Aus: Der Buchstabe Ra
X. (10)
Sag' mir zeigend die Wang':
Greife aus dem Gemüthe das Herz, 1
Zu dem Schmetterling sag':
Wirf dich statt in die Gluth in's Gemüth.
Meinem trockenen Mund
Sey ein Tropfe von Wasser gegönnt,
Zum erschlagenen Mann
Komm' und heb' ihn auf von dem Staub.
Flieh den Bettelnden nicht,
Weil er Silber und Gold nicht besitzt;
Silber weinet sein Aug'
Seine Wangen sind gelb wie das Gold.
Schlag' die Laute und sing';
Zag' nicht wenn es an Aloe fehlt,
Lieb' ist Gluth, und das Herz
Das Gewürz und das Rauchfaß der Leib.
Singe, wirf das Gewand
Weg und lärme mit Jubel und Tanz,
Oder flieh' in ein Eck,
Mit der Kutte den Kopf eingehüllt.
Zieh das Ordenskleid aus,
Deinen Rebensaft zieh' dafür ein,
All dein Silber verspiel',
Silberbusen erkauf' für das Gold.
Günstig sey dir der Freund,
Beiden Welten verfeinde dich dann,
Günstig sey dir das Glück,
Heere mögen dann wider dich ziehn.
Fliehe nicht so geschwind,
Einen Augenblick weile mit mir,
An dem Ufer des Bachs
Nimm den Becher mit mir in die Hand.
Wärst du wirklich entflohn.
O dann wäre von flammender Gluth
Meines Herzens und Aug's
Naß die Brust, und vertrocknet der Mund.
Bring' Gesellschaft Hafis!
Muthig sage zum Prediger dann:
Die Versammlung schau' an
Hurtig steig' von der Kanzel herab.
1 Sobald du mir dein Antlitz
zeigest ist es eben so viel als wenn du mir den Befehl
ertheiltest auf meine Seele Verzicht zu thun. Dein
Gesicht ist das Licht und mein Gemüth der Schmetterling.
Was bedarfst du schönes Licht wohl eines andern
Schmetterlings als meinen. Sage den Andern die dich
umflattern, daß sie sich in meine Liebesgluth stürzen
sollen, die sie verzehren wird, wie ich mich an der
Deinigen verzehre.
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