Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ra

VII. (7)

Du, deren Wangenglanz
Erfrischt das Tulpenbeet des Lebens,
Komm'! ohne dein Gesicht
Verwelkt der Frühlingsglanz des Lebens.

Den grauen Schlund des Nichts
Wird jeder Glückliche verhöhnen,
Der deines Mundes Punkt
Erkohr zum Mittelpunkt des Lebens.

Recht ist's, wenn Thränen mir
Wie Regen von den Augen fließen,
Denn wie der Blitz verschwand
Im Gram um dich die Zeit des Lebens.

Selbst lebenslos bin ich
Lebendig, dies soll dich nicht wundern,
Wer zählt den Trennungstag
Wohl zu den Tagen seines Lebens.

Von allen Seiten droht
Im Hinterhalt' ein Heer Gefahren,
Verhängten Zaumes sprengt
Davon der Reiter unsers Lebens.

Wie lang' noch Morgenwein!
Wie lang' noch süßer Schlaf am Morgen!
Erwach! erwach! vorbei
Ist längstens schon die freye Wahl des Lebens.

Sie gieng bei mir vorbei,
Doch ohne auf mich her zu sehen,
O! armes Herz, das nichts
Genoß im Uebergang des Lebens.

In diesem Augenblick
Wo du des Glückes Antlitz schauest,
Bereite dir dein Loos,
Verborgen ist das Loos des Lebens.

Hafis, o sprich ein Wort,
Denn auf der Erde weiter Fläche
Bleibt deiner Feder Bild,
Ein Denkmal deines Lebens.


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