaft als ob du mir entgegen kämst. Ich bin ganz dein und habe
ein neu Leben und ein neu Betragen gegen die Menschen seit ich weis daß
du davon überzeugt bist. Adieu beste liebste. (...)
[730]
_____
(...) Adieu! meine Liebe ist und bleibt dir bewahrt. Ich bin gar nichts
ohne dich. Adieu. (...)
[732]
_____
November 1781
(...) Meine Seele ist an dich fest gebunden, deine Liebe ist das schöne
Licht aller meiner Tage, dein Beyfall ist mein bester Ruhm, und wenn ich
einen guten Nahmen von aussen recht schäze, so ists deinetwillen daß ich
dir keine Schande mache. (...)
[735]
_____
(...) Sag mir ein Wort, daß du mich liebst, nach mir verlangst, laß mir
die Hoffnung dich heute zu sehen, und so werde aus Morgen und Abend
wieder ein glücklicher Tag.
[743]
_____
Von meiner Tageswandrung, und nachdem ich stille unter deinen Fenstern
weggegangen, komm ich nach Hause, und auch das heist zu dir
kommen. Ich finde dein liebes Briefgen, mit dem lang gehofften Siegel
gesiegelt. Es ist und wird gewiss recht schön und gut mit uns, denn
alles geräth nach und nach. O wer doch öffters so verständig wäre sein
Glück brauchen zu können, und so glücklich daß er seinen Verstand ganz
anwenden könnte. Gott versteht mich und du auch. Gute Nacht beste. (...)
[752]
_____
Dezember 1781
(...) Adieu liebste! Truncken und nüchtern bin ich dein und überlasse
mich dir ganz. (...)
[757]
_____
(...) Auf diesem beweglichen Erdball ist doch nur in der wahren Liebe,
der Wohlthätigkeit und den Wissenschaften die einzige Freude und
Ruhe.(...)
[759]
_____
(...) Wir waren sehr lustig bis Nachts um zwölfe, es wurden Austern
gegessen und Punsch getruncken.
Durch alles das begleitet mich der vielgeliebte Talisman, und Abends und
Morgens, und Nachts wenn ich aufwache nenn ich deinen Nahmen und hoffe
auf dich. Schon freu ich mich bey meiner Rückkehr deinen Brief zu
finden.
Leb wohl beste, deine Gestalt und deine Liebe glänzt immer um mich, und
wie in eine glückliche Heimat trag ich alles in Gedancken zu dir. Leb
wohl, Und schreibe mir viel.
[761]
_____
(...) Auch da hielt ich mich am Gedancken deiner Liebe. Wenn ich auch
etwas anders dencke, so hat meine Seele tausend Assoziationen um deine
Erinnerung anzuknüpfen, und wenn ich noch so weit entfernt scheine, so
hab ich schon wieder eine Weile an dich gedacht eh ich's bemercke. (...)
[763]
_____
(...) Adieu. Ich bin dir ganz nah, deine Güte und Liebe ist die Luft in
der ich lebe. (...)
[767]
_____
(...) Hier noch etwas süses, aber nichts süsers als die hundert Nahmen
mit denen ich dich ewig nenne.
[773]
_____
Februar 1782
Sag mir Lotte ein Wort. Es ist mir in deiner Liebe als wenn ich nicht
mehr in Zelten und Hütten wohnte als wenn ich ein wohlgegründetet Haus
zum Geschenck erhalten hätte, drinne zu leben und zu sterben, und alle
meine Besitzthümer drinne zu bewahren. (..)
[812]
_____
Der Entschluss zu Hause zu bleiben wird mit dem frühen Morgen
schwanckend, was wäre ein Tag ohne dich zu sehen. Ich möchte mir die
Haare abschneiden und sie dir als so viel Worte der Liebe schicken.
(...)
[815]
_____
März 1782
In der Hoffnung meine Liebe heute bey mir zu sehen fang ich den Tag an,
schicke ihr eine schöne Rose und wünsche daß ihr meine Neigung immer so
schön vorkommen möge als diese Blume aussieht.
[829]
_____
(...) Mein ganzes Wesen wird dir immer fester verbunden. Du weisst es,
aber fühl es auch und sey glücklich wie du mich glücklich machst. (...)
[834]
_____
(...) Adieu ich schwebe um deine Schultern.
[835]
_____
(...) Es geht mir wohl hier, weil manches wohl geht. Ach Lotte was kann
der Mensch! Und was könnte der Mensch.
Lebe wohl, ich bin auf alle Weise dein. Und muss dir's sagen, und kann
mich nicht bey einzelnen Vorfällen aufhalten. (...)
[836]
_____
Als ich heute früh erwachte und die schöne Sonne sah, hofft ich du
würdest kommen und so bracht ich meinen ganzen Tag zu. Jetzt da es Nacht
wird sinckt mein Vertrauen nach und nach, und die Resignation tritt ein.
(...)
(...) Lebe wohl meine beste, du immer gleiche. Möcht ich dein Glück
machen wie du meins. Adieu, ich bin immer um dich, und du hast mich noch
nicht einen Augenblick verlassen. (...)
[837]
_____
(...) Leb wohl, ich bin dein. Meine Seele schliest sich in sich selbst
zusammen wenn mir dein Anblick fehlt. (...)
[838]
_____
(...) O wenn ich dich nur noch einen Augenblick sehen und dir ein
Abschieds Wort sagen könnte, mein Herz rastet nicht dich zu lieben, ich
komme nicht weg von dir. Werde nicht müd immer dasselbe zu hören. (...)
(...) Dir kann ich nicht dancken als mit meinem ganzen selbst. (...)
[839]
_____
Der zurückfahrende Kutscher bringt dir dies Blättgen. Könnt ich in der
Eile ein Monogramm erfinden das dir alles sagte, was ich dir seit
gestern Abend von Gedancken zugeschickt habe. Ich weis kein bessers als
daß ich den Nahmen hersetze des der ganz dein ist.
[840]
_____
(...) wenn nichts zu thun ist hab ich nichts was ich zwischen mein
Verlangen zu dir legen kan als die liebe Kunst die auch mir armen in der
bösen Zeit beysteht. (...)
Ich habe gelesen, ausgezogen und geschrieben. Den ersten Tag daß ich von
dir weg bin will es nie recht gehn, mich reisst iedes Fäsergen meines
Wesens zu dir. Heute war mir's fast unerträglich daß ich dich erst in
acht Tagen wiedersehen sollte. Was für wunderbare, ich mag wohl sagen
thörige Bewegungen in mir vorgehen darf ich dir nicht erzählen. (...)
(...) O du beste! Ich habe mein ganzes Leben einen idealischen Wunsch
gehabt wie ich geliebt seyn mögte, und habe die Erfüllung immer im
Traume des Wahns vergebens gesucht, nun da mir die Welt täglich klärer
wird, find ichs endlich in dir auf eine Weise daß ichs nie verlieren
kann. Lebe tausendmal wohl.
(...) Leb wohl du liebste Aussicht meines Ganzen Lebens. Leb wohl du
einzige in die ich nichts zu legen brauche um alles in dir zu finden.
[841]
_____
(...) Lebe wohl liebes Leben. Wenn du mir nur schreibst daß du gut
geschlafen hast, giebt mir's neue Kräfte auf den ganzen Tag. Gott
erhalte dich. Seit ich in deiner Liebe ein Ruhen und Bleiben habe ist
mir die Welt so klar und so lieb. Unter den Menschen nenne ich deinen
Nahmen still für mich, und lebe auch entfernt von dir nur um deint
willen. Ich habe dir viel artiges zu erzählen. (...)
[842]
_____
(...) Mir graut vor Eisenach wo ich lange von dir nichts hören werde.
Doch wird die erfindungsreiche Liebe auch wohl da ihr Recht behaupten.
Gute Nacht. Ich gebe dir alles in Gedancken zurück um es von dir wieder
zu empfangen.
[843]
_____
April 1782
(...) Wenn man in Liebe und Freundschaft glücklich ist, daß unser Herz
in der weiten Welt nichts zu suchen braucht so hat man mit den Menschen
einen guten Stand, und man kann sich der Wahrheit gemäs mit ihnen
betragen, eben als wenn man nichts politisch von ihnen haben will. (...)
(...) Liebste Lotte daß doch der Mensch so viel für sich thun kan und so
wenig für andre. Daß es doch ein fast nie befriedigter Wunsch ist
Menschen zu nutzen. Das meiste dessen ich persönlich fähig war hab ich
auf den Gipfel des Glücks gebracht, oder sehe vor mir es wird werden.
Für andre arbeit ich mich ab und erlange nichts, für mich mag ich kaum
einen Finger rühren und es wird mir alles auf einem Kissen überreicht.
(...)
[849]
_____
(...) Bewahre mir deine Liebe in der Stille und gieb mir auf einmal was
mir die Entfernung versagt. (...)
[851]
_____
(...) Noch zwölf Lange Tage eh ich dich wiedersehe! Ich muß recht leise
auftreten daß mir der Gedancke an dich nicht zu lebhaft wird, sonst ist
mir's unerträglich. (...)
(...) Gute Nacht Lotte. Leb wohl du liebe Gewissheit, du liebster Traum
meines Lebens. (...)
[852]
_____
(...) Liebste was bin ich dir nicht schuldig. Wenn du mich auch nicht so
vorzüglich liebtest, wenn du mich nur neben andern duldetest, so wär ich
dir doch mein ganzes Daseyn zu widmen verbunden. Denn hätt ich wohl ohne
dich ie meinen Lieblingsirrthümern entsagen mögen. Doch könnt ich auch
wohl die Welt so rein sehn, so glücklich mich drinne betragen, als
seitdem ich nichts mehr drinne zu suchen habe. (...)
(...) Ich schäme mich dir zu wiederhohlen, wie und wie immer ich an dich
dencke. Du bist mir in alle Gegenstände transsubstanziirt, ich seh alles
recht gut und sehe dich doch überall, ich bin weder abwesend noch
zerstreut und doch immer bey dir und immer mit dir beschäftigt. (...)
[854]
_____
(...) O liebe Lotte was sind die meisten Menschen so übel dran! Wie eng
ist ihr Lebenskreis, und wo lauft es hinaus! Wir beyde haben dagegen
Schätze daß wir Könige auskaufen könnten, laß uns im Stillen des
bescheerten geniessen. (...)
(...) Ich habe mich diese Tage her recht bemüht meine Gedancken auf die
Erdschollen zu konzentrieren, und bin nur überzeugter daß ein Mensch der
seine Lebzeit am Spieltisch zugebracht hat, nicht ein Bauer werden kann.
Man muß ganz nah an der Erde gebohren und erzogen seyn um ihr etwas
abzugewinnen. (...)
(...) O du beste! wer kann der Liebe vorschreiben? Dem einfachsten und
dem grilligsten Dinge in der grillenhaften Zusammensetzung die man
Mensch nennt. Dem Kinde das bald mit elendem Spielzeuge zu führen ist,
bald mit allen Schätzen nicht angelockt werden kann. Dem Gestirn dessen
Weeg man bald wie die Bahn der Sonne auf den Punckt auszurechnen im
Stande ist, und das oft schlimmer als Comet und Irrlicht den Beobachter
trügt. (...)
[855]
_____
Mai 1782
(...) Schlafe wohl und mit dem Gefühl ein, daß ich deines ganzen Wesen
eifriger Liebhaber bin, und zugleich dein treuer Freund wie du ihn
wünschen magst. (...)
[864]
_____
(...) Lebe wohl, an dich zu dencken und deiner Liebe gewiss zu seyn
ersetzt mir die Sonne.
[866]
_____
(...) Gute Nacht beste ich sage dir nicht wie du in ieden Meiner
Gedancken verwebt bist, du weisst es. (...)
[869]
_____
(...) Und was ich erlange bring ich zu deinen Füssen. Es ist gewiss
meine Liebste, meine Sinne gehören dir so zu eigen, daß nichts bey mir
ein kann ohne dir Zoll und Akzise zu bezahlen.
Du hast in meinen Augen und meinen Ohren kleine Geister angestellt, die
von allem was ich sehe und höre den Tribut der Verehrung für dich fodern.
(...)
(...) Die Seele aber wird immer tiefer in sich selbst zurückgeführt
iemehr man die Menschen nach ihrer und nicht nach seiner Art behandelt,
man verhält sich zu ihnen wie der Musikus zum Instrument, und ich könnte
es nicht Acht Tage treiben wenn mein Geist nicht in der glückseeligen
Gemeinschaft mit dem deinigen lebte. (...)
(...) Wer dich gefunden hat weis warum er in der Welt ist. (...)
[870]
_____
(...)
Der Nachtigall
Dich hat Amor gewiß o Sängerinn fütternd erzogen
Kindisch reichte der Gott dir mit dem Pfeile die Kost
Damals saugtest du schlürpfend den Gift in die liebliche Kehle
Denn wie Cypriens Sohn trifft Philomele das Herz.
[875]
_____
Juni 1782
(...) Wieviel wohler wäre mir's wenn ich von dem Streit der politischen
Elemente abgesondert, in deiner Nähe meine Liebste, den Wissenschaften
und Künsten wozu ich gebohren bin, meinen Geist zuwenden könnte.
Adieu. Liebe mich denn ich bin dein.
[879]
_____
(...) Es ist mir immer wenn ich an dich dencke als wenn ich dich halben
Weegs zu mir anträfe.
[884]
_____
(...) Adieu Beste. Du Ziel meiner Arbeit und meiner Ruhe.
[888]
_____
Am Himmel ist kein Wölkgen auch nicht in meiner Seele, droben regiert
die Sonne hierunten deine Liebe. (...)
[891]
_____
Juli 1782
Ich werde bald seyn wo mein Herz Tag und Nacht ist.
[908]
_____
(...) Es ist eine unaussprechliche Glückseeligkeit wenn Gesinnungen und
Empfindungen zwischen zwey Wesens wechseln ohn irgend anzustosen,
zurückgehalten oder geschröckt zu werden. Lebe wohl und fühle daß ich
weis was du bist.
[911]
_____
(...) Ich bin vergnügt und wohl, weil ich alle Hände voll zu thun und
ein ganzes Herz voll Liebe zu dir habe. (...)
[912]
_____
(...) Umschwebe mich mit deinen Flügeln lieber Schutzgeist. (...)
Lebe wohl du einzig verlangte.
[928]
_____
Meine liebste meine einzigste wie danck ich dir für alles was du mir
thust. (...)
(...) Jeder Zweifel von dir erregt ein Erdbeben in den innersten Festen
der Tiefe meines Herzens.
[929]
_____
August 1782
(...) Wie die Zeit vergeht, seitdem ich deiner Liebe gewiss bin ists wie
gar keine Zeit.
[935]
_____
(...) Lebe wohl. Erhalte mir die Seele meines Lebens, Treibens und
Schreibens.
[940]
_____
(...) Liebe mich, das ist das einzige und schönste Band meines Lebens.
[949]
_____
(...) Dein liebstes Zettelgen ladet mich so süse ein daß mir das Herz
warm wird, und ein Wohlbefinden sich über mich ganzen ausbreitet. Ich
komme! Adieu bis dahin Allerbeste.
[951]
_____
(...) Was ich dir auch schreibe, will die Feder immer nur sagen: ich
liebe! ich liebe!
Wie verlang ich deine Hand zu sehen! (...)
[954]
_____
(...) Wenn Lavater predigt eins ist noth! So fühl ich auch das
Eine das mir Noth ist, dich meine Geliebte mir fehlen. Wie eine süse
Melodie uns in die Höhe hebt, unsern Sorgen und Schmerzen eine weiche
Wolcke unterbaut, so ist mir dein Wesen und deine Liebe. Ich gehe
überall herum bey allen Freunden und Bekannten als wenn ich dich suchte,
ich finde dich nicht und kehre in die Einsamkeit zurücke. (...)
(...) So habe ich noch nie an dich geschrieben, so noch nie deine
Entfernung gefühlt. Ich sehe dich immer unter den deinigen, bin in euch
transsubstantiirt. Liebe Lotte! hab ich wieder zwanzigmal des
Tages mit leisen Lippen ausgesprochen. (...)
(...) Liebe Lotte komm zurück! Ich weis bald nicht mehr warum ich
aufstehe. (...)
[955]
_____
Aug. d. 28. früh
Guten Morgen meine Geliebte. Ungern trete ich aus einem Jahre meines
Lebens das mir so viel Glück gegeben hat, und das mir durch die
Versicherung deiner Liebe unvergeßlich werden wird. Ich habe für das
nächste wenig Wünsche, nur den sehr eifrig daß du mir bleiben und gleich
bleiben mögest. Warum bist du eben abwesend daß ich den Segen nicht von
deinen Lippen erhalten kann. (...)
[956]
_____
(...) O du beste! was deine Briefe einen Glanz von Liebe und Treue
haben, wie ich mir dein Herz so sachte und schön geöffnet sehe! Wie ich
mich auf den Montag freue! (...)
(...) Ich erwarte dich morgen zu Mittage in meinem Garten wo ich dir ein
Essen bereiten will. Welche Freude dich wieder zu sehen und neues Leben
von deinem daseyn zu nehmen.
Adieu liebste, zärtlichste und zärtlich geliebteste.
[958]
_____
September 1782
(...) Ich bin dir so fest angebunden daß ich mein Leben zerreisen würde,
wenn ich an eine Trennung dächte. Leb wohl Liebste und froh am
fröhlichen Tage.
[962]
_____
(...) Leb wohl. Glaube daß mir nichts am Herzen liegt als deiner Werth
zu seyn.
[964]
_____
Ganz stille habe ich mich nach Hause begeben, um zu lesen, zu kramen und
an dich zu dencken. Ich binn recht zu einem Privatmenschen erschaffen
und begreife nicht wie mich das Schicksal in eine Staatsverwaltung und
eine fürstliche Familie hat einschlicken mögen.
Dir lebe ich meine Lotte, dir sind alle meine Stunden zugezählt, und du
bleibst mir das fühle ich. (...)
(...) Die ersten Tage meiner Entferung von dir sind immer sehr
schmerzhaft ieden Augenblick mögte ich zu dir laufen, und kann meine
Gedancken nirgenhin ableiten. Sehnsuchtsvoll erwarte ich ein Briefgen
von dir, und wie dir es in Rudolstadt gegangen ist.
Wie schön wird es seyn wenn du wieder da bist und nur die Ackerwand uns
trennt du einzige. (...)
[969]
_____
Oktober 1782
Kaum hab ich meine Briefe und Packete erbrochen und durchsucht; so
wendet sich meine Seele schon wieder zu dir, und jetzt empfinde ich
erst das Glück bey dir und dein zu seyn, da ich so weit von dir entfernt
bin und noch eine Ferne von mehreren Tagen uns scheidet. Ich wollte dir
nicht schreiben und finde bey meiner Zurückkunft einige schöne Früchte,
die ich selbst zu essen, für einen Raub halte. Hier sind sie, mögen sie
dir statt meiner recht viel süses vorsagen. Lebe wohl und sey und bleibe
mein Glück. (...)
(...) Von meiner Mutter hab ich einen Brief gefunden der fürtrefflich
ist. So lang ich euch beyde habe kann mir's an nichts fehlen. Lebe
tausendmal wohl, du meine einzige. (...)
[971]
_____
Ich kann meiner L. nur ein kleines Wort schreiben. Wie sehr habe ich
nöthig in deiner Nähe zu seyn! Wenn ich mich auch entschliesen muß von
dir zu gehen, so möcht ich doch gleich wieder zurück. Lebe wohl beste.
(...)
[972]
_____
Endlich ist der liebe Morgen da der sich von so vielen andern dadurch
unterscheidet daß meine Geliebte nur 300 Schritte weit von mir erwacht.
Ich binn und lebe mit und bey dir und werde diesen und alle Tage so
einrichten daß mir von deinem köstlichen Umgange von dem glücklichen
Seyn mit dir so wenig als möglich verlohren geht.
[973]
_____
Es ist mit unserm Umgange, mit unserer Liebe, wie mit den ewigen
Mährchen der berühmten Dinarzade in der Tausend und einen Nacht, Abends
bricht man so ungern ab, und Morgends knüpft man sie mit Ungeduld wieder
an. (...)
[975]
_____
November 1782
Von dem frühsten Morgen an habe ich dich bey mir gehabt und hoffe zu
Mittag auf die Erfüllung dieses wachenden Traumes. Recht sehnlich
erwarte ich dich und bin immer dein. (...)
[995]
_____
Heute sind es sieben Jahre daß ich herkam, mögte ich doch auch mit heute
eine neue Epoche meines Lebens und Wesens anfangen wodurch ich dir immer
gefälliger würde. Tausend Gedancken gehen zu und von dir. O meine
Geliebte die Schicksale der Menschen sind wunderlich.
Hier schick ich dir die Weltkarte die du einige Zeit vermissest, es ist
kein Pläzgen drauf gezeichnet oder drinn enthalten wo ich nicht dein mit
Liebe und Treue gedencken würde. Lebe wohl und sey und bleibe mir was du
bist alles und alles. (...)
[998]
_____
Frühe hab ich, zwar nicht vor Tag doch mit dem Tage meine erste
Wallfahrt gemacht. Unter deinen Fenstern grüst ich dich und ging nach
deinem Steine. Er ist ietzt der einzige lichte Punckt in meinem Garten.
Die schönen Thränen des Himmels rollten an ihm herunter, es soll hofft
ich nichts zu bedeuten haben. (...)
[1007]
_____
Wie anders steh ich heut auf als gestern, die lebendige Gegenwart deiner
süsen Liebe macht mich auch wieder lebendig. (...)
[1010]
_____
Wie befindet sich meine Lotte? mir will heute nichts von statten gehen.
Ich werde spazieren laufen müssen.
Sag mir von dir und von deinem Tage, du liebes Glück, du Ende und Anfang
meiner Zeit. (...)
[1011]
_____
Seit dem frühsten Morgen bin ich bey dir. Mich kann nun Leben und Todt,
Dichtung und Acktenlesen nicht von dir trennen. Der Schnee kommt mir
erwünscht er bringt mir die vorigen Winterzeiten ins Gedächtniß und
manche Scene deiner Freundlichkeit. Lebe wohl du süser Traum meines
Lebens, du Schlaftrunck meiner Leiden. Morgen ist Thee bey mir.
[1013]
_____
(...) Du gehst wohl heute zu Vossens ich will auch hinkommen. Sage mir
ein Wort eh du in die Akademie gehst. Laß mich den Athem deiner Liebe
aus deinem Blättgen ahnden.
Heut fand ich einen alten Vers:
Bin so in Lieb zu ihr versunken
Als hätt ich von ihrem Blut getrunken.
[1014]
_____
(...) Obermarschalls lassen auf heute Abend einladen. Wie machst du es?
Gehn wir zum erstenmale hin und verlegen unsern stillen Thee? Ich will
nur seyn wo du bist denn da ist mein Himmel. (...)
[1019]
_____
Zwar werd ich dich balde sehen, denn vor zehen komm ich, doch wünsch ich
noch ein Wort von dir vorher der ich mit Herz Leib und Seele dein eigen
bin.
[1020]
_____
Sag mir mit einem Worte wie du geschlafen hast und ob dein Kopfweh ganz
vorüber ist. Dein Wohl ist mein Wohl und dein Leiden das meine. Adieu
Liebste, einzige. Ich sehe dich bald.
[1028]
_____
Wie erquickst du mich Beste durch iedes Wort was aus deinem Munde geht,
das mir nothwendiger als Brod ist. (...)
[1029]
_____
Dezember 1782
(...) Leb wohl. Ich bin immer dein und deiner.
[1040]
_____
(...) Du gute, du einziger Ancker meines Wesens, wie freue ich mich dich
wieder zu sehen. (...)
(...) O liebe Lotte wenn ich dich nicht hätte ich ging in die weite
Welt. Adieu. (...)
(...) Ich lebe nur in dir, die übrige Welt will nicht an mir hafften.
Nochmals Adieu ich kann nicht von dir kommen.
[1041]
_____
(...) Adieu meine innig Geliebte zu der ich immer meine Gedancken wende
auf die ich alles beziehe. Wie du mir gegenwärtig alles bist so bist du
es auch in der Abwesenheit. (...)
(...) Es ist gar schön an einem Orte fremd seyn, und doch so nothwendig
eine Heimath zu haben. O liebe Lotte ich bin dir mein Glück zu Hause,
und mein Vergnügen auswärts schuldig, denn die Stille, der Gleichmuth
mit dem ich empfange und gebe ruht auf dem Grund deiner Liebe. Lebe
wohl. Heute hoffe ich auf einen Brief von dir, auf Nachricht daß du dich
wohl befindest. Adieu meine theure meine einzige! Mein Leben und
Talisman.
[1042]
_____
Januar 1783
So kann ich denn endlich den Morgen wieder in deiner Nähe begrüssen. Wie
schön die Sonne ist! recht so freundlich und fröhlich wie mein Geist in
deiner Liebe. Ich kann dir nichts sagen, ich kann dir nicht dancken.
Sehnsuchtsvoll erwart' ich die Stunde die mich wieder zu dir bringt.
Schicke mir mein Angebinde. Lebe tausendmal wohl.
[1043]
_____
Ich bitte meine Geliebte mir die Schlüssel zu schicken, und sag ihr den
freundlichsten guten Morgen. Vor Tische will ich ein wenig spazieren
laufen und dich besuchen und von dir hören was heute werden wird. Lebe
wohl du beste, du Innbegriff meines Glücks.
[1044]
_____
März 1783
Will meine Lotte mir ietzt ein freundlich Wort sagen, und gegen Mittag
mit mir spazieren gehen; so werde ich bis dahin mit Vergnügen Ackten
lesen. Fühlt sie wie mein ganzes Wesen sie sucht und nach ihr verlangt?
Adieu Geliebte! Wie erfreulich war mir noch gestern Abends dein Anblick.
[1070]
_____
(...) O was traurige Tage die uns trennen. Ich lese indess alte Ackten
aus denen ich zwar klüger aber nicht glücklicher werde.
[1073]
_____
April 1783
Der Tag lässt sich zweifelhaft an, erhalte mir ihn schön durch deine
fromme Wünsche. Wie sehr freu ich mich auf heute Abend dich und deine
Liebe wiederzufinden. Lebe wohl du süse Freude meines Lebens, du einzige
Sehnsucht meines ganzen Wesens.
[1080]
_____
Ist dir's noch heute recht; so wollen wir um 4 Uhr nach Ehringsdorf, ihr
kommt in meinem Garten zusammen und wir ziehen hinaus. Mich verlangt
sehr unter dem schönen Himmel deine lieben Augen zu sehen. Lebe wohl du
süse.
[1081]
_____
(...) Wie ich an dich dencke, wie du mir gegenwärtig bist, wie deine
Liebe mich leitet gleich einem bekannten Gestirn, will ich dir nicht
sagen, mag indem ich schreibe meine Sehnsucht nicht vermehren. Der
Himmel klärt sich wieder auf und ich hoffe noch einige gute Tage.
Ich bin fleissig und bekümmre mich um irdische Dinge um der Irdischen
willen. Mein innres Leben ist bey dir, und mein Reich nicht von dieser
Welt. Adieu beste. Schicke mir ein Briefgen wenn's seyn kann. Adieu.
(...)
[1086]
_____
Mai 1783
Die Schröter hat das Salve Regina von Pergolese recht schön gesungen,
meine Gedancken waren indessen bey dir.
Wie die Musick nichts ist ohne menschliche Stimme, so wäre mein Leben
nichts ohne deine Liebe. (...)
[1094]
_____
(...) Die Art womit du mir gestern Abend sagtest du habest mir eine
Geschichte zu erzählen ängstigte mich einen Augenblick. Ich fürchtete es
sey etwas bezüglich auf unsre Liebe, und ich weis nicht warum, seit
einiger Zeit bin ich in Sorgen. Wie wundersam wenn des Menschen ganzes
schweeres Glück an so einem einzigen Faden hängt. Adieu bleibe mir.
[1095]
_____
Guten Morgen liebe Lotte. Fritz hat gut wie immer geschlafen und räumt
nun seine Sachen ein. Du weist doch wie sehr ich dich in ihm liebe und
wie ich mich freue dies Pfand von dir zu haben. (...)
[1102]
_____
(...) Liebe mich, denn das ist der Grund worauf mein ganzes Schicsaal
gestrickt ist. Ich bin dir immer nah und möchte dir ieden guten
Gedancken mittheilen. Lebe wohl, ich kann nicht vom Blatte wegkommen
worauf du deine Augen heften wirst. Adieu noch einmal.
[1104]
_____
Juni 1783
Mein Glück und Wohlseyn besteht in dem deinigen und in deiner Liebe.
(...)
[1107]
_____
Du hast gefühlt wie leid es mir that von dir zu gehn ohne dir noch ein
Herzlich Wort sagen zu können. Wenn du wüsstest was für ein lieber
Anblick du mir warst, ich konnte mich nicht satt an dir sehen. Ich reise
und habe dich ganz in meinem Herzen. (...)
[1110]
_____
(...) Wenn ich doch nur auch etwas von dir hören könnte! Ich kann dir
nicht ausdrücken, welche Neigung, welches Verlangen mich zu dir zieht.
Adieu liebe Lotte ich muß schliesen. Empfange mich wie du mich
verabschiedet hast, und fühle daß mich nichts von dir trennen kann.
(...)
[1111]
_____
(...) Mit Sehnsucht verlang ich wieder bey dir zu seyn, denn ich habe
nichts eignes mehr. Manchmal wünsch ich es mögte anders seyn manchmal
wünsch ich meinen Gedancken eine andre Richtung zu geben. Es ist und
bleibt unmöglich. Lebe wohl. Bleibe mir! Wie sehr verlangt es mir einen
Buchstaben von dir zu sehen!
[1112]
_____
(...) Mein Geist ist immer bey dir und wenn es dich freut iemanden ganz
zu besitzen, so darfst du dich recht freuen. (...)
Lebe wohl du einziges Band meines Lebens.
[1113]
_____
Hier schicke ich einige Erdbeeren zum Frühstück und lebe in der
vergnüglichen Hoffnung dich Mittags bey mir zu sehen. Das Andencken
deiner Liebe ist immer bey mir und meine Neigung zu dir, wie die Furcht
Gottes der Weisheit Anfang. Liebe mich, und schreibe mir deinen ganzen
Vornahmen. Lebe wohl du süse und sage mir daß du wohl bist.
[1117]
_____
Juli 1783
(...) Ich kann dir nichts sagen. Mein ganzes Wesen ruht in dir.
[1121]
_____
(...) Ich bin stille, fleissig und wohne in deiner Liebe.
[1123]
_____
Mit vergeblichen Versuchen meine Gedancken von dir abzuwenden, bringe
ich meinen Morgen zu. Mit Freuden erwarte ich die Stunde die mich zu dir
bringen soll. Danck für dein Zettelgen du herzlich geliebte.
[1124]
_____
Ich wünsche Nachricht wie meine Lotte geschlafen hat und wie sie sich
befindet. Mögtest du doch recht wohl seyn. Nach Tische seh ich dich und
verlasse dich ungern des Abends. Adieu beste. Lebe wohl du mein Glück.
[1125]
_____
August 1783
Danck für deine Liebe und das Frühstück.
Wenn ich diesen Morgen meine Acktenhändel beyseite schaffen kann, so
komme ich sehr gerne zur Waldner. Adieu du Beste du liebes Glück.
[1135]
_____
Ich bin gerne geblieben, und hoffe dich heute zu sehen. Danck für die
Worte deiner Liebe. Ich halte mich still und ruhig, wenn du mir bleibst
hab ich alles. (...)
[1136]
_____
Herzlich bat ich die Muse mich liebliche Worte zu lehren
Heute zur Feyer des Tags doch sie erhörte mich nicht.
Besser lehrt mich das Kochbuch ein essbares Opfer zu bringen,
Wenn es dein Völcklein geniesst, mehr es die Feyer des Tags.
Hier das befohlne und die freywillige Liebe.
[1138]
_____
Ich dancke für das schöne Angebinde durch den lieben Boten. Behalte mir
deines lieben Herzens Gefühle für den Rest meines Lebens. Ich bleibe der
deinige. d. 28. Aug. 83
[1140]
_____
November 1783
In der Stille denck ich an dich und fühle die Nothwendigkeit deiner
Liebe für mich wie in deiner Nähe. (...)
[1165]
_____
(...) Hier schick ich dir einen guten Morgen durch unser liebes Band.
Ich bin und bleibe dein und bitte dich um mein Glück das ich ganz allein
in dir hoffe, denn meine Gedancken sind von der übrigen Welt abgezogen.
(...)
[1169]
_____
Dezember 1783
Was du zu hören und zu sehen nicht müde wirst sollst du auch in dieser
neuen Schrift lesen: dass ich dich liebe, dass ich dein bin, und dass
ich mich auf diesen Abend herzlich freue wenn ich ihn mit dir zubringen
kann. Lebe wohl und liebe. d. 1. Dez. 1783
[kalligraphiert]
[1176]
_____
(...) Lebe wohl und bleibe meine Aussicht und Zuversicht.
[1193]
_____
März 1784
(...) Lebe wohl. Wie sehr lieb ich dich! Wie sehr fühl ichs in
fröhlichen und traurigen Augenblicken. (...) Es geht mir nur so wohl
weil du mich liebst.
[1243]
_____
April 1784
Von meiner Geliebten muß ich ein paar Zeilen haben damit mein Verlangen
nach ihr einigermassen befriedigt werde.
Wenn du um zwölf Uhr frisirt bist komme ich einen Augenblick denn bis
den Abend wird mir's viel zu lange.
Lebe wohl du stündlich Geliebteres. Wenn ich nur mein Wesen vermehren
könnte daß dich immer etwas mehr an mir liebte.
[1246]
_____
Mit immer neuen Banden fesselst du mich an dich Geliebte ich habe es
recht witzig angefangen mich in dich zu kleiden und wollte nun fast ich
hätte es nicht gethan. Es dringt etwas ganz neues durch mein Wesen und
eine angenehme Unruhe zieht mich zu dir. Wenn ich dich doch noch einen
Augenblick sehen könnte. Wahrscheinlich wachst du, gegen sieben komm
ich. Ich muß dich sehn wenigstens deine Stimme hören. Noch nicht Adieu.
[1254]
_____
Mai 1784
Ich bitte dich um ein Wort und ein Zeichen ich kann nie genug von dir
haben. Sag mir daß du wohl bist, daß du mich magst, daß ich dir
willkommen seyn werde. (...)
[1156]
_____
Recht feyerlich liebe Lotte mögt ich dich bitten vermehre nicht durch
dein süses Betragen täglich meine Liebe zu dir. Ach meine Beste warum
muß ich dir das sagen! Du weist doch wohl wie voll Dancks mein Herz für
dich ist.
Seit Deianirens Zeiten ist wohl kein gefährlicher Gewand einem Geliebten
gegeben worden, ich habe es in meine Brieftasche geschlossen, es hätte
mich aufgezehrt. (...)
[1258]
_____
Juni 1784
(...) Seit ich von dir bin hab ich keinen Zweck des Lebens, ich weis
nicht wozu mir ein Tag soll an dem ich dich nicht sehen werde, am
meisten quält es mich wenn ich etwas gutes geniese ohne es mit dir
theilen zu können. (...)
(...) Wie freue ich mich auf einen Brief von dir die ich immer sich
gleich und mir nur immer liebevoller gefunden habe. Wie glücklich machst
du mich! denn ich mag irgend ein Gut sehen, davon hören oder lesen; so
fühle ich daß ich es in dir habe. (...)
[1268]
_____
(...) Die Stunden die dein gehören bring ich alleine zu; so freundlich
mir die Menschen sind kann ich doch nichts mit ihnen verkehren. Ich binn
nun eingewöhnt und verwöhnt dir anzugehören und bin auf diesen Punckt
abgeschnitten, das heist nach Lavaters Terminologie so gut wie
wahnsinnig.
(...) Mein Himmel ist einsamer, du machst den ganzen Kreis desselben
aus.
Du glaubst nicht wie schreibfaul ich bin, an dich allein mag ich
schreiben wie ich allein mit dir reden mag. Wenn ich mit andern selbst
vernünftigen Menschen spreche, wie viel Mittel Töne fehlen die bey dir
alle anschlagen. Alles was die Menschen suchen habe ich in dir. (...)
[1270]
_____
(...) Noch habe ich keine fröhliche Empfindung gehabt seit ich hier bin
und sie wird mir auch erst bey deinem Anblick wieder werden du lieber
Innbegriff meines Schicksals.
Wenn ich mir auch vornehme dich nicht mit meiner monotonen Leidenschaft
zu unterhalten; so fliest es mir widerwillen aus der Feder.
[1272]
_____
(...) Meine Nähe zu dir fühl ich immer, deine Gegenwart verläßt mich
nie. Durch dich habe ich einen Maasstab für alle Frauens ia für alle
Menschen, durch deine Liebe einen Maasstab für alles Schicksal. Nicht
daß sie mir die übrigen Welt verdunckelt, sie macht mir vielmehr die
übrigen Welt recht klar, ich sehe recht deutlich wie die Menschen sind
was sie sinnen, wünschen, treiben und geniesen, ich gönne iedem das
seinige und freue mich heimlich in der Vergleichung, einen so
unzerstörlichen Schatz zu besitzen. (...)
[1273]
_____
(...) Jedermann beruft mich über meine Einsamkeit, sie ist iedermann ein
Rätzel und niemand weis mit welcher köstlichen Unsichtbaren ich mich
unterhalte. (...)
(...) Lebe wohl du beste. Ich lebe für dich und mein beständiger
fortdauernder Wunsch ist dir zu leben dir Freude zu machen, dir zu
nützen, dein zu seyn.
[1274]
_____
(...) Schreibe mir nur recht viel. Ohne dich ist mir eine Lücke in
meinen Tagen die ich noch nicht ausfüllen lerne.
Lebe wohl du lieber Innbegriff aller meiner Freuden und Schmerzen. Lebe
wohl.
[1275]
_____
(...) Ich hatte vor in irgend einen Felsen einhauen zu lassen:
Was ich leugnend gestehe und offenbarend verberge
Ist mir das einzige Wohl, bleibt mir ein reichlicher Schatz
Ich vertrau es dem Felsen damit der Einsame rathe
Was in der Einsamkeit mich was in der Welt mich beglückt.
Eben da ich dieses schreibe kommt dein lieber Brief, und ein Brief von
meiner Mutter den ich dir mitschicke.
Wie dancke ich dir für deine Liebe meine beste und daß du sie so
ausdrücken magst. Wie eifrig hoffe ich auf's wiedersehn. (...)
(...) Nur noch eh ich zu Bette gehe ein Wort für tausend. Es wird mir so
ein unüberwindlich Bedürfniß dich zu sehen daß mir wieder einmal für
meinen Kopf bange wird. Ich weis nicht was aus mir werden soll. Gute
Nacht. Wie sehr fühle ich die Glückseligkeit des Schlafs. (...)
[1276]
_____
(...) Ich dancke dir! oder vielmehr mein Danck ist über allen Ausdruck
für das neue Zeichen deiner Liebe. Ich habe es zu deinen Haaren gethan
und trage es nun bey mir. Wenn ich mir das Glück bey dir zu seyn recht
lebhaft dencke; so wird mir die Ferne ganz und gar unerträglich. Drum
will ich dir lieber sagen daß ich heute zwey Basaltfelsen besucht habe.
Daß gestern die Buona figlioula gespielt worden, daß ich mit viel
Vergnügen mein Favorit Duett La baronessa amabile gehört habe und der
Hoffnung lebe es an deiner Seite zu hören. (...)
[1277]
_____
(...) Ja liebe Lotte ietzt wird es mir erst deutlich wie du meine eigne
Hälfte bist und bleibst. Ich bin kein einzelnes kein selbstständiges
Wesen. Alle meine Schwächen habe ich an dich angelehnt, meine weichen
Seiten durch dich beschützt, meine Lücken durch dich ausgefüllt. Wenn
ich nun entfernt von dir bin so wird mein Zustand höchst seltsam. Auf
einer Seite bin ich gewaffnet und gestählt, auf der andern wie ein rohes
Ey, weil ich da versäumt habe mich zu harnischen wo du mir Schild und
Schirm bist. Wie freue ich mich dir ganz anzugehören. Und dich nächstens
wieder zu sehen.
Alles lieb ich an dir und alles macht mich dich mehr lieben. (...)
[1278]
_____
Juli 1784
(...) Dein Nahme deine Briefe, iede Erinnerung lockt mich zu dir. Ich
habe wenig gesellschaftlichen Sinn und du hast mich noch über dies von
allem abgezogen, und wenn ich mit Frauens bin leb ich immer in
Vergleichung. Jedes kleine Intresse wird verschlungen sobald ich meine
Augen nach dir wende. (...)
(...) Ich erhalte deinen letzten Brief, er macht mich betrübt. Glaubst
du daß meine Sehnsucht nach dir in der Ferne sich verlieren oder
vermindern könnte. Wo ist irgend etwas zu finden, das deiner Liebe
gleicht.
Die Artigkeit, Anmuth, Gefälligkeit der Frauen die ich hier sehe, selbst
ihre anscheinende Neigungen, sie tragen alle die Zeichen der
Vergänglichkeit an der Stirne, nur du bist auf der beweglichen Erde
bleibend und ich bleibe dir. (...)
[1279]
_____
Wie sehn ich mich nach dem Augenblicke dich wieder zu sehn! Freude sind
mir deine Briefe! Jedes Zeichen, iedes Wort deines Liebevollen Herzens.
Man thut mir sehr artig, man gefällt sich sogar mich zu lieben, nur
schade daß ich dieses Glück sehr unvollkommen geniessen kann. Alle
Versuche und Proben laufen dahinaus daß ich nur für dich bin, und daß
wer dich kennt, wer dein gehört hat, keiner andern auch nicht auf eine
Zeitlang angehören kann. (...)
[1280]
_____
August 1784
(...) Ich habe keine Sorge als dich zu verlieren, und wenn ich dencke
daß du mir bleibst, scheint mir alles in der Welt auszuhalten, habe ich
auch Muth zu allem. (...)
[1287]
_____
Oktober 1784
(...) Erst Freytag kommt meine Lotte wieder, sie denckt es sey balde,
und bedenckt wohl nicht daß heute Montag ist. Ich will recht fleissig
seyn und vieles bey Seite schaffen, daß ich mich recht ihrer Gegenwart
erfreuen kann. Freytag Abends sollst du Freunde bey mir finden.
Mir fehlt alles da du mir fehlst. Lebe wohl. Ich habe dir viel zu
erzählen.
[1304]
_____
Es geht ein Bote und ich kann dir einen Morgengrus schicken. Es ist
nicht gut daß du so lange aussenbleibst, ich habe Mutter und Vaterland
um deinetwillen zurückgesetzt und nun muß ich diese Tage allein zu
bringen. Daraus kann nichts guts entstehen. Ohne dich ist mir das Leben
nur eine Träumerey, und wenn ich dich missen sollte müsste ich eine
völlige Umkehrung meines Haushaltes machen. Komm ia bald Geliebte. Und
lebe recht wohl.
[1306]
_____
November 1784
(...) Lebe wohl du liebe Seelenführerinn. Das ist ein Beynahme den ich
von Hemsterhuys gelernt habe.
[1313]
_____
(...) Herder hat mit seine Abhandlung über das griechische Epigramm
geschickt die recht schön ist, und seine Mythologische Fabeln die ich
mit dir lesen will und soll. Lebe wohl und wenn Eine Bitte bey dir statt
findet so wecke den Amor nicht wenn der unruhige Knabe ein Küssen
[Kissen] gefunden hat und schlummert. Lebe wohl. Der deine.
[1319]
_____
Du verachtest den Armen, er lehne sich überall nieder,
Schöne Königinn, wohl lieg ich bald hier und bald dort;
Aber fändest du ihn erwachend einst in dem Arme:
Du beriefst ihn mit Recht: Lehnt er doch überall an.
[1320]
_____
(...) Diesen Abend sind wir wohl zusammen. Wenn ich mich nicht schämte brächt
ich meine Ackten zu dir und brächte den ganzen Tag bey dir zu.
[1323]
_____
Dezember 1784
(...) Eben wollte ich dir noch Glück auf den Weeg wünschen und dich um
ein Abschieds Wort bitten. Lebe wohl du liebste und behalte mich im
Herzen. Du bist mir unentbehrlich und iede leichte Wolcke macht schon
Finsterniß auf meinem Erdboden.
[1336]
_____
Januar 1785
(...) Jeder sucht seinen Himmel ausserwärts, wie glücklich bin ich daß
ich meinen so nah habe.
[1345]
_____
Wie freut mich einzig deine Liebe. Gegen zwölfe hohle ich dich ab und
wir wollen spazieren gehn. Ich freue mich des schönsten Tages nur wenn
ich ihn mit dir zubringen kann.
[1348]
_____
März 1785
(...) Lebe wohl. Geliebteste, unentbehrliche. Mich freut nichts als was
ich mit dir theilen kann.
[1370]
_____
Ich habe nur zwey Götter dich und den Schlaf. Ihr heilet alles an mir
was zu heilen ist und seyd die wechselweisen Mittel gegen die bösen
Geister. (...)
[1374]
_____
April 1785
Ich befinde mich wohl mein lieber Schutzgeist und freue mich deines
Wohlseyns. Wir wollen immer zusammen bleiben meine Liebe. Darüber sey
ohne Sorge. Gegen Abend komm ich zu dir und wir schwäzen uns recht aus.
[1402]
_____
Mai 1785
Lebe wohl meine beste, wie angenehm war mirs gestern dein Angesicht noch
einmal zu sehen behalte mich in einem feinen Angedencken, du süse
Geliebte. Das Wetter scheint gut zu werden. Begleite mich mit deinen
Gedancken.
[1413]
_____
Juni 1785
Nur wer die Sehnsucht kennt
Weiß was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude
Seh ich an's Firmament
Nach jener Seite.
Ach! der mich liebt und kennt
Ist in der Weite.
Es schwindet mir, es brennt
Mein Eingeweide.
Nur wer die Sehnsucht kennt
Weiß was ich leide!
[1429]
_____
(...) Diese Tage sind fast ganz für mich verlohren. Ausser daß ich
Hamlet viel studiert habe. Heut ist das schönste Wetter von der Welt.
Ich erlaube mir kein Murren. Wird die Sonne doch schön leuchten wenn wir
im Grabe liegen, warum sollt es uns verdriesen daß sie ihre Schuldigkeit
thut, wenn wir Stube und Bette hüten müssen. (...)
(...) Das ist all mein neues. Lebe wohl du liebes a und o du Innbegriff
meiner Freuden und Schmerzen, da ich dich nicht habe was kann ich
besitzen, da du mein bist was kann mir fehlen.
[1430]
_____
August 1785
(...) Ich habe dich innig und einzig lieb. Nirgends finde ich eine
Übereinstimmung wie mit dir. Lebe wohl.
[1432]
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Endlich hier sechs Stunden von Carlsbad, wieder auf dem Weege zu dir
meine Geliebte, meine Freundinn, einzige Sicherheit meines Lebens. Was
ist alles andre, was iedes andre menschliche Geschöpf. Je mehr ich ihrer
kennen lerne, ie mehr seh ich daß mir in der Welt nichts mehr zu suchen
übrig bleibt, daß ich in dir alles gefunden habe. (...)
[1433]
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September 1785
(...) Liebe mich du bestes aller weiblichen Wesen das ich ie kennen
gelernt behalte mich recht, recht einzig lieb und glaube daß ich dein
bin und dein bleiben will und muß. Der Gedancke den Winter mit dir zu
seyn kann alle trübe Tage heiter machen, und vielleicht wird es möglich
dich in Kochberg zu besuchen. (...)
[1440]
_____
Wüsstest du liebste Seele wie sehr du mir fehlst du würdest wenig Ruhe
in deiner Einsamkeit haben, du würdest iede Stunde wünschen zu mir
herüber zu fliegen und ein Leben mit mir zu theilen das mir ohne dich
ganz und gar abgeschmackt und unerträglich wird. Deine Entfernung ist
mir ein rechter Probstein meiner Selbst. Ich sehe wie wenig ich für mich
bestehe und wie nothwendig mir dein Daseyn bleibt daß aus dem meinigen
ein Ganzes werde. (...)
[1441]
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Oktober 1785
(...) Lebe wohl. Behalte mich recht in einem warmen Herzen denn ich will
und kann von Glück und Zufriedenheit ausser dir nicht wissen.
[1449]
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November 1785
Ich muß dir noch meine L. eine gute Nacht sagen und dich versichern daß
ich dich recht herzlich liebe. Wie schweer ward es mir dich zu
verlassen, du gutes, treues, einziges Herz. Ich bin bey dir und liebe
dich über alle Worte.
[1463]
______
(...) Du liebstes bestes einziges Wesen nimm mein ganzes Herz in diesem
Morgengruse.
[1464]
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(...) Lebe wohl meine Beste, ich hoffe daß meine verlängerte Abwesenheit
auch dir zur Freude gereichen werde, denn es wird mich aufmuntern mehr
Menschen zu sehen. Adieu mein süses bestes Herz, du fühlst doch wie lieb
ich dich habe, wie dein ich bin und wie ich mich durch alles hin nach
dir sehne.
[1466]
_____
(...) Du gute, liebe, einzige! Mein Herz hängt mit der innigsten
Leidenschaft an dir. Ich bin dir ganz verwandt und verbunden. (...)
[1468]
_____
Dezember 1785
Ich muß dir noch einen guten Morgen geben und dir für deine Zärtlichkeit
und treue Liebe dancken. Leb wohl du süse mein Herz bleibt bey dir.
[1483]
_____
Januar 1786
Guten Morgen Geliebte. Ich bleibe zu Hause und richte mich ein. Gebe uns
der Himmel ein gutes Jahr. Ich liebe dich herzlich, bleibe mir wenn auch
ietzt getrennter als sonst, das mir offt fast zu schweer wird. Lebe
wohl, ich bin dein.
[1501]
_____
Meiner lieben schicke ich hier Zuckerwerck und Blumen damit sie ein Bild
habe wie süs und schön meine Liebe zu ihr sey.
[1510]
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(...) Lebe wohl. Liebe mich ich bin ganz und gar dein, du musst mir eben
alles ersezen, ich halte mich an dich. (...)
[1522]
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März 1786
(...) Was mir heute der Geist zurufen wird weis ich nicht mein Herz
spricht aber immer von der Liebe zu dir.
[1550]
_____
(...) Liebe mich wie du mir im innersten Herzen ewig werth und lieb
bist.
[1555]
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April 1786
Ich bin immer im stillen bey dir und habe nie sehnlicher gewünscht mit
dir unter Einem Dache zu seyn als ietzt. (...)
[1563]
_____
So nahe bey dir Geliebte und die letzten Tage nicht einmal mit dir. Gar
groses Verlangen habe ich darnach. Warum kannst du nicht bey mir sitzen
indem ich arbeite.
[1569]
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Mai 1786
(...) Liebe mich und lebe wohl. Ich habe dich herzlich lieb du einziges
Wesen dessen Zärtlichkeit kein qui pro quo zulässt. Adieu.
[1573]
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Juni 1786
(...) Liebe mich denn es steht geschrieben
Woher sind wir gebohren
Aus Lieb.
Wie wären wir verlohren
Ohn Lieb.
Was hilft uns überwinden?
Die Lieb.
Kann man auch Liebe finden?
Durch Lieb.
Was lässt nicht lange weinen?
Die Lieb.
Was soll uns steets vereinen
Die Lieb.
[1584]
_____
Thue meine Liebe was und wie dir's recht ist und es soll mir auch so
seyn. Behalte mich nur lieb und lass uns ein Gut, das wir nie
wiederfinden werden, wenigstens bewahren, wenn auch Augenblicke sind wo
wir dessen nicht geniessen können. (...)
[1588]
_____
(...)
Es ist das auch gut und wenigstens ein vortheilhaftes Interim. Das
übrige wird sich finden. Liebe mich ich krame meine alte Papiere durch
sondre und sehe was zu thun ist.
Des Menschen Wesen ist mühselig
doch überwiegt das Leben alles
wenn die Liebe in der Schaale liegt.
Adieu. Ich sehe dich.
[1589]
_____
Juli 1786
(...) Nun lebe wohl du Geliebteste einzige, der sich meine ganze Seele
enthüllen und hingeben mag; ich freue mich deiner Liebe und rechne
darauf, für alle künftige Zeiten. Ich bringe dir ein Geschenk in's
Carlsbad mit das dich freuen wird, ich war recht glücklich es zu finden.
Lebe wohl. (...)
[1592]
_____
(...) So wie ich dein bin, ists die alleinige Freude iemanden
anzugehören; wenn ein Verhältniß nicht aufgehoben werden kann. (...)
[1593]
_____
August 1786
(...) Heute früh lies ich beym Einfahren in die Grube deinen Ring vom
Finger, es fehlte mir immer etwas, so ist mir's auch da mir deine
Gesellschaft fehlt und ich dir immer etwas zu sagen habe. (...)
(...) Nun lebe wohl und liebe mich, eh ich von Carlsbad gehe schreib ich
dir, ich bin dir herzlich nah. Du solltest immer mit mir seyn wir
wollten gut leben.
[1596]
_____
(...) Und dann werde ich in der freyen Welt mit dir leben, und in
glücklicher Einsamkeit, ohne Nahmen und Stand, der Erde näher kommen aus
der wir genommen sind. (...)
[1598]
_____
(...) Wann werd ich nun wieder von dir hören. Ich bin mit ganzem Gemüthe
dein und freue mich des Lebens nur in dir. Von hieraus schreib ich dir
noch einmal. (...)
[1600]
_____
September 1786
Nun noch ein Lebewohl von Carlsbad aus, die Waldner soll dir dieses
mitbringen; von allem was sie erzählen kann sag ich nichts; das
wiederhohl ich dir aber daß ich dich herzlich liebe, daß unsre letzte
Fahrt nach Schneeberg mich recht glücklich gemacht hat und daß deine
Versichrung: daß dir wieder Freude zu meiner Liebe aufgeht, mir ganz
allein Freude ins Leben bringen kann. Ich habe bisher im Stillen gar
mancherley getragen, und nichts so sehnlich gewünscht als daß unser
Verhältniß sich herstellen möge, daß keine Gewalt ihm was anhaben
könnte. Sonst mag ich nicht in deiner Nähe wohnen und ich will lieber in
der Einsamkeit der Welt bleiben, in die ich ietzt hinaus gehe. Wenn
meine Rechnung nicht trügt, kannst du Ende September ein Röllgen
Zeichnungen von mir haben, die du aber niemanden auf der Welt zeigen
mußt. Du sollst alsdann erfahren wohin du mir schreiben kannst. Lebe
wohl! Gieb Fritzen inliegendes. Grüse Ernsten, Steinen, die Schwester
und laß niemand mercken daß ich länger aussenbleibe. Liebe mich, und
sage mirs damit ich mich des Lebens freuen könne. (...)
[1601]
_____
Morgen Sonntags d. 3ten September geh ich von hier ab, niemand weiß es
noch, niemand vermuthet meine Abreise so nah.
(...) Nachts eilfe
Endlich, endlich bin ich fertig und doch nicht fertig denn eigentlich
hätte ich noch acht Tage hier zu thun, aber ich will fort und sage auch
dir noch einmal Adieu! Lebe wohl du süses Herz! ich bin dein. d. 2.
Sept. 86
[1602]
_____
September 1786 (Italien)
Wie gewöhnlich meine liebe wenn das Ave Maria della Sera gebetet wird,
wend ich meine Gedancken zu dir; ob ich mich gleich nicht so ausdrücken
darf, denn sie sind den ganzen Tag bey dir. Ach daß wir doch recht
wüßten was wir an einander haben wenn wir beysammen sind. (...)
[1606]
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Oktober 1786 (Italien)
(...) Wie verwöhnt ich bin fühl ich erst jetzt. Zehn Jahre mit dir zu
leben von dir geliebt zu seyn und nun in einer fremden Welt. Ich sagte
mir's voraus und nur die höchste Nothwendigkeit konnte mich zwingen den
Entschluß zu faßen. Laß uns keinen andern Gedancken haben als unser
Leben miteinander zu endigen. (...)
[1609]
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Dezember 1786 (Italien)
(...) Ich sage dir nicht wie dein Blätgen mein Herz zerrißen hat. Lebe
wohl, du einziges Wesen und verhärte dein Herz nicht gegen mich.
[1615]
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Könnt ich doch meine Geliebteste, jedes gute, wahre, süße Wort der Liebe
und Freundschaft auf dieses Blat faßen, dir sagen und versichern daß ich
dir nah, ganz nah bin und daß ich mich nur um deinetwillen des Daseyn
freue.
Dein Zettelchen hat mich geschmerzt aber am meisten dadrum daß ich dir
Schmerzen verursacht habe. Du willst mir schweigen? du willst die
Zeugniße deiner Liebe zurücknehmen? Das kannst du nicht ohne viel zu
leiden, und ich bin schuld daran. Doch vielleicht ist ein Brief von dir
unterwegs der mich aufrichtet und tröstet, vielleicht ist mein Tagebuch
angekommen und hat dich zur guten Stunde erfreut. Ich fahre fort dir zu
schreiben dir das merckwürdigste zu melden und dich meiner Liebe zu
versichern. Wenn du diesen Brief erhältst bin ich wahrscheinlich in
Neapel, wenn du mir schreiben magst; so laß deine Briefe ja immer
abgehen, denn ich komme bald zurück und werde mich freuen ein Wort von
dir wieder zu finden.
[1617]
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Januar 1787 (Italien)
(...) Dein Brief vom 1. Jan. ist mir gekommen und hat mir Freude und
Schmerzen gebracht. Dazu kann ich nichts weiter sagen als: ich habe nur
Eine Existenz, diese hab ich diesmal ganz gespielt und
spiele sie noch. Komm ich leidlich und geistlich davon, überwältigt
meine Natur, mein Geist, mein Glück, diese Krise, so ersetz ich dir
tausenfältig was zu ersetzen ist. - Komm ich um, so komm ich um, ich war
ohne dies zu nichts mehr nütze. (...)
[1623]
_____
Februar 1787 (Italien)
(...) Nun kann ich auch fröhlicher an das Werck gehn, denn ich habe
einen Brief von dir in welchem du mir sagst, daß du mich liebst, daß du
dich meiner Briefe und Nachrichten freust. Könnt ich dir nur recht viel
geben. Meine Selbstgespräche bey den besten Gegenständen sind an dich
gerichtet, wenn sie nur gleich auf dem Blatte stünden. (...)
(...) Den Gedancken diese Gegend mit dir zu genießen, kann ich nicht
aufgeben und darf ihn nicht scharf dencken. Ich sehe schon die Sachen
nur mit dem Wunsche sie dir zu zeigen. Das Wetter ist ganz herrlich die
Tage nehmen mercklich zu, die Lorbeern, Buxbäume blühen schon, heute sah
ich den ersten Mandelbaum in Blüte. Die Maaslieben hören gar nicht auf
hervorzukommen, heute fand ich Crokus und Adonis. (...)
[1625]
_____
(...) Lebe wohl gedencke mein. Ich bleibe dir und mag mich nirgends
anbauen.
(...) Deine Briefe werden alle gleich verbrannt, wie wohl ungern. Doch
dein Wille geschehe.
[1627]
_____
(...) An dir häng ich mit allen Fasern meines Wesens. Es ist entsetzlich
was mich oft Erinnerungen zerreisen. Ach liebe Lotte du weist nicht
welche Gewalt ich mir angethan habe und anthue und daß der Gedancke dich
nicht zu besitzen mich doch im Grunde, ich mags nehmen und stellen und
legen wie ich will aufreibt und aufzehrt. Ich mag meiner Liebe zu dir
Formen geben welche ich will, immer immer - Verzeih mir daß ich dir
wieder einmal sage was so lange stockt und verstummt. Wenn ich dir meine
Gesinnungen meine Gedancken der Tage, der einsamsten Stunden sagen
könnte. Leb wohl. Ich bin heute konfus und fast schwach. Leb wohl Liebe
mich, ich gehe nun weiter und du hörst bald von mir und sollst durch
mich noch ein Stück Welt weiter kennen lernen.
[1629]
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April 1787 (Italien)
(...) Leb wohl Geliebteste mein Herz ist bey dir und jetzt da die weite
Ferne, die Abwesenheit alles gleichsam weggeläutert hat was die letzte
Zeit über zwischen uns stockte so brennt und leuchtet die schöne Flamme
der Liebe der Treue, des Andenckens wieder fröhlich in meinem Herzen.
(...)
[1631]
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Mai 1787 (Italien)
(...) Alles was mir ein Zeugniß deiner Liebe giebt, ist mir unendlich
werth, auch sind es mir jetzt, da du wieder gefaßt bist, deine traurigen
Zettelchen. Möge ich dir künftig nur Freude bringen. Du hast mir goldne
Sachen über mich selbst und über meine nächsten Verhältniße gesagt, ich
horche ganz still auf das Lispeln meines Schutzgeistes, du wirst sehen
es geht nun gut und ich sehe dich glücklich und fröhlich wieder. (...)
[1634]
_____
(...) Übrigens habe ich glückliche Menschen kennen lernen, die es nur
sind weil sie ganz sind, auch der Geringste wenn er ganz ist kann
glücklich und in seiner Art vollkommen seyn, das will und muß ich nun
auch erlangen, und ich kanns, wenigstens weiß ich wo es liegt und wie es
steht, ich habe mich auf dieser Reise unsäglich kennen lernen. Ich bin
mir selbst wiedergegeben und nur umsomehr dein. Wie das Leben der
letzten Jahre wollt ich mir eher den Todt gewünscht haben und selbst in
der Entfernung bin ich dir mehr als ich dir damals war. (...)
[1635]
_____
Aus: Goethes Briefe an
Charlotte von Stein
Herausgegeben von Jonas Fränkel
Kritische Gesamtausgabe
Band 1: 1776-1781
Band 2: 1782-1786
Band 3: 1786-1789
Mit dem Briefwechsel aus den Jahren 1794-1826
Verlegt bei Eugen Diederichs Jena 1908
Anmerkung: Die Zahlen in den eckigen Klammern
unter den Texten beziehen sich auf die Brief-Nummern