Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Kaf

I. (1)

Sicherer Ort, lauterer Wein, treuer Gesell,
Sind diese drey dir stets bescher't, o gutes Schicksal!
Wissen der Welt, Thaten der Welt, Alles ist Nichts,
Ich habe tausendmal dies Wort als wahr bewähret.

Suche dir schnell sicheren Ort, nütze die Zeit,
Denn Räuber liegen in des Lebens Hinterhalte.
Leider und Ach! Daß ich bis jetzt nimmer gewußt,
Daß mein Geleitsmann auch des Glückes Geleit' gewesen.

Ueber das Glas, und den Rubin, Buße zu thun,
Ist eine Fantasie, die der Verstand nicht gut heißt.
Grübchen des Kinns! Was du an Reiz heimlich verbirgst,
Wird nie ergründen hunderttausendfache Weisheit.

Wo ist ein Herz, daß es mich führ' Pfade des Heils,
Auf keinem Wege konnt' ich zu dem Freund gelangen.
Mitte des Leib's! fein wie ein Haar! nimmer umschließ'
Ich dich, doch froh ist mein Gemüth des feinen Bildes.

Ob des Rubins, den ich geweint, wundert Euch nicht,
Ein flammender Pyrop ist meines Auges Siegel. 1
Lächelnden Munds sprach sie, ich bin Euere Magd,
Hafis! sieh', wie sie dich als einen Narren gängelt.

1 Die Siegel der Morgenländer sind wie bekannt in schöne Karniole gegraben, die ihnen zugleich als Ringe dienen. Der Ring des Auges ist dem Dichter ein Siegel, und zwar ein Siegel aus einem Flammengestein der Rubinen oder der Funken aussprühet.


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